Dienstag, 24. Dezember 2019

Happy Birthday!

Heute ist Heilig Abend - und bestimmt sind die meisten von euch nicht besinnlich vor dem Computer. Ich fühle mich gerade auch nicht so besinnlich. Verschwitzt und müde vom Putzen, Packen, Kind zurechtweisen und Geburtstagskuchen backen (Backmischung versteht sich). Es kam mir fast ein bisschen albern vor, diesen Kuchen für Jesus zu backen. Aber während ich so mit rühren und Sahne schlagen beschäftigt war  überkam mich das Staunen: Gott hat tatsächlich Geburtstag! Der Schöpfer der Welt nahm den menschlichsten aller Wege! Es gibt ein Datum  an dem Gott unter Schmerzen und Schreie einer jungen Mutter zur Welt kam.  Was ist das nur für eine unfassbare Geschichte?
Wahrscheinlich war es nicht der 24. Dezember. Ich glaube ja, dass es die Nacht vom 20. auf den 21. Dezember. Einfach weil das die längste Nacht im Jahr ist. Das scheint mir passend für die Ankunft eines Retters. Vom letzten Buch der Bibel bis zur Geburt Jesu vergingen ungefähr 400 Jahre. Ich habe gelesen, dass sie auch als die "400 stummen Jahre" gelten. 400 Jahre in denen Gott geschwiegen hat. Was für ein langer Zeitraum! Fast 14 Generationen ohne ein Wort von Gott! Kein Prophetenwort. Keine Zeichen. Kein Einziger der mit dem Geist Gottes erfüllt wurde. Da war nur schweigen. 400 Jahre lang. Das ist eine wirklich lange Nacht. Wenn meine Mutter, als ich Kind war, einen Nachmittag lang geschwiegen hat (was sie ab und zu getan hat, wenn sie richtig Grund dazu hatte sauer auf mich zu sein!) dann war das richtig schlimm für mich! Ich habe alles mögliche versucht um sie wieder zum Reden zu bringen. Und wie erleichtert war ich dann, wenn sie am Abend ihr Schweigen gebrochen hat und ich wusste: sie hat mich noch lieb! Und ich frage mich wie man 400 Jahre Schweigen aushält? Was man sich in der Zeit für düstere Gedanken macht.  Da könnte man schon verzweifeln. Da könnte man schon denken, dass Gott sich von uns Menschen abgewandt hat. 
Aber dann: ENDLICH! EIN WORT!!!! Kein Machtwort. Kein Schlusswort. Ein Baby!
Das Wort wurde Fleisch und Blut, und zog in unsere Nachbarschaft. Wir sahen die Herrlichkeit mit eigenen Augen - wie der Vater so der Sohn. (Johannes 1,14, the message)
Gott hat seine Menschen nicht vergessen! Er hat nur seine große Rettungsaktion vorbereitet! Damit wir wieder richtig gut miteinander sein können!  Mit der Geburt Jesu sind die Nächte nicht verschwunden. Wahrlich nicht. Aber die längste Nacht hat die Welt hinter sich. Das große Schweigen ist vorbei. Fürchtet euch nicht - Ihr Menschen seines Wohlgefallens!   Das ist tatsächlich ein richtig guter Grund um heute die Kerzen anzuzünden,  Jubellieder zu singen, einander erleichtert in die Arme zu fallen und jedem der es noch nicht gehört hat diese gute Nachricht zuzurufen: Christ der Retter ist da! Gott sei Dank für Jesus!  (und wirklich: Er ist ganz der Vater!)

Happy Birthday, Jesus! 
Happy Birthday to you! 
and Happy Birthday to me!  



Frohe und gesegnete Weihnachten euch allen!
Und DANKE für euer Mitlesen in diesem Jahr❢❣❣

