Karte von Himmel im Herzen |
Dienstag, 20. Dezember 2022
Zu schön, um nicht wahr zu sein!
Dienstag, 13. Dezember 2022
Platz schaffen
Ich weiß. Schon allein diese Überschrift kann ein richtig schlechtes Gewissen machen. Platz schaffen! Gerne. Aber wie? Und wo anfangen? Beim vollen Keller oder besser in der Garage, in der ich mich täglich schimpfend durch das Unterholz zum Fahrrad vorkämpfe? Auf der Liste mit den vielen Erledigungen vor Weihnachten oder gleich heute morgen am Frühstückstisch, an dem das Kind verzweifelt versucht letzte Instruktionen zu den Matheregeln zu verstehen? (Noch vier Klassenarbeiten vor den Ferien - wo bleibt da noch Raum für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens?) Platz schaffen - gerne! Aber an den meisten Tagen weiß ich einfach nicht wie und wo ich damit anfangen soll. Bis heute morgen. Als ich vor meiner aufgeschlagenen Bibel saß und eben genau diese adventlichen Worte von dem wilden Wegbereiter für Jesus, Johannes dem Täufer, las:
Schafft Raum für das Kommen des Herrn! (Matthäus 3,3)
Und in meine Gedanken, was das denn nun bedeuten könnte, spazierte noch ein andere Wort. Eine Satzfetzen aus einem Gedicht von Giannina Wedde:
Dem Zweifel nicht die heiligen Räume überlassen.
Wenn ich mir das in der Bibel so anschaue, wer Platz für Jesus hatte - und für all das Gute, das er mitbringt - dann denke ich, dass es die Menschen waren, die ihre Zweifel mal beherzt beiseite geschoben und ihr Vertrauen auf ihn gesetzt haben. Die den Worten von Jesus mehr geglaubt haben als allen anderen. Die ihm ihren heiligsten Raum - ihr Herz! - geöffnet haben. Was wäre, wenn es genau darum gehen würde? Wenn Platz schaffen einfach das bedeutet: Herz aufmachen. Mal so ganz davon ausgehen, dass das wirklich und wahrhaftig wahr ist, was wir so sagen, was wir glauben: Dass Gott da ist. Dass Er uns lieb hat. Dass er uns segnet und wir ein Segen sind. Und dass er wirklich so richtig gerne bei uns auftaucht. Nicht mit Vorwürfen im Gepäck. Sondern mit einem Frieden, der so unverwüstlich ist, dass er es am Frühstückstisch mit uns aushält und in der Garage lachend mit uns die Mäuse ins Eck scheucht. Was wäre das, wenn er die heiligen Räume unseres Lebens mit seinen wärmenden Worten ausfüllen könnte und wir sie mit offenem Herzen empfangen würden? Nicht halbherzig glaubend. Was so unsinnig ist wie halbherzig freuen. Halbherzig lieben. Und halbherzig leben.
Ach wie gerne möchte ich von ganzem Herzen all das Gute glauben, was mir da aus Betlehem entgegenkommt!
Dafür will ich Platz schaffen.
Mal alles Licht reinlassen.
Weil es doch am Himmel längst hell geworden ist.
Dienstag, 6. Dezember 2022
Heiliges Dielenbrett
Geschafft! Unser jährliches Ausstecherle-Backen liegt hinter uns. Es ist so ziemlich die Einzige Sache die ich mir jedes Jahr in der Adventszeit, zusammen mit dem Kind, vornehme. In den meisten Jahren war die Geduld vor dem Teig Zuende. Gestern war es anders. Fröhlich singend haben wir die Plätzchen aufs Blech geworfen. Ohne Ausraster und Wutanfälle. Dieses Wunder musste gefeiert werden! Danach war die Hälfte der Kekse aufgegessen. Es gab noch einen Teller für die Nachbarn. Und ein Foto für den Mann, der gerade im Schwarzwald weilt; für ein paar stille Tage. Ich war ja ein bisschen eifersüchtig als er losgefahren ist. Dass er nun, in adventlicher Ruhe, besinnliche Zeit mit Gott verbringen kann. Aber dann habe ich das wunderbare Zitat auf Sonjas Blog gelesen:
Es ist nicht nötig weder seine Geschäfte noch die Welt zu verlassen, um innerlich zu sein. (Jeanne-Marie Guyon)
Es gibt Leute, die Gott nimmt und beiseite stellt. Andere gibt es, die lässt er in der Masse, die zieht er nicht aus der Welt zurück. Es sind Leute die eine gewöhnliche Arbeit verrichten... Leute, die man auf einer beliebigen Strasse antrifft. Wir glauben aus aller Kraft, dass diese Strasse dieser Welt, auf die Gott uns gesetzt hat für uns der Ort unserer Heiligkeit ist.IhrLeben und ihre Texte machen mir so viel Mut, dass wir innerliche Menschen sein können, mitten in unserm gewöhnlichen Alltag. In kleinen Übungen der Geduld :
Schon am Morgen suchen sie uns aufUnsere Nerven sind angespannt oder gehen mit uns durch;der Bus ist schon voll,die MiIch kocht über,die Kinder machen alles durcheinander;der Mann bringt Gäste mit,ein Freund kommt nicht,das Telefon läutet ununterbrochen,die, die wir lieben streiten sich,man möchte ausgehen und muss daheim bleiben,und zu Hause bleiben, wenn man weg musss..
