Dienstag, 26. Januar 2021

gut gemacht.

Gestern hat mich eine Freundin gefragt wie es mir denn gerade geht und die Antwort die mir spontan einfiel, die tatsächlich meinem Zustand am passendsten beschreibt, war: Das Leben fühlt sich gerade ziemlich überwältigend an!

Da sind einmal die vielen wunderbaren Rückmeldungen von euch, meinen so geschätzten Bloglesern. VON HERZEN DANKE ich euch dafür! Und damit verbunden waren so viele Buchbestellungen, dass die Poststelle im Nachbarort langsam zu meinem zweiten Zuhause wird. Ich hoffe sehr, dass alle Päckchen richtig ankommen und bei den Widmungen auch der richtige Name steht... (falls was nicht stimmt meldet euch, dann kommt ein Entschädigungspäckchen :-)). 

Und in der Woche des freudigen Feierns fiel dann auch die Beerdigung meines Onkels und ein langsam beginnendes Abschiednehmen von meinem geliebten Heimatort.







 

Und dann ist in dieser Woche eine Weggefährtin aus unserer Gemeinde nach Hause zu Jesus gegangen. Es ist das Ende eines langen Leidenswegs. Ich kann es noch nicht wirklich fassen, dass sie nicht mehr da ist. Bei uns. Bei ihrem Sohn, nicht viel älter als Samuel, und ihrem Ehemann.  Sie hat hier immer treu mitgelesen. Das war mir sehr bewusst. Man schreibt vorsichtiger, wenn man weiß, da liest jemand, der langsam mit seinem Leben abschließen muß.
Was haben wir dagegen angebetet! Gott angefleht ein Wunder zu tun. Er hat es anders gemacht. Und ich stehe mal wieder mit angehaltenem Atem daneben. Was Gott zumuten kann. Wie scharfkantig und unbarmherzig der Tod ins Leben greift. 
Neben den Gebeten für ihre Familie ist seit heute morgen auch ein Satzstück,  das sich immer wieder über meine unruhige Gedanken legt: "Damit keiner allein stehe, wider das Dunkel!" Ich grüble woher er kommt und werde bei dem poetischen Text der Lebensgemeinschaft OJC fündig. Da schreibt Dominik Klenk:
Wo sind die gefährten
gemeinschaft der beherzten
die alles riskieren
und vertrauen dass der geist des herrn
der den tod überwand
leidenschaftlich in ihrem leben wirken
und sie zusammenschmelzen darf
damit keiner allein stehe wider das dunkel
und das licht aufstrahle für viele
 
Während ich hier die Worte eintippe tauchen die Bilder der letzten Wochen und Monate vor mir auf. Von einer kleinen Gemeinschaft die, in all ihrer Schwäche und Begrenztheit, zusammengestanden hat. Unzählige Gebete, an Kinderbetten gesprochen, ins Tischgebet gequetscht und in langen Nächten geseufzt. Hände, die angepackt haben und die jetzt in diesem Moment immer noch da sind, um zu trösten und helfen. 
Ein Außenstehender könnte vielleicht sagen: Es war ja nicht genug. Nicht genug Gebete für ein Wunder. Nicht genug Hände, um so eine Last zu tragen. Aber als eine die mittendrin stand, oft ganz hilflos, habe ich genug gesehen, um zu sagen: In dieser Gemeinschaft kann man nicht nur zusammen feiern. Diese Menschen tauchen auch dann noch auf, wenn es ans Sterben geht. So schwer dieser Weg ist und so wenig man ihn letztlich dem anderen abnehmen kann. Aber da ist dieses trotzige: "dass keiner alleine stehe, wider das dunkel!"
Das erlebe ich in diesen Tagen. Und bei allem Schmerz und bei allen stummen Fragen, beim "überwältigt fühlen" und der Sorgen wie es für die lieben Menschen weitergeht - da ist auch ein Staunen in mir. Und dahinter die zarte Ahnung, dass Jesus gerne unserer kleinen unperfekten Gemeinschaft und einem wunderbaren Ältestenteam zuflüstern möchte: Gut gemacht. So habe ich mir das vorgestellt. 
Feiert zusammen. 
Teilt euer Leben miteinander. 
Und dann, wenn die letzte Strecke vor euch liegt: 
Begleitet euch gegenseitig nach Hause. 
 
