Donnerstag, 21. Dezember 2023
Joy to the world!?
Dienstag, 12. Dezember 2023
Ein Moment im Advent
Nun ist schon die erste Hälfte der Adventszeit vorüber und ich versuche weiter weniger Worte zu machen. Trotzdem will ich wenigstens einen kleinen Adventsgruß an euch schicken. In diesen besonderen vier Wochen, die sich leider oft so anfühlen, wie die volle Lebenszeit mit kleinen Kindern, in der man den gutgemeinten Rat hört: "Genieß die Zeit! Sie geht so schnell vorbei!" Und man kann nur völlig übermüdet, mit breiverschmiertem Oberteil rätseln, was genau man an dieser Zeit so ganz besonders genießen soll. Bis dann diese kleinen Momente auftauchen. Die weiche, warme Hand, die sich um deinen Finger schließt. Dieser wunderbare Geruch des Baby-Nackens, wenn es endlich friedlich schlafend neben dir liegt. Das Glück wenn allein dein Erscheinen die Tränen auf einen Schlag versiegen lassen (das dreht sich in der Pubertätszeit leider völlig ins Gegenteil;-)). Ich muß immer wieder daran denken, was die Autorin Glennon Doyle zum Thema Carpe diem (den Tag nutzen) so wunderbar geschrieben hat:
Es sind meistens nicht die ganzen Tage die einfach nur gut sind und die wir genießen können - es sind die kleinen Momente, die Augenblicke, in denen wir mitten im täglichen Chaos innehalten und plötzlich etwas wirklich, richtig sehen. Vielleicht etwas was eigentlich schon den ganzen Tag da war. Aber jetzt SEHEN wir es.
Diese Augenblicke liebe ich in der Adventszeit - zwischen dem tägliche Chaos, dem Geschrei und den halbherzigen Versöhnungsversuchen: Die kleinen Momente, in denen ich etwas wirklich richtig sehe! Wenn ich morgens im Halbdunkel die Kerzen am Adventskranz anzünde. Wenn ich den Rolladen hochziehe und der erste Schnee gefallen ist. Wenn ich nach draußen gehe und der Schal mir um die Ohren weht und ich die geschmückten Fenster der Nachbarhäuser bewundern kann. Oder wenn ich die alten Texte lesen und die vertrauten Lieder höre und mich für einen Moment daran wärmen kann. Macht hoch die Tür. Tannenduft und Winterpunsch. Kindheitserinnerungen Raum geben. Und der Liebe! Der beste Moment in diesen Tagen ist der, wenn ich mich am frühen Abend kurz in unser Schlafzimmer schleiche. Ich zünde eine Kerze an und bin einfach da. Ich tue nichts. Was mir in den ersten Minuten wirklich sehr, sehr schwerfällt. Meine Gedanken gehen in tausend Richtungen. Und tausend Mal fange ich sie wieder ein. Und wenn es langsam ruhiger in mir drin wird, stelle mir vor, dass ich ein wenig mit Gott warte. Dieser himmlische Vater, der allein mit seinem Erscheinen, alle Tränen versiegen lassen kann. Der auf uns wartet. Immer. Voller Liebe. In jedem Moment unseres Tages. Auch in diesem. In dem ich das hier eintippe. In dem du das hier liest. Die Liebe umfängt uns. Sie greift nach uns, wenn wir ihr nur einen kleinen Finger hinhalten. Wir dürfen immer wieder dahin zurückkehren. Herz nach Hause bringen. Tausend und Ein Mal am Tag. Was ist das für ein Glück! Und es hält nicht nur vier Wochen an. Immanuel. Gott mit uns. Ein ganzes Leben lang.
In diesem Sinne wünsche ich euch gesegnete Momente in der Advents- und Weihnachtszeit!
Und falls ihr gerne ruhige Momente mit einem Buch von mir verschenken möchtet (oder euch selbst damit beschenken wollt): wenn ihr bis Ende dieser Woche, innerhalb Deutschlands, bei mir bestellt, ist es garantiert bis Weihnachten bei euch. Und das Licht beim Lesen gibt's im Doppelpack gratis dazu (entweder gleich die gewünschte Aufschrift angeben, oder ich suche eine für euch aus ). Einfach eine mail an chris.f@freenet.de
Dienstag, 21. November 2023
Worte fasten
Eben komme ich von einem kleinen Spaziergang zurück. Ich merke immer wieder, wie gut mir das tut: kurz nach draußen gehen, wenn es gerade mal nicht regnet. Was im November gar nicht so einfach ist! Da heißt es spontan sein. Es regnet nicht? Alles liegenlassen und rausgehen. Gedanken ausführen. Manchmal ist nämlich in meiner Oberstube ein Gedränge, das schlimmer ist, als auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt! Dann muss ich dringend ein bisschen Luft zwischen die ganzen Worte lassen. Und jetzt, wo ich wieder hier am Schreibtisch sitze merke ich, dass es genau das ist was ich in den nächsten Wochen tun will. Weniger Worte machen. In die Adventszeit, die schon um die Ecke liegt, nicht mit vollen Händen stolpern. Ich will, nach einem ziemlich vollen Jahr und vielen wunderbaren Begegnungen, wieder das Stillwerden lernen. Auch hier. Ich will versuchen bis Jahresende nur wenig zu schreiben. Ein bisschen Platz freiräumen. Herberge sein. Falls Jesus Raum braucht. Mal schauen ob es mir gelingt.
Herr, mach mich still.
Und rede du.
Amen.
Mittwoch, 15. November 2023
Ein schwieriger Besucher
Gestern hat es bei uns so richtig gekracht. Es ist die Pubertät, die mit matschigen Stiefeln und jeder Menge sperrigen Gepäckstücken und einem Schlafsack im Hausflur stand und mit einem gewaltigen Rums die Türe zugeschlagen hat. Ich fürchte sie wird sich nun häuslich bei uns einrichten. Für die nächsten Jahre. Oh weh. Ich fühle mich überhaupt nicht gut vorbereitet auf diesen schwierigen Besucher! Abends krame ich hektisch nach dem Buch, das ich mir vor einiger Zeit bestellt habe, das aber neben spannenden Romanen immer den kürzeren gezogen hat.
Wenn jeder seinen Job macht, dann gibt es in der Pubertät aufsässige Teenager, die für mehr Freiheit und Eigenständigkeit kämpfen als ihnen gut tut, und Eltern, die zu vielem Nein sagen müsssen, ein paar vernünftige Regeln aufstellen und Konflikte nicht vermeiden sollten.
Lasst uns nicht versuchen Konflikte zu vermeiden, sondern wann immer möglich konstruktive Auseinandersetzungen zu haben. Das Kennzeichen für einen konstruktiven Konflikt ist, dass jede Seite versuche die Perspektive des anderen zu verstehen.
Mittwoch, 8. November 2023
Kleine Zeichen
Und draußen der Herbst! Der tagsüber das Wetter so launenhaft wechselt wie eine Diva ihr Outfit. Gestern bin ich bei strahlendem Wetter losgelaufen, dann fielen dicke Tropfen aus einer herrlich dunklen Wolke, die dann vom Wind wieder davongejagt wurde. Und dann: das schönste Zeichen am Himmel! Ich glaube so viele Regenbögen wie in diesem Jahr habe ich lange nicht gesehen. Vielleicht brauchen wir es gerade ganz besonders. Diese Erinnerungszeichen. An Gottes Treue. Dass es nicht aufhören wird. Mit Saat und Ernte. Sommer und Winter. Tag und Nacht. Und gesegnetem Alltag. Mittendrin. In allen Stürmen dieser Welt. Kleine Liebeszeichen am Wegrand. Auch unter dunklen Wolken. Immer wieder denke ich an diese Worte von Helmut Thielicke:
Der ruhende Pol, inmitten aller verwirrenden Unruhen ist die Treue Gottes.
Und wer am Wochenende gerne auf eine gemütliche Musiklesung in Esslingen vorbeischauen möchte, Freitag zum Thema "Heimat suchen und HImmel finden" und Samstag "Slow living - aus der Ruhe leben", ist herzlich eingeladen (man kann sich hier noch anmelden).
Montag, 30. Oktober 2023
I stand with Israel.
Ich spüre es an meinem klopfenden Herzen, wenn ich an aufgepeitschten Pro-Palästinensischen Demos voreilaufe und wie ich versuche meinen Israelbutton an meiner Jacke zu verstecken.
Ich sehe es an Hass und Hetze im Internet, an gefälschten Bildern und Fake-News, höre es an der offenen Judenfeindlichkeit vieler arabischstämmiger Jugendlicher und an den unsäglichen Aussagen einer schwedischen Klimaaktivistin.Dienstag, 24. Oktober 2023
Meine innere Mitte finden.
Ich drücke wieder die Schulbank. In unserer Jesusfreaks-Gemeinschaft haben wir seit einigen Monaten einen kleinen Jüngerschaftkurs. Ein wunderbarer Mensch hat angeboten nicht nur mal kurz zum Predigen vorbeizuschauen, sondern uns eine Wegstrecke zu begleiten. Und weil wir ein bisschen Orientierung gebrauchen können und wir gerne in die Richtung gehen würden in der dieser Jesusjünger unterwegs ist, haben wir uns an seine Fersen geheftet. Wir lernen also miteinander. Bekommen bei den monatlichen Treffen ein Handout mit einer Bibelstelle, mit der wir uns bis zum nächsten Treffen täglich beschäftigen sollen. Zuerst waren das die aufmunternde Worte aus Psalm 23. Den ganzen Sommer habe ich jeden Morgen darüber nachgedacht wie wunderbar es doch ist, diesem guten Hirten durchs Leben zu folgen. Letzte Woche habe ich allerdings das Handout nur sehr widerwillig angenommen. Es ist ein Bibelvers der für mich ganz gefährliches Gelände ist! Vor dem mich sogar meine Seelsorgerin gewarnt hat! Wenn ich ihn höre, stellen sich sozusagen meine inneren Nackenhaare auf. Aber Jesus hat ihn gesagt. Daran ist leider nicht zu rütteln. Er lautet:
Wer mich nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meintetwillen, wird es finden.Matth.16,2-26
Es bedeutet tausend kleine Tode, die zusammen ein gewaltiges Leben ergeben! Ich versuche nicht mehr verbissen-vergeblich, alles selber zu kontrollieren, sondern genieße die Freiheit, die Liebe Gottes walten zu lassen. Ich sage Jesus: Was auch kommt, wo es kommt und wann es kommt - ich gehöre dir!
Mittwoch, 18. Oktober 2023
Tragfähigkeit
Heute morgen stolpere ich müde Richtung Bad und höre dabei mit halbem Ohr die Nachrichten, die Heio in der Küche auf unserem kleinen Radio eingeschaltet hat. Raketeneinschlag in Gaza. Hamas feuert weiter auf Israel. Die GSG 9 auf dem Weg, um Geiseln zu befreien. Ich hole mir eine Tasse Kaffee und schließe kurz darauf noch einmal die Tür zu meinem Schlafzimmer. Dort schalte ich die kleine Lampe an, die gerade genug Licht gibt, dass ich die Buchstaben in meiner großen Bibel entziffern kann. Früher dacht ich ja, dass die größerwerdenden Bibeln etwas über die zunehmende Glaubensreife eines Menschen zeigen. Heute weiß ich: die Größe sagt etwas über das nachlassende Augenlicht eines Menschen. Aber ich schweife ab. Auch wenn ich absolut kein Morgenmensch bin - und mit dem Kind die Minuten zähle, die wir noch im Bett liegen können bevor wir jetzt aber wirklich rausmüssen! - ich brauche diese Zeit am Morgen so sehr. Das hat nichts von streng religiöser Übung für mich. Es ist eher so wie Tomas Sjödin das beschreibt: Ein "Sich-Einfinden". Der Ausdruck gefällt mir so gut. Und Sjödin schreibt weiter:
Wichtig ist nicht so sehr, was ich tue, sondern eher, dass ich mich einen Moment im Kraftfeld der Nähe Gottes aufhalten darf.
Bewahre uns davor, mehr wissen zu wollen als wir ertragen können.Das bedeutet nicht, dass ich mich schweren Nachrichten verweigern will. Ich will mir einfach nur bewusst machen, dass meine Tragfähigkeit begrenzt ist. Dass ich Mensch bin. Dass es Dinge gibt, die nur Gott allein schauen und tragen kann. Dass es ein Dunkel auf dieser Welt gibt, das nur Christus betreten kann. Und dass es Kämpfe gibt, die nicht menschlich und militärisch gewonnen werden können, sondern nur dann, wenn Gott selbst in den Ring steigt.