So treten die Geduldsübungen an uns heran, nebeneinander oder hintereinander...und wir lassen sie verächtlich vorüberziehen und warten auf eine Gelegenheit unser Leben hinzugeben, eine Gelegenheit die es wirklich Wert wäre.Denn wir haben vergessen, dass es zwar Äste gibt, die im Feuer verbrennen - dass es aber auch Bretter gibt, die unter unseren Schritten ganz allmählich abgetreten werden und die schließlich zu Sägemehl werden.
Der Platz dieses Lebens ist der letzte und der am tiefsten vergrabene. Das ist die wichtigste Bedingung, dass es keimt und Frucht bringt.Für uns alle, deren Leben tief vergraben ist, im Boden der gewöhnlichen Dinge:
Mittwoch, 30. November 2022
Besuch im echten Leben
Der Advent ist mal wieder in unsere Tage gepurzelt, wie ein längst angekündigter Besuch, auf den man sich lange im voraus gefreut hat und dann rennt man doch aufgescheucht von seinem Klingeln an die Tür und begrüßt ihn mit nassen Haaren, Staubsauger im Flur und Chaos in der Küche. Und in diesem Jahr läuft auch noch der Fernseher im Wohnzimmer! Ja, ich gestehe: Wir schauen die WM. Ich wollte sie wirklich, wirklich boykottieren, aber kam dann einfach nicht gegen die Übermacht von zwei fussballbegeisterten Mitbewohnern an. Nun bin ich die Erste, die am Frühstückstisch wissen will wer heute spielt und die Letzte, die abends noch chipsessend vor dem Fernseher sitzt. (ich habe mich sozusagen der Bürgerbewegung "Jetzt erst recht hinschauen" angeschlossen ;-)). Ach ja, wie philosophierte der kluge Kierkegaard so treffend:
Wehmütig grüßt der, der ich bin den, den ich sein möchte.
Wer könnte ich nur sein, wenn ich mal wirklich konsequent wäre! Wie schlank könnte ich sein, wenn ich nicht ständig weitergegessen hätte obwohl ich keinen Hunger mehr hatte (viele, viele Brezeln)! Wie sportlich könnte ich sein, wenn ich meine kleine Joggingrunde am Abend beibehalten hätte! Wie fließend könnte ich heute russisch sprechen, hätte ich nicht nach ein paar Stunden Unterricht aufgehört, weil ...ja, warum eigentlich? Wie in mir selbst ruhend könnte ich sein, wenn mein Mund voll Klarheit und mein Ja ein Ja und mein Nein ein Nein wäre. Und wie entspannt könnte ich die Adventszeit begrüßen wenn die WM im Sommer geblieben wäre - wo sie definitiv hingehört! - oder ich konsequent geblieben wäre (Schreibt man Konsequent überhaupt so? Sieht komisch aus. Ich kann dieses Wort nicht mal richtig schreiben - geschweige denn SEIN!) Ach ja, wehmütig grüße ich von weitem den Menschen, der ich sein könnte...