Gut gemacht! - eigentlich ist das ein Wort von dem ich bisher immer dachte es gehört nur an das Ende unseres Lebens. Aber ich glaube Gott steht da hinter uns Mamas (und Papas) nicht zurück. Wir wissen, dass unsere Kinder das öfters mal hören müssen. Mittendrin. Oder am Ende eines langen Tages. In Zeiten, die nicht einfach für uns sind. Für jetzt und hier:
 
Gut gemacht, mein Kind. 
 
Und morgen üben wir zusammen weiter.

damit keiner allein stehe wider das dunkel.
 
Und das licht aufstrahle für viele.

 
 
Gut gemacht, Jesusfreaks Stuttgart. 
Was für ein Segen mit euch unterwegs zu sein.
 
 

Montag, 18. Januar 2021

Da ist das Ding!

Jetzt ist es da: Das neue Buch! Und es ist so wunderschön geworden - es glitzert sogar auf dem Cover! Ich hoffe die Geschichten darin wärmen uns ein wenig in dieser Jahreszeit, die sich so gar nicht nach Glitzern anfühlt... Eigentlich wollte ich die Buchveröffentlichung mit einem großen Fest feiern (Stichwort: Altäre bauen, Kapitel 7), aber das geht nun leider nicht. Zumindest nicht so wie ich das mir vorgestellt habe. Feiern will ich trotzdem! Die Girlande habe ich im Esszimmer aufgehängt. Und heute morgen, müde und mit verquollenen Augen von tagelangen Migräneschmerzen, will ich mit euch anstoßen. Meine treuen Lesern! 

 

 

Danke für alle ermutigenden Worte und für so viele Vertrauensvorschuß mit euren Vorbestellungen! (unser Wohnzimmer sah am Wochenende wie eine Poststelle aus!) Mit jedem Päckchen schicke ich ein Gebet, dass die Geschichten das Herz  darüber zum Glitzern bringen, dass wir so unendlich geliebt sind. Und weil wir nicht alleine und niemals ohne Hoffnung sind -  durch jede Jahreszeit unseres Lebens hindurch.

Wer noch nicht bestellt hat kann das gerne tun, ich habe noch ein paar Bücher hier liegen:-).

 


Schreibt mir einfach eine kurze Nachricht an chris.f@freenet.de, auch ob ihr eine Widmung möchtet, Überweisungsdaten gibt es hier, und schon ist das Päckchen ganz bald auf dem Weg zu euch.

Herzliche Segensgrüße zu euch und viel Kraft und Zuversicht für diese Woche!!!



