Dienstag, 24. Dezember 2019

Happy Birthday!

Heute ist Heilig Abend - und bestimmt sind die meisten von euch nicht besinnlich vor dem Computer. Ich fühle mich gerade auch nicht so besinnlich. Verschwitzt und müde vom Putzen, Packen, Kind zurechtweisen und Geburtstagskuchen backen (Backmischung versteht sich). Es kam mir fast ein bisschen albern vor, diesen Kuchen für Jesus zu backen. Aber während ich so mit rühren und Sahne schlagen beschäftigt war  überkam mich das Staunen: Gott hat tatsächlich Geburtstag! Der Schöpfer der Welt nahm den menschlichsten aller Wege! Es gibt ein Datum  an dem Gott unter Schmerzen und Schreie einer jungen Mutter zur Welt kam.  Was ist das nur für eine unfassbare Geschichte?
Wahrscheinlich war es nicht der 24. Dezember. Ich glaube ja, dass es die Nacht vom 20. auf den 21. Dezember. Einfach weil das die längste Nacht im Jahr ist. Das scheint mir passend für die Ankunft eines Retters. Vom letzten Buch der Bibel bis zur Geburt Jesu vergingen ungefähr 400 Jahre. Ich habe gelesen, dass sie auch als die "400 stummen Jahre" gelten. 400 Jahre in denen Gott geschwiegen hat. Was für ein langer Zeitraum! Fast 14 Generationen ohne ein Wort von Gott! Kein Prophetenwort. Keine Zeichen. Kein Einziger der mit dem Geist Gottes erfüllt wurde. Da war nur schweigen. 400 Jahre lang. Das ist eine wirklich lange Nacht. Wenn meine Mutter, als ich Kind war, einen Nachmittag lang geschwiegen hat (was sie ab und zu getan hat, wenn sie richtig Grund dazu hatte sauer auf mich zu sein!) dann war das richtig schlimm für mich! Ich habe alles mögliche versucht um sie wieder zum Reden zu bringen. Und wie erleichtert war ich dann, wenn sie am Abend ihr Schweigen gebrochen hat und ich wusste: sie hat mich noch lieb! Und ich frage mich wie man 400 Jahre Schweigen aushält? Was man sich in der Zeit für düstere Gedanken macht.  Da könnte man schon verzweifeln. Da könnte man schon denken, dass Gott sich von uns Menschen abgewandt hat. 
Aber dann: ENDLICH! EIN WORT!!!! Kein Machtwort. Kein Schlusswort. Ein Baby!
Das Wort wurde Fleisch und Blut, und zog in unsere Nachbarschaft. Wir sahen die Herrlichkeit mit eigenen Augen - wie der Vater so der Sohn. (Johannes 1,14, the message)
Gott hat seine Menschen nicht vergessen! Er hat nur seine große Rettungsaktion vorbereitet! Damit wir wieder richtig gut miteinander sein können!  Mit der Geburt Jesu sind die Nächte nicht verschwunden. Wahrlich nicht. Aber die längste Nacht hat die Welt hinter sich. Das große Schweigen ist vorbei. Fürchtet euch nicht - Ihr Menschen seines Wohlgefallens!   Das ist tatsächlich ein richtig guter Grund um heute die Kerzen anzuzünden,  Jubellieder zu singen, einander erleichtert in die Arme zu fallen und jedem der es noch nicht gehört hat diese gute Nachricht zuzurufen: Christ der Retter ist da! Gott sei Dank für Jesus!  (und wirklich: Er ist ganz der Vater!)

Happy Birthday, Jesus! 
Happy Birthday to you! 
and Happy Birthday to me!  



Frohe und gesegnete Weihnachten euch allen!
Und DANKE für euer Mitlesen in diesem Jahr❢❣❣

Mittwoch, 18. Dezember 2019

Kurz mal staunen

Wir sind tatsächlich schon in der letzten Adventswoche! Ach, da ist so vieles was ich vor Weihnachten eigentlich noch erledigen wollte.  Aber die Tage reichen nicht (wieso ist denn am Freitag schon Schulfrei, frage ich mich???). Und dann hat mich auch noch die Migräne flachgelegt. Ich kapituliere. Auch in diesem Jahr gibt es keine Weihnachtskarten  - entschuldigt, liebe Freunde! - und die Lichter schaffen es auch nicht mehr an unseren kleinen Tannenbaum. Die geplante gründliche Reinigung der Wohnung erledige ich beim Frühjahrsputz.  Weniger Schokolade esse ich dann auch erst im neuen Jahr.
Heute morgen saß ich mit meiner Bibel auf dem Sofa und es fiel mir so schwer innerlich zur Ruhe zu kommen. Ich musste an den Gebetssatz denken, den ich aus  meinen stillen Tagen mitgebracht  habe: Ich bin da, Gott und du bist auch da. Gegen die Unruhe ankämpfend, habe ich das gebetet. Eine Minute lang.  DU bist da. Ich bin auch da. Kurze Umarmung am Morgen. Beim Augen aufmachen fiel mein Blick auf das Bild, das an unserer Wand hängt. Ein Foto, auf dem Samuel staunend einen riesigen Baum betrachtet. Nur dass heute morgen sich in dem Baum auch noch unser schöner Herrnhuter Stern spiegelt. (den ich mir schon lange gewünscht habe und den Heio mir dieses Jahr zur Adventszeit geschenkt hat). 