Aber - ihr ahnt das ABER - eins habe ich gelernt: Gott ist da zum Glück ganz anders! Schon so oft habe ich darüber geschrieben und muss mich doch immer wieder daran erinnern: Gott wartet nicht wehmütig in der besseren Version unseres Lebens auf uns! Er ist ein großer Künstler, der immer mit dem Material arbeitet, das vorhanden ist! Was er aus Scherben und Dingen machen kann, die andere auf den Müll schmeißen würden - der Hammer!!! (gebt mal in der Suchmaschine Kunst aus Müll ein und staunt über die Bilder; und Gott kann das noch viel, viel besser!).
Also versuche ich mich zu entspannen. Ich lasse den Advent eintreten, halte ihm eine Chipstüte hin und nach dem Schlusspfiff hängen wir gemeinsam den Herrnhuter Stern in die Wohnzimmerecke (der jedes Jahr ein bisschen zerknitterter aussieht - genau wie ich!). Dann zünden wir zusammen die Kerzen an und ich sage, etwas schuldbewusst: "Schön, dass du da bist! Ich hab mich wirklich auf dich gefreut!" Und er sagt lächelnd: "Genau dasselbe, wollte ich dir auch gerade sagen."
Und wer spontan noch Zeit und Lust hat . Herzliche Einladung:
Dienstag, 22. November 2022
Unsere Kinder
In meinem Postfach landet eine Nachfrage zu einer kommenden Lesung. Die Veranstalterin möchte wissen welche Themen ich für so einen Abend habe. Sie schreibt: Ganz oft sehe ich auf deinen Büchern „Jesus und ich“ – ist das dein großes Thema? Ich muss erstmal lachen und bin dann auch ein wenig betroffen. Weil sie mit der Frage den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf getroffen hat. Weil es einerseits zeigt, dass ich wirklich fast alle Aspekte meines Lebens in Verbindung zu Jesus setze. Meine Schwester nannte das in meiner Kindheit augenverdrehend: „Dina, du bist wieder so übergeistlich!“ Damals habe ich mich dafür geschämt, heute sehe ich es als eine Gabe. Andererseits zeigt es leider auch das: Mein Glaube ist oft sehr auf mich konzentriert. Auf meine kleine Welt. Jesus und ich. Wie eine Freundin das immer lachend zu mir sagt: „Ach, du und dein Kuscheljesus!“ (Grüße nach Hamburg :-)).
Markus Rode, der Leiter von Open doors, schreibt in der Einleitung des neuen Hefts:
Vielleicht werden Sie durch die Zeugnisse angesprochen, zukünftig für „ihre Kinder“ im Gebet einzustehen.
Genau das ist es. Es sind in gewisser Weise eben auch „unsere Kinder“. Versteht mich nicht falsch: Das Leid der Welt kann nur Jesus tragen! Aber ich merke: In meinem Herz ist tatsächlich Platz für ein paar Kinder mehr! Für ein Kind aus meiner Nachbarschaft und noch eins aus Nigeria. Und das Mädchen aus Laos passt definitiv auch noch rein. Viel tun kann ich nicht. Zum praktischen Helfen bin ich entweder zu weit weg oder es fehlt mir an ganz vielen Tagen schlicht die Kraft. Aber ich kann ihre Namen in mein kleines Gebetsheft schreiben. Und jeden Morgen an sie denken. Wie eine Mutter, deren Gedanken liebevoll ein bisschen bei ihren Kindern verweilen. Ach segne sie doch heute, Jesus. Mach ihre Herzen mutig und stark. Schenk ihnen Freude. Eine warme Mahlzeit. Und eine dicke Umarmung, wie nur du sie geben kannst…
Und ganz langsam, Morgen für Morgen und Jahr für Jahr, wachse ich ein bisschen mehr hinein in dieses weite und wunderbare Thema:
Die Welt, unsere Kinder, Jesus und ich.
Montag, 14. November 2022
Ach, die Jugend von heute!
Ihr seid toll!
Gebt nicht auf!
Ich glaube an euch!
Und Jesus erst recht.
zur Not holzen wir den Weg für euch frei :-) |
Donnerstag, 10. November 2022
Nicht genug.
