Mittwoch, 24. Januar 2018

Entmutigung und Tauwetter

Heute ist ein Tag an dem mir das Schreiben schwerfällt. Ich surfe erstmal auf sämtlichen anderen Seiten, schaue mir andere Blogeinträge an und mit jedem Klick sinkt meine Zuversicht, dass ich ein paar sinnvolle Worte zustande bringe.
Also am Samstag, da hätte ich mal so richtig ermutigend hier schreiben können! Da saß ich mit Heio auf dem Sofa und wir haben festgestellt, dass wir uns beide so hoffnungvoll fühlen wie selten zuvor im Leben. Heio meinte, dass es ihm so vorkommt wie das Tauwetter in Narnia. Das ist diese wunderbar Geschichte von C.S. Lewis in der eine böse Hexe die Welt im Griff hat und es seit über 100 Jahren immer nur eisiger Winter ist. Und plötzlich fängt das Tauwetter an. Die Geschöpfe von Narnia werden voller Hoffnung weil sie wissen: Wenn es taut muß Aslan auf dem Weg nach Narnia sein! Der Löwe kommt um das Land von der Macht der Hexe zu befreien. Und ein bisschen so fühlt es sich gerade bei uns an. Also zumindest am Samstag :-).
Wir dachten an die Christen, die bei der MEHR-Konferenz auf der Bühen zusammenstanden - führende Leute von den verschiedensten Kirchen und Konfessionen. Sie hielten sich an den Händen und beteten miteinander und füreinander. WOW! Da wächst eine Einheit unter Christen die sich in der Generation meiner Eltern teilweise noch übelst bekämpft haben! Und nicht nur auf der MEHR-Koferenz. Wir erleben etwas von dieser Einheit an allen Ecken und Enden. Jesus scheint seine Braut bereit zu machen. Tauwetter.
Und Heio sagte mir wie hoffnungsvoll ihn unser Mini-Alphakurs macht,  der seit drei Wochen in unserem Wohnzimmer stattfindet. Jeden Montag bin ich total aufgeregt und denke es wird bestimmt ein totaler Reinfall. Und dann tauchen diese tollen Frauen auf und ich höre staunend, dass sie sich auf den Abend freuen und erlebe mit wie Jesus wirkt. Still und liebevoll. Herzen neigen sich in seine Richtung wie die Blumen zur Sonne. Zur Zeit finden über 1000 Alphakurse in Deutschland statt. Soviel wie nie zuvor. Es scheint, dass plötzlich eine Freude aufbricht über die gute Nachricht die wir weitersagen dürfen. Nicht unter Druck. Nicht pflichterfüllend oder drohend. Sondern wie ein Lachen, das man nicht mehr zurückhalten kann. Tauwetter
Und wir dachten beide an unsere Gemeinde. Wie aus dem Nichts ist da plötzlich ein strahlender Streifen am Horizont. Er kann auch wieder verschwinden, wie Nordlichter am Himmel. Oder aber es sind die ersten Anzeichen von einem Tagesanbruch. Einer Hoffnung, dass Gott unseren kleinen Haufen ansieht und wir Teil von einer großen, wunderbaren Geschichte werden dürfen. Tauwetter. 
So hoffnungsvoll saßen wir also am Samstag auf dem Sofa. 

Und dann kam die Entmutigung.

Die schaut leider öfters bei mir vorbei. Manchmal sind es kleine Auslöser: Ich melde mich auf dem Konferenztag am Wochenende um Gebet zu bekommen, sehne mich nach einem Wort der Ermutigung, aber da ist kein Beter frei. Ich stehe eine Weile blöd da und entscheide mich dann einfach für denjenigen neben mir zu beten, der gerade auch blöd dasteht. Und innerlich wird es mir ganz schwer und ich denke: Jesus, siehst du mich überhaupt?  
Und dann stehe ich am Sonntag in meiner Gemeinde, also die, die vielleicht gerade ein großes Geschenk vor die Tür gelegt bekommt, und dann bin ich plötzlich total frustriert darüber, dass wieder mal kaum Leute da sind (alle Kranken sind entschuldigt! :-)). Ich denke: Nichtmal jetzt kommen sie vorbei! Wann denn dann??? Und ich fürchte mich davor, dass der Kreislauf von: "Erwartung- enttäuschte Erwartung" im Bezug auf die Gemeinde nie unterbrochen wird. 
Aber es geht auch ganz ohne diese kleinen Auslöser! Ich kann Entmutigung einfach so. Wäre es eine Sportdisziplin, hätte ich die besten Chancen auf eine Medallie! Manchmal wird mir plötzlich, aus völlig unerfindlichen Gründen, das Herz ganz schwer. Es fühlt sich dann an als wäre ich in einem dieser rasanten Fahrstühle in denen man in sekundenschnelle vom 10. Stock in den Keller saust. Kennt ihr das? 

