Will ich, dass Menschen Jesus lieben oder dass sie MICH toll finden?
Mein erster Gedanke dazu ist: Natürlich will ich, dass sie Jesus lieben! Und natürlich will ich, dass sie mich toll finden! Und ehrlich gesagt drehen sich meine Gedanken so viel mehr viel um letzteres. Heute morgen habe ich gelesen was Paulus über Timotheus schreibt:
Ich kenne keinen der so aufrichtig wie er um euch besorgt ist. Alle anderen sind nur auf sich selbst bedacht und nicht auf das was Jesus wichtig ist. Aber ihr wisst ja, wie Timotheus sich bewährt hat. (Phil.2,20)
Bitte ich um Verzeihung, wenn ich etwas falsch gemacht habe?
Auch das fällt mich schwer. Besonders wenn es um Menschen geht, die außerhalb meiner Familie sind (bei denen habe ich Übung - da muss ich mich ständig entschuldigen!). Aber wenn ich merke, dass ich bei jemand anderem durch mein Verhalten Unheil angerichtet habe, dann hoffe ich immer sehr, dass es damit getan ist, dass ich bei Gott um Vergebung bitte. Meistens ist das auch in Ordnung, Gott lächelt mir gnädig zu und ich habe wieder inneren Frieden. Aber ab und zu stellt sich der Friede nicht ein. Dann nagt mein Verhalten an mir. Und ich spüre: die Beziehung zum anderen ist belastet. Dann weiß ich: jetzt muss ich zum Telefonhörer greifen und mich so ganz in echt entschuldigen. Erst heute ging mir das so. Der Anlauf dazu ist nicht einfach. Ich empfinde das immer als sehr beschämend. Aber das Gefühl danach ist so wunderbar befreiend! Wie ein froher Neuanfang! Und es ist eine gute Erinnerung für mich: Ich bin Mensch. Ich mache Dinge falsch. Ständig. Ich muss mich nicht dafür verurteilen. Aber ich kann mich entschuldigen. Und ich will sensibel für Gottes Reden bleiben.
Brauche ich Marianne?
Zur Erklärung: So heisst meine Seelsorgerin. Ich habe sie schon länger nicht mehr gesehen, aber wenn es brenzlig wird, dann habe ich ihre Nummer. Wenn mich alte Gewohnheiten wieder plagen, wenn zu oft alte Pornos in meinem Kopf abgespielt werden, wenn sich die Esstörung zurückmeldet, wenn mich eine ungesunde Beziehung plagt oder wenn ich in einer anderen Sache, die meine Seele verletzt hat Hilfe brauche - dann habe ich ihre Nummer. Und das ist so eine gute Sache! Wenn ich nämlich allein bleibe mit meinen Wunden und Dreck rein kommt, kann das gefährlich werden. Für mich und für andere. Ach, ich wünsche wirklich jedem Menschen eine "Marianne" in der Hinterhand. Ein Mensch, dem man sein ganzes Dunkel und allen Schmerz anvertrauen kann ohne verurteilt zu werden. Eine Seelsorgerin oder Therapeutin, die ein hilfreiches Wort hat und einen Weg durchs Dunkel zeigen kann.
Es gibt sicher noch mehr gute Fragen. Über die Art wie (Gemeinde)Systeme funktionieren, zum Beispiel. Oder was zu viel Macht mit uns Menschen macht. Aber für mich ganz persönlich sind diese vier die Wichtigsten. Auch wenn es mir schwerfällt: Ich will diese Dinge einüben. Und sollte ich irgendwann einmal etwas Größeres - vielleicht sogar in aller Öffentlichkeit! - falsch machen, dann hoffe ich sehr, dass folgendes passiert:
Meine Freunde machen mich darauf aufmerksam.
Ich bin weniger besorgt um meinen guten Ruf als um die Menschen, denen ich Schaden zugefügt habe.
Ich bitte um Verzeihung.
Ich rufe Marianne an.