Donnerstag, 29. September 2016

Wenn mein T-Shirt mit mir redet




Heute morgen sind wir ganz entspannt in den Tag gestartet. Samuel war am malen und ausschneiden - zur Zeit hat er sich auf Herzen spezialisiert. Ich habe nebenher in Ruhe die Küche aufgeräumt (nachdem ich gestern endlich die Körnerdose gefunden habe in die sich die Motten eingenistet haben- igittt!!!!!)
Auf dem Weg zur Kita fahren wir noch einen kleinen Umweg um die Autos vor der Polizeistation zu bewundern, im Wäldchen reden wir eine Runde mit unserem Freund dem Räuber, der uns erzählt, dass er heute Nacht in unserem Garten war und die Äpfel von unserem Apfelbaum viel zu sauer schmecken. (natürlich stellen wir uns das nur vor - ich mache die dunkle Stimme des Räubers nach. Saumel LIEBT ES und ehrlich gesagt ist es langsam so, dass ich mich auch immer auf die Stelle freue an der er auftaucht und ich bin gespannt was er uns von seiner letzten Nacht berichtet ;-))
Also, alles in allem kommen wir total entspannt an der Kita an. Und plötzlich fällt es mir siedend heiß ein: Heute ist Maxi-Treff! (Vorschule) Und wir sollten pünktlich um 9 Uhr da sein! Um 9 Uhr haben wir noch fröhlich mit dem Räuber geplaudert. Mist! Hektisch und mit entschuldigenden Worten schiebe ich Samuel in den Morgenkreis. Oh Mann. Dass mir das immer wieder passieren muß! Ich muß mir wirklich nicht viele Termine merken, aber die wenigen vergesse ich auch noch. Wie bescheurt muß man denn sein... Mit solchen Gedanken fahre ich wieder nach Hause zurück. Nach dem duschen greife ich mir das oberste T-Shirt aus dem Regal und muß fast lachen wie ich die Aufschrift lese:



Mein T-Shirt erinnert mich daran, dass es genau darum geht was Martin Schleske so wunderbar schreibt:

Nicht derjenige der alles besser kann sondern der Geliebte lebt anders. 

Das ist ein völlig anderen Blick auf unser Leben. Weg von dem: nicht genug, falsch, besser, am tollsten...  hin zu einem: Ich bin geliebt. Egal ob wir die Dinge heute ganz wunderbar hinbekommen oder ob wir mal wieder an unseren Ansprüchen scheitern.

Der Geliebte lebt anders. Freier. Fröhlicher. Mutiger. Enspannter. Wie man eben so ist wenn man mit jemand zusammen rumhängt der einen total mag. 

So will ich gerne leben. Mit der Zuversicht, dass ich geliebt bin. Immer. Mit Zeit zum Herzen malen und Geschichten erfinden -  und ich will auch versuchen meine Termine nicht ganz so oft zu vergessen. Schon allein deshalb weil die Erzieherin so einen tollen Job macht!  Hab mir deshab gleich einen Erinnerungszettel an die Tür gehängt:

der untere Zettel hing schon. Beides wichtige Erinnerungen. Finde ich.

Dienstag, 27. September 2016

Heiliger Alltag und eine Einladung



Sie hat es wieder mal geschafft! Veronika - "die Mamaflüsterin", die Mut-mach-Frau, die ehemalige Weltenbummlerin, die Fotografin, die Geschichtenerzählerin, die Freundin und Weggefährtin die uns ihren Alltag zum Geschenk macht. Sie hat wieder ein wunderbares Buch geschrieben!
 Als sie mir am Samtagabend das Buch heiliger Alltag in die Hand gedrückt hat, habe ich mir fest vorgenommen: ich werde es nicht schnell durchlesen sondern ganz langsam genießen. Jeden Abend ein Kapitel. Aber leider bin ich ungefähr so diszipliniert wie ein dreijähriger vor dem Süßwarenregal wenn es darum geht gute Bücher langsam zu lesen. Ich kann einfach nicht damit aufhören die Seiten umzublättern. Und das obwohl ich seit Montag morgen "einäugig" unterwegs bin. Irgendein fieses Tier hat mich nachst gestochen und langsam schwillt nicht nur mein Auge sondern meine ganze linke Gesichtshälfte an. Trotzdem halte ich mir das Buch dicht vor die Nase und lese Geschichten die mich berühren und trösten und zum Lachen bringen und mir Mut machen: Gott ist da. Mitten im Chaos, mitten in unserem gewöhnlichen Alltag.


