Mittwoch, 23. Dezember 2020

Stern auf den ich schaue.

Habt ihr das Überholmanöver gesehen? Am Montag ist Jupiter am Saturn vorbeigerauscht. Wie alle Planeten unsere Sonnensystems umkreisen die Beiden die Sonne  (was mir ehrlich gesagt bisher gar nicht so klar war!). Saturn benötigt dafür 30 Jahre während Jupiter die Strecke in schlappen 12 Jahren zurücklegt. Und da begegnen sie sich eben, so alle 20 Jahre. So nah wie an diesem Montag waren sie sich allerdings lang nicht mehr. Nah ist natürlich relativ- es liegen immer noch 700 Millionen Kilometer zwischen den Beiden. Aber im den Dimensionen des Weltalls ist das schon ziemlich nah. Und von unserer Erde aus kann man dieses Ereignis  sogar verfolgen, wenn der Himmel nicht bewölkt ist. Für einige Stunden formieren sich dann zwei Lichtpunkte zu einem besonders hellen Stern.  Alles das erfuhr ich am Montag aus einem klugen Zeitungsartikel. Darin stand auch, dass Experten ausgerechnet haben,  dass es zu so einem "nahen" Überholmanöver auch im errechneten Zeitraum der Geburt Jesu gekommen ist und vermutlich das Himmelsereignis war, das die drei Weisen auf ihren Weg Richtung Betlehem geschickt hat. Wie cool ist das denn?

Ich habe mich dann auch gleich am Montagabend auf den Weg gemacht um das Schauspiel am Himmel zu verfolgen. Ich verabschiedete mich von Heio mit den Worten: "Nenn mich Baltasar! Ich suche jetzt den Stern am Himmel!"  Der Mann erwiderte wenig beeindruckt, dass ich doch bitte meine Brille mitnehmen möge (nachdem ich kurz vorher schon gerufen habe: "Da ist der Stern!" und der herbeieilende Gatte mich aufgeklärt hat, dass es die Straßenlaterne am Dorfrand ist!). Also setzte ich mein Weltraumteleskop auf die Nase und stolpere Richtung Feld. Mit Adleraugen blickte ich aufmerksam Richtung Westen, um das Schauspiel ja nicht zu verpassen. Aber leider war der Himmel bewölkt und es fing immer stärker an zu regnen. Trotzdem blieb ich einfach stehen und schaute in den dunklen Nachthimmel. Mit verregneten Brillengläsern.  Und plötzlich überkam mich eine so große Sehnsucht nach Jesus! Dass er uns nah kommt! Nicht weltraum-nah, sondern menschlich-nah. Dass wir ihn sehen und anfassen dürfen und über sein Licht staunen können. Und während ich das hier aufschreibe kommt mir natürlich auch das Offensichtliche: Das ist an Weihnachten ja passiert! Und doch: es bleibt immer noch so viel Sehnsucht in unseren Herzen. Zumindest in meinem. Es ist immer noch so viel Warten im Dunkel. Manchmal fühle ich mich wie einer der drei Weisen der seit Jahren den Himmel absucht und die kleinsten Veränderungen in sein Logbuch einträgt und sich fragt ob das jetzt echt war, oder ob es vielleicht doch eher Richtung Straßenlaterne ging und das wahre Ereignis noch aussteht. Und manchmal fühle ich mich wie einer der Hirten, der einfach müde seiner Pflicht nachgeht und den Blick so gar nicht erwartungvoll Richtung Himmel gerichtet hatte.

Heute, ein Tag vor heilig Abend, bete ich für uns alle. Ich bete für diejenigen von uns, die voller Sehnsucht im Dunkel stehen und den Himmel absuchen. Und auch für diejenigen, die mit großer Erwartunge losgezogen sind und müde geworden sind auf dem Weg. Mögen wir kleine Zeichen im Dunkel finden, die uns Mut machen auf Spurensuche des fernen und nahen Gottes zu bleiben. Ich bete für die, die in diesen Tagen müde ihren Pflichten nachgehen, als Mütter und Väter, als Krankenpfleger, Kassiererinnen, Politiker oder Postboten. Und ich bete für alle die sich in diesen Tagen nach Heil sehnen. Möge ein offener Himmel und ein gewaltiges "Fürchtet euch nicht!" unsere Welt erleuchten.