Nun kann man sagen: Das ist ein Angriff. Entmutigungsstrategie von dem, der das Tauwetter fürchtet. Also bin ich kampfbereit. Bete. Mache Lobpreis. Und manchal braucht es genau das. Und dann ist es wieder gut. Manchmal aber auch nicht. Manchmal geht die Lösung eher Richtung mehr Schlaf. Ein Spaziergang. Ein entspanntes Treffen mit Freunden. Und manchmal ist es einfach etwas wo ich weiß: Da musst du halt durch. Fühlt sich Scheiße an. Ist aber so.  Ein bisschen wie die guten Tipps vor der Geburt: Durch den Schmerz atmen bis er wieder weg geht (leider beherrschte ich diese Atemtechnik nicht, weil ich ausgerechnet an diesem einen Abend bei meinen Geburtsvorbereitungskurs krank war!). Aber das ist doch auch ein hoffnungsvoller Gedanke: Wenn etwas neues auf dem Weg ist, dann gibt es auch manchmal Geburtsschmerzen. Verzweifelte Schreie. Der Gedanke, dass man völlig überfordert ist und NIEMALS NIE dieses neue Geschöpf in die Hände gelegt bekommt. Und irgendwann ist es draußen. Blutverschmiert. Tränen, Schweiß, Glückseligkeit. 

Also ganz ehrlich: Im Moment habe ich keine Ahnung wo die Entmutigung herkommt. Ich werde folgendes tun: Gott loben. Weil ich sehe, dass er auf dem Weg zu uns ist. Das ist so offensichtlich, das erkenne ich sogar mit entmutigtem Herz. Und ich werde spazieren gehen und mich heute Abend mit ein paar Freundinnen in der Stadt treffen. Und ich werde versuchen durch den Schmerz zu atmen. Mit der Hoffnung, dass neues Leben auf dem Weg ist.
Und jetzt gehe ich in den Garten und suche nach meinen Tulpenzwiebeln, die ich kurz vor Weihnachten noch eingepflanzt habe. Letztes Jahr ist KEINE EINZIGE Blume gewachsen, von all den vielen Samen die ich über mein Beet verstreut habe! Dieses Jahr habe ich Hoffnung. Und wenn es nur eine Tulpe ist die sich zeigt! Bitte Jesus! Gib mir dieses Zeichen, dass Wunder geschehen können!

Das Tauwetter kommt. Der Frühling wird sich nicht aufhalten lassen. Ganz egal wie ich mich fühle!  Darauf will ich vertrauen. Aslan ist auf dem Weg ...

unsere kleine Truppe auf dem Weg um unser "Jericho"...



Leben außerhalb der Kirchenmauern....

.... da wächst doch was, oder??!!!!

Mittwoch, 17. Januar 2018

Winterzeit

Heute morgen klingelt der Wecker unbarmherzig früh. Ich wanke aus dem Bett, balanciere die Leiter zu Samuels Hochbett hinauf  und versuche das kleine warme Knäuel  zum Aufstehen zu bewegen. Ein tiefer Seufzer unter der Bettdecke ist die Antwort. Ich ziehe den Rolladen hoch, eigentlich total unsinnig, weil es draußen noch stockdunkel ist. Wieso beginnen in Deutschland die Schulen so früh??? Ich gebe einen zusätzlichen Löffel mit Kaffeepulver in die Kaffeemaschine und werfe ein Blick in den Garten Richtung Hasengehege. Wie gut, dass Samu sich einen leuchtend weißen Hasen ausgesucht hat. Er ist im Dunkel gut zu erkennen und wartet morgens meistens schon geduldig am Türchen vom Stall, um endlich ins Gehege zu können. Heute ist er noch nicht zu sehen. Er wird noch gemütlich im Heu liegen und schlafen. Recht hat er. 
Wir starten müde in den Tag und nachdem Samu in der Schule ist und es draußen langsam hell wird, beginnt es ganz leicht zu schneien. Stimmt - es ist ja noch Winter! Der Wind zerzaust die Baumwipfel und ich entscheide mich alles noch ein bisschen liegen zu lassen und gehe eine Runde nach draußen. Vorbei am morgendlichen Autostau Richtung Stadtmitte bis zum kleinen Hügel wo die Äcker anfangen. Dunkle, frostige Erde. Der Boden ruht. 