Nach ein paar weiteren wunderbar nutzlosen Tagen (Gott sei Dank für Herbstferien!) bin ich wieder zurück am Schreibtisch. Aber der gewohnte Alltag ist noch nicht eingekehrt. Das Kind ist seit Montag im Schullandheim. Ich zähle die Tage und Nächte bis er wiederkommt. Ich hoffe mein Sohn vermisst mich nicht so sehr wie ich ihn vermisse. Als er am Montag ganz tapfer in den Bus eingestiegen ist, mit den vielen coolen - und auch viel größeren! - Jungs, habe ich noch kurz überlegt seine Lehrerin zu fragen ob ich mitfahren darf. Heio hat mich zurückgehalten. Wir haben drei Finger in die Höhe gehalten - ein Zeichen für die drei volle Tage, die er nun weg ist. Drei Tage. Und vier Nächte. Das ist der überschaubare Zeitraum, den wir ihm vor Augen gemalt haben (leider habe ich ihm das Heimweh-Gen unserer Famile großzügig weitervererbt). Bis in drei Tagen! - so steht es auf dem großen Zettel, den er mit einem Herz ausgeschmückt, an unsere Wohnungstür gehängt hat. In Klammer: Ihr seid ja da. Ja. Wir sind da. Ach, ich liebe ihn so sehr. Ganz besonders merke ich das wenn er schläft oder grade nicht da ist. Was er wohl gerade macht? (denke ich diese Woche so ungefähr 100 Mal am Tag).
So sehr ich auch an mir arbeite und alles dafür tue, wieder und wieder werde ich denen, die ich liebe, weh tun... Während mich meine Schuld fast erdrückt, schreie ich zu Gott, dass er mir zeigt, was ich tun soll. Dass er mir zuspricht, dass es ausreicht. Doch das tut er nicht.Er bleibt still.Bis ich in einem Buch folgende lese: "Du bist nicht genug."Und da wird es nach Monaten das erste Mal ruhig in mir. Weil ich weiß, dass das stimmt. Und weil es mir keine Angst mehr macht.Denn da steht auch: "Deshalb wird dein Kind einen Retter brauchen."
(aus: Wir feiern uns durchs Jahr, Anne Gorges, Neukirchener Verlag)
Donnerstag, 27. Oktober 2022
Nutzloser Tag
Gestern war ein nutzloser Tag. Ich hatte mir so vieles vorgenommen und NICHTS davon auf die Reihe bekommen. Nachdem ich dann mit dem Wäschekorb in der Hand über den Werkzeugkasten meines Mannes die Treppen nach unten gestürzt bin (Gott sei Dank außer blauen Flecken und ein paar Schrauben nichts mitgenommen!), habe ich mich spontan nochmal ins Bett gelegt. Gegen Mittag habe ich halbherzig versucht ein bisschen Laub zu rechen. Kaum angefangen habe ich auch schon wieder aufgehört - lohnt sich ja noch nicht (es ist die Phase im Garten in der ich mich frage wie es sein kann, dass auf dem Boden alles voller Laub liegt und auf dem Baum trotzdem noch so viele Blätter hängen?!?!). Dann bin ich dem ausgeglichen arbeitenden Lieblingsmann, der gerade unsere Küche renoviert, mit wenig hilfreichen Kommentaren zur Seite gestanden. Die Abfrage der Vokabeln endete mit der flehentlichen Bitte des Kindes, mit seinem Papa weiterlernen zu dürfen. Auch gut. Nachdem der Tag dann endlich rum war und ich mich in eine einigermassen schmerzfreie Position gebettet hatte, äußerte ich dem Mann gegenüber meinen Frust über diesen nutzlosen und völlig uneffektiven Tag. "So einen Tag hast du einfach gebraucht", meinte der angeheiratete Philosoph, drehte sich auf die Seite und schläft ein. Und ich denke nach. Darüber, dass man über Dinge lesen und schreiben kann und sie dann selbst immer wieder durchbuchstabieren muss. By heart heisst es auf englisch, wenn man etwas auswendig lernen will. Mit dem Herzen lernen. Heute morgen schlage ich meine Vokabeln, die ich lernen möchte, noch einmal nach. Ich lese bei Tomas Sjödin wie herrlich er über unnütze Tage schreibt. Über das Recht der Seele mal im Morgenmantel und Pantoffeln herumschlürfen zu dürfen. Und wie müde es uns Menschen machen kann wenn wir nur noch Nützliches tun wollen. Er schreibt sogar vom Segen im Unnützen; vom Segen der Tage an denen man nichts auf die Reihe bekommt: