Blogpost enthält unbeauftragte Werbung
Heute bin ich beim Lesen der aktuellen Joyce-Ausgabe auf die gute Frage gestoßen: "Was macht dein Leben gerade schön?" Das hat mich daran erinnert, dass ich hier eine zeitlang die Rubrik hatte "was mein Leben reicher macht." Ich dachte mir, dass ich darüber mal wieder schreiben könnte. Hier also die Dinge, die mein Leben gerade bereichern:
Kühlere Tage nach der Hitzewelle
So sehr ich die langen warmen Sommerabende mag - wenn es tagsüber zu heiß wird (sprich an die 30 Grad) schaltet mein Körper alle überflüssigen Features ab (inklusive die Hirnleistung) und beschränkt sich auf lebenserhaltenden Funktionen. Atmen. Trinken. Essen. Atmen. Nachts schleppe ich meine Matraze in unseren kühlsten Raum und warte bis zum frühen Morgen, dass etwas kühlere Luft von draußen kommt. Es ist das schönste Geräusch wenn nach Tagen endlich der Regen fällt! Mit den Regentonnen im Garten füllt sich auch meine Energie wieder auf. Bis zur nächste Hitzewelle... Die Südländer machen es uns seit Jahren vor: zur heißesten Tageszeit sollte man - wenn irgend möglich! - alle Effektivität sein lassen und sich mit einem kühlen Getränk in den Schatten setzen oder ausgiebig Siesta halten!
Wiedergefundene Bücher am Abend
Wenn ich schlecht schlafe, dann brauche ich Lesestoff. Leider finde ich in unserer Stadtbücherei, seit dort im Frühjahr alles renoviert und alle Regale umgestellt wurden, keine Bücher mehr. Deshalb stehe ich Abends vor meinem
Bücherregal und suche nach meinen Lieblingsbüchern. Schon oft gelesen.
Und immer wieder berühren sie mich neu. Zum Beispiel die Geschichte über Hannah Coulter, von Wendell Berry, die ich nun schon zum dritten Mal lese (leider nur auf Englisch erhältlich). Jedes Mal muß ich dabei weinen,
weil sie etwas tief in mir berührt, was ich gar nicht richtig fassen
kann. Dann wecke ich Heio mitten in der Nacht und bitte ihn, nicht vor mir zu
sterben. Eine Zusage die er mir in seiner nüchternen Art natürlich verweigert. Ich vermisse die Orte und die Menschen, die ich verloren habe
und bin gleichzeitig so dankbar, für alles was mir geschenkt wurde. Mit Hannah Coultiers Worten:
Die Liebe, die wir in dieser Welt erleben, wächst nicht aus der dünnen Luft...wie wir selbst wächst sie aus der Erde. Sie hat einen Körper und einen Ort.
Eine Festvorbereitung und ein wiedergefundenes Lied
Ich
sortiere Fotos für unsere 30-Jahre-Gemeindefeier im September.
Unfassbar, dass es uns schon so lange gibt! Und wie viel in diesen
Jahren geschehen ist. Gutes und auch Schweres. Und was sich alles
verändert hat. Wie WIR uns verändert haben! Und dann - die Dinge die
bleiben. Was Wert hat, auch noch nach 30 Jahren. Kindersegnungen. Taufen. Gottesmomente. Die Liebe, die wir geteilt und
die zusammen erlebt haben. Hier, bei diesen Menschen, durfte ich wachsen und aufblühen. Hier - in aller Unperfektheit! - ist für mich die Liebe, die einen Körper und einen Ort bekommen hat. Hier ist auch die Hoffnung, dass unsere gemeinsame Geschichte noch nicht zu Ende ist. Wie ich in dem Buch über unsere Gemeinschaft geschrieben habe:
Ich möchte am Ende meines Lebens mit vertrauten Menschen zurückschauen auf unsere Tage, als würden wir durch ein altes Haus gehen, das vielleicht die nächste Generation abreißen wird, um etwas Neues zu bauen. Aber wir haben unser Leben darin verbracht.
Wie dankbar bin ich für Gottes Treue zu uns. Immer wieder
geht mir seit Wochen eine Liedzeile durch den Kopf. Jetzt endlich habe
ich das Lied dazu gefunden. Bestimmt ist es auch schon fast 30 Jahre
alt. Aber es drückt so gut aus, was ich im Rückblick empfinde...
This will be my story, this will be my song:
You`ll always be my saviour and you`ll always have my heart.
(Matt Redman, "befriended")
Der immergrüne Nachbargarten
Bei meiner Spazierrunde staune ich jedes Mal über diesen Garten! Zu jeder Jahreszeit (außer im Winter) blüht er! Und das Erstaunliche: Ich habe noch nie jemand dort arbeiten sehen. Überhaupt sehe ich nie jemand aus diesem Haus kommen. Vielleicht, so stelle ich mir vor, wohnt darin eine alte Frau, die zeitlebends ihren Garten so angelegt hat, dass er jetzt - so ganz ohne ihr zutun - blüht. Sie kann nun einfach am Fenster sitzen und sich an dem Anblick freuen. Ich freue mich jedenfalls immer sehr darüber. Und hoffe, dass mein Leben ähnliches hervorbringt: Dass ich mich im Alter zurücklehnen kann, Siesta halten, und mich an allem freuen kann was gewachsen ist und vielleicht sogar immer wieder aufblüht. Das erinnert mich an Bibelstelle, in der von einem Baum geschrieben wird, der am Wasser gepflanzt ist. Tief unter der Erde, im Verborgenen, über viele Jahre - und vielleicht gerade durch Dürrezeiten - hat sich ein Wurzelwerk gebildet, dass sich zum Wasser ausstreckt. Die Folge: seine Blätter verwelken nicht. Nicht mal in der größten Sommerhitze. Ein immergrüner Garten. Mit direkter Verbindung zur Quelle.

Vorfreude auf die Urlaubszeit
In diesem Jahr werden wir keine große Reise machen (wie im letzten Jahr), aber wir fahren ans Wasser - ans schwäbische Meer! Wir dürfen das Haus von Freunden am Bodensee "hüten" (was für ein Geschenk!) und ich freue mich schon auf die Zeit. Ich hoffe sehr auf Erfrischung.(auch mit einem, sagen wir mal, etwas weniger vorfreudigen Teenager im Gepäck ;-)) Da wir in Baden-Württemberg ja immer die Letzten sind, die Sommerferien haben, sind einige von euch bestimmt schon mitten im Urlaub. Deshalb an dieser Stelle:
Ein Sommersegen.
Sei gesegnet in diesem Sommer.
Sei gesegnet deine Hände ruhen zu lassen
und schattige Orte aufzusuchen,
die dir Erfrischung schenken.
Sei gesegnet mit guten Worten und Geschichten,
die wie Regen auf deinen Herzensboden fallen.
Sei gesegnet an deinen Tagen und in deinen Nächten,
in der Vorfreude und im Vermissen.
Vertraue ein wenig mehr darauf,
dass Leben aus deinen Tiefen hervorbricht
und alles zu Seiner Zeit wachsen wird.
Der treue Hirte führe dich zu frischen Wasser.
Amen.