Ich habe das Gefühl ich bin viel zu schnell in das Jahr gestartet. Will zuviel auf einmal und habe vergessen, dass eigentlich noch Winterzeit ist. Die Zeit, in der die Nächte einladend lang sind, manche Tiere ihren Winterschlaf halten (und wenn sie den nicht bekommen, dann sterben sie!) und auch der Boden gönnt sich eine Ruhephase.
In einem Ratgeber für Rasenpflege habe ich gelesen:  
 Im Winter braucht der Rasen seine Ruhe. Belastungen sind zu vermeiden. Brechen die Halme, weil man sie in der Frostzeit belastet hat, wird man im Frühjahr eine deutlich längere Regenerationsphase erleben. 
Kluge Landwirte wissen sowas. Manche, die das ganze Jahr Profit machen wollen, gehen darüber hinweg und versuchen den Boden zu jeder Jahreszeit zu nutzen. Irgendwann erschöpft sich dann diese Erde und wird für lange Zeit nicht nutzbar, weil sie sich regenerieren muss.
Ich weiß, im modernen Zeitalter können wir uns nicht mehr dem im Rythmus der Natur anpassen wie das vielleicht unsere Großeltern noch getan haben. Vieles ist vorgegeben und für die meisten sind die Spielräume sich die Zeit nach dem Jahresablauf einzuteilen doch recht begrenzt. Und trotzdem brauchen wir vielleicht ab und zu die Erinnerung, dass auch wir einfach zu den Geschöpfe dieser Welt gehören. Auch wir sind für den Rythmus von Tag und Nacht geschaffen. Sommer und Winter. Ruhe und Arbeit. Und wenn wir uns in manchen Zeiten keine Ruhe gönnen, dann brauchen wir eine längere Regenerationsphase in der nächsten Jahreszeit. So sind wir einfach gemacht. Ich glaube es würde uns so gut tun, wenn wir ein bisschen mehr auf den Rythmus der Natur  achten würden.
WIr könnten im Winter die dunklen Abende als Einladung nehmen ein bisschen früher ins Bett zu gehen. Wir könnten barmherziger mit uns, und den Menschen neben uns, sein: Das ist keine Zeit für wilde Putzaktionen (meinetwegen Heio, den Keller musst du JETZT nicht aufräumen! :-)). Es ist ok wenn sich die Freunde weniger melden und andersrum. Wir machen ein bisschen Winterruhe. Und wenn die Seele bei manchen traurig ist und sich das Leben frostig anfühlt, dann gehen wir uns doch die Erlaubnis ein bisschen langsamer durch die Tage zu gehen. Wir müssen doch nicht immer so effektiv sein! 

Heute morgen, nach dem kurzen Spaziergang, stelle ich eine kleine Liste von Dingen auf, zu denen ich gerade JA sagen kann, einfach weil es die Zeit dafür ist. Es sind erstaunlich wenig Dinge. Und da ist eine größere Listen mit Dingen zu denen ich gerade NEIN sagen muß. Manches fällt mir schwer. Wie gerne würde ich JETZT mit dem neuen Buchprojekt durchstarten. Aber später passt es ja auch noch. Wahrscheinlich sogar viel besser. Also: Projekt verschieben. Zusammen mit ein paar anderen Terminen und Treffen mit Freunden und Bekannten. Wenn der Apfelbaum im Garten blüht können wir ja wieder in unseren Garten einladen... 

In der Bibel gibt es diesen Vers von Paulus: Kauft die Zeit aus! (Eph.5,16) Falsch verstanden, hat er mich lange Zeit total in Stress versetzt. Ich dachte es ist der Aufruf in JEDER Zeit ALLES zu tun, weil die Zeit ja so kostbar ist und wir nur wenig davon haben. Richtig verstanden bringt dieser Vers aber Gelassenheit ins Leben. Was da nämlich eigentlich steht ist folgendes: Kauft die richtige Zeit aus! Erkennt was für ein Zeitraum gerade  im Leben ist und was dafür günstig ist (und was nicht). 
In der Winterzeit kann das heissen: 

Schafft euch Ruhe. 

Gebt eurer Seele Raum zum Atmen. 

Lasst die Arbeit möglichst liegen wenn es dunkel wird. 

Geht eine Runde nach draußen wenn der Wind an der Tür rüttelt.

Werft Ballast ab.

Es ist in Ordnung wenn DInge jetzt liegenbleiben.

Das meiste wächst doch sowieso erst in der nächsten Jahreszeit.

Es ist ok einiges zu verschieben.

Es ist gut langsam anzufangen. 


Es ist ja noch Winterzeit.




Donnerstag, 11. Januar 2018

Neues Jahr - neues Land !?

Mit einiger Verspätung und ein wenig außer Atem wünsche ich euch allen von Herzen ein gesegnetes neues Jahr, gefüllt mit vielen guten Begegnungen und Erlebnissen, mit Menschen die uns an den dunkleren Tagen beistehen und in den guten Momenten staunend neben uns auf die Knie gehen. 