Ach, komm Herr Jesus. Komm immer wieder. Erobere unsere Herzen, dass wir zu Jupiter und Saturn werden und auf unseren Bahnen nur noch um dich kreisen. Egal in welcher Geschwindigkeit. Egal ob wir das Gefühl haben dabei überholt zu werden. Vielleicht ist ja das der Moment in dem wir am hellsten zusammen strahlen können....

Treffen wir uns an der Krippe?

Platz ist genug. 

Gesegneten Weihnachen uns allen!!!!

Und DANKE! DANKE für euer Mitlesen💖 Für eure lieben Kommentare und mails💖Für die Zeit die ihr hier neben mir verbringt, um zusammen Richtung Himmel zu schauen💖 Eure Nähe macht es immer wieder ganz hell in mir. Was für ein Segen, dass wir zusammen unterwegs sein dürfen. Richtung Heimat.🌟



 

Dienstag, 15. Dezember 2020

Als ob!

Ihr Lieben,  wie geht es euch? Wie kommt ihr durch diese Zeit? Habt ihr noch den Mut und die Trotzkraft die diese Tage von uns fordern?
 
Vielleicht geht es euch ein bisschen so wie mir: Im Moment empfinde ich das Leben wie ein schwerer nasser Sack, der mir auf den Rücken drückt und jeden Schritt anstrengend und mühsam macht...
Da ist der zweite, dringend nötigte, Lockdown. Auch wenn mein Kopf mir sagt, dass es genau die richtige Entscheidung ist - mir graut vor dem drohenden Homeschooling und vor endlos langen Tagen, in denen das energiegeladene Kind beschäftigt sein will.
Und da sind die Überlegungen für ein Weihnachtsfest, das in diesem Jahr so anders sein wird. Gestern lagen wir noch lange wach (der Mann und ich) und haben überlegt: Wie machen wir es richtig? Den betagten Onkel wollen wir auf keinen Fall alleine lassen. Vielleicht ist es ja sein letztes Weihnachten! Aber wir wollen ihn auch nicht gefährden. Sollen wir singen? Zusammen am Tisch essen? Wie machen wir das bloß... Und was müssen wir heute noch schnell besorgen bevor morgen die Läden zumachen?
Ach, der anhaltende Krisenmodus macht müde und scheuert die Seele wund. Das spüren gerade so viele von uns.
Und es gibt ja nicht nur die Corona-Krise (auch wenn man das manchmal meinen könnte!). Da ist die Weggefährtin aus der Gemeinde, um die wir uns sorgen. Trotz aller Gebete wuchert der Krebs weiter und nimmt ihr immer mehr von ihrer Lebenskraft. Am Telefon berichtet sie mir, wie schwer gerade das Atmen wird, während im Hintergrund ihr Sohn, der ungefähr so alt wie Samuel ist, übers Sofa hüpft.
Dazu kommen die Nachrichten von überfüllten Flüchtlingslagern und dass  am Wochenende wieder einmal hunderte von Kinder in Nigeria entführt wurden und bisher jede Spur von ihnen fehlt!

Heute morgen,nachdem ich eine ganze Zeit lang müde in den trüben Himmel gestarrt habe, fiel mir ein Wort von Hans Joachim Eckstein in den Schoß:
Die vage Hoffnung stirbt zuerst.
Aber die begründete Hoffnung lebt als erste.
Es  war wie ein freundlicher Schubser Gottes, der mir sagte: Christina, jetzt tu doch nicht so als ob du keine Hoffnung hättest!  Als ob du nicht wüsstest, dass ich den Zerbrochenen nah bin und dass meine Liebe alle Angst vertreiben kann! Als ob ich nicht zu euch gekommen wäre, um euch zu erlösen!  Als ob du nicht meine Zusage hättest, dass ich alle Tage bei euch bin! Als ob dich irgendetwas von meiner Liebe trennen könnte! Als ob du noch nie etwa davon gehört hättest, dass ich am Ende die Tränen abwischen werde und kein Tod und kein Leid mehr sein wird!

Während ich das hier schreibe, geht draußen langsam die Sonne auf und ich merke: Ich habe so viel mehr als nur eine vage Hoffnung! Diese Tage fordern mich geradezu dazu auf, an der begründeten Hoffnung festzuhalten, mit derselben  Intensität wie ein aufsässiger Teenager diese Worte allem Unangenehmen entgegenschleudert: 

Als ob! 
 