Mittwoch, 18. Dezember 2019

Kurz mal staunen

Wir sind tatsächlich schon in der letzten Adventswoche! Ach, da ist so vieles was ich vor Weihnachten eigentlich noch erledigen wollte.  Aber die Tage reichen nicht (wieso ist denn am Freitag schon Schulfrei, frage ich mich???). Und dann hat mich auch noch die Migräne flachgelegt. Ich kapituliere. Auch in diesem Jahr gibt es keine Weihnachtskarten  - entschuldigt, liebe Freunde! - und die Lichter schaffen es auch nicht mehr an unseren kleinen Tannenbaum. Die geplante gründliche Reinigung der Wohnung erledige ich beim Frühjahrsputz.  Weniger Schokolade esse ich dann auch erst im neuen Jahr.
Heute morgen saß ich mit meiner Bibel auf dem Sofa und es fiel mir so schwer innerlich zur Ruhe zu kommen. Ich musste an den Gebetssatz denken, den ich aus  meinen stillen Tagen mitgebracht  habe: Ich bin da, Gott und du bist auch da. Gegen die Unruhe ankämpfend, habe ich das gebetet. Eine Minute lang.  DU bist da. Ich bin auch da. Kurze Umarmung am Morgen. Beim Augen aufmachen fiel mein Blick auf das Bild, das an unserer Wand hängt. Ein Foto, auf dem Samuel staunend einen riesigen Baum betrachtet. Nur dass heute morgen sich in dem Baum auch noch unser schöner Herrnhuter Stern spiegelt. (den ich mir schon lange gewünscht habe und den Heio mir dieses Jahr zur Adventszeit geschenkt hat). 




Ich staune und freue mich über den Anblick. Und ich denke mir: Vielleicht ist das Adventszeit. Vielleicht reicht das. Ab und zu ein kurzer Moment zum Staunen finden. Eine Spiegelung am Fenster sehen. Ein staunender Kinderblick auffangen. Ein leuchtender Hagebuttezweig am Wegrand wahrnehmen. Der Stern im Nachbarfenster bewundern.  Sich über die Wärme der Teetasse freuen. Den Geschmack von Mandarinen und Zimtsternen genießen. Beim altvertraute Klang der Weihnachtsgeschichte plötzlich etwas ganz neu hören. Beim Heimkommen dankbar die Hand auf eine warme Heizung legen. Flackerndes Kerzenlicht am Abend betrachten.  Ein kleiner Moment: Du bist da. Und ich bin auch da.   
Das wünsche ich uns. In diesen gleichermassen dunklen und leuchtenden Tagen.


Und ich bin noch so erfüllt von unserer kleinen Lesereise am Wochenende. Wir wurden so unglaublich beschenkt, dass wir uns immer noch die Augen reiben: Ja, ist denn heute schon Weihnachten?! (DANKE euch allen!!!). Und am Wegrand so viele Momente zum Staunen:

Schnee! Und diese wunderbare Landschaf!

Ein tolles Cafe. So viel Zeit muß sein!

Wind !!!! Ich liebe Wind!!!!

..diese Jungs auch!
Offene Wohnzimmer. Bereichernde Begegnungen.
Ein bisschen lesen und so beschenkt werden.
Vertraute Orte . Fast vorbeigefahren!

...und alte Bilder entdecken (Dauerwelle war damals wirklich angesagt!)
Ein Baum vor dem man einfach stehen bleiben muß!
Morgenlicht über dem Friedhof
Wieder Zuhause. Kurzer friedlicher Moment.

Mittwoch, 11. Dezember 2019

Im Dunkel winken

Es wird jeden Morgen dunkler. Samuel war heute, beim Blick aus dem Fenster, ganz aufgelöst. Neben seiner besorgten Frage ob ich auch bestimmt wieder da bin wenn er von der Schule kommt, gibt es nämlich noch eine andere wichtige Sache für ihn: Ich muß ihm hinterher winken! Zuerst vom Küchenfenster aus, wenn er über den Hof läuft. Dann vom Balkon aus, wenn er den Berg zur Schule hinauf geht. Die neuste Anweisung lautet: "Wenn ich Freunde treffe, dann bitte nicht mehr winken, aber auf jeden Fall da stehen und mir nachschauen." Bei der Nachfrage ob ich ihm denn vor den Freunden peinlich bin meinte er nur: "Nein, aber sie wundern sich halt, wem ich winke, weil sie niemand sehen. Und ich will das nicht erklären." Haha.
Aber zurück zum Problem heute morgen: Es war so dunkel, dass das Kind dachte, ich sehe ihn dann nicht. Und wie soll man jemand winken, den man nicht sieht? Aber während wir gefrühstückt haben ging langsam die Sonne auf.  Wir standen am Fenster und haben über den schönen Himmel gestaunt.


