Mittwoch, 29. September 2021

Zum Mitnehmen!

Am Sonntag waren wir mit Freunden auf einem Buchmarkt. Überall in der Innenstadt waren Stände aufgebaut mit Kisten voller Bücher! Mit glänzenden Augen stürzen wir uns auf die ersten großen Bücherstapel und verloren uns auch schnell aus den Augen. Als ich ein paar Kisten später den Mann meiner Freundin wiederfand und ihn fragte ob er schon einiges gefunden hat, meine er: "Es ist mir zu viel! Da kann ich wahrscheinlich nichts mitnehmen." Mir war sofort klar was er meinte. Mir ging es ähnlich. Wären wir an einem kleinen Bücherregal vorbeigekommen hätte ich sicher schon meine Tasche voll mit Lesestoff. Hier aber, bei diesem riesigen Angebot, tat auch ich mich schwer. Also saßen wir früher als erwartet im Biergarten. Meine schwere Tasche lag neben mir (Samuel tat sich leichter mit dem Mitnehmen: Er hatte eine Kiste mit Drei ??? Kids-Bücher entdeckt!), ich freute mich auf den Flammkuchen und mein Blick ging nach oben zu weiten Ästen des Kastanienbaums unter dem wir saßen. Die Sonnenstrahlen fielen durch die bereits bunt befärbten Blätter. "Ach wie schön, es ist ja fast schon Herbst!" kam es mir über die Lippen. Meine Lieblingsjahreszeit! Fast hätte ich den Anfang verpasst! Vielleicht weil sich gerade gefühlt mein Leben  kistenweise stapelt: Geschichten denen ich zuhören will, Geschichten die ich aufschreiben will (und muß - in wenigen Wochen winkt die Manuskriptabgabe!), neue Bücher auf meinem Nachttisch über die ich berichten will, Lesungen die ich vorbereiten möchte und dazwischen noch ein paar Kapitel Elternabend, Arztbesuche und noch einiges mehr. Es geht mir ähnlich wie dem Freund auf dem Büchermarkt: "Es ist zuviel! Da kann ich wahrscheinlich nichts mitnehmen!"  Aber ich will diese Zeit des Jahres nicht verpassen! Am Ende hat man eben nur so und so viele leuchtend bunte, wilde Herbsttage, die man in diesem Leben genießen kann! Also habe ich gestern alles mal gut sein lassen und ein bisschen Herbst ins Haus geholt. Heute morgen freue ich mich über leuchtend rote Hagenbutten, die kleinen Blüten der Herbstastern und die passende Girlande am Fenster. In den zwei Bücher - die ich gerade parallel lese ;-) -  finde ich passenderweise Gedanken über das Betrachten. Ich lese: Wir leben in einer Gesellschaft die das Betrachten verlernt hat! Wahrscheinlich weil wir die Zeit, in der früher Menschen einfach Dinge betrachtet haben, damit verbringen, auf unser Handy zu schauen. Wenn man heutzutage in der Bahn sitzt und einfach die vorbeifliegende Landschaft betrachtet, gilt man ja schon fast als Freak! Ach, ich bin gerne ein Freak! Ich will das Betrachten wieder neu lernen:

Bunte Herbstblättern

Samtig glänzende Kastanien

Wolkenformationen und  windgeschüttelte Äste

Spatzen, die über den Balkon hüpfen

Bibelworte, durch die das Licht fällt 

Das schlafende Kind

Bilder, die etwas in mir berühren

Für eine der kommenden Lesungen planen die Veranstalter ein Giveaway für die Besucher. Ich finde das so eine schöne Idee: An einem Abend, in dem man oft schon mit vollem Herzen ankommt, etwas in die Hand gedrückt zu bekommen das man in Ruhe betrachten kann. Etwas zum Mitnehmen. Sich erinnern. Und das Herz füllen lassen. Ich glaube wir bekommen von dem Gott, der gerne gibt (diese 5 Worte aus dem Jakobusbrief habe ich gestern ein bisschen länger betrachtet)  jeden Tag so ein Giveaway! Mindestens eins! Manchmal liegt es etwas versteckt zwischen den Stapeln der Dinge, die uns beschäftigen und die wir zu erledigen haben. Ich hoffe wir entdecken es heute. Und nehmen uns ein wenig Zeit es zu betrachten.

 Für dich!, steht drauf.

Zum Mitnehmen.

In Liebe, dein Schöpfer.



 


(Karte von HimmelimHerzen.de, absolut unbeauftragte Werbung:-)).

