Donnerstag, 22. Dezember 2016

für alle, die einen Retter brauchen

Stand der Dinge, zwei Tage vor Weihnachten: 
  • Vorsätze im Advent weniger Worte zu machen: Nicht wirklich gelungen.
  • gerissener Geduldsfaden im Umgang mit Samuel: Unzählige Male. Leider.
  • Migränetage in dieser Woche: Vier. (bis jetzt)
  • Weltsituation: Traurig. Verwirrend. 
  • geschriebene Weihnachtskarten: Null.
  • gelöschte Worte am Computer: Viel mehr als geschriebene.
  • Aufreger des Tages: Energiesparender Duschkopf, den der Mann einfach angebracht hat und mit dem man eine halbe Stunde braucht um das Shampoo aus dem Haar zu bekommen. (und dass das mein Aufreger des Tages war lässt auch tief blicken!)
  • ruhige Abende bei Kerzenschein: Überschaubar. (ähm, wann genau war dieser Abend noch?)
  • Körpergewicht: Lange Zeit nicht kontrolliert weil ich sonst nur schlecht gelaunt werde.
  • Gründe zur Dankbarkeit: Unzählige.
  • Grundstimmung: Unzufrieden mit der Gesamtsituation.
  • Weihnachtsgeschenke: Wie? Wir wollten uns doch nichts schenken!!!
  • Kraftreserven von Weihnachten: Im roten Bereich.
So ungefähr ist der Stand der Dinge. Schön war Samuels Auftritt als Weihnachtsengel. Er war zuerst nicht so glücklich damit ein Engel zu sein weil er dachte das ist was für Mädchen. Dann habe ich ihm mal ein bisschen was über die echten Engel erzählt. Die flammenden Boten Gottes. Kämpfer des Himmels. Danach war er beruhigt und wollte gerne ein Schwert für seinen Auftritt, was ihm aber die Erzieher verwehrt haben. Sein Text hat er fleissig geübt: "Habt keine Angst. Jesus ist geboren. Der Retter ist da." Kurz vorher hat aber den Engel dermassen die Angst gepackt, dass er die Worte nur zitternd und leise und fast unter Tränen herauskamen (Heio meinte danach : ich hab noch nie einen Engel gesehen vor dem man sich so wenig fürchten musste!). Und Samu? Er war traurig, weil er fand dass er seine Sache nicht gut gemacht hat. Ach, mein lieber Sohn: Manchmal redet Gott gerade durch ängstliche Engel die allen Mut zusammennehmen um zitternd ihre Sätze zu sagen und durch müde Mamas die ihre besten Vorsätze nicht einhalten können und deren Kopf und Seele schmerzt und er sagt durch uns:

Habt keine Angst! Jesus ist geboren. Der Retter ist da."

Weihnachten ist gute Nachricht für alle die einen Retter brauchen.

Frohe Weihnachten uns allen!!!!




Freitag, 16. Dezember 2016

der Beste

Heute morgen war bei uns alles etwas hektisch: Heio musste ziemlich früh zu einer Besprechung und auf dem Weg dorthin wollte er Samu in der Kita vorbeibringen. 
Ich versuche also den kleinen Sohn zum anziehen zu motivieren und nebenher noch die restlichen Sachen in seinen Koffer zu räumen, weil er nach der Kita bis morgen zur Oma geht.  Es geht mir wie immer wenn er mal eine Nacht weg ist: ich bin wehmütig weil ich weiß, dass ich ihn vermissen werde und gleichzeitig freue ich mich auf die Zeit die ich habe (und die ich gerade ganz dringend zum Schreiben brauche!) Also drücke ich ihn noch einmal fest an mich und verspreche aus dem Fenster zu schauen und ihm zu winken. Und im Winken bin ich ja ziemlich gut, wie ihr wisst. Er geht also jammernd zu Tür und versichert mir immer wieder, dass er mich eigentlich nicht alleine lassen will. Heio drängt und klappert mit dem Autoschlüssel. Ich schaue also aus Fenster, es ist noch dunkel. Samu steht mit seinem kleinen Rollkoffer auf dem Gehweg und ich merke, dass er mir noch was wichtiges sagen muss. Er sucht die Worte. „Mama, ich weiß Gott ist der Beste...aber... du... bist auch....richtig gut!“ Er strahlt mich an und steigt dann widerwillig ins Auto. Hach, was braucht man zu Weihnachten wenn man solche Sätze hört.