Montag, 9. Oktober 2023
Zeit zu beten
Normalerweise schenkt ihr mir an dieser Stelle immer ein paar Minuten Zeit, um eine kleine Alltagsgeschichte von mir zu lesen. Darf ich euch heute bitten für einen Moment hier mit mir zusammen für die Situation in Israel zu beten? Es erschüttert mich (und euch sicher auch), was dort gerade passiert. Wie viel Leid dieser Terrorangriff der Hamas auslöst und noch auslösen wird. Wie viele Eltern gerade um ihre Kinder trauern, auf beiden Seiten der Grenze, und wie viele Israelis in Angst sind, um ihre verschleppten Angehörigen. Man kann ja nichts tun, denke ich bei den Schreckensbildern. Und doch: beten kann ich. Und wenn mir die Worte fehlen, dann leihe ich sie mir von den Psalmen. Beten wir zusammen?
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt unsere Hilfe? Die Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht!
Herr, erhebe dich in deiner Kraft. Schweig nicht. Denn siehe die Feinde toben. Gegen dein Volk planen sie listige Anschläge. Sie sprechen: "Kommt und lasst uns sie als Nation vertilgen, dass nicht mehr gedacht werde des Namens Israel." Lass sie beschämt und erschreckt sein für immer, damit sie erkennen, dass du allein Herr bist - der Höchste über die ganze Erde.
Hilf deinem Volk , um der Ehre deines Namens! Du Hirte Israels. Warum sollen die Nationen sagen: Wo ist denn ihr Gott? Lass dein Angesicht leuchten, so werden sie gerettet.
Du bist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind. Sie schreien und du Herr, hörst sie.
Hilf deinen Volk und segne Herr dein Erbe. Weide sie und trage sie, bis in Ewigkeit.
Hoffe Israel auf den Herrn! Dem bei ihm ist Gnade und viel Erlösung bei ihm.
Amen.
(Verse aus Psalm 121, 79,83, 79, 80, 34,28,130)
Foto:canva.com |
Mittwoch, 4. Oktober 2023
Der Freude die Türen öffnen
Endlich Heimsieg! Nach vielen hohen Niederlagen in Folge hat Samuels Fussballmannschaft wieder gewonnen. Alle umarmen sich in heller Freude. Nur ein Junge sitzt wütend schluchzend auf der Bank. Der Grund: Er hatte keins der Tore geschossen! Alles Trösten des geduldigen Trainers half nichts. Kein "Aber wir haben doch gewonnen!" und auch kein "Du hast doch die wichtigen Vorlagen gegeben!". Ich versuche auch meine hilfreichen Gedanken einzubringen: "Es geht doch um die Mannschaft. Und du unterstützt doch einfach dein Team an der Stelle, an die dich dein Trainer gestellt hat!" Aber alles das steigerte den Frust für das Kind noch mehr. Ach, warum kannst du nicht einfach freudig die Siege mit deinem Team feiern - egal wer die Tore schießt?, so dachte ich kopfschüttelnd.
Montag, 25. September 2023
Dringlichkeiten
Draußen wird es langsam Herbst - meine Lieblingsjahreszeit! In diesem Jahr ist sie angefüllt mit Lesungen, auf die ich mich schon sehr freue, die mich aber auch immer noch ein wenig in innere Anspannung versetzen. Wird das, was ich habe, genug sein? Gleichzeitig ist in meinem Freundeskreis gerade viel Not, deshalb fiel mir gestern die sonntägliche Offline-Zeit richtig schwer. Ich wollte so gerne erreichbar sein, falls ich gebraucht werde (hat jemand meinen Notfallpiepser gesehen? ;-)). Ich fühle mich wie die beschäftigte Martha in der Jesusgeschichte, die es vor lauter innerer Unruhe nicht schafft, die Hände mal in den Schoß zu legen und einfach die Nähe von Jesus zu genießen.
Passend dazu lese ich diesen wunderbaren Rat aus einem Brief von Henri Nouwen, an seine sehr beschäftigten Freunde. Er schreibt ihnen:
Achtet darauf, dasss ihr genug inneren und äußeren Raum für euch selbst habt. Es ist sehr wichtig, dass ihr nicht ständig überfordert seid. In den USA scheint jede Situation schnell dringend zu werden.Aber letztlich ist es vielleicht mangelnder Glaube. Mir wird das bewusst, wenn ich sehe, dass die Franzosen jeden Tag eine zweistündige Mittagspause abhalten, um in Ruhe zu essen. Nichts scheint für sie so dringend zu sein wie eine gute Mahlzeit.
(aus: Love, Henri, unveröffentlichte Briefe über Freundschaft, den Glauben und ein spirituelles Leben).