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass diese zwei Worte die kürzeste Definition von Glaube sind. Das gefällt mir. In Zeiten in denen wir uns überfordert fühlen und so vieles auf uns einstürmt, dass wir schon müde sind bevor wir überhaupt den ersten Schritt in den Tag gemacht haben, könnte das eine angemessene Antwort sein. Vor uns hin grummelnd, trotzig, wütend oder mit einem leisen Lächeln vor dem Adventskranz sitzend. Es ist unser kleiner beharrlicher Widerstand in diesen Tagen. Gegen alles was uns bedrückt und erschrecken will!  Gegen den Geist der Angst und der Mutlosigkeit! Ein Zwei-Worte-Gebet für trotzig müde Jesusnachfolger:
 
Als ob!
 
Als ob wir keine Hoffnung hätten!
 
Als ob wir alleine wären und keinen hätten, den wir um Rat fragen könnten!
 
Als ob nicht die größte aller Lieben den Weg zu uns gefunden hätte!
 
Als ob Gottes Gnade heute nicht auch für mich genug wäre!
 
Als ob die Not und Kriege und  Corona und Boko Haram und der Tod das letzte Wort hätten!
 
Als ob. 
 




 
 
Und wenn ihr noch ein Weihnachtsgeschenkt braucht - jetzt wo die Läden schließen und man am besten Zuhause bleiben sollte: Wie wäre es mit diesem Gutschein für mein neues Buch, das am 18.1. erscheinen wird?
( Hier könnt ihr noch mehr zum Inhalt lesen)
 

 
 
Ihr könnt mir auch eine kurze Nachricht senden (an chris.f@freenet.de), dann schicke ich euch den Gutschein als PDF. Gern könnt ihr auch schon die Adresse angeben an die ich versenden soll und das Geld* vorüberweisen.  Falls ihr eine Widmung ins Buch wollt, bitte auch angeben. Ab dem 18.1. ist das Päckchen dann auf dem Weg und bringt hoffentlich noch ein bisschen mehr begründete Hoffnung ins neue Jahr! 
 
(*14.99 Euro plus Porto. D.h. bei einem versandten Buch dann insgesamt: 16,89, bei zwei Büchern: 32,18 und drei Bücher für grandiose 48,77 :-)).

Dienstag, 8. Dezember 2020

Auf ein Wort

Jetzt ist es raus! Dass Wort des Jahres 2020, von der Gesellschaft für deutsche Sprache gewähl, heisst: Corona-Pandemie.  Zur Begründung wurde angegeben: Das Wort steht für das beherrschende Thema des Jahres. Da kann man leider nur zustimmen. Trotzdem war meine erste Reaktion: Wie langweilig! Da hätte man doch wenigsten ein Wort wie Geisterspiele, FFP 3 oder Lockdown nehmen können. Alles Worte die wir in diesem Jahr zu buchstabieren gelernt haben. Am besten hätte mir systemrelevant gefallen. Weil dadurch plötzlich klar wurde, wie wichtig die Arbeit von Menschen ist die jahrelang kaum beachtet wurden. Kassiererinnen, Altenpfleger und Virologen, zum Beispiel. Das Jugendwort 2020 ist übrigens "lost" (von den Jugendlichen selbst gewählt). Lost steht für ahnungsloses und unsicheres Verhalten. Und passt somit auch ganz wunderbar in dieses Jahr.

In dem Buch von Mike Ashcraft, das ich gerade lese, geht es auch darum ein Wort zu finden. Allerdings nicht am Ende des Jahres, sondern an Anfang. Es lag schon längere Zeit  auf meinem Nachttisch, meine Lektorin hat es mir geschenkt, und jetzt habe ich es glücklicherweise zur Hand genommen. Schließlich startet ja bald ein neues Jahr und ich will ein bisschen vorausschauend sein und mir nicht erst am letzten Tag des Jahres noch schnell ein Wort aussuchen, das ich dann nach wenigen Wochen schon wieder vergessen habe (was mir in diesem Jahr leider passiert ist!). In dem Buch habe ich nun  ein paar richtig hilfreiche Tipps für mich gefunden, wie ich mein Wort finden und über das Jahr besser behalten kann:

