Montag, 23. September 2019

Der roten Faden der Geschichte

Was für ein holprigen Start in die Woche:  Ich habe die Schulanfangszeit verwechselt, bin im strömenden Regen Richtung Schule gerannt, weinendes Kind mit hochgeklapptem Schirm hinterher. Wieder Zuhause versuche ich die inneren Beschimpfungen zu stoppen (ich arbeite immer noch daran!) und merke mal wieder, wie schwer es mir fällt barmherzig mit mir zu sein. Wenn ich innerlich so unruhig bin, dann ist oft das Einzige was mir hilft, ein paar Minuten auf dem Sessel zu sitzen und das Herzensgebet zu sprechen (einatmen: Jesus, ausatmen: Christus). Es ist mein: "Atmen sie ruhig weiter, wenn die Panik kommt!" Dieser Name ist mein Ruhepunkt. Wie der Moment, in dem man sich fröstelnd in eine warme Badewanne legt und sich langsam die Wärme in einem ausbreitet, bis man sich ganz entspannt am Wannenrand lehnt und mit ruhigem Atem die Seifenblasen von der Hand pustet. Ich atme ruhiger. Schreibe auf meine Dankesliste: Dein Name, der mein Herz beruhigt. Und: Regen, der auf trockenen Boden fällt. Ich schaue aus dem Fenster in den trüben Himmel - perfektes Wetter um an meinem Manuskript weiter zu schreiben. Aber weil es mir Montags oft so schwer fällt in die Gänge zu kommen, surfe ich erstmal noch kurz durchs Internet. Manchmal ist das gar nicht so gut. Heute schon. Ich bin dankbar für  Lissys Blogeintrag. Lissy ist ein alter Hase was Dankeslisten angeht. Und sie inspiriert mich dranzubleiben, weil ich bei ihr sehe was für gute Früchte das Ganze auf längere Sicht bringt. Ihre neuste Dankesliste ist wunderbar und gibt mir Hoffnung, dass ich irgendwann auch barmherziger mit mir umgehen kann  (das mit den Eiern ist mir auch schon ab und zu passiert, liebe Lissy! Und neulich: Backpulver vergessen:-)).


Danach lese ich die neusten Updates bei Sally McClung. Wie jedes Mal, bin ich ermutigt und denke:  SO! GENAU SO möchte ich einmal werden! Im ihrem Bericht erinnert sie sich daran wie ihr Mann Floyd fast jeden seiner Vorträge mit den Worten begonnen hat: "I love Jesu! Do you love Jesus?" Ich muß lächeln. Ja, genau daran erinnere ich mich auch. Worte von diesem sanften Riesen, der geglüht hat von den Vaterliebe Gottes. Nun liegt er seit über drei Jahren in einem Art Wachkoma. Ab und zu reagiert er. So wie bei Sallys Frage an diesem Tag: "Do you love Jesus?" Er strahlt. Er liebt diesen Namen. Hat in ihm geatmet und mit ihm gelebt. Und auch durch den dicken Nebel, der ihn nun schon so lange umgibt, leuchtet der Name Jesus wie der helle Strahl einer Taschenlampe. Diese tröstliche Erkenntnis lese ich immer wieder in Sallys Berichten. Und dieser Lichtstrahl begleitet auch sie, die nicht nur mit Floyds Zustand zu kämpfen hat, sondern auch mit ihrer eigenen Krebserkrankung. Und ich liebe es wenn sie Fotos aus ihrem Leben mit Floyd an ihrer Berichte heftet - Fotos ähnlich den Dankeslisten, bei denen sie sich an Gottes Treue in ihrem Leben erinnert. 


Der letzte link, führt mich über den Instagram-Account von Sarah Bessey zu dem Lied von Rich Mullins.  Seine Lieder habe ich in meiner Jugend gehört (also schon ziemlich lange her:-)). Und dieser Liedtext berührt mich immer noch genau so wie vor Jahren:
If I stand let me stand on the promise
That you will pull me through
And if I can't let me fall on the grace
That first brought me to You
(Wenn ich stehe, dann lass mich auf der Verheissung stehen, 
dass du mich durchbringen wirst, 
und wenn ich falle, dann lass mich auf die Gnade fallen, 
die mich  zu dir gebracht hat.)
 Ach, was braucht man mehr, an guten Worten, an einem verregneten Montagmorgen? 

Und seit ein paar Tagen habe ich nun endlich den roten Faden für das Buchmanuskript gefunden.  Das ist immer ein großer Augenblick - in dem die ganze Familie aufatmet! Es ist der Moment zwischen: "Das wird nie was! Ich muß dem Verlag absagen" und "Ich schreibe an einer Geschichte!"