Wie immer, wenn eine längere Pause zwischen meinen Blogeinträgen liegt, fällt es mir schwer einen Anfang zu finden und einfach drauflos zu schreiben. Die Finger, die sonst über die Tasten fliegen, sind ein bisschen eingerostet (die Tastatur auch: das Kommazeichen klemmt! Wahrscheinlich wehrt es sich endlich gegen jahrelange Fehleinsätze!), da kam es mir ganz gelegen, dass unser Internet seit Tagen nicht funktioniert. Außerdem hat das neuen Jahr nicht so ruhig angefangen wie erhofft - tatsächlich saß ich schon am 1.Januar mit Samu in der Notaufnahme! Es war zwar nur eine Fingerverletzung die genäht werden musste, trotzdem war es ganz schön turbulent, kann ich euch sagen. Dann hat mich leider an den Feiertagen und an vielen Tagen danach die Migräne wieder eingeholt. Mein erster frustrierter Gedanken war: Da habe ich dich wohl zu früh gelobt, Jesus! So ist es manchmal im Leben, oder? Da denkt man eine Sache ist überwunden und um die nächste Ecke, stellt sie einem wieder hämisch grinsend das Bein. Aber ich bin trotzdem dankbar für die lange schmerzfreie Strecke davor die längste an die ich mich erinnern kann! Und ich will die Hoffnung nicht sinken lassen, auch wenn ich gerade wieder in der Phase bin in der ich eher zurückschrecke wenn mir jemand Gebet in der Sache anbietet. (jeder der chronisch erkrankt ist, weiß wovon ich rede).

Aber es sind auch viele gute Dinge am Start, so vieles was mich richtig zuversichtlich ins neue Jahr blicken lässt. Die MEHR-Konferenz in Augsburg, bei der wir für einen Tag vorbeigeschaut haben hat mich total ermutigt. Besonders die Berichte von einem Pastor aus dem mittleren Osten. Die Geschichten die er uns erzählt hat, wie Gott den Menschen begegnet und sich haufenweise in Träumen und Visionen zeigt, waren unglaublich!  Ich saß nur staunend da, konnte die Tränen nicht zurückhalten und wollte mich einfach nur auf den Boden knien und anbeten und ich dachte ständig: Wow Jesus,was du alles kannst! Es gibt dich also echt! Also, ich glaub das ja sonst auch, fast immer, aber zu hören was für krasse Dinge Gott tut, gibt mir soviel Zuversicht und Glaube – auch für mein eigenes Leben, in dem ich oft humpelnd unterwegs bin. Und ich merke: Ich will Jesus mehr zutrauen! Ich will meine Grenzen von dem was er tun kann (besonders von dem was er durch mich, in unserer Gemeinde, in unserem Land tun kann) weiten lassen. Es gibt einfach so ein paar Dinge in meinem Kopf von denen denke ich: Das kann ich einfach nicht glauben, dass Gott DAS tun kann. Und die Heilung der Migräne steht da nur als kleiner Wunsch am Ende der Schlange.
Da ist diese Liedzeile aus einem Lobpreislied die mir seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf geht: Alles ist möglich, wenn du hier bist. Ich glaube das ist mein Satz für´s neue Jahr (ich weiß, eigentlich geht es um ein Wort, aber dieses Jahr braucht einen ganzen Satz, das spüre ich :-)). Ich will diese Worte durchbuchstabieren, in allen Situationen. Ganz besonders dann wenn ich mich überfordert oder machtlos fühle. Das ist eigentlich das ideale Vorzeichen für diesen Satz. Weil ich genau da lernen kann, dass es nicht auf meine Möglichkeiten ankommt. Es kommt auf Jesus an. 
In diesen Tagen ist viel los, manches ist sehr herausfordernd und schwierig, einiges ist einfach total verheissungsvoll (ich werde berichten!) Es hängt eine Vorfreude, eine erwartungsvolle Ahnung, in der Luft. Auf das was Gott vorhat. Was er unter uns tun wird. Wie er uns alle zum Staunen bringen wird. Und zum Anbeten.

Manchmal ist es einfach soweit

dass sich der, der unser Leben lenkt in unsere Richtung beugt 
 
und mit funkelnden Augen flüstert: BEREIT?

Und wir lachen zurück und sagen: „Bereit!“ 
 
(und wir haben ja keine Ahnung was wir da sagen !) 
 
Und mit zitternden Knien gehen wir los 
 
an seiner Hand

weiter als wir je zu hoffen wagten

und knien auf neuer Erde 
 
setzen zarte Pflänzchen in den Boden

in ein Land das uns unerreichbar schien.


Betberg. Immer wieder: weites Land!


Während ich weg war waren die Männer fleissig: Samus neues Hochbett!

Silvester mit Freunden im schönen Waldachtal, zum letzten Mal:-(

Versteckspiel im Wald

alles Königskinder
Tschüß Weihnachstdeko, bis nächstes Jahr!
gute Reise gute Reise...