Mittwoch, 30. April 2025

Locker lassen (Ich mach mal Pause)

Jetzt ist schon wieder "nach Ostern" und ich hoffe ihr hattet gute Feiertage. Bei uns waren die Ferien sehr turbulent. Wir haben neben der Auferstehung von Jesus auch noch Geburtstage und unsere Gemeindefreizeit gefeiert und sind etwas außer Puste wieder im Alltag gelandet. So vieles ist liegengeblieben, dass ich das Gefühl habe gar nicht nachzukommen, mit allem was ich ganz dringend erledigen sollte (draußen sind 24 Grad und ich habe es noch nicht mal geschafft unsere Sommerklamotten aus dem Keller zu holen - ich fürchte mein Kind ist heute mit der Winterjacke in die Schule!). Heute morgen, als ich müde meine Bibel aufschlug, habe ich diesen wunderbaren Satz in der Message gelesen,den Paulus an die Kolosser schreibt:

I want you woven into a tapestry of love, in touch with everything there is to know of God. Then you will have minds confident and at rest, focused on Christ, Gods great mystery. (Col.2,2)

Ich möchte, dass euer Leben eingewebt ist in einen Wandteppich der Liebe, verbunden mit allem, was wir über Gott wissen können. Dann wird euer Innerstes zuversichtlich und ruhend sein, ausgerichtet auf Christus, Gottes großes Geheimnis. 

Foto: Canva


Auch wenn ich in Handarbeit nicht wirklich gut bin - mir gefällt dieses Bild: ein Leben, das eingewebt ist in Gottes Liebe. Alltage, die nicht gehetzt und getrieben sind, sondern die sich unter Gottes Händen in einem ruhigen Rhythmus, auf und ab bewegen, in ständiger Verbindung mit den gespannten Fäden, die uns Halt geben und nach oben ausrichten.

Ich fürchte, dass ich in Zeiten der Überforderung, stark dazu neige, mich selbst zu wichtig zu nehmen. Dann hilft es nicht, das Tempo noch mehr anzuziehen und am Leben zu zerren, sondern dann muß ich langsamer werden. Auch wenn alles in mir schreit: das geht doch nicht! Doch genau das geht. Mein Inneres zuversichtlich und ruhend werden lassen, ausgerichtet auf Gottes Liebe.  Ganz praktisch sieht das für mich gerade so aus:

Nicht die Aufgaben der nächsten Wochen heute schon mit mir durch den Tag tragen. Einen  Tag nach dem anderen nehmen (und manchmal auch: eine Stunde nach der anderen!). Mich daran erinnern, dass Jesus uns mit Schafen verglichen hat, die definitiv keine Lasttiere sind, sondern einfach dem Hirten hinterherlaufen und sich Tag für Tag führen lassen.

Sorgen auf Jesus werfen. Manchmal muß ich dafür nachts im Dunkeln pantomimisch einen Schneeball bauen und ihn energisch Richtung Decke werfen (gut dass mein Mann so tief schläft und davon nichts mitbekommt!).

Alltagsbegegnungen priorisieren. Die innere Bereitschaft zu haben mich unterbrechen zu lassen und mein Tun nicht so wichtig zu nehmen.

Mich nicht erst dann hinsetzten, wenn alles erledigt ist, sondern weil Feierabend ist. Mich auf das Sofa fallenlassen und  - wie John Marc Comer das so gut ausdrückt - mich ein wenig anschauen lassen von dem Gott, der mich in Liebe anschaut. 

Am Ende des Tages der Sehnsucht nachgeben, eine Abendrunde zu machen, am Flieder riechen, die Raben auf dem Feld beobachten und mich daran erinnern, dass die Welt ohne mich nicht unter geht - die Sonne aber schon.

Und ich mache eine kleine Blogpause. Einfach weil ich spüre, dass es gerade Zeit dafür ist, nicht zu sehr an den Fäden zu ziehen sondern ein wenig lockerer zu lassen. Nicht so viel: "Ich muß aber" und "ich sollte doch"  sondern ein wenig mehr: "was hast DU dir für mich gedacht?"  "Wohin willst DU mich führen?" Gott das Herz hinhalten. Den guten Hirten leiten lassen...