Dienstag, 12. Januar 2021

Ein gutes Ende

Heute fällt es mir schwer die Gedanken zum Schreiben einzufangen und der Reihe nach aufzustellen. Aber ich will es trotzdem versuchen. 
Samuel hat zur Zeit eine diebischen Freude daran sich leise hinter eine Tür in unserer Wohnung zu schleichen, um mich zu erschrecken. Heute, am frühen Morgen, hätte ich vor Schreck fast den Wäschekorb die Treppe hinuntergeschmissen als er mich so unerwartet, mit lautem "Buhh!" aus dem Flur ansprang. Und es kommt mir so vor als hätte mich dieses neue Jahr ähnlich angesprungen. In den letzten Tagen habe ich versucht meinen Herzschlag zu beruhigen und wieder gleichmässig zu atmen...ein und aus.... um zu begreifen:
Mein lieber Onkel, letzter Heimatmensch meiner Kindheit, ist nicht mehr da. Der Onkel, der mit meiner Oma ein Stock tiefer gewohnt hat, was dann einfach unsere erweiterte Wohnung war (und nicht zuletzt deshalb so attraktiv, weil dort ein Fernseher stand!), der Sportler, der meiner Schwester und mir das Skifahren beigebracht hat (leider nur mit mäßigem Erfolg) und einer der letzten wahren Junggesellen, die erst von der Mutter und dann von der Schwester (meiner Mutter) rundumversorgt wurden. Ein bisschen habe ich dann, nach dem Tod meiner Mutter, die Versorgung übernommen. In abgeschwächter Form! Ich musste immer etwas grinsen, wenn ich mich mich mit dem Bügeln seiner Hemden abgemüht und sie ihm dann, noch ziemlich faltig, in den Schrank gelegt habe. Er hat sich nie beschwert. War einfach dankbar, wenn wir da waren. Und ich war dankbar, dass er noch da war. Zuhause. 
Ich war auch immer ein wenig stolz auf meinen Onkel. Die Skiurlaube hat er mit weit über 80 Jahren nur deshalb  eingestellt weil - laut seiner Aussage - die "Jungen" nicht mehr mitkamen. (die waren auch schon Anfang 80!).  
Ab und zu hat sich die Sorge bei mir breit gemacht wie es wird, wenn er nicht mehr alleine kann. Wie wir das bewältigen werden. Was für Entscheidungen dann anstehen. Sorgen die umsonst waren. Wie das bei Sorgen ja  meistens so ist. Ach eigentlich sind sie doch alle umsonst. Würden sie was kosten, würden wir uns weniger davon machen. (Oh je, jetzt wisst ihr was ich meine mit: Gedanken einfangen). Auf jeden Fall habe ich nun vor wenigen Tagen, als wir gerade im Schwarzwald waren, meinem Onkel abends noch fröhlich zugerufen: "Schlaf gut! Bis morgen früh!" und am nächsten Morgen fand ich ihn tot in seinem Bett. Er durfte gehen. Einfach so. Mit 94 Jahren (und es hätte mich nicht wirklich gewundert, wenn er seine Skier auf die letzte Strecke noch  mitgenommen hätte)
Eigentlich kommt das Ende in diesem Alter nun wirklich nicht überraschend und doch: Ich glaube der Tod springt uns immer unvermutet an und erschreckt uns zutiefst. So zumindest geht es mir. Wenn ich gerade abends völlig müde ins Bett falle kommt es mir so vor als würde in mir drin ein Kind mit weit aufgerissenen Augen liegen, das sich weigert einzuschlafen. Weil es versucht die Tatsache zu begreifen, dass da ein vertrauter Mensch nicht mehr ist. Und dass der Tod sich einfach so anschleichen darf und "Buhh" macht und uns unsere ganze Zerbrechlichkeit vor Augen hält.  Neben der Trauer und dem Schrecken empfinde ich aber auch Dankbarkeit. Ganz viel Dankbarkeit. Dass sich mein Onkel einfach so still und heimlich verabschieden durfte. Und wir in seiner Nähe sein konnten.
 
Als meine Buchveröffentlichung im letzten Frühjahr wegen Corona auf diesen Januar verschoben wurde habe ich befürchtet, dass die Geschichten beim Erscheinen ihre Aktualität verloren haben. Und nun bin ich auf einmal wieder mittendrin: Im Wohnung auflösen. Im Abschied nehmen von dem Ort der mir hier auf der Erde zutiefst "Zuhause" war. Im Heimat finden und Himmel suchen...

Unter dem Stapel Dokumenten die mein Onkel aufbewahrt hat sind auch viele Bilder von ausgelassenen Feiern im Kreis seiner vielen Freunde, von unseren Weihnachtsfesten (bei denen wir - wie auch bei jedem alltäglichen Mittagessen-  immer alle zusammen am Tisch saßen) und  spannende alte Fotos von unserem Zuhause.
 
Das älteste Foto von unserem Haus

 
an Weihnachten mit dem Lieblingsonkel
 
 
Neben den Fotos fanden wir auch einen sorgfältig aufgeschriebenen Lebenslauf. Darin sind Stationen seines Lebens über die er mit uns, wenn überhaupt, nur sehr ungern gesprochen hat: Mit 17 Jahren in den Krieg. Gefangenschaft. Rückkehr in ein verändertes Zuhause. Ohne den Vater und den geliebten Bruder weitermachen (mit dem er eigentlich ein Architekturbüro eröffnen wollte)... Mir wird wieder einmal bewusst wie vielschichtig unsere Geschichten sind. Da sind helle und schöne Kapitel neben dunklen und schweren. Und irgendwann wird die letzte Seite aufgeschlagen. Und wir hoffen auf ein gutes Ende.

Mir scheint mein Onkel hat genau das bekommen: Ein gutes Ende. Und vielleicht liegt in unserem letzten Dialog, so banal er mir im Rückblick auch vorkommt, die größte Hoffnung:
"Schlaf gut! Bis morgen früh!"
 

Freitag, 1. Januar 2021

Nur Mut.

