Nun ist es da - das neue Jahr. Gefühlt habe ich doch gerade erst unsere Weihnachtsdeko im Wohnzimmer verteilt!? Heute morgen mahnt mein weihnachtsmuffliger Mann, dass ich doch bitte alles Glitzernde wieder in den Keller räumen sollte. Ich signalisiere die Bereitschaft, unseren Stoff-Weihnachtsbaum zusammenzufalten (auch wenn er überhaupt nicht nadelt!) und ringe ihm im Gegenzug dafür ab, dass der Herrnhuter Stern weiterleuchten darf. Schließlich geht der Weihnachtsfestkreis des Kirchenjahrs bis zum letzten Sonntag nach Epiphanias, dieses Jahr bis zum 28.Januar! (schlaues Internet, ich danke dir!) Ich merke, dass ich das Leuchten noch ein wenig brauche. Dieses Gott-mit-uns der Weihnachtszeit soll seinen Schein noch auf die ersten Wochen dieses Jahres werfen. Vielleicht ist es auch das Bewusstsein, das mit zunehmendem Alter in mir wächst, was für ein Geschenk unsere Lebenszeit ist. Und wie kostbar ist das, wenn wir uns für die wichtigen Dinge auch ausreichend Zeit nehmen können! Das habe ich gemerkt, als wir mit Freunden über Silvester auf einer Hütte, nur 20 Minuten weit weg von hier, waren. Es war sehr kalt dort und die Schlafzimmer so feucht, dass ich kaum schlafen konnte (sehr verlockend die 20 Minuten nach Hause zu fahren!). Aber es gab einen Kachelofen im Untergeschoß und einen langen Tisch mit dem hässlichsten Wachstuch der Welt. Wir haben eine festliche Decke darüber gebreitet und dann saßen wir zusammen und hatten Zeit miteinander. Zwei volle Tage. Zum Spielen. Reden. Essen. Spazierengehen. Reden. Essen. Spielen. Und nochmal spielen. Ehrlich: Wenn wir eine Runde mehr "Mord in Palermo" gespielt hätten, wäre vielleicht tatsächlich ein Mord passiert, aber ansonsten tat es einfach so richtig gut. Es erinnert mich an das was Tomas Sjödin geschrieben hat:
Im Zusammensein blitzt etwas Göttliches auf, das wir selbst nicht geschaffen haben. Wenn wir das Nizäische Glaubensbekenntinis sprechen sagen wir: "Wir glauben..." und nicht: "Ich glaube...". Der eigene Glaube ist etwas, in dem andere mich mittragen - und etwas was ich anderen als Geschenk weitergebe. Es geschieht an langen Abenden, wenn wir die Teller beiseitegeschoben und die Beine hochgelegt haben und wenn in unser Reden Ruhe gekommen ist, dass ich Gottes Gegenwart am stärksten spüre. Etwas unbegreifliches, nicht Fassbares.
Genau das haben wir an der langen Tafel erlebt. Als die Ruhe in unser Reden kam. Und dann dieses EINE Gespräch Platz hatte, das wie ein scheues kleines Tier, nur dann auftaucht, wenn wir lange genug miteinander im Kerzenschein oder am Lagerfeuer ausgeharrt haben. Dieses göttliche Aufblitzen im Zusammensein, von dem Sjödin schreibt. Es ist jede schlaflose Stunde wert!
Im Anschluss kamen dann noch ein paar weitere kurze Nächte dazu. Dieses Mal in einer wilden großen Menge auf der MEHR-Konferen; mit der wunderbare Maria Esther Magnis und viele anderen gute Worte von der Bühne und dazwischen wieder wertvolle Zeit mit Freunden am Kaffeetisch (Grüße nach Hurlach!💛).