Und bis er so weit war, dass er in die Schule musste, war es hell genug, dass ich ihn sehen konnte. Winken durfte ich auch. Er lief alleine. 
Nachdem ich die Balkontüre wieder geschlossen hatte, las ich aus Psalm 1, dass Gott über den Wegen derer wacht die nach ihm fragen. In den Erklärungen dazu steht, dass `wachen` hebräisch `jadah` heisst, was soviel bedeutet wie:  Jemand mit innerer Anteilnahme begleiten. Ihm nahe sein. Für ihn sorgen.
Ich muß an Samuel denken. Aber auch an die Freundin im Krankenhaus. Und daran wie wichtig es für uns alle ist zu wissen, dass jemand über unsere Wege wacht.
Heute als Trost für uns alle, die sich vor dunklen Strecken fürchten (und zwei Adventskerzen geben auch noch nicht so viel Licht!): Der Herr wacht über den Wegen derer die nach ihm fragen! Er begleitet sie, mit innerer Anteilnahme, er ist ihnen nahe und sorgt für sie. Besser wie eine Mutter die ihrem Kind vom Balkon aus nachwinkt.

Er sieht uns.

Auch im Dunkel. 

Fürchte dich nicht.

(und Er versteht es auch wenn wir nicht wild zurückwinken, weil die anderen da ja niemand sehen würden ;-)).

Mittwoch, 4. Dezember 2019

Hoffen und Warten

Seid ihr gut in die Adventszeit gestartet? Wir haben schon einiges abgehakt:  Einen Weihnachtsmarkt besucht. Unser Bäumchen geschmückt und Sterne gebastelt.
Ausstecherle wurden auch schon gebacken und mir ist dabei nicht - wie sonst immer - der Geduldsfaden gerissen! Das sagt nun weniger über die zunehmende Reife und Gelassenheit der Mutter als über die zunehmende Fähigkeit des Kindes, den Teig ohne Wutanfälle auszuwellen und die Plätzchen auf das vorbereitete Blech zu setzen und nicht in die ungefähre Richtung zu schmeissen. Ach ja, manches wird besser mit den Jahren! (Und manches bleibt gleich: beim Teig ausrollen macht er immer noch laute Autogeräusche und fragt mich, was ich denke, wie viel PS seine Planierraupe hat. Jungs die backen :-))




Samuel hat dieses Jahr einen Adventskrimi von seiner Tante bekommen. Das ist eine Geschichte mit 24 Kapiteln, die wir nun, ein Tag nach dem anderen, lesen. Gar nicht so einfach, nach einem Kapitel aufzuhören, wenn die Spannung langsam steigt und man wissen will, wie es weitergeht! Aber wir üben uns im Warten. Darum geht es ja schließlich, im Advent. Eine Türchen nach dem anderen. Eine Kerze nach der anderen. Als ich vor ein paar Tagen im Einwohnermeldeamt war, brannten doch tatsächlich hinter der freundlichen Sachbearbeiterin schon alle vier Kerzen am Adventskranz! Mit LED- Leuchten! Das war irgendwie so - unadventlich. Und doch: mir fällt es auch so schwer zu warten. In diesen Tagen bedrückt mich die große Not von Freunden. Meine Gebete sind ein ständiges Seufzen und ein verzweifeltes: Gott, bitte, bitte, mach was! Wir brauchen dich so sehr! Bis jetzt ist noch  kein Wunder eingetreten. Ich lese heute morgen die Worte aus Jesaja:
Das Volk das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Jesaja 9,1
Ich mag den Klang dieser Worte die, wie eine wärmende Kerze, zur Adventszeit gehören. Aber heute fällt mir zum ersten Mal auf, dass die Grammatik irgendwie komisch ist (Ich und Grammatik- ich weiß! ;-)). Also entweder wandelte (Vergangenheit) man im Finstern und sieht nun aber ein großes Licht. Und man wohnte im finstern Land und nun scheint es hell. Aber beides in der Gegenwartform, scheint irgendwie nicht zu passen. Und doch: vielleicht ist es die Grammatik des Königreich Gottes? Dass beides real ist: Das finstere Land in dem wir noch wohnen und das Licht das über uns leuchtet!  Auch wenn es meinem Verstand nicht so wirklich einleuchten will. Vielleicht ist es die Grammatik des Wartens und Hoffens? Bonhoeffer schreibt über das Warten:
Advent heißt warten können; Warten ist eine Kunst die unsere unruhige Zeit vergessen hat. Sie will die reife Frucht brechen, wenn sie kaum den Sprössling setzte...Aber auf die größten, tiefsten, und zartesten Dinge in der Welt müssen wir warten, da geht`s nicht im Sturm, sondern nach dem göttlichen Gesetz des Keimens und Wachsens und Werdens.
Ich möchte so gerne die Dinge schnell haben. Will, dass das Kind am besten schon mit der Fähigkeit auf die Welt kommt, der Mutter zu folgen. Ich will die Kapitel der spannende Geschichte schnell durchblättern um zur Auflösung zu kommen. Und ich will (oh so sehr und vor allem!), dass die große Not der Freunde sich in Freude auflöst!  Ich will dass Gottes Reich anbricht wie ein Scheinwerfer, der das Dunkel ein für allemal vertreibt. Stattdessen kommt es tief und zart, in einem kleinen Baby.  Als Morgenstern, über denen die im Dunkel wohnen. Wachsend. Werdend. Reifend. Dem Tag entgegen. 
Passenderweise ist heute Barbaratag. Ich kenne diese Tradition erst seit letztem Jahr: Einen Obstzweig abbrechen und in eine Vase stellen. Und wenn alles richtig läuft, sollten sich die kleinen Knospen bis Weihnachten geöffnet haben.  Ein Blütenwunder mitten im Winter! Letztes Jahr hat das nicht geklappt. Irgendwann nach Silvester habe ich die trockenen Äste entsorgt. Mit ein paar trübseligen Gedanken. Dieses Jahr habe ich mir ein paar Tipps angelesen (schräg anschneiden, eine Woche noch draußen lassen. Für frisches Wasser sorgen...). Ich bin gespannt. Auch wenn meine Erfahrung mir sagen will: Das klappt nicht. Ich hoffe. Und warte. Und während ich diese Zweige die nächsten vier Wochen mit frischen Wasser versorge, will ich weiter beten. Für alle, die im finstern Land wohnen. Für eine gute Wendung der Geschichte. Für hellere Tage. Für ein Weihnachtswunder.  Ich will glauben, dass Gott auf dem Weg zu uns ist