  • Überlege und rede mit Gott darüber: Welche Person möchte ich gerne werden? Welche Eigenschaften hätte ich gerne? In welchen Bereich möchte ich wachsen? Welches Wort löst Sehnsucht oder Freude in mir aus, macht mich neugierig oder fordert mich auf gute Weise heraus?
  • schreibe  eine Liste mit Wörtern die dir einfallen
  • kürze die Liste auf ein paar Wörter und schlage sie im Wörterbuch und der Bibel nach
  • entscheide dich für ein Wort auf der Liste
  • suche einen Bibelvers der etwas zu diesem Wort sagt und lerne ihn auswendig
  • schau nach einer Möglichkeit wie dir dieses Wort im kommenden Jahr vor Augen bleiben kann (z.B.benutze es als Computerpasswort, hänge ein Schild neben den Kühlschrank oder sag es einer Freundin und bitte sie, dich im Lauf des Jahres immer mal wieder danach zu fragen wie es läuft)
  • bitte Gott dir deine Sicht für dieses Wort zu erweitern und die Ereignisse im Lauf des Jahres immer wieder "durch die Brille deines Wortes" zu sehen.
  • schreibe deine Gedanken darüber auf. Vielleicht in ein kleines Notizheft oder Tagebuch, denn:  Es ist bitter, wenn Gott uns eine Erkenntnis schenkt, wir sie aber nicht aufschreiben, sie vergessen und uns nur noch daran erinnern, dass sie gut war. (JohnPiper)

Mike Ashcraft betont: Es geht nicht darum geht, dass wir uns selbst verändern, aber die Dinge mit denen wir uns beschäftigen prägen auch unser Leben. So wie die Beschäftigung mit der Pandemie in diesem Jahr auch vieles geprägt hat. Der Vorteil bei dem Wort, das ich mir wähle ist aber genau der: ICH WÄHLE es mir. Ich möchte, dass dieses Wort meine Tage im kommenden Jahr prägen und beeinflussen darf. Und - wie es die Sportler so schön sagen (oder war es Johannes Hartl?:-)): Fokus ist alles!


Also halte ich jetzt mal Auschau nach meinem Wort. Und heute morgen hat mich tatsächlich schon eins angesprungen:  Ich habe in der Bibel gelesen, dass wir Dankbarkeit kultivieren sollen. Bei Wikipedia habe ich nachgeschaut was kultivieren bedeutet: Die Schaffung und Aufrechterhaltung von Bedingungen die ein bestimmtes Wachstum ermöglichen. Hmmm, um das richtig zu verstehen müsste ich vielleicht ein Jahr lang darüber nachdenken. Es ist auf jeden Fall ein Kandidat für die Wörterliste!

In dem Buch berichtet Mike von einer Freundin die diese Ein-Wort-Aktion von Anfang an liebte. In dem Jahr als diese junge Mutter eine unheilbare Diagnose bekam wählte sie  Augenblick als ihr Jahreswort. Sie lernte ganz bewusst für jeden Augenblick dankbar zu sein. Das letzte Wort, das sie gewählt hat war: beenden. Sie wollte ganz bewusst Dinge klären und ihr Leben auf dieser Erde zu einem guten Ende bringen. Was sie dann auch getan hat.
Dieses Beispiel hat mich sehr berührt. Weil es noch einmal mehr etwas darüber sagt, wie kostbar die Zeit ist, die wir geschenkt bekommen und wie gut es ist, wenn wir unsere Jahre ganz  bewusst wahrnehmen und wertvolles kultiveren (ich merke schon: das Wort gefällt mir :-)).  Natürlich geht das alles auch ohne die Ein- Wort-Aktion! Aber sie kann auf jeden Fall dabei helfen.  
 
Ich wünsche mir, dass mich nicht nur das prägt, was sich am Ende des Jahres als das beherrschende Thema in unserem Land herausstellt, sondern das, was ich mir am Anfang des Jahres, im Blick auf mein Leben mit Gott gewählt habe.

Habt ihr Lust mitzumachen? Es sind ja noch drei Wochen bis Jahresanfang. Also können wir ganz in Ruhe überlegen... 


Donnerstag, 3. Dezember 2020

Nachhaltig geliebt.

                                                                           (Blogpost enthält unbeauftragte Werbung)

Der Postbote hat sie vor einigen Tagen endlich gebracht: Die neue Zeitschrift anders leben.