Unsere Zeit ist etwas so kostbares! Eine begrenzte Ressource, die uns hier auf dieser Erde geschenkt wird. Daran will ich mich erinnern. Jetzt, wo das neue Jahr noch vor uns liegt wie eine stille unberührtbare Landschaft und sich hinter uns schon wieder so viel Drängendes aufbaut, was man jetzt endlich anpacken sollte. Wir können losspurten oder aber noch ein paar Abende mehr im Lichtschein der Kerzen sitzen und hinhören, wie wir unsere Zeit in diesem Jahr verbringen möchten. Neben den ganzen Verpflichtungen des Alltags. Magst Du vielleicht mit mir ein wenig zusammensitzen? Unterm Herrnhuter Stern. Mit dem Gott, der mit uns ist. Du kannst auch noch kurz eine Tasse Tee holen. Ich warte solange hier. Dann könnten wir zusammen darüber nachdenken:
Welcher Sache will ich in diesem Jahr Zeit schenken?
Wofür brennt gerade mein Herz? Was will ich neu lernen? Worin würde ich mich gerne vertiefen? Welche Fäden will ich gerne in die Hand nehmen? Wonach sehne ich mich?
Was ist in dieser Zeit meines Lebens 2024, eine günstige (Kairos)Zeit , die ich nutzen möchte?
Nicht gehetzt und getrieben sondern im Sinne von: Dinge gut sein lassen, für das was JETZT ist. Zum Beispiel in meinem Fall: die Bereitschaft zuzuhören und mir Zeit zu nehmen, wenn das bald pubertierende Kind am Ende eines langen und anstrengenden Tags bereit ist, ein wenig von seinem Herz mit mir zu teilen - das ist auch jede schlaflose Stunde wert;-).
Was will ich in diesem Jahr lassen?
Was will ich ruhen lassen? Und womit will ich mich selbst oder andere in Ruhe lassen? Vielleicht gibt es eine Verpflichtung, die mir zu schwer geworden ist und aus der ich mich, mit Gottes liebevoller Hilfe, entlassen darf. Es gibt ja so vieles was man nicht muss! ;-). Was will ich, wie ein Gepäckstück, bei meinem Schöpfer abgeben und sagen: Nimm du das. Du kannst es halten. Mir wird das jetzt wirklich zu schwer. (Und es gibt auch sehr lebhafte und anhängliche Gepäckstück, die man mehrmals abgeben muss. Aber die Entscheidung ob es weiter zu mir gehören soll, kann ich jetzt treffen). Und diese eine dumme Sache, die ich lange genug (nach)getragen: die könnte ich doch auch im alten Jahr zurücklassen.
Was will ich beibehalten?
Welche Zeit am Tag, welche Gewohnheit, die ich aus dem vergangenen Jahr mitbringe, tut mir richtig gut? Der Spaziergang. Die Rückengymnastik. Das Abendgebet. Vielleicht auch alles zusammen:-). Dann gilt es, wie auf dem Flughafen: Auf das Gepäck achten, dass es nicht verloren geht.
Mit welchen Menschen möchte ich in diesem Jahr gerne zusammen sein?
Wen möchte ich an meinen Tisch einladen? Und auch das: Wie groß die Tafel ist, die mir zur Verfügung steht? Was ist mir möglich? Wo sind meine Begrenzungen? Und: Wo will ich mich einladen lassen? Offine und Online. Wem will ich folgen und von wem will ich mich "ent-folgen"? Und mit welchen Menschen will ich gemeinsam mein Glaubensbekenntnis sprechen?
Welche Zeiten halte ich mir heilig?
Ganz in dem Sinne wie es Sjödin schreibt: Eine besondere Zeit, in der ich mich für das eine verschließe und für das andere öffne. Wo schaffe ich mir ganz bewusst Qualitätszeit für die wunderbare, heilsame Freundschaft mit meinem Schöpfer?
Ich glaube es macht Sinn sich diesen Fragen zu stellen bevor die Termine wieder unsere Kalender füllen. Wir dürfen uns die Zeit dafür nehmen. Mindestens bis zum 28. Januar!