Donnerstag, 23. September 2021

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Seit Tagen hämmert es in meinem Kopf. Immer mal wieder scheint der Handwerker da oben eine kleine Pause einzulegen und ich denke schon erleichtert er ist weg - da fängt er aufs Neue an. Unermüdlich hat er heute mal wieder die ganze Nacht gegen die Schläfen geklopft. Unendlich müde bin ich aufgewacht. Ich ziehe den Rolladen nach oben und habe freien Blick auf den Morgenhimmel.  "Samu, wach auch!", rufe ich! "Ein Größer-als-Zeichen ist am Himmel!" Der kleine Mathematiker stolpert in unser Schlafzimmer und für einen Moment stehen wir staunend am Fenster.

 

Nun kann man das Ganze natürlich nur als zwei schlichte (und ziemlich umweltschädliche!) Kondenstreifen abtun. Manche Verschwörungstheoretiker versetzt so ein Anblick sogar in Panik, weil sie glauben, dass es Chemikalien sind, die Flugzeuge im Auftrag der Regierung versprühen, um uns zu schaden - oder das Wetter zu beeinflussen. Für mich ist dieses Vergleichzeichen heute Morgen einfach eine kleine Ermutigung vom Himmel, eine Erinnerung: 

Gott ist > !

Ich muß an ein Kinderlied auf einer CD von Samuel denken. Da fragt einer: "Du sag mal, wie groß ist eigentlich Gott?" Und die Antwort ist: 

Gott ist immer ein bisschen größer, 
als das Problem das du gerade hast 
Gott ist immer ein bisschen schlauer 
und hat sich schon `ne Lösung ausgedacht
Er ist unvorstellbar groß, 
größer als der Mond
und doch passt meine Hand, genau in seine Hand.
Er überblickt die ganze Welt und auch alles andere
doch schaut er zu mir, ist immer für mich da.

(Aus Größer als der Mond, JesusBurger Junior) 

Daran hat mich der Morgenhimmel erinnert. An dieses kindliche Vertrauen: Gott ist größer als wir denken können. Und Er ist uns näher als wir ahnen.  Gerade auch an den Tagen die wir müde und mit Schmerzen beginnen. Gerade auch wenn sich die Sorgen wie Wolkenberge auftürmen. Gerade auch wenn wir denken wir haben nicht was wir für heute brauchen. 

Gott ist >. 

Und er geht mit uns. 

Unsere Hand passt genau in seine!  

Mittwoch, 15. September 2021

Neue Ufer

Ihr Lieben, von Herzen danke ich euch für eure wunderbaren Kommentare zum Tante-Emma-Laden! Es kam mir vor als hätten wir eine kleine Steh-Party auf engstem Raum gefeiert!  Ach, ich bin ja so dankbar für jeden von euch, der vorbeischaut und sich die Zeit zum Lesen nimmt. Das ist so wertvoll für mich! Und ich hoffe einfach, dass ihr hier immer wieder etwas Wert-volles findet und einpacken und mitnehmen könnt: Altes, Secondhand und Neues.

Neu! Mit diesem Gefühl beginnt dieser Tag. Samuel erlebt seinen ersten Schultag an der weiterführenden Schule in der Stadt. Gestern saß ich etwas beklommen in der Menge der Eltern bei der Einschulungsfeier. Der Sohn scharrte aufgeregt neben mir mit den Füßen während der freundliche Schulrektor davon redete, dass sie sich vor allem eine Sache wünschen: Neugier! Und noch mehr Neugier! Und viele Fragen! Er redet über die verschiedenen Sprachen, die in den kommenden Jahren gelernt werden können. "Französisch!", flüstert mein Kind ehrfürchtig und beglückt! Aus irgendeinem Grund hat er Frankreich zu seinem Lieblingsland erwählt (wir waren noch nie da und mein Schulfranzösisch reicht gerade mal für eine kurze unfreundliche Essensbestellung - mir fällt immer nur noch die einfache Befehlsform ein). Dann wurde jedes Kind einzeln mit Namen aufgerufen und unter den Blicken aller Anwesenden gingen sie mutig zum Ausgang, wo die Lehrerin wartet. Ich war mindestens so aufgeregt wie Samuel als sein Name aufgerufen wurde. Am liebsten hätte ich ihn begleitet (mit meinem Hubschrauber, haha) aber ich weiß auch: Er macht das jetzt ohne mich. Ich verdrücke mir ein paar Tränen und bete innerlich: "Jesus mit dir, mein Kind!" während er mutig auf das Neue zugeht. 
Ach, manchmal wünschte ich mir alles könnte beim Alten bleiben! Ich hätte mein Kind gerne noch ein paar Jahre auf die kleine Dorfschule hier bei uns geschickt.  Aber - wie man so schön sagt: Das Leben ist im fluss. Auch wenn ich an manchen Stellen gerne länger bleiben würde - die nächste Welle nimmt uns mit. Manchmal wehren wir uns dagegen. Manchmal packt uns die Neugier und wir rudern voller Begeisterung. Auf zu neuen Ufern!
Bevor Samuel heute morgen loszog hat er sich allerdings nochmal umgedreht und eindringlich gefragt: "Du bist aber da, wenn ich wiederkomme?!" Ich sage: "Ja, natürlich mein Kind! Ich bin da!" 
 