Und es ist wie beim Teig machen: da liegen dann immer ganz viele Zutaten außenrum die übrig sind und die man getrost wieder in den Schrank Räumen kann. Etwas vom schönsten beim Schreiben ist für mich, wenn einzelne Erlebnisse und Gedanken plötzlich zu einer größeren Geschichte werden. Die Schriftstellerin Madeleine L´Engle schreibt: 
Warum erzählen wir Geschichten? Es hat in der Tat etwas mit dem Glauben zu tun, dass das Universum Bedeutung hat, dass unsere kleinen Leben nicht unbedeutend sind, dass das, wofür wir uns entscheiden, und was wir sagen und tun, einen Unterschied machen kann.
Deshalb schreibe ich. Deshalb erzähle ich hier in meiner kleinen Blogecke Geschichten. Weil ich glaube, dass unsere Leben nicht unbedeutend sind! Weil ich glaube, dass es von Bedeutung ist wenn Sally sich Angesichts von schwerem Leid an das Gute erinnert. Es ist von Bedeutung wie Floyd sich, auch im größten Dunkel, an den Namen von dem klammert, den er so sehr liebt. Es ist von Bedeutung wenn Lissy Dankeslisten schreibt und barmherzig mit sich umgehen lernt und es ist von Bedeutung, wenn wir den Namen Jesus atmen, mitten im Chaos des alltäglichen Lebens. Ich glaube, dass jeder Satz, jede Szene unseres Lebens, die wir Jesus hinhalten, mag sie auch noch so schräg sein, von ihm zu einer großen wunderbaren Geschichte zusammengestellt wird. (wie Eugene Peterson es sagte: Bei einem guten Schriftseller ist jeder Satz von Bedeutung!) Auch wenn vieles heute sehr verwirrend scheint. Am Ende können wir den roten Faden sehen: Die Gnade, die uns am Anfang zu ihm gebracht hat und die uns bis zum Ende durchgetragen hat.  Und das wird dann der Moment sein, in dem die ganze Familie aufatmet!

Montag, 16. September 2019

Zum 1000.


Heute  bin ich bei meinem tausendsten Geschenk angekommen. Genauer gesagt bin ich mit meiner Dankesliste, die ich seit Anfang des Jahres führe, bei Nr.1000 gelandet.  Ich hatte gehofft diese Ziellinie als dankbarer und ausgeglichener Mensch zu überqueren, oder wenigstens ein bisschen etwas von Ann Voskamps poetischer Tiefgründigkeit  zu haben, die mich mit ihrem Buch "tausend Geschenke" zum Zählen der Segnungen motiviert hat. Aber irgendwie klingen meine Segnungen anders als bei ihr. Nicht so poetisch wie: bunte Seifenblasen im Sonnenlicht. Morgenlicht auf alten Holzdielen. oder: Das Glänzen der Rabenflügel. Die Segnung, die ich heute morgen seufzend, und überhaut nicht in innerer Ausgeglichenheit, aufs Papier gebracht habe war: 

100: Dankbar, dass Gottes Gnade heute morgen neu ist (nach gestrigen Ungeduldsanfälle und einer, gefühlt, verhauenen Predigt). 

Auch hier glänzen die Flügel der Raben und fällt das Morgenlicht auf Holzdielen, aber ich nehme es leider kaum wahr.  Kurzsichtig stolpere ich in diesen Tag. Ich kämpfe noch damit Gnade für gestern anzunehmen und heute Gnade weiterzugeben - an die gestressten Arzthelferinnen die mir telefonisch mitteilen, dass es auch in ihrer Kinderarztpraxis keinen Platz mehr für uns gibt.
 
1001: Hustensaft, den man auch ohne Rezept bekommt

Ich will weiter schreiben. Das Fernziel bleibt: Dankbar und ausgeglichen werden. Zwischenziel: heute nicht verzagen. Zu vertrauen, dass da jemand ist,  dem ich mein Versagen und auch mein Wertvollstes in die Hände legen kann. 
 Er gibt was wir heute brauchen. Inneren Frieden und Hustensaft. 


1002: Pfirsiche aus dem Garten



1003:  Weggefährten



1004: Kleidung, die in der Sonne trocknet


1005: glänzende Flügel am Himmel



Dankbarkeit reibt mir die Müdigkeit aus den Augen. Langsam, ganz langsam, macht sie micht sehend.