Danke für eure Mitlesen bis hierher. Ich melde mich wieder. Bis dahin - bleibt zuversichtlich und ausgerichtet auf Gottes große Liebe, in der wir leben dürfen. 

 

 

Mittwoch, 9. April 2025

Vor Ostern...

...gehe ich viel nach draußen. Manchmal um einen schlecht gelaunten Teenager vor einer schlecht gelaunten Mutter zu schützen. Viel öfters aber: Um zu Staunen! So viel Schönheit ist da draußen zu bewundern... In unserem kleinen Wäldchen staune ich über den Teppich der Buschwindröschen, der sich über den Waldboden legt, der noch voll mit trochenem Laub vom letzten Jahr ist. Zart und beharrlich wachsen die Blumen durch die vertrockneten Laubschichten. Wie gut, dass die Blüten nicht erst dann auftauchen, wenn der Waldboden gefegt ist und das neue Leben auch anständig begrüßt wird.


...ist es stiller in der Wohnung. Ich putze und koche ohne meine Lieblings-Podcasts und es fällt mir nicht leicht. Diese inspirierenden (wenn auch einseitige) Unterhaltungen und gute Gedanken fehlen mir. Meine Seele ist wie ein unzufriedenes Kind, dem die Süßigkeiten, und das schöne Sättigungsgefühl danach, verwehrt werden. Ich versuche mich daran zu erinnern, wo mein großer Hunger nach Leben gestillt wird (Memo an mich selbst: Das Handy ist es nicht!).


 

...werde ich auf dem Lieblingsflohmarkt im Nachbarort fündig. Das Kind zieht schon ungeduldig Richtung Tür und da steht er: Mein Staubsauger! Genau so einer, wie ihn mir meine Mutter mir vererbt hat und der in den letzten Wochen mehr gespuckt als gesaugt hat. Ich konnte mich aber einfach nicht von dem alten Gerät trennen, den man heute gar nicht mehr kaufen kann. Und nun steht das gleiche Model vor mir! In eindeutig besserer Verfassung. Als hätte meine Mama ihn mir hingestellt. Wenn ich meinen Haushalt erledige denke ich oft an sie. Ich bin erstaunt wie sehr die Art und Weise wie ich die alltäglichen Dinge tue, der Art ähnelt, wie sie die Dinge getan hat. Sie hat mir mit ihrem geerdeten und ruhigen Leben Orientierung geschenkt. Das wird mir erst jetzt klar. Und dafür bin ich ihr sehr dankbar.


 

...haben wir viel Zeit zusammen. Das Kind hat den Arm gebrochen und ist deshalb mehr Zuhause als ihm (und mir) lieb ist. Dafür reden wir mehr miteinander. Und spielen. Das alte Spiel, das ich auch auf dem Flohmarkt gefunden habe. Und unser liebstes Würfelspiel. Wir streiten und vertragen uns wieder und diskutieren (sehr lebhaft!) über eine angemessene Mediennutzung. Und währenddessen heilen die Knochen wieder zusammen.



 

...bin ich mit dem neuen Buch unterwegs. In Wohnzimmern, Gemeindehäusern, Buchläden und Cafes. Ich genieße die Begegnungen und die wunderbaren Momente, wenn ich die Geschichten vorlese und erleichert merke: Da kommt was an. Da wird an den richtigen Stellen gelacht oder seufzend genickt und am Ende reden wir gemeinsam über die Dinge, die uns wirklich bewegen. Was für ein Geschenk ist das! (am Samstag können wir uns hier treffen)


 

...lese ich die Passionsgeschichte. Wie in jedem Jahr lese ich wie Jesus sich auf den Weg nach Jerusalem macht. Wie er mit den Jüngern das Passahmahl feiert. Wie er seine letzten Worte an sie richtet, bevor er den schweren Weg zum Kreuz geht. Ich umkreise dieses Geheimnis seit so vielen Jahren und verstehe doch immer noch so wenig. Einmal im Jahr braucht diese Geschichte viel Platz. Damit Sauerstoff an die Seele kommt. Von ganz tief unten. Und das neue Leben durch die vertrockneten Schichten nach oben wachsen kann. Mitten hinein in meinen ganz gewöhnlichen Alltag. 




Vor Ostern...

...freue ich mich auf Ostern.