Dienstag, 26. November 2019

Bist du da wenn ich wiederkomme?

Heute habe ich schon viel geschrieben und auch viel geschrien. Seit Sonntag ist mir schlecht und ich weiß nicht wirklich warum (NEIN- nicht schwanger! ;-)). Aber ich kann keinen Kaffee sehen und keine Schokolade essen was bedeutet: Ich bin müde und genervt. Und das Kind ist an solchen Tagen noch ein bisschen anstrengender als sonst (kommt mir wahrscheinlich nur so vor, ist aber so). Jetzt ist er noch eine Runde raus zum Radfahren, mit dem Freund aus der Nachbarschaft. Bevor er ging, habe ich mich noch bei ihm entschuldigt. Es fiel mir nicht leicht. Aber ich merke: Wenn ich den Weg zu seinem Herz nicht verlieren will, dann braucht es Demut von mir. Den ersten Schritt machen. In den Arm nehmen auch wenn die Wut noch nicht ganz verraucht ist.  "Aber Mama, du bist da wenn ich wiederkomme, oder?" Das ist gerade immer seine drängende Frage bevor er die Wohnung verlässt. Ich weiß nicht wirklich woher diese Sorge kommt. Bin ja eigentlich immer da. Und wenn nicht, dann der Papa. Etwas rührt mich an dieser Frage. Vielleicht ist es die Sehnsucht die in uns allen ist, dass da jemand auf uns wartet.  Dass wir unser Gepäck in die Ecke schleudern können und erstmal all den Frust von der Seele lassen und jemand uns umarmt und sagt: "Kommt her. Wie schön, dass Du da bist. Essen ist fertig. Und jetzt erzähl, wenn Du magst..."  
Mit dieser Hoffnung im Herz bin ich auch letzte Woche auf den Betberg gefahren. Seit  über 10 Jahren versuche ich jedes Jahr dorthin zu gehen. Es hat nicht immer geklappt. Weil ich ab und zu der Lüge aufgesessen bin, dass ich dafür in diesem Jahr doch wirklich keine Zeit habe, oder dass es zu viel wichtiges zu tun gibt. Was für ein Unsinn! Jedes Mal wenn ich mich dann doch auf den Weg mache, erfüllt mich eine große Vorfreude auf diese zwei Tage. Und wenn ich die sanften Hügel aus der Ferne sehe und im Nachbardorf um die Ecke biege, dann fühlt es sich auch ein bisschen nach Heimkommen an.


Und es geht es mir dann ähnlich wie Samu: Ich hoffe ich werde erwartet, wenn ich wiederkomme. Ich hoffe darauf meinen ganzen Ballast in die Ecke werfen zu können und mich in einer warmen Umarmung wiederzufinden die mir sagt: Wie schön, dass Du da bist! Und jetzt erzähl wenn du magst. Und seit über 10 Jahren erlebe ich: Er ist da. Der wunderbare Ich-bin-da-Gott. Manchmal spürbar nah und manchmal nur im ruhigen anschauen lassen; in meinem Ich-bin-da an ihn. Und wenn ich mich auf die knarrende Bank in der alten Kirche setze und die vertrauten Gebete mitspreche und mich dann im Kreis der Hungrigen vor dem Altar einreihe um das Abendmal zu empfangen, dann weiß ich wieder wo ich Zuhause bin. Ich brauche solche Orte die mich daran erinnern, dass ich erwartet werde. Egal wie lange ich weg war. Egal wie ich ankomme. Auch schlecht gelaunt und mit Wut im Bauch. Wir dürfen nach Hause kommen. In seine Arme. Tag für Tag. Er ist da wenn wir wiederkommen. Ganz bestimmt.