Wie Kettfäden in einem Teppich ist Gott in unserem Alltag gegenwärtig - darüber schreibt Veronika im ersten Kapitel. In unserem "Lebensteppich" gibt es keinen Bereich der außerhab dieser Kettfäden liegt. Sie halten alles zusammen und durchdringen alles. 

Gottes Kettfäden durchdringen mein Morgen, meinen Mittag, mein Abend, mein Reden und mein Schweigen. Sie durchdringen mein Pflanzen, Pflegen, Putzen. SIe durchdringen die letzten Minuten am Tag, wenn ich meine Kinder zudecke, und die ersten Minuten am Morgen wenn ich schlatrunken Frühstück zubereite und die Katzen füttere. Nichts ist unwichtig. Alles ist von seiner Heiligkeit erfüllt.


Was für ein schönes Bild! Und was für eine wichtig Erinnerung: Wir müssen unser Leben nicht unterteilen in geistliche (und "wichtige") Dinge und das "Ungeistliche" (Alltägliche). Diese Unterscheidung gibt es nämlich bei Gott überhaupt nicht. Im Gegenteil. Seine Gegenwart macht ALLES in unserem Leben zu heiligem Boden.
Wie oft vergesse ich das. Vor allem wenn mein eigenes Versagen und meine Ungeduld so viel Dreck und Staub aufwirbeln. Dann bin ich auf dem Auge blind, dass mein Alltag irgendwie heilig sein sollte. Dann brauche ich die Erinnerung von Veronika, dass Gott sich herabbeugt in  alle Winkel unseres Alltags um uns Gnade und Leben einzuhauchen.

mein Alltag: NOCHMAL eine Runde Stau...
...noch ein Berg Wäsche
und auf dem Frühtückstisch gemalte Herzen. Obwohl ich den Tag davor so genervt war! Gnade:-)

Nadja Bolz Weber, eine ziemlich ungewöhnliche lutherische Pastorin, erzählt in ihrem Buch davon, dass sie als Teil ihres Theologiestudiums ein Praktikum in der Klinikseelsorge absolvieren musste. Sie hatte ziemlich wenig Ahnung davon was genau sie da machen sollte. Als sie in den ersten Tagen von der Notaufnahme angepiepst wurde, traf sie dort recht unsicher ein. Ein schwerer Notfall wurde im Schockraum versorgt. Sie fragte leise eine der Schwestern: "Hier scheint jeder etwas zu tun zu haben, aber was habe ich hier verloren?" Sie warf einen Blick auf Nadjas Namensschild und erwiderte: "Ihre Aufgabe ist es, sich der Gegenwart Gottes in diesem Raum bewusst zu sein, während wir unsere Arbeit machen." Und genau das tat sie dann für die nächsten Monate. Sie suchte Gott und lernte ihn wahrzunehmen, in allen Räumen des Krankenhauses. 
Ein bisschen so verstehen ich  das Buch Heiliger Alltag:
Veronika kommt an unsere Seite, während wir uns durch den Alltag kämpfen und manchmal sind ihre Worte so dicht dran, dass wir fast ihren Händedruck spüren können. Sie macht sich der Gegenwart Gottes bewusst. Und während sie das tun, während wir sie Seite für Seite dabei beobachten, wächst eine Ahnung, dass Gott in jedem Raum unseres Lebens am Werk ist. Dass er seine Kettfäden spannt, durch alle Erfahrungen, durch das Gute ebenso wie durch unseren Mangel, den Schmerz und das Scheitern. Und das macht so viel Mut.
Also, hiermit meine herzlichste Empfehlung (!) dieses kleine Buch in die Hand zu nehmen. Am besten ein Kapitel am Tag - als Belohnung, dass man den Alltag bewältigt hat. (vielleicht schafft ihr das ja besser als ich :-))

Und hier noch eine Einladung
Am kommenden Freitag den 30.Oktober, gibt es eine Lesung aus meinem Buch im wunderschönen Mühlrad, bei Herbrechtingen (Nähe Heidenheim).Es beginnt um 19:30. Das Besondere an dem Abend ist, dass mich Heio musikalisch begleitet :-). Falls ihr in der Nähe seid: Ich freue mich über jeden der Lust hat vorbeizuschauen!

und ich hoffe dass mein Auge besser ist, ansonsten gibts Piratengeschichten!

