Leider schmilzt in der Stadt die weiße Pracht so schnell dahin. Inzwischen erinnert nur noch ein blauer Eimer und ein rotes Halstuch daran, dass da mal ein Schneemann stand.
Heute morgen schaue ich nochmal auf die Liste der DInge die vor Weihnachten noch erledigt werden sollten. Sie ist beruhigend klein geworden. Die Geschenke warten noch darauf verpackt zu werden. Trotzdem sitzt die Festfreude noch nicht wirklich in den Startlöchern. Ich sage müde zu Heio: "Ich bin jetzt schon froh, wenn Weihnachten vorbei ist!" Wir feiern den heiligen Abend zusammen im Schwarzwald. Mit meiner Schwester und dem Onkel, der jetzt noch alleine in meinem Elternhaus wohnt. Bei dem Besuch letzten Woche habe ich versucht die Wohnung dort ein klein wenig weihnachtlich zu schmücken. Aber es wird nicht über die leeren Regale hinwegtäuschen. Und die leeren Plätze am Tisch.
Meine Gedanken sind bei all denjenigen, die dieses Jahr auch Lücken aushalten müssen. Leere Räume. Weil da jemand fehlt. Jemand der letztes Jahr noch da war. Oder jemand dessen Existenz im eigenen Leben seit Jahren schmerzlich vermisst wird.
Ich denke an eine Bekannte deren Mann in diesem Jahr ganz plötzlich verstorben ist. Wieviel Tapferkeit braucht es für sie und ihre Kinder, diese Tage durchzustehen!
Ich denke an die Freundin deren Hoffnung auf einen Gegenüber mit dem sie durch dick und dünn gehen kann, sich auch in diesem Jahr nicht erfüllt hat.
Ich denke an meine Weggefährtin die, auch dieses Jahr, Päckchen für die Kinder anderer Leute packen und dabei den Schmerz über die eigene Kinderlosigkeit als Kloß im Hals spüren wird. Du wirst es ihr nicht anmerken. Sie wird deinem Kind über den Kopf streicheln und dir frohe Weihnachten wünschen. Ich werde sie dieses Jahr ein bisschen länger drücken...
Ich denke an all die Menschen, die ihr Weihnachten weit weg von ihrer Heimat feiern, in einem Land wo man in kühlen Amtsstuben seine Geschichte erzählen muß; schlimmste Erlebnisse unter deren Schutt die Seele kaum noch atmen kann. Aber sie werden weiteratmen. Sie werden ihre Kinder ins Bett bringen und im Dunkel Handybilder von der Heimat betrachten. Damals. Als alles noch gut war.
Und ich denke an die Freundin mit der ich zusammen auf eine Diagnose warte. Ab und zu werden an Weihnachten unsere Gedanken zu dem Arztbrief wandern, zu dem Verdacht auf und dahinter ein Schreckenswort. Und ich werde hoffe und beten, dass wir diese Verdachtsworte im neuen Jahr erleichert streichen können.
Oh weh. DAS soll jetzt eine Weihnachtspost sein?, denke ich beim Schreiben. Soll ich nicht ein paar heitere Worte vor den Weihnachtstagen finden? Und frohe, dankbare Worte gäbe es auch genug zu schreiben. Wirklich. Es gibt so viel sichtbare Freundlichkeit Gottes die mich lächeln lässt. So viel Gutes was ich betrachten kann, am Ende dieses Jahres (der Jahresrückblick folgt noch). Aber hier und heute soll Platz sein für die leeren Räume. Für das Vermissen. Für die dunklen Nächte in denen wir uns sorgenvoll fragen wie alles werden wird. Wir brauchen das alles nicht an die Seite zu räumen. Im Gegenteil! In eine dieser Nächte wurde Jesus hineingeboren. Ich sehe Maria vor mir. In einer Notunterkunft. In der fremden Stadt. Erschöpft von den Geburtsschmerzen hält sie das kleine wimmernde Wesen in ihren Armen und flüstert: Schön, dass Du da bist Jesus!
Schön, dass Du da bist Jesus! Auch in unseren Nächten. Du hältst uns alle. ALLE Menschenkinder. Hältst Schmerz und Trauer und Wut. Und dann wischt du die Tränen ab. Eine nach der anderen. Das kannst du so gut: Aus den Nächten eine Heilige Nacht machen. Einfach deshalb weil du da bist!
Ich stell mich ans Fenster, neben all diejenigen, die sich nach dir sehnen. Heiland der Welt. Wir warten auf dich!
GESEGNETE WEIHNACHTEN EUCH ALLEN!!!!