Denn uns ist ein Kind geboren! Ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seinen Schultern; und er heisst Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst. 
Jesaja9, 5 




Dienstag, 26. November 2019

Bist du da wenn ich wiederkomme?

Heute habe ich schon viel geschrieben und auch viel geschrien. Seit Sonntag ist mir schlecht und ich weiß nicht wirklich warum (NEIN- nicht schwanger! ;-)). Aber ich kann keinen Kaffee sehen und keine Schokolade essen was bedeutet: Ich bin müde und genervt. Und das Kind ist an solchen Tagen noch ein bisschen anstrengender als sonst (kommt mir wahrscheinlich nur so vor, ist aber so). Jetzt ist er noch eine Runde raus zum Radfahren, mit dem Freund aus der Nachbarschaft. Bevor er ging, habe ich mich noch bei ihm entschuldigt. Es fiel mir nicht leicht. Aber ich merke: Wenn ich den Weg zu seinem Herz nicht verlieren will, dann braucht es Demut von mir. Den ersten Schritt machen. In den Arm nehmen auch wenn die Wut noch nicht ganz verraucht ist.  "Aber Mama, du bist da wenn ich wiederkomme, oder?" Das ist gerade immer seine drängende Frage bevor er die Wohnung verlässt. Ich weiß nicht wirklich woher diese Sorge kommt. Bin ja eigentlich immer da. Und wenn nicht, dann der Papa. Etwas rührt mich an dieser Frage. Vielleicht ist es die Sehnsucht die in uns allen ist, dass da jemand auf uns wartet.  Dass wir unser Gepäck in die Ecke schleudern können und erstmal all den Frust von der Seele lassen und jemand uns umarmt und sagt: "Kommt her. Wie schön, dass Du da bist. Essen ist fertig. Und jetzt erzähl, wenn Du magst..."  
Mit dieser Hoffnung im Herz bin ich auch letzte Woche auf den Betberg gefahren. Seit  über 10 Jahren versuche ich jedes Jahr dorthin zu gehen. Es hat nicht immer geklappt. Weil ich ab und zu der Lüge aufgesessen bin, dass ich dafür in diesem Jahr doch wirklich keine Zeit habe, oder dass es zu viel wichtiges zu tun gibt. Was für ein Unsinn! Jedes Mal wenn ich mich dann doch auf den Weg mache, erfüllt mich eine große Vorfreude auf diese zwei Tage. Und wenn ich die sanften Hügel aus der Ferne sehe und im Nachbardorf um die Ecke biege, dann fühlt es sich auch ein bisschen nach Heimkommen an.