Dienstag, 20. September 2016

Das Beste zum Schluß

Der Sommer war ja schon fast vorbei. Und ehrlich: ich habe schon richtig neidisch auf die tollen Urlaubsberichte von anderen geschielt (und ich denke dann natürlich nicht an die vielen anderen, die sich einen Urlaub niemals leisten können!) . Na toll, dachte ich, und wir haben dieses Jahr nur ein paar popelige Tage im Schwarzwald, die auch nur so "Halb-Urlaub" waren, weil ich mich auch um ein paar Sachen für meine Mutter gekümmert haben. Und das Wochenende in der Schweiz war ja viel zu kurz. Das zählt nicht. Heio versuchte mich zu beruhigen: Wir haben ja noch die Woche Bodensee. Klar, denke ich. Bodensee. So richtig weit weg. (wo ich doch ans Meer wollte!!!) Und Mitte September. Da werden wir wohl eine Woche im Regen sitzen, Samu wird - wie in fast jedem Urlaub - total beschissen schlafen, meine Migräne wird mal wieder pünktlich zum Urlaubsanfang am Start sein und ich werde einfach nur froh sein wenn wir wieder zu Hause sind. Aber ich lag SOWAS VON DANEBEN!!!

wir hatten die schönste Spätsommer-Tage!
Wir lagen im Strandbad und fühlten uns wie im Süden...
am schwäbischen Meer!

Das Ferienhaus gab uns das Gefühl im Sehnsuchtsland Schweden zu sein...

auch Samus Kuschetiere konnten sich nicht sattsehen.
Wir entdeckten tolle Bücher...

und den besten Bäcker, der morgens ins Dorf kam.

Wir tranken reinstes Bodenseewasser...
und schmeckten saftige Bodenseeäpfel.


die dicke Frau von Ludwigshafen machte mir Mut mich zu zeigen wie ich bin:-)
wir hatten Zeit zum Spielen...

und Zeit das Gute wahrzunehmen.
Wir frühstückten mit Freunden (direkt am See!)...
...und hielten uns wach für eine Schiffahrt im Monschein.
Es war wunderbar!
Auch im langen Stau auf dem Rückweg blieben wir entspannt.

Die letzten warmen Tage waren UNSERE Tage. Spätsommer. Ohne Schmerzen. Ruhige Nächte. Sand unter den Füßen und die Erinnerung daran, dass manchmal das Beste zum Schluß kommt. Wenn man überhaupt nicht mehr damit rechnet. Wenn alle anderen ihre tolle Tage schon hinter sich haben und man scheinbar leer ausgegangen ist. 

Es erinnert mich an eine Hochzeit in Kana. An leere Gläser und enttäuschte Gäste. Manche hatten vielleicht sogar die erste Runde verpasst. Pech gehabt. Hat eben nicht für alle gereicht. 

Und dann kommt Jesus ins Spiel. 

Und plötzlich fließt der edelste Tropfen. 

Manchmal - und vielleicht sogar ganz oft in Gottes Reich - kommt das Beste zum Schluß.  

Wenn wir schon gar nicht mehr damit rechnen. 

Wenn wir schon nach unserer Winterjacke suchen und uns verabschieden wollen.

Wenn wir unsere Hoffnung abgeben, wie das letzte Cent-Stück in einen Spielautomat. 

Wenn wir uns schon abwenden und mit den Tränen kämpfen.

Und plötzlich zupft uns jemand am Arm, hält uns ein volles Glas entgegen und sagt lachend: Es ist noch nicht vorbei. Das hier ist für dich! 

Und es schmeckt unglaublich gut. Voll und würzig und warm. Nach Spätsommer. 


Mittwoch, 7. September 2016

Hände weg vom Steuer!

