Wir sind immer noch mitten in der Fastenzeit. Ich nutze die Vormittage zum Schreiben. Aus der Buchidee in meinem Kopf werden Gedanken und Geschichten, die sich langsam auf dem Bildschirm aneinanderreihen. Manchmal stockt es auch und ich fürchte, dass mir die Worte ausgehen. Dann laufe ich spazieren, koche Essen, beseitige das Chaos im Haus und Garten (zumindest teilweise:-)) und tue so als wäre mir das Schreiben völlig egal. Aber ich bleibe aufmerksam. Und nach einiger Zeit lassen sich ein paar gute Gedanken in der Nähe nieder, wie scheue Kaninchen, die man mir etwas Geduld im richtigen Moment am Fell packen kann. Dann zappelt es wieder in meinen Gehirnwindungen und ich schreibe glücklich weiter.
Mein Handy bleibt erstaunlich ruhig - dank der gelöschten WhatsApp. Es tut mir gut, nicht ständig danach zu greifen (an manchen Tagen vergesse ich es fast ganz). Anstatt kurze Nachrichten und Kommentare hin und her zu schicken haben andere Dinge Platz. Ich rufe abends eine Freundin an, oder ich schreibe ganz old-school einen Brief oder eine Geburtstagskarte. Und ich habe auch schon zwei Briefe bekommen. Ich LIEBE es Post zu bekommen! War für eine Wertschätzung, dass da jemand für mich Worte formuliert und mit Porto versehen zur Post getragen hat! Außerdem habe ich mehr Zeit mich ausgiebig mit Heio zu streiten und mich mit meinem Kind auseinanderzusetzen.
Ich lerne ein wenig mehr da zu sein. In meinem so ganz gewöhnlichen und kleinen Leben. Und dabei auch die schwierigen Gefühle auszuhalten. Wie Einsamkeit oder Leere. Mir hilft der Gedanke, dass sie ebenso zu unserem Menschsein dazu gehören wie Freude und Glück.
Gestern sagte mir eine Freundin, der es gerade nicht so gut geht, dass sie dankbar dafür ist, dass wir im Kirchenjahr 40 Tage für die Trauer und das Klagen haben. Das sind gleich mehrere Wochen und nicht nur ein paar Tage, nach denen wir uns bitteschön auch wieder zusammenreißen sollten. Es ist ein Weg, den wir gehen. Wir nehmen die Menschen die neben uns sind an der Hand. Wir machen kleine Schritte. Wir treiben niemanden an. Wir sind gemeinsam unterwegs. Wir lassen kleine Aufmerksamkeiten und gute Worte fallen, wie Samen auf dunklen Boden. Wir stecken uns gegenseitig kleine Mutmach-Zettel in die Taschen. Vielleicht für heute dieser Satz, von dem fleissigen Briefeschreiber Henri Nouwen:
Behalte in dir einen Raum, in dem Gott etwas völlig neues tun kann.