Ich war schon ganz begeistert, als mir Melanie Carstens von der Idee erzählt hat, dass der Bundesverlag eine Zeitschrift auf den Markt bringen will, die eine Sehnsucht dieser Zeit aufgreift: Anders leben. Nachhaltig. Im Glauben verwurzelt und in der Gemeinschaft mit anderen. Wunderschön aufgemacht ist sie und schon beim Durchblättern war ich hingerissen! So viele verschiedene inspirierende Menschen, kluge Artikel und ganz praktische Ideen. Einfach toll!!! (kostenlose Verteilexemplare oder ein Probeabo könnt ihr auf der Homepage bestellen) 
Dazwischen ist auch ein kleiner Text von mir.  Ehrlich gesagt komme ich mir manchmal ein bisschen wie eine Hochstaplerin vor und ich denke: Wenn die wüssten wie schrecklich normal ich bin, wie ganz wenig anders und nachhaltig ich lebe - auch wenn ich mich immer wieder darum bemühe...Der Artikel dreht sich um die Winterruhe und beim Lesen war ich noch ein wenig mehr beschämt weil ich festgestellt habe: Ach ja, so wollte ich EIGENTLICH in diesen Winter und in die Adventszeit starten: Besinnlich. Früher Feierabend machen. Wünschen und Erwartungen eine Saatruhe gönnen. Dicke Bücher lesen. Die blaue Stunde am Abend genießen. Und beten. Nicht das getriebene schnelle Beten, sondern das Beten, das mich zur Ruhe kommen lässt. So habe ich das geschrieben.
Und jetzt ist er da. Der Winter. Sogar der erste Schnee ist leise über Nacht gekommen. Aber die Ruhe, die ich mir so gewünscht habe, hat sich  leider noch nicht eingestellt.  Der Alltag ist gerade so wenig leise und besinnlich. Eher voll und fordernd. Und wenn ich dann abends müde ins Bett falle, zerren so viele Gedanken an mir, dass ich noch lange wach liege und immer wieder das Nachttischlämpchen anknipse, um alles was ich heute vergessen habe auf einen kleinen Zettel zu notieren. Für den nächsten Tag. Der dann wieder seine eigenen Turbulenzen hat. 
 
Aber dann ist es mittendrin plötzlich doch da: 

Das dicke Buch, aus der Bücherei mitgebracht, das mich in eine andere Welt eintauchen lässt (dieser Titus Müller kann einfach Geschichten erzählen!!!!). 
 
Die Erwartungen, die ich loslasse. Meine Erwartungen nämlich, wie besinnlich diese Zeit zu sein hat und wie entspannt und dankbar ich durch diese Tage gehen würde. 
 
Die Stunde, die ich genieße. Nicht blau und auch nicht am Abend, sondern ein Vormittagsspaziergang mit der Freundin durch den Winterwald. Mit Chai und Plätzchen und warmen Worten, während sich mir die Zehnägel vor Kälte hochrollen.  
 
Das Beten, das mich zur Ruhe kommen lässt.  Während gestern Abend vier Jungs ein Stock höher die Wohnung auf den Kopf stellten, beteten wir, müde auf dem Sofa sitzend, mit einem Freund. Die Stille zwischen unseren Sätzen wurde immer länger. Und erstaunlicherweise wurde es im Rest der Wohnung auch ganz ruhig. Es war, als wären wir gemeinsam in eine sanfte Umarmung gefallen, aus der wir uns nur widerstrebend mit einem Amen gelöst haben. 
 
Immer wieder münden meine kleinen Alltagsgeschichten in diese Erkenntnis: Gott ist da! Nicht in dem Leben das wir gerne hätten. Nicht in unseren Vorstellungen wie es denn sein sollte und wie wir gerne wären.  Sondern in dem Leben, wie es uns geschieht. Jetzt und hier. Er begegnet uns, so wie wir sind. Manchmal so hippelig wie kleine Kinder, die voller Erwartung zum Adventskalender rennen und dann enttäuscht am Frühstückstisch sitzen, weil sich die dankbare Freude nicht einstellen will. Ach, Gott ist so wenig enttäuscht von uns! Er kennt doch unser Herz. Und ich glaube ganz oft wartet er einfach ab. Während wir unsere Zettel vollkritzeln mit allem was zu tun ist. Während wir durch den Alltag hetzen und die Sorgen immer mehr anfangen auf unsere Schultern zu drücken. Und dann, genau im richtigen Moment - wenn wir bereit dafür sind-  nimmt er uns den Rucksack von den Schultern. Er schenkt uns schöne Geschichten am Abend.  Er lädt uns auf einen Spaziergang ein, zeigt auf Winterbäume und Rotkehlchen und versorgt uns mit warmem Tee und guten Worten. Und wenn wir gar nicht damit rechen, zieht er uns einfach in eine stille Ecke, um uns zu umarmen. 

David hat es in seinem Gebet so wunderbar ausgedrückt
Güte und Treue werden mir folgen, an allen Tagen meines Lebens (Ps.23,6)
 
Wie nachhaltig  werden wir doch geliebt!!!!