Heute morgen reibe ich mir die müden Augen und hoffe ich kann in der kurzen Zeit in der Samuel heute in der Schule ist etwas sinnvolles schreiben (die letzten zwei Stunden fallen leider aus ;-)) . Das Leben ist gerade etwas überwäligend. In fünf Wochen steht unser Umzugstermin an. Das bedeutet: Ich sortiere seit Tagen unsere Sachen aus - und versuche mich auch brav, Marie-Kondo-mässig, bei jedem Gegenstand zu bedanken, bevor er wegkommt. Langsam verschwinden auch schon größere Möbelstücke aus der Wohnung - Ebay sei Dank. Gestern wurde unser wunderbarer Ofen weggetragen. Und in den nächsten Tagen wird auch die Küchenbank samt Tisch verschwinden. (ähh, wo werden wir dann eigentlich essen?) Ich finde den Gedanken schön, dass unsere alten Möbel nicht auf dem Sperrmüll landen, sondern in andere Wohnungen ein neues Zuhause finde. Und da sind ja auch die Dinge die wir aufbewahren und mitnehmen werden, die nun nach und nach in bereitstehenden Bananenkisten verschwinden.
Samuel wird kommende Woche in der neuen Schule angemeldet. Er hat natürlich Angst. Und ich bin mit ihm aufgeregt. Aber ich will an das denken was mir meine kluge Freundin, die Grundschullehrerin, gesagt hat: "Es ist so wichtig, dass ihr Eltern euren Kindern auch etwas zutraut!" Und das will ich. Ich will, dass Samuel das, bei allem Mitfühlen, aus meinen Worten hört: Du schaffst das! Das weiß ich! Vielleicht nicht auf Anhieb. Und bestimmt werden Angstanfälle und Tränen mit im Programm sein. Manches wird schwierig. Manches wird anders. Und vieles wird auch so viel besser. Zum Beispiel wird sein bisheriges Problem, dass er seine Klassenkameraden in der Pause unter den vielen Kindern nicht finden kann, an der neuen Schule verschwunden sein. Es ist eine SEHR KLEINE Schule! Die neue Klassenlehrerin war ganz glücklich, dass noch ein Kind dazu kommt. :-)
Ja, es geht wirklich von der Stadt aufs Land. Und ich bin mehr als bereit dafür. Immer mal wieder schaue ich auf dem Handy das Foto an, das ich von unserem zukünftigen Balkon aus gemacht habe. Ach, ich freue mich schon so auf die Abende wo wir einfach dort sitzen und über die Felder schauen werden. (und keine laute Bundesstraße weit und breit!)
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und die gemütliche Gartenlaube wird auch zu uns gehören! |
Aber bis wir dort entspannt sitzen werden, gibt es hier noch einiges zu tun. Deshalb kann ich mich in den nächsten Wochen wahrscheinlich hier nur kurz melden. Ich werde versuchen meine - leider etwas kleine - Kraft gut einzuteilen, an den richtigen Stellen Nein zu sagen und nicht alles auf einmal erledigen zu wollen. Ich werde mir vornehmen barmherzig mit dem Mann zu sein, dem das weggeben von Dingen sehr schwerfällt (der sich aber die größte Mühe gibt!). Ich werde versuchen, meine Gedanken nicht nur mit Umzug und Pinterest-Bildern von Wohnungseinrichtungen zu füllen und bei IKEA keinen Kundenrekord aufzustellen. Ich nehme mir vor geduldig mit Samuel zu sein und ich will wenigstens einmal am Tag alles stehen und liegen lassen und gemeinsam mit ihm auf den Fahrrädern ziellos durch die Gegend fahren. Einfach weil es wichtig ist, dass wir nicht nur effektiv unsere Tage verbringen. Zeit verschwenden ist ein ein völlig unterschätzter Bestandteil des Lebens. Finde ich.
Ja. Alles das will ich versuchen. Und ich weiß jetzt schon, dass ich in jedem dieser Bereichen auch grandios scheitern werde. Aber dann will ich daran denken was die Freundin zu ihren entmutigten Schülern sagt, wenn sie etwas nicht auf Anhieb hinbekommen: Sag nicht: Ich kann das nicht. Sag: Ich kann das noch nicht! (und mit so einer tollen Lehrerin an der Seite kann ich das auch tatsächlich glauben!) Das scheint mir ein wunderbarer Rat fürs Leben zu sein. Ein Satz der Mut macht Dinge weiter zu versuchen, auch wenn sie uns oft schwerfallen. Der selbstgesteckte Grenzen freundlich zur Seite räumt und uns Zeit zum Lernen gibt. (Angstanfälle und Tränen inbegriffen). Ein Satz aus dem Barmherzigkeit tropft, der Raum für zweite Versuche gibt, für Versöhnungskuchen, heilige Bitte-hilf-mir-Gebete und für einen Neustart in der zweiten Hälfte unserer Tage. Es ist ein Satz hinter dem ich das Flüstern eines liebenden Gottes höre, für mich, für Heio und Samuel, für jeden von uns, der gerade vor Herausforderungen steht :
Ich trau dir das zu!
Du schaffst das!
Ein Tag nach dem andern. Eine Kiste nach der anderen. Ein Schritt vor den nächsten. MIt Gott an unserer Seite. Und dann, plötzlich, ist es geschafft.
Bewahren.
Aussortieren.
Loslassen.
Und danach
den Staub aus den Kleindern schütteln,
den freien Raum betrachten,
und das Lächeln von den auffangen
der Neuanfänge liebt.
(aus: Warum ich da noch hingehe)