Ach genau, ein bisschen französische Leichtigkeit! Un Croissaint et une cafe au lait, si vous plait! (viel mehr ist von vier Jahren Französischunterricht nicht hängengeblieben). Und ich merke, dass auch bei mir dieser Zusammenhang zwischen dem Gefühl von Überforderung und mangelndem Vertrauen besteht. Ich tendiere stark dazu, mich selbst, mein Tun und meine Bedeutung für andere viel zu wichtig zu nehmen! Und am Ende stehe ich wie die gute Martha erschöpft und genervt in der Küche und pampe meine liebsten Menschen an, warum sie mich nicht ein bisschen mehr unterstützen können oder wenigstens ihr eigenes Chaos wegräumen! Hah.
Ich glaube es wird Zeit, der Dringlichkeit von längeren Spaziergängen und guten Mahlzeiten nachzugeben. Und mein Vertrauen darauf zu setzen, dass Jesus sich um alles kümmern wird (inklusive darum, mein inneres Chaos wegzuräumen).
Dienstag, 19. September 2023
Und wie geht es euch so mit der Digitalisierung?
Ach, was für ein Thema, oder? Aber mein Jahreswort "Echtzeit" bringt mich immer wieder dazu, über meinen eigenen Umgang mit den sogenannten Sozialen Medien nachzudenken. Und auch wenn man ein Kind im schulpflichtigen Alter hat kommt man am Thema Digitalisierung nicht vorbei. Leider.
Aber er braucht es ja so dringend! Weil er Whatsapp benötigt (eine App, die man laut Geschäftsbedingungen erst ab 16 Jahren nutzen darf!) , um beipielsweise zu wissen was seine Klassenkameraden gerade frühstücken und ob sich ein Lehrer morgens spontan krank meldet. Dann wäre er ja der Einzige, der vor verschlossener Türe steht und wir wären ganz umsonst früh aufgestanden! Letzteres ist für mich ein sehr überzeugendes Argument. Sonst überzeugt mich wenig. Vielleicht weil ich kein Digital Native bin. Ich habe meine Kindheit und Jugend noch ohne Handy und Smartphone überlebt und fand das gar nicht schlecht. Aber wir leben doch jetzt in einer anderen Zeit! Und was man vorenthalten bekommt steigert die Gier (denk nur an das Fernsehverbot deiner Kindheit!) Und überhaupt: Das Kind muss doch den gesunden Umgang damit lernen! So tönt die mahnende Stimme in mir. Aber mein gesunder Menschenverstand hält auch dagegen, dass ich immerhin die meiste Zeit meiner Kindheit draußen verbracht habe und nicht vor einer Flimmerkiste und dass ich einem 12-Jährigen auch keine Haschkekse zum Nachtisch serviere, damit er den Umgang mit weichen Drogen lernt. Und die digitale Handhabung hat er wirklich sehr schnell gelernt! Das habe ich an dem iPad gesehen, den er Anfang der 5. Klasse aus der Schule mitgebracht hat. Wir Eltern wurden nicht mal gefragt, ob wir so ein Gerät Zuhause haben wollen! Wir wollten es nicht. Ich wollte dieses Teil nicht jeden Tag aus den Händen meines hypnotisierten Sohns reißen und es an einem Ort verstecken, der mir an nächsten Morgen nicht mehr einfallen wird. Und überhaupt: ich frag mich ernsthaft woher die Finanzierung dafür kommt, wenn für Schulen nicht mal genug Geld vorhanden ist, um Toiletten zu renovieren oder Lehrern ihr Gehalt über die Sommerferien zu bezahlen. Ich spekuliere schon wild vor mich hin, dass die teuren Endgeräte die großzügige Gabe eines Sponsors sind, der ganz gerne unsere Kinder mit weit aufgerissenen Augen vor dem Display sitzen hat. Oh, ihr merkt: diese Thema bringt mich ein wenig in Wallung. Ganz ehrlich: Wenn es nach mir ginge würde mein Kind erst zum Schulabschluss ein Smartphone bekommen. Dafür hätte es dann aber eine längere Aufmerksamkeitsspanne, wir hätten weniger miteinander gestritten und mehr Freude am echten Leben gehabt. Aber die Wahrheit ist: Ich werde einknicken. Und am Ende wird es der einfachste und schlechteste Grund der Welt sein: Weil es alle anderen auch tun.
Link zum Thema (mit hilfreiche Tipps für einen gesunden Umgang mit digitalen Medien) : Droge Handy Hartls Senf
auch ein guter Grund: die Lieblingsjahreszeit steht vor der Tür! |