Und es geht es mir dann ähnlich wie Samu: Ich hoffe ich werde erwartet, wenn ich wiederkomme. Ich hoffe darauf meinen ganzen Ballast in die Ecke werfen zu können und mich in einer warmen Umarmung wiederzufinden die mir sagt: Wie schön, dass Du da bist! Und jetzt erzähl wenn du magst. Und seit über 10 Jahren erlebe ich: Er ist da. Der wunderbare Ich-bin-da-Gott. Manchmal spürbar nah und manchmal nur im ruhigen anschauen lassen; in meinem Ich-bin-da an ihn. Und wenn ich mich auf die knarrende Bank in der alten Kirche setze und die vertrauten Gebete mitspreche und mich dann im Kreis der Hungrigen vor dem Altar einreihe um das Abendmal zu empfangen, dann weiß ich wieder wo ich Zuhause bin. Ich brauche solche Orte die mich daran erinnern, dass ich erwartet werde. Egal wie lange ich weg war. Egal wie ich ankomme. Auch schlecht gelaunt und mit Wut im Bauch. Wir dürfen nach Hause kommen. In seine Arme. Tag für Tag. Er ist da wenn wir wiederkommen. Ganz bestimmt.








Donnerstag, 14. November 2019

Schönster Einkaufsweg Deutschlands

Es gibt doch diese Dokus über den längsten Schulweg Europas, oder den gefährlichste Schulweg der Welt (den Film wollte ich schon immer mal Samuel zeigen!). Gestern bin ich mit dem Rad zum Einkaufen gefahren und dachte mir: Ich hab den schönsten Einkaufsweg der Welt! Oder zumindest Deutschlands. Also wenn irgend jemand mal darüber einen Film drehen würde - dann wäre er hier genau richtig! 
Ich dachte auf dem Land muß ich mir angewöhnen mit Einkaufslisten loszufahren, Wochenpläne zu machen und so was alles. Ich bin GANZ SCHLECHT mit Wochenplänen. Und die Einkaufszettel schreibe ich zwar, lasse sie aber regelmässig auf dem Küchentisch liegen. Und überhaupt: Ich weiß erst was ich koche, wenn ich weiß worauf ich Hunger habe :-).  Also sagen wir mal so: Ich bin eher der Gefühls-Einkäufer (und bin mir völlig darüber im klaren, dass ich deshalb leichtes Opfer für jede Werbe-Falle bin). Ich mag es an den Regalen entlang zu laufen und den Einkaufskorb voll zu machen, mit den Dingen die ich brauchen könnte. Um dann Zuhause festzustellen was ich wirklich gebraucht hätte.  Ganz schlecht. Ich weiß. Ich wollte mich auch ändern. Aber dieser Einkaufsweg! Den kann ich doch wirklich nicht nur einmal die Woche fahren!  Ach, jeden Tag (oder sagen wir: fast jeden Tag) wenn ich die Strecke fahre, könnte ich platzen vor Glück. Dass wir hier sein dürfen! Dass ICH hier sein darf. In dieser schönen Umgebung! 
20 Jahre lang habe ich mir Spazierwege zwischen Industriegebieten und Bundesstraßen gesucht. Ich habe mich über jede kleine Grünfläche gefreut, die ohne Hundekacke war und über jede Blume, die sich erfolgreich durch den Asphalt gekämpft hat. Vielleicht hat diese Zeit mein Blick für das Schöne noch mehr geschärft, weil man eben so genau hinschauen musste. Hier ist es anders. Hier ist so viel Schönheit, dass ich es manchmal kaum fassen kann. Dass ich ab und zu aus dem Fenster auf die hässliche Häuserreihe gegenüber schauen muß, um wieder runter zu kommen. Das habe ich gerade getan. Zwischen den Häusern flog majestätisch ein Greifvogel. Und die rauhreifbedeckten Häuserdächer glitzerten in der Sonne. Und ein gelbleuchtendes Herbsblatt tanzte davor durch die Luft. Ich geb`s auf. Egal wo ich hinschaue: Wir sind umgeben von Schönheit!

Und hier ist er: Der absolut schönste Einkaufsweg Deutschlands:

gut wenn man ein E-Bike hat!


Lieblingsbänkle...

dort drüben schnell rein und wieder raus...

Rückweg genießen
Mittig: die Werbefalle hat zugeschlagen!
zurück zu "unserem" Ort!

Nächste Woche bleibt es hier ruhig, weil ich in den schönsten Weinbergen Badens unterwegs bin. Danach sehen wir uns hier wieder. Bis dahin - seid gesegnet auf euren Wegstrecken!!!

Dienstag, 5. November 2019

Heute bin ich klüger.