Donnerstag, 14. November 2019

Schönster Einkaufsweg Deutschlands

Es gibt doch diese Dokus über den längsten Schulweg Europas, oder den gefährlichste Schulweg der Welt (den Film wollte ich schon immer mal Samuel zeigen!). Gestern bin ich mit dem Rad zum Einkaufen gefahren und dachte mir: Ich hab den schönsten Einkaufsweg der Welt! Oder zumindest Deutschlands. Also wenn irgend jemand mal darüber einen Film drehen würde - dann wäre er hier genau richtig! 
Ich dachte auf dem Land muß ich mir angewöhnen mit Einkaufslisten loszufahren, Wochenpläne zu machen und so was alles. Ich bin GANZ SCHLECHT mit Wochenplänen. Und die Einkaufszettel schreibe ich zwar, lasse sie aber regelmässig auf dem Küchentisch liegen. Und überhaupt: Ich weiß erst was ich koche, wenn ich weiß worauf ich Hunger habe :-).  Also sagen wir mal so: Ich bin eher der Gefühls-Einkäufer (und bin mir völlig darüber im klaren, dass ich deshalb leichtes Opfer für jede Werbe-Falle bin). Ich mag es an den Regalen entlang zu laufen und den Einkaufskorb voll zu machen, mit den Dingen die ich brauchen könnte. Um dann Zuhause festzustellen was ich wirklich gebraucht hätte.  Ganz schlecht. Ich weiß. Ich wollte mich auch ändern. Aber dieser Einkaufsweg! Den kann ich doch wirklich nicht nur einmal die Woche fahren!  Ach, jeden Tag (oder sagen wir: fast jeden Tag) wenn ich die Strecke fahre, könnte ich platzen vor Glück. Dass wir hier sein dürfen! Dass ICH hier sein darf. In dieser schönen Umgebung! 
20 Jahre lang habe ich mir Spazierwege zwischen Industriegebieten und Bundesstraßen gesucht. Ich habe mich über jede kleine Grünfläche gefreut, die ohne Hundekacke war und über jede Blume, die sich erfolgreich durch den Asphalt gekämpft hat. Vielleicht hat diese Zeit mein Blick für das Schöne noch mehr geschärft, weil man eben so genau hinschauen musste. Hier ist es anders. Hier ist so viel Schönheit, dass ich es manchmal kaum fassen kann. Dass ich ab und zu aus dem Fenster auf die hässliche Häuserreihe gegenüber schauen muß, um wieder runter zu kommen. Das habe ich gerade getan. Zwischen den Häusern flog majestätisch ein Greifvogel. Und die rauhreifbedeckten Häuserdächer glitzerten in der Sonne. Und ein gelbleuchtendes Herbsblatt tanzte davor durch die Luft. Ich geb`s auf. Egal wo ich hinschaue: Wir sind umgeben von Schönheit!

Und hier ist er: Der absolut schönste Einkaufsweg Deutschlands:

gut wenn man ein E-Bike hat!


Lieblingsbänkle...

dort drüben schnell rein und wieder raus...

Rückweg genießen
Mittig: die Werbefalle hat zugeschlagen!
zurück zu "unserem" Ort!

Nächste Woche bleibt es hier ruhig, weil ich in den schönsten Weinbergen Badens unterwegs bin. Danach sehen wir uns hier wieder. Bis dahin - seid gesegnet auf euren Wegstrecken!!!

Dienstag, 5. November 2019

Heute bin ich klüger.

