Heute ist ein Tag an dem mir das Schreiben schwerfällt. Ich surfe erstmal auf sämtlichen anderen Seiten, schaue mir andere Blogeinträge an und mit jedem Klick sinkt meine Zuversicht, dass ich ein paar sinnvolle Worte zustande bringe.
Also am Samstag, da hätte ich mal so richtig ermutigend hier schreiben können! Da saß ich mit Heio auf dem Sofa und wir haben festgestellt, dass wir uns beide so hoffnungvoll fühlen wie selten zuvor im Leben. Heio meinte, dass es ihm so vorkommt wie das Tauwetter in Narnia. Das ist diese wunderbar Geschichte von C.S. Lewis in der eine böse Hexe die Welt im Griff hat und es seit über 100 Jahren immer nur eisiger Winter ist. Und plötzlich fängt das Tauwetter an. Die Geschöpfe von Narnia werden voller Hoffnung weil sie wissen: Wenn es taut muß Aslan auf dem Weg nach Narnia sein! Der Löwe kommt um das Land von der Macht der Hexe zu befreien. Und ein bisschen so fühlt es sich gerade bei uns an. Also zumindest am Samstag :-).
Wir dachten an die Christen, die bei der MEHR-Konferenz auf der Bühen zusammenstanden - führende Leute von den verschiedensten Kirchen und Konfessionen. Sie hielten sich an den Händen und beteten miteinander und füreinander. WOW! Da wächst eine Einheit unter Christen die sich in der Generation meiner Eltern teilweise noch übelst bekämpft haben! Und nicht nur auf der MEHR-Koferenz. Wir erleben etwas von dieser Einheit an allen Ecken und Enden. Jesus scheint seine Braut bereit zu machen. Tauwetter.
Und Heio sagte mir wie hoffnungsvoll ihn unser Mini-Alphakurs macht, der seit drei Wochen in unserem Wohnzimmer stattfindet. Jeden Montag bin ich total aufgeregt und denke es wird bestimmt ein totaler Reinfall. Und dann tauchen diese tollen Frauen auf und ich höre staunend, dass sie sich auf den Abend freuen und erlebe mit wie Jesus wirkt. Still und liebevoll. Herzen neigen sich in seine Richtung wie die Blumen zur Sonne. Zur Zeit finden über 1000 Alphakurse in Deutschland statt. Soviel wie nie zuvor. Es scheint, dass plötzlich eine Freude aufbricht über die gute Nachricht die wir weitersagen dürfen. Nicht unter Druck. Nicht pflichterfüllend oder drohend. Sondern wie ein Lachen, das man nicht mehr zurückhalten kann. Tauwetter.
Und wir dachten beide an unsere Gemeinde. Wie aus dem Nichts ist da plötzlich ein strahlender Streifen am Horizont. Er kann auch wieder verschwinden, wie Nordlichter am Himmel. Oder aber es sind die ersten Anzeichen von einem Tagesanbruch. Einer Hoffnung, dass Gott unseren kleinen Haufen ansieht und wir Teil von einer großen, wunderbaren Geschichte werden dürfen. Tauwetter.
So hoffnungsvoll saßen wir also am Samstag auf dem Sofa.
Und dann kam die Entmutigung.
Die schaut leider öfters bei mir vorbei. Manchmal sind es kleine Auslöser: Ich melde mich auf dem Konferenztag am Wochenende um Gebet zu bekommen, sehne mich nach einem Wort der Ermutigung, aber da ist kein Beter frei. Ich stehe eine Weile blöd da und entscheide mich dann einfach für denjenigen neben mir zu beten, der gerade auch blöd dasteht. Und innerlich wird es mir ganz schwer und ich denke: Jesus, siehst du mich überhaupt?
Und dann stehe ich am Sonntag in meiner Gemeinde, also die, die vielleicht gerade ein großes Geschenk vor die Tür gelegt bekommt, und dann bin ich plötzlich total frustriert darüber, dass wieder mal kaum Leute da sind (alle Kranken sind entschuldigt! :-)). Ich denke: Nichtmal jetzt kommen sie vorbei! Wann denn dann??? Und ich fürchte mich davor, dass der Kreislauf von: "Erwartung- enttäuschte Erwartung" im Bezug auf die Gemeinde nie unterbrochen wird.
Aber es geht auch ganz ohne diese kleinen Auslöser! Ich kann Entmutigung einfach so. Wäre es eine Sportdisziplin, hätte ich die besten Chancen auf eine Medallie! Manchmal wird mir plötzlich, aus völlig unerfindlichen Gründen, das Herz ganz schwer. Es fühlt sich dann an als wäre ich in einem dieser rasanten Fahrstühle in denen man in sekundenschnelle vom 10. Stock in den Keller saust. Kennt ihr das?
Nun kann man sagen: Das ist ein Angriff. Entmutigungsstrategie von dem, der das Tauwetter fürchtet. Also bin ich kampfbereit. Bete. Mache Lobpreis. Und manchal braucht es genau das. Und dann ist es wieder gut. Manchmal aber auch nicht. Manchmal geht die Lösung eher Richtung mehr Schlaf. Ein Spaziergang. Ein entspanntes Treffen mit Freunden. Und manchmal ist es einfach etwas wo ich weiß: Da musst du halt durch. Fühlt sich Scheiße an. Ist aber so. Ein bisschen wie die guten Tipps vor der Geburt: Durch den Schmerz atmen bis er wieder weg geht (leider beherrschte ich diese Atemtechnik nicht, weil ich ausgerechnet an diesem einen Abend bei meinen Geburtsvorbereitungskurs krank war!). Aber das ist doch auch ein hoffnungsvoller Gedanke: Wenn etwas neues auf dem Weg ist, dann gibt es auch manchmal Geburtsschmerzen. Verzweifelte Schreie. Der Gedanke, dass man völlig überfordert ist und NIEMALS NIE dieses neue Geschöpf in die Hände gelegt bekommt. Und irgendwann ist es draußen. Blutverschmiert. Tränen, Schweiß, Glückseligkeit.
Also ganz ehrlich: Im Moment habe ich keine Ahnung wo die Entmutigung herkommt. Ich werde folgendes tun: Gott loben. Weil ich sehe, dass er auf dem Weg zu uns ist. Das ist so offensichtlich, das erkenne ich sogar mit entmutigtem Herz. Und ich werde spazieren gehen und mich heute Abend mit ein paar Freundinnen in der Stadt treffen. Und ich werde versuchen durch den Schmerz zu atmen. Mit der Hoffnung, dass neues Leben auf dem Weg ist.
Und jetzt gehe ich in den Garten und suche nach meinen Tulpenzwiebeln, die ich kurz vor Weihnachten noch eingepflanzt habe. Letztes Jahr ist KEINE EINZIGE Blume gewachsen, von all den vielen Samen die ich über mein Beet verstreut habe! Dieses Jahr habe ich Hoffnung. Und wenn es nur eine Tulpe ist die sich zeigt! Bitte Jesus! Gib mir dieses Zeichen, dass Wunder geschehen können!
Das Tauwetter kommt. Der Frühling wird sich nicht aufhalten lassen. Ganz egal wie ich mich fühle! Darauf will ich vertrauen. Aslan ist auf dem Weg ...
unsere kleine Truppe auf dem Weg um unser "Jericho"... |
Leben außerhalb der Kirchenmauern.... |
.... da wächst doch was, oder??!!!! |