Heute fühle ich mich unglaublich müde und erschöpft. Und das nach einer ganzen Woche Herbstferien! Darin war ein schöner Ausflug mit Heio. Und ein paar Tage Schwarzwald mit Samu. Und eine Geburtstagsfeier. Und dazwischen eine große Aufräumaktion im neuen Zuhause. Ach, ich glaube ich habe in die arme kleine Woche so viel reingepackt, dass ihre Nähte geplatzt sind und sich alles polternd über mich ergossen hat. Und dann habe ich gestern Abend, so fertig wie ich war, den besten Ehemann beschimpft, warum er mich nicht besser unterstützt hat. Danach bin ich stinksauer ins Bett gegangen. Nachdem ich mich die halbe Nacht unruhig hin und her gedreht habe, habe ich mich beim Frühstück  entschuldigt und der müde Mann hat mir freundlich vergeben (und noch einen Blumenstrauß gepflückt - Gnade über Gnade!). In seiner ruhigen, direkten Art hat er mir den Satz gesagt: "Christina, Du musst Verantwortung für Dich übernehmen! Das kannst du an niemand delegieren". Ich seufze und weiß: Er hat recht. Und ich bin frustriert, dass mir das auch nach so vielen Jahren Seelsorge und Therapie oft so schlecht gelingt: Gut für meine Seele zu sorgen. Meine Grenzen wahrzunehmen und dazu zu stehen. Mir geht es wie der Freundin, die zu mir sagte: "Ich weiß meistens erst hinterher, ob es zu viel war!"  Hinterher ist man klüger. Das stimmt. Aber vorher wäre noch klüger. Und heute ist vorher! (Oder wie es der Mann sagen würde: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!).  Also lasse den Wäschekorb erstmal stehen und gehe eine Runde spazieren. Ich jammere Jesus ein bisschen damit zu wie fertig ich bin und dass ich manches wohl  nie besser hinbekommen werde und dann frage ich ihn, ziemlich verzweifelt, was ich denn das nächste Mal denn besser machen könnte? Es ist als würde Jesus mich an der Hand nehmen und wir spazieren noch einmal zusammen durch die letzten Woche. Und da fällt mir so einiges auf. Dass ich zum Beispiel den eingeplanten Sandwich-Tag ausgelassen habe, weil ich noch ganz euphorisch von den letzten Lesungen war und dachte: Den brauch ich doch jetzt nicht.  Dass ich Heio großzügig einen freien Vormittag gewährt habe während ich die Zeit damit verbracht habe  im Turbogang alles liegengebliebene zu erledigen. Dass ich einen 3-Löffel-Tag so verbracht habe, als hätte ich einen ganzen Besteckkasten zur Auswahl. Dass ich in alter Umgebung in alte Muster verfallen bin, denen ich eigentlich schon längst nicht mehr folgen muss. Dass ich den Verpflichtungen mehr Raum gegeben habe als der Freude. Ach, es war ein langer Spaziergang. Es war eine sanfte Erinnerung Gottes, dass es auch zu unserer Würde als Menschen gehört, dass wir unser Leben gestalten dürfen. Und dass es dazu immer einen Spielraum gibt. Der ist in manchen Zeiten ganz klein, (seid gesegnet, ihr jungen Mamas!) und manchmal auch größer. Ich will meinen "Spiel-Raum" für diese Woche wieder bewusst wahrnehmen und schauen was möglich ist. Ein kurzer Mittagschlaf. Ein Kaffee zwischendurch auf dem Balkon. In die Lieblings-CD reinhören.  Ein bisschen Laub im Garten fegen und noch einmal die Hollwoodschaukel genießen, bevor sie winterfest verpackt wird. Die Vögel beobachten. Einen kleinen Abenspaziergang mit Samu anstatt den Küchenboden nochmal zu fegen. Dankbar das Gute anschauen, das mich umgibt. Gnade über Gnade. Und meine inneren Antreiber können diese Woche einfach in den Urlaub fahren. Das tut denen auch mal gut. Vielleicht kommen sie entspannter wieder. Als kleine rosa Merkzettel.  Als zaghafte Fragen ob sie heute in meinem Tag einen Platz finden können. Denn morgen ist schließlich auch noch ein Tag. Und heute bin ich klüger. (hoffentlich!!!)

Und deshalb freue ich mich jetzt noch ein bisschen an den schönen Bildern von unserem Kurzurlaub:
Bamberg ist einfach wunderschön!



















meine Bildschirm- Erinnerungshilfe für kommende Woche.