Heute fühle ich mich unglaublich müde und erschöpft. Und das nach einer ganzen Woche Herbstferien! Darin war ein schöner Ausflug mit Heio. Und ein paar Tage Schwarzwald mit Samu. Und eine Geburtstagsfeier. Und dazwischen eine große Aufräumaktion im neuen Zuhause. Ach, ich glaube ich habe in die arme kleine Woche so viel reingepackt, dass ihre Nähte geplatzt sind und sich alles polternd über mich ergossen hat. Und dann habe ich gestern Abend, so fertig wie ich war, den besten Ehemann beschimpft, warum er mich nicht besser unterstützt hat. Danach bin ich stinksauer ins Bett gegangen. Nachdem ich mich die halbe Nacht unruhig hin und her gedreht habe, habe ich mich beim Frühstück  entschuldigt und der müde Mann hat mir freundlich vergeben (und noch einen Blumenstrauß gepflückt - Gnade über Gnade!). In seiner ruhigen, direkten Art hat er mir den Satz gesagt: "Christina, Du musst Verantwortung für Dich übernehmen! Das kannst du an niemand delegieren". Ich seufze und weiß: Er hat recht. Und ich bin frustriert, dass mir das auch nach so vielen Jahren Seelsorge und Therapie oft so schlecht gelingt: Gut für meine Seele zu sorgen. Meine Grenzen wahrzunehmen und dazu zu stehen. Mir geht es wie der Freundin, die zu mir sagte: "Ich weiß meistens erst hinterher, ob es zu viel war!"  Hinterher ist man klüger. Das stimmt. Aber vorher wäre noch klüger. Und heute ist vorher! (Oder wie es der Mann sagen würde: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!).  Also lasse den Wäschekorb erstmal stehen und gehe eine Runde spazieren. Ich jammere Jesus ein bisschen damit zu wie fertig ich bin und dass ich manches wohl  nie besser hinbekommen werde und dann frage ich ihn, ziemlich verzweifelt, was ich denn das nächste Mal denn besser machen könnte? Es ist als würde Jesus mich an der Hand nehmen und wir spazieren noch einmal zusammen durch die letzten Woche. Und da fällt mir so einiges auf. Dass ich zum Beispiel den eingeplanten Sandwich-Tag ausgelassen habe, weil ich noch ganz euphorisch von den letzten Lesungen war und dachte: Den brauch ich doch jetzt nicht.  Dass ich Heio großzügig einen freien Vormittag gewährt habe während ich die Zeit damit verbracht habe  im Turbogang alles liegengebliebene zu erledigen. Dass ich einen 3-Löffel-Tag so verbracht habe, als hätte ich einen ganzen Besteckkasten zur Auswahl. Dass ich in alter Umgebung in alte Muster verfallen bin, denen ich eigentlich schon längst nicht mehr folgen muss. Dass ich den Verpflichtungen mehr Raum gegeben habe als der Freude. Ach, es war ein langer Spaziergang. Es war eine sanfte Erinnerung Gottes, dass es auch zu unserer Würde als Menschen gehört, dass wir unser Leben gestalten dürfen. Und dass es dazu immer einen Spielraum gibt. Der ist in manchen Zeiten ganz klein, (seid gesegnet, ihr jungen Mamas!) und manchmal auch größer. Ich will meinen "Spiel-Raum" für diese Woche wieder bewusst wahrnehmen und schauen was möglich ist. Ein kurzer Mittagschlaf. Ein Kaffee zwischendurch auf dem Balkon. In die Lieblings-CD reinhören.  Ein bisschen Laub im Garten fegen und noch einmal die Hollwoodschaukel genießen, bevor sie winterfest verpackt wird. Die Vögel beobachten. Einen kleinen Abenspaziergang mit Samu anstatt den Küchenboden nochmal zu fegen. Dankbar das Gute anschauen, das mich umgibt. Gnade über Gnade. Und meine inneren Antreiber können diese Woche einfach in den Urlaub fahren. Das tut denen auch mal gut. Vielleicht kommen sie entspannter wieder. Als kleine rosa Merkzettel.  Als zaghafte Fragen ob sie heute in meinem Tag einen Platz finden können. Denn morgen ist schließlich auch noch ein Tag. Und heute bin ich klüger. (hoffentlich!!!)

Und deshalb freue ich mich jetzt noch ein bisschen an den schönen Bildern von unserem Kurzurlaub:
Bamberg ist einfach wunderschön!



















meine Bildschirm- Erinnerungshilfe für kommende Woche.