Ich staune und freue mich über den Anblick. Und ich denke mir: Vielleicht ist das Adventszeit. Vielleicht reicht das. Ab und zu ein kurzer Moment zum Staunen finden. Eine Spiegelung am Fenster sehen. Ein staunender Kinderblick auffangen. Ein leuchtender Hagebuttezweig am Wegrand wahrnehmen. Der Stern im Nachbarfenster bewundern.  Sich über die Wärme der Teetasse freuen. Den Geschmack von Mandarinen und Zimtsternen genießen. Beim altvertraute Klang der Weihnachtsgeschichte plötzlich etwas ganz neu hören. Beim Heimkommen dankbar die Hand auf eine warme Heizung legen. Flackerndes Kerzenlicht am Abend betrachten.  Ein kleiner Moment: Du bist da. Und ich bin auch da.   
Das wünsche ich uns. In diesen gleichermassen dunklen und leuchtenden Tagen.


Und ich bin noch so erfüllt von unserer kleinen Lesereise am Wochenende. Wir wurden so unglaublich beschenkt, dass wir uns immer noch die Augen reiben: Ja, ist denn heute schon Weihnachten?! (DANKE euch allen!!!). Und am Wegrand so viele Momente zum Staunen:

Schnee! Und diese wunderbare Landschaf!

Ein tolles Cafe. So viel Zeit muß sein!

Wind !!!! Ich liebe Wind!!!!

..diese Jungs auch!
Offene Wohnzimmer. Bereichernde Begegnungen.
Ein bisschen lesen und so beschenkt werden.
Vertraute Orte . Fast vorbeigefahren!

...und alte Bilder entdecken (Dauerwelle war damals wirklich angesagt!)
Ein Baum vor dem man einfach stehen bleiben muß!
Morgenlicht über dem Friedhof
Wieder Zuhause. Kurzer friedlicher Moment.

Mittwoch, 11. Dezember 2019

Im Dunkel winken

Es wird jeden Morgen dunkler. Samuel war heute, beim Blick aus dem Fenster, ganz aufgelöst. Neben seiner besorgten Frage ob ich auch bestimmt wieder da bin wenn er von der Schule kommt, gibt es nämlich noch eine andere wichtige Sache für ihn: Ich muß ihm hinterher winken! Zuerst vom Küchenfenster aus, wenn er über den Hof läuft. Dann vom Balkon aus, wenn er den Berg zur Schule hinauf geht. Die neuste Anweisung lautet: "Wenn ich Freunde treffe, dann bitte nicht mehr winken, aber auf jeden Fall da stehen und mir nachschauen." Bei der Nachfrage ob ich ihm denn vor den Freunden peinlich bin meinte er nur: "Nein, aber sie wundern sich halt, wem ich winke, weil sie niemand sehen. Und ich will das nicht erklären." Haha.
Aber zurück zum Problem heute morgen: Es war so dunkel, dass das Kind dachte, ich sehe ihn dann nicht. Und wie soll man jemand winken, den man nicht sieht? Aber während wir gefrühstückt haben ging langsam die Sonne auf.  Wir standen am Fenster und haben über den schönen Himmel gestaunt.


Und bis er so weit war, dass er in die Schule musste, war es hell genug, dass ich ihn sehen konnte. Winken durfte ich auch. Er lief alleine. 
Nachdem ich die Balkontüre wieder geschlossen hatte, las ich aus Psalm 1, dass Gott über den Wegen derer wacht die nach ihm fragen. In den Erklärungen dazu steht, dass `wachen` hebräisch `jadah` heisst, was soviel bedeutet wie:  Jemand mit innerer Anteilnahme begleiten. Ihm nahe sein. Für ihn sorgen.
Ich muß an Samuel denken. Aber auch an die Freundin im Krankenhaus. Und daran wie wichtig es für uns alle ist zu wissen, dass jemand über unsere Wege wacht.
Heute als Trost für uns alle, die sich vor dunklen Strecken fürchten (und zwei Adventskerzen geben auch noch nicht so viel Licht!): Der Herr wacht über den Wegen derer die nach ihm fragen! Er begleitet sie, mit innerer Anteilnahme, er ist ihnen nahe und sorgt für sie. Besser wie eine Mutter die ihrem Kind vom Balkon aus nachwinkt.

Er sieht uns.

Auch im Dunkel. 

Fürchte dich nicht.

(und Er versteht es auch wenn wir nicht wild zurückwinken, weil die anderen da ja niemand sehen würden ;-)).