So. Morgen werden wir nochmal abdüsen - eine Woche an den Bodensee (oder "an den Tiefensee" wie Samuel voller Respekt sagt) Ich weiß - die meisten von euch haben den Urlaub schon hinter sich. Hoffentlich könnt ihr euch an schönen Erinnerungen freuen und mutig wieder in den Alltag starten.
Apropos mutig: Habe gerade ein paar Gedanken zu einen Buchentwurf an "meinen" Verlag geschickt. Die letzten Wochen war ich vormittags mit dem Schreiben beschäftigt. Meistens läuft das so bei mir ab: Ich habe eine Idee, fange begeistert an, schreibe, komme in Selbstzweifel ob das denn gut genug ist, mache weiter, finde es wieder ganz gut und kurz vor dem abschicken denke ich: "Das ist echt nicht gut genug. Lass es lieber. Jemand anderes hat das doch schon viel besser gesagt oder könnte es besser sagen." 


Wie gerne würde ich den Selbstzweifel abschütteln der mir ständig beim Schreiben über die Schulter schaut, aber es gelingt mir meistens nicht. Wo immer meine Kreativität ins Spiel kommt taucht auch der Selbstzweifel auf. Wie ein unzertrennliches Paar. Wenn ich den Selbstzweifel loskriegen wollte, würde ich vielleicht auch die Kreativität verscheuchen. Also sage ich zu ihnen: Ich habe Platz für euch Beide. Willkommen Kreativität und willkommen Selbstzweifel. Und lieber Selbstzweifel, auf ein Wort: Ich höre deine Bedenken. (die musst du ehrlich gesagt auch  nicht ständig wiederholen - das ist nicht sehr kreativ!) Ich weiß du machst dir Sorgen um mich - dass ich mich blamiere, dass ich dumm dastehe und dass ich mich vielleicht selbst überschätze. Du würdest mir raten, dass ich lieber warten sollte bis es perfekt ist bevor ich es teile oder dass ich Ganze doch jemand überlassen sollte der weiß wie man Kommas richtig setzte und der es sowieso besser schreiben könnte als ich. Du hast auch immer schon wunderbare Vorschläge wer das sein könnte. Danke für deine Gedanken zur Sache. Ich weiß du meinst es gut. (und das mit den Kommas ist wirklich ein Problem an dem ich arbeiten sollte!) Aber wenn ich auf dich hören würde, würde ich niemals etwas veröffentlichen, würde ich immer die Klappe halten, würde ich niemals einfach mutig das auf den Tisch legen was ich gerade habe und ich würde nie erleben, dass ich etwas teilen kann, was für andere tatsächlich ab und zu ein Segen ist. Also willkommen auf der Reise, mach`s dir`s auf dem Autorücksitz gemütlich, du darfst dich äußern, aber mach dich bitte nicht so breit und vor allem: greif mir niemals ins Steuer!!!

Und dann mach ich weiter. Schicke die mail an den Verlag, veöffentliche einen Blogpost, gebe einen Gedanken weiter den ich für eine Freundin hatte und versuche mich, zum ersten Mal im Leben, an Tomatensoße aus unseren eigenen Tomaten. Lecker!

Ich vertraue darauf, dass ich Gottes geliebtes Kind bin. 

Dass ich eine Würde habe. 

Ein Geheimnis. 

Ein Lobgesang. 

Einen Segen. 

Ein Leben, das ich teilen darf. 

Und du hast das auch! 

Lassen wir den Mut, die Besonnenheit und die Freude ans Steuer. (Ich glaube diese Drei kommen kann gut miteinander klar - und für den Selbstzweifel wird`s da ziemlich eng!)

Also: Gute Fahrt!!!  - wir sehen uns in zwei Wochen wieder....

dieser Mann kennt keine Selbstzweifel ;-)


* diese Gedanken habe ich aus dem Buch Big Magic von Elisabeth Gilbert. Sie beschreibt es fast genauso nur dass es bei ihr nicht die Selbstzweifel sind sondern die Angst. Aber die beiden sind ja auch verwandt miteinander! ("Wie jetzt - der beste Gedanke in dem ganzen Text ist nicht mal von dir selbst!!???" "Klappe dahinten und festhalten, es geht los!")