Bevor ich mich in die Arbeit stürze, zünde ich die Adventskerzen an. Ich bin dankbar für so viel Gutes. Und gleichzeitg denke ich daran wie dunkel es gerade für viele Menschen ist. Ich hole das Gesangbuch weil ich irgendwie die alten Adventslieder vermisse die wir früher immer gesungen habe. Ich lese laut meinen liebsten Satz. Es kommt mir vor als hallt meine Stimme ein bisschen, weil die Wohnung sich leer anfühlt:



Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt.
Als wollte er belohnen so richtet er die Welt.
 Jochen Klepper




Ich schaue in die stille Flammen der Kerzen und ahne etwas von der Liebe eines Gottes der sein Liebstes gegeben hat. Einfach deshalb weil er uns im Dunkel nicht allein lassen will. 
Es stimmt: Er ist der Beste.


Ein gesegnetes Adventswochenende euch allen!!!

Montag, 12. Dezember 2016

Wir winken.


Direkt neben unserer täglichen Strecke zur Kita wurde ein großes Flüchtlingsheim gebaut. Endlich ist es fertig geworden. Samu und ich freuen uns schon seit Wochen darauf, dass hier Kinder mit ihren Eltern einziehen. Jetzt tummeln sich schon ein paar kleine Menschen im Hof. Wir flitzen mit dem Fahrrad vorbei, wir winken uns gegenseitig zu, wir lachen und rufen: "Hallo!!!" und "Schön, dass ihr da seid!" und ernten die schönsten Kinderlächeln. 

Der regelssige Leser weiß, dass ich gerne etwas für die Flüchtlinge in unserem Land tun würde, aber ich bin mit meinem Engagement schon kläglich gescheitert. Die Kraft hat einfach nicht gereicht. Jetzt also winke ich. Ok, zugegeben: Das ist so wenig, dass es schon irgendwie peinlich ist (wie gut, dass nicht jeder winkend vorbeifährt!) Aber wer weiß: Vielleicht könnte das ein neuer, wichtiger Dienstzweig sein den auch erschöpfte Menschen ausüben können: Wir schauen den Menschen die direkt auf unserem Weg liegen freundlich in die Augen und winken ihnen zu. 

Vielleicht ist das auch etwas was ich in der Adventszeit lernen kann: Ich muß nicht immer selbst die Dinge tun und schaffen. Manchmal vollbringen es andere. Anstatt frustriert zu denken: "Mist, warum schaffe ich das alles nicht!" kann ich winken und jubeln und andere anfeuern. Anstatt mich mit anderen zu vergleichen und mich dabei ganz schlecht zu fühlen kann ich stolz auf Freunde und Bekannte zeigen und sagen: "Schaut mal, wie toll sie (oder er) das hinbekommt! Sind sie nicht einfach wunderbar?!" 

Für alle die sich auch in der Weihnachtszeit ehrenamtlich engagieren (oft neben den vielen Aufgaben in der eigenen Familie)

Für alle diejenigen die es schaffen mehr als eine Sorte Plätzchen zu backen - und sie nicht gleich aufessen

Für alle die ihre Kinder und Nachbarskinder pünktlich und festlich gekleidet zur Weihnachtsfeier bringen

Für alle die Obdachlosen in der kalten Jahreszeit Tee bringen und diejenigen zu sich einladen an die sonst keiner denkt

 
Für alle die keine Weihnachtsfeier vergessen und sämtliche Zettel die man unterschreiben muß den Erziehern, oder Lehrern, unterschrieben zurückbringen

Für alle Erzieher und Lehrer die den Überblick über die ganze Zettel behalten

Für alle die tolle Dinge basteln können und damit andere eine Freude machen

Für alle die mit ihren Kindern backen ohne dabei durchzudrehen  
 
Für alle die Weihnachtskarten verschicken

Für alle die mitten im stressige Alltag noch wunderbare, ermutigende Blogeinträge schreiben

Für alle die am 23. Dezember die Geschenke schon gekauft und niemand vergessen haben:

Wir winken und jubeln und sind stolz auf euch!



Und für alle von uns die das nicht ganz so hinbekommen: Eine dicke Umarmung! Wir sind geliebt - und vielleicht dabei weise zu werden: Wie deine Kraft so deine Tage.

Dieses Jahr  tun wir einfach das was uns möglich ist: winken und jubeln.

Donnerstag, 8. Dezember 2016

wie Schwangere um die Ecke gehen


Heute ein kleines Adventstürchen mit einem Zitat das ich am Wochenende gelesen habe und das mir so gut gefallen hat:

WIr müssen immer wie die schwangeren Frauen 
vorsichtig um die Ecke gehen und leiden
dass Bilder plötzlich in unser Werden sinken,-
um immer mehr von denen uns zu scheiden
die bei dem vielen In-die-Bücher-schauen
gewohnt sind, alles aufgelöst zu trinken
anstatt den Kern der Wirklichkeit zu kauen.