Ihr Lieben, ich möchte euch einfach kurz einen Neujahrsgruß schicken. Samuel ist gerade mit einem Bastelprojekt beschäftigt und in diesen Tagen heißt es: kleine Freiräume zum Schreiben nutzen:-).

Als ich gestern Abend mit Mann und Kind auf dem Balkon stand und das Feuerwerk bewundert habe (die russischen Partyfreunde hier am Ort haben mich nicht enttäuscht - ich wusste sie würden das Zeug irgendwie einschmuggeln!) wurde es mir ein bisschen bang ums Herz. Was wird wohl auf uns zukommen, im neuen Jahr? In das letzte Jahr sind die meisten von uns unbekümmert feiernd gestartet und dieses Silvester war nun alles anders.  Wir waren brav um acht Uhr Zuhause (hätten wir vor einem Jahr geglaubt, dass wir eine Ausgangssperre haben würden?) und saßen zu Dritt um unser großes Raclettegerät. Die wenigen Termine fürs neuen Jahr trug ich heute vorsichtig, mit Bleistift und Fragezeichen dahinter, in den Kalender 2021 ein. Das hat uns die vergangene Zeit gelehrt:  Pläne sind Schall und Rauch! Wir wissen so wenig was der morgige Tag bringen wird. Diese Tatsache so vor Augen geführt zu bekommen kann für uns kleine Menschen ganz schön beängstigend sein. Zumindest ging es mir letzte Nacht so. Ich habe versucht vor dem Einschlafen noch ein bisschen im letzten Buch der Bibel zu blättern, um mir zu versichern, dass am Ende doch alles gut ausgehen wird, aber ich bin irgendwo zwischen den Zornesschalen und der letzten Trübsal eingeschlafen. Das war dann auch nicht so beruhigend. 

Heute, nach einer starken Tasse Kaffee, habe ich mich dann erinnert was Gott zu Josua gesagt hat. Es klingt ein bisschen wie eine Neujahrsansprache für einen Mann, der ziemlich viel Angst hatte. Der große Mose war gestorben und hatte sie in der Wüste zurückgelassen und nun sollte Josua irgendwie diesen Karren aus dem Dreck ziehen. Vor ihnen lag das verheissende Land, das aber völlig unbekannt und angsteinflössend war und das Vorwärstgehen würde ihnen einiges an Mut und Kampfeswillen abverlangen. Dreimal sagt Gott in seiner kleinen aber gewaltigen Ansprache zu Josua: 

"Sei stark und sei mutig!

Und er fügt hinzu: 

"Ich werde mit dir sein! Ich werde dich nicht aufgeben und dich nicht verlassen. Jeden Ort, auf den eure Fußsohlen treten - euch habe ich ihn gegeben."  

Und hier ist es, das Trostwort für uns alle, die sich ähnlich wie Josua fühlen: Ängstlich. Überfordert. Mit einer ziemlichen Aufgabe an der Backe und keinen wirklichen Plan wie es weitergehen wird. "Sei stark und sei mutig! Ich werde mit dir sein!" Und dann gehen wir los, noch ein bisschen mit zitternden Knien, in dieses unbekannte Jahr das vor uns liegt... mit Gott an unserer Seite.

 Und wenn die Angst kommt, dann krame ich aus dem Gepäck mein Jahreswort:  

 
 
Eigentlich sind es erstmal zwei Worte (genau deshalb habe ich auch das englische Wort genommen).
Fear less. Ich will mich weniger fürchten. Vor all dem ungewissen und vor dem was gewiss ist im neuen Jahr: Dass ich andere enttäuschen werde und ich Erwartungen nicht erfüllen kann, dass ich versagen und mich verrennen werde, dass die Nachbarn sich über das enegiegeladene Kind und die dreckigen Treppenstufen ärgern, dass mich Situationen überfordern und manche Kämpfe weit über meine Kraft gehen werden. 
"Stell dir vor wie wir leben könnten, wenn wir uns weniger fürchten würden?", schreibt der wunderbare Künstler Charlie Mackenzie. Darüber will ich in diesem Jahr nachdenken. Und dabei einfach einen Schritt vor den anderen setzen. Tag für Tag. Und vielleicht stehe ich am Ende dieses Jahres staunend auf neuem Land.  Fearless.

Gott wird mit uns sein. Soviel ist sicher.

Nur Mut!


 

 




 Habt ein gesegnetes neues Jahr!!!! 



 Und verratet ihr mir auch eurer Jahreswort?