Mittwoch, 4. Dezember 2019

Hoffen und Warten

Seid ihr gut in die Adventszeit gestartet? Wir haben schon einiges abgehakt:  Einen Weihnachtsmarkt besucht. Unser Bäumchen geschmückt und Sterne gebastelt.
Ausstecherle wurden auch schon gebacken und mir ist dabei nicht - wie sonst immer - der Geduldsfaden gerissen! Das sagt nun weniger über die zunehmende Reife und Gelassenheit der Mutter als über die zunehmende Fähigkeit des Kindes, den Teig ohne Wutanfälle auszuwellen und die Plätzchen auf das vorbereitete Blech zu setzen und nicht in die ungefähre Richtung zu schmeissen. Ach ja, manches wird besser mit den Jahren! (Und manches bleibt gleich: beim Teig ausrollen macht er immer noch laute Autogeräusche und fragt mich, was ich denke, wie viel PS seine Planierraupe hat. Jungs die backen :-))




Samuel hat dieses Jahr einen Adventskrimi von seiner Tante bekommen. Das ist eine Geschichte mit 24 Kapiteln, die wir nun, ein Tag nach dem anderen, lesen. Gar nicht so einfach, nach einem Kapitel aufzuhören, wenn die Spannung langsam steigt und man wissen will, wie es weitergeht! Aber wir üben uns im Warten. Darum geht es ja schließlich, im Advent. Eine Türchen nach dem anderen. Eine Kerze nach der anderen. Als ich vor ein paar Tagen im Einwohnermeldeamt war, brannten doch tatsächlich hinter der freundlichen Sachbearbeiterin schon alle vier Kerzen am Adventskranz! Mit LED- Leuchten! Das war irgendwie so - unadventlich. Und doch: mir fällt es auch so schwer zu warten. In diesen Tagen bedrückt mich die große Not von Freunden. Meine Gebete sind ein ständiges Seufzen und ein verzweifeltes: Gott, bitte, bitte, mach was! Wir brauchen dich so sehr! Bis jetzt ist noch  kein Wunder eingetreten. Ich lese heute morgen die Worte aus Jesaja:
Das Volk das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Jesaja 9,1
Ich mag den Klang dieser Worte die, wie eine wärmende Kerze, zur Adventszeit gehören. Aber heute fällt mir zum ersten Mal auf, dass die Grammatik irgendwie komisch ist (Ich und Grammatik- ich weiß! ;-)). Also entweder wandelte (Vergangenheit) man im Finstern und sieht nun aber ein großes Licht. Und man wohnte im finstern Land und nun scheint es hell. Aber beides in der Gegenwartform, scheint irgendwie nicht zu passen. Und doch: vielleicht ist es die Grammatik des Königreich Gottes? Dass beides real ist: Das finstere Land in dem wir noch wohnen und das Licht das über uns leuchtet!  Auch wenn es meinem Verstand nicht so wirklich einleuchten will. Vielleicht ist es die Grammatik des Wartens und Hoffens? Bonhoeffer schreibt über das Warten:
Advent heißt warten können; Warten ist eine Kunst die unsere unruhige Zeit vergessen hat. Sie will die reife Frucht brechen, wenn sie kaum den Sprössling setzte...Aber auf die größten, tiefsten, und zartesten Dinge in der Welt müssen wir warten, da geht`s nicht im Sturm, sondern nach dem göttlichen Gesetz des Keimens und Wachsens und Werdens.
Ich möchte so gerne die Dinge schnell haben. Will, dass das Kind am besten schon mit der Fähigkeit auf die Welt kommt, der Mutter zu folgen. Ich will die Kapitel der spannende Geschichte schnell durchblättern um zur Auflösung zu kommen. Und ich will (oh so sehr und vor allem!), dass die große Not der Freunde sich in Freude auflöst!  Ich will dass Gottes Reich anbricht wie ein Scheinwerfer, der das Dunkel ein für allemal vertreibt. Stattdessen kommt es tief und zart, in einem kleinen Baby.  Als Morgenstern, über denen die im Dunkel wohnen. Wachsend. Werdend. Reifend. Dem Tag entgegen. 
Passenderweise ist heute Barbaratag. Ich kenne diese Tradition erst seit letztem Jahr: Einen Obstzweig abbrechen und in eine Vase stellen. Und wenn alles richtig läuft, sollten sich die kleinen Knospen bis Weihnachten geöffnet haben.  Ein Blütenwunder mitten im Winter! Letztes Jahr hat das nicht geklappt. Irgendwann nach Silvester habe ich die trockenen Äste entsorgt. Mit ein paar trübseligen Gedanken. Dieses Jahr habe ich mir ein paar Tipps angelesen (schräg anschneiden, eine Woche noch draußen lassen. Für frisches Wasser sorgen...). Ich bin gespannt. Auch wenn meine Erfahrung mir sagen will: Das klappt nicht. Ich hoffe. Und warte. Und während ich diese Zweige die nächsten vier Wochen mit frischen Wasser versorge, will ich weiter beten. Für alle, die im finstern Land wohnen. Für eine gute Wendung der Geschichte. Für hellere Tage. Für ein Weihnachtswunder.  Ich will glauben, dass Gott auf dem Weg zu uns ist



Denn uns ist ein Kind geboren! Ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seinen Schultern; und er heisst Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst. 
Jesaja9, 5