Rainer Maria Rilke

Ich versuche ein bisschen öfters den Kern der Wirklichkeit zu kauen in dem ich  immer mal wieder alles stehen und liegen lasse, den Computer ausschalte oder das Buch aus der Hand lege und meinen Fuß vor die Tür setze. Ich hoffe dabei innerlich ruhiger zu werden und die echten Bilder in mein Werden sinken lassen. Und jedes Mal merke ich wie gut mir das tut!




Montag, 5. Dezember 2016

Unser Baum

Jedes Jahr, wenn ich unseren kleinen Tannenbaum auf dem Balkon schmücke, sage ich zu Heio: "Unser Baum wächst überhaupt nicht!" Wir haben "unseren" Baum vor über 7 Jahren vom Standesbeamten überreicht bekommen. (sowas bekommt man wenn man im Schwarzwald heiratet!)
Ich hatte das Bild von damals nicht mehr vor Augen und mir kam es wirklich so vor als wäre er kaum gewachsen. Neulich habe ich in unserem alten Album geblättert und und darüber gestaunt wie klein er damals tatsächlich war. Schaut mal:


  Und so sieht das Bäumchen heute aus:



Im direkten Vergleich muß ich zugeben, dass ich unserer kleinen Tanne unrecht getan habe. Sie wächst tapfer, Jahr für Jahr. Ganz leise und unbemerkt von ihren Besitzern.
Und wenn ich jetzt abends auf dem Sofa sitze und mich an dem kleinen, geschmückten Baum freue, dann erinnert er mich an das Geheimnis des Wachstums. Wie oft geht es mir nämlich in meinem Leben genau so: Ich denke frustriert dass ich immer noch mit den gleichen Dingen kämpfe, dass ich nicht wirklich wachse, dass sich in manchen Lebensbereichen (oder in meiner Gemeinde) einfach überhaupt nichts tut. Aber die Sache mit dem Wachstum ist wahrscheinlich folgende: Es dauert. Es braucht Zeit. Man sieht es nicht wachsen, auch wenn man sich mal einen Tag lang Zeit nimmt um dabei zuzuschauen. Inneres Wachstum ist keine steile Gerade die beständig nach oben verläuft. Es ist langsam aber stetig. Vielleicht ist es vor allem ein Wachstum in Ringen, so wie die Jahresringe an unserem kleinen Baum. Und da kann man schon das Gefühl bekommen man kommt immer wieder an der gleichen Stelle vorbei und es tut sich nichts. 

Für mich ist unser kleiner Weihnachtsbaum dieses Jahr die Erinnerung daran, dass Gott Dinge wachsen lässt, oft ganz unbemerkt von uns. Mit dem flüchtigen Alltagsblick nehmen wir oft wenig davon wahr und es braucht einen weiten Blick zurück um zu erkennen was Gott in unserem Leben tut. 

Und auch Kinder wachsen, oft ganz unbemerkt. Gestern saß ich neben dem kleinen Sohn von Freunden auf dem Autorücksitz. Ein Auto mit Blaulicht für an uns vorbei uns ich sage: "Kuck mal, Tatü-tataa!" Er schaut mich ernst an und meint nur: "Notarzt!" Wow. Wann hat das Kind denn reden gelernt?! :-) 

Vielleicht ist der Advent ein guter Zeitpunkt um alte Fotos rauszukramen, verstaubte Tagebücher zu lesen, sich an alte Verheissungen zu erinnern und die lange Strecke zu betrachten, die schon hinter uns liegt. Es könnte uns zum Staunen bringen über die Dinge die ganz unbemerkt aufgewachsen sind. Vielleicht nicht so groß und glänzend wie wir uns das vorgestellt haben. Aber mit stetigem, beharrlichem Wachstum. Und mit Wurzeln bis in die Ewigkeit.


Und noch eine kleine Geschenkidee zu Weihnachten: Wer noch kein Buch hat oder es gerne verschenken will: ich schicke gerne ein schönes Päckchen los. Und in der Adventszeit geht pro Buch ein Euro an ein kleines Kinderheim in Myanmar, das unsere Gemeinde seit Jahren unterstützt. Jeder Euro bringt ein bisschen Wachstum.... (wer mehr geben will und Infos dazu möchte kann sich gerne auch an mich wenden. Spendenbescheinigungen sind möglich) Meine mail ist: chris.f@freenet.de

soviel zu Thema: kürzere Beiträge während der Adventszeit....aber ist ja erst der zweite Advent. Ich versuche es beim nächsten Mal. Langsam aber stetig geschieht Veränderung :-)