 
Die Sehnsucht nach dem Konstanten und Vertrauten. Nach Halt und beständiger Liebe. Ich merke wie sich meine Sehnsucht mit den Jahren immer mehr in diese Richtung verlagert. Vielleicht vermisse ich deshalb zur Zeit meine Mutter wieder so sehr. Wie gut würde es mir tun, ihr vertrautes Gesicht am Ufer zu sehen und ihr aufmunterndes Winken, bevor es um die nächste Ecke geht. Stattdessen sind wir dabei die restlichen DInge zu regeln, um die Schlüssel zu meinem Elternhaus endgültig abzugeben. Damit werde ich bald meinen Heimatort hinter mir lassen. Es wächst das Bewusstsein, dass die wahre Heimat nun vor mir liegt. Am Ende der Reise, nach dem Überqueren aller großen Meere, liegt der  Heimathafen. Mit vielen vertrauten Gesichtern die vielleicht schon freudig nach uns  Ausschau halten. Bis dahin will ich Neugierig bleiben. Neue Sprachen lernen und über jede neue Landschaft staunen. Will die Fragen einsammeln wie hüpfende Fische, die sich im Netz verfangen. Und ich will immer wieder Halt suchen und mich dieser Liebe versichern, zu der ich ein Leben lang zurückkehren kann.  
"Ja, natürlich mein Kind! Ich bin da."
 




Und hier noch etwas Neues: 
Seit kurzem gibt es auch die Möglichkeit Christina im Doppelpack zu buchen:
Auf Wunsch begleitet mich die wunderbare Sängerin Christina Stöhr. Am 11. oder 18. Dez. hätten wir am noch zwei Termine frei, für eine adventliche Musiklesung  (Großraum Stuttgart, HN, Nordschwarzwald). Bei Interesse gerne melden! (chris.f@freenet.de)
 
auf unserer letzten gemeinsamen Gartenlesung

Mittwoch, 8. September 2021

Mein Tante-Emma-Laden

Nun ist es schon einen ganzen Sommer lang her, dass ich hier zum letzten Mal geschrieben habe. Manche behaupten ja das war bei uns in diesem Jahr gar kein Sommer, sondern eher ein milder Winter - aber egal: Ich habe jedenfalls das Gefühl in meiner kleinen Ecke hier muß ich erstmal alles Fenster aufreißen, den Staub von den Regalen und vom altmodischen Tresen wischen und ein bisschen frische Luft reinlassen. Man kann sich dabei ja fragen: lohnt es sich hier nochmal zu öffnen? In Zeiten von Instagram, TikTok, Podcasts und was es alles noch so gibt, ist das Blogschreiben ein bisschen wie ein Tante-Emma-Laden geworden. Man hofft, dass noch ein paar treue Kunden bleiben werden, wenn auch die meisten eilig Richtung großes Einkaufszentrum vorbeidüsen. 
 

Aber ehrlich: Ich liebe Tante-Emma-Läden! Dort, wo man herzlich mit Namen begrüßt wird und wo man in den kleinen überfüllten Regalen alles mögliche finden kann - vom Nähgarn und Nudeln über Kravattennadeln und Kürbissamen bis zu Gurkengläsern und Gummischlangen. Nun wissen wir alle, dass solche Geschäfte längst nicht mehr zeitgemäß ist und überhaupt nicht mehr rentabel. Und trotzdem fehlen sie hinten und vorne! Ich sehe es an all denen, die müde ihre viel zu schwere und volle Taschen aus den riesigen Läden schleppen und ungeduldig ihre Kinder mit sich ziehen. Ich sehe es an der alten Frau, die an der Kasse einer fremden Verkäuferin hilflos ihren Geldbeutel hinhält, damit sie doch bitte die richtigen Münzen in die Kasse legt. Ich sehe es an der zunehmenden Geschwindigkeit, mit denen die Waren übers Band gezogen werden und ich höre es im hektischen Piepen, das jeden persönlichen Satz überdeckt. Und deshalb bin ich bin jedes Mal total glücklich wenn ich ein kleines Geschäft in einer Seitenstraße entdecke, das noch öffnet, auch wenn es sich scheinbar nicht mehr  rentiert. Weil genau so etwas nämlich wirklich hinten und vorne fehlt!  Ebenso glücklich bin ich, wenn ich in den kleinen Ecken des Internets wieder einen neuen Blogeintrag finde und mir hinterm Tresen so wunderbar vertraute Gesichter entgegenstrahlen. Danke  Anne, Tine, Doro, Sandra, Sonja, Vroni und so vielen anderen!!! DANKE dass ihr eure Tür aufsperrt - egal ob viele oder wenige vorbei schauen -  und euer buntes Alltagssortiment so großzügig anbietet und das wahr macht, was am Eingang steht: We are open 
Das macht mir Mut auch meine etwas alterschwache und verrostete Tür hier wieder aufzusperren, meine Regale aufzufüllen und eine Girlande ins Schaufenster zu hängen. Seid aufs Neue herzlichst willkommen! Jeder Einzelne der hier reinschaut. Wie schön, dass DU hier bist! Es kann gut sein du findest nicht immer was du brauchst. Das Sortiment ist ziemlich begrenzt (und der große Marktplatz liegt ja gleich um die Ecke). Aber es ist mir eine Riesenfreude wenn ich eine kleine Rarität aus dem Regal ziehen kann, wonach du, vielleicht ganz unbewusst, schon länger gesucht hast. 

 

Und wenn ich hier schon die Girlande aufhänge, dann komme ich auch gleich in Feierlaune: Heute will ich alle diejenigen feiern, die irgendwo eine kleine Ecke auf dieser weiten Welt hegen und pflegen:

Die für eine kleine Nachbarschaft nahbar sind. 
 
Die Zuhause sind und Päckchen für andere annehmen, die eine Tasse-Kaffee-Länge Zeit haben um zuzuhören.  
 
Die an guten Sätzen für eine Postkarte feilen, die an Allerweltstagen das beste Porzellan rausholen und sich über ein gutes Tischgespräch Gedanken machen. 
 
Die ihre Schritte für die Alten und Hinkenden verlangsamen und den neuen Bewohner begrüßen.  
 
Die ihre kleinen Gärten mit großer Hingabe bunt und schön machen und dann andere einladen am wackligen Gartentisch Platz zu nehmen. 
 
Die selbstvergessen mit Kindern spielen und ihnen mit großer Geduld Geschichten erzählen. 
 
Die voller Hingabe tut was sie tun und sich nicht darum scheren, wenn sie nur vor kleinem Publikum spielen. 
 
Ach, diese Welt braucht so dringend die Menschen die in den kleinen Ecken ihre Türen aufsperren und fröhlich das anbieten, was sie haben!  Denn - das lernt jedes kleine Kind schon beim Putzen - die Großen kommen so schlecht in die kleinen Ecken! Deshalb:  Auch wenn es nicht viel erscheint - es ist viel! Für den einen Menschen, der freundlich willkommen geheissen wird ist es sogar sehr viel!

Lasst euch nicht einreden eure Geschichten, eure ruhigen Worte, eure kleinen Gesten, eure geduldigen Wiederholungen, eure liebevolle Hingabe  wäre nicht nötig oder es würde sich im Großen und Ganzen gesehen doch überhaupt nicht rentieren. Lasst es mich einfach so sagen:  Gäbe es euch nicht - ihr würdet hinten und vorne fehlen!!! 

DANKE fürs Öffnen. 

Mit kunterbunten Grüße von Tante Emma.

 

Mit besonderem Dank an Damaris und Markus, die in diesem Sommer Herz und Haus für uns geöffnet haben, mit dem wunderbaren Zettel auf dem Tisch: Fühlt euch wohl! Und nehmt euch einfach was ihr braucht. Genau das haben wir gebraucht. DANKE!!!!!

(Und: Wenn ihr einen kleinen Blog pflegt, dann könnt ihr auch gerne einen Link dazu in die Kommentare setzen. Ich vermute da ist der eine oder andere Geheimtipp für uns dabei:-)).