Dienstag, 31. Januar 2023

Ein Tritt in den Rücken

Jetzt bin ich also mitten in meinem Experiment "Echtzeit". Und, wie Anne das in den Kommentaren so gut angemerkt hat: Bei dem Wort geht es eigentlich vor allem darum im JETZT zu sein. Ich habe mich entschieden ein kleines Logbuch darüber zu schreiben, wie mir das gelingt. Und wie immer merke ich, dass mir das Aufschreiben hilft, Dinge besser wahrzunehmen. Die Seiten füllen sich mit kleinen Alltagsentdeckungen. Zum Beispiel diese, vom vergangenen Freitag: 

Rückfahrt nach der Lesung am Nachmittag. Ich mache Zwischenstopp beim schwedischen Kaufhaus (liegt praktisch auf dem Weg!). Muss für Heio etwas zurückgeben und OK: Ich möchte auch ein kleines Schränkchen für unseren Flur. Das Schränkchen besteht an der Kasse dann doch aus mehreren Teilen (geht es nur mir so oder vermehren sich die Dinge im Einkaufswagen wenn man durch die Markthalle schlendert?). Anschließend sitze ich mit meiner gezogenen Nummer im Umtauschbereich. 20 Nummern sind noch vor mir - und das kurz vor acht Uhr! Die Müdigkeit überfällt mich. Der Blick auf mein Handy ist verlockend. Könnte mich ins kaufhauseigene WLAN einwählen. Gebe kurz nach und stecke das Handy dann doch zurück in die Tasche. Echtzeit. Das wollte ich doch. Aber die sieht hier nicht sehr attraktiv aus. Müde Menschen um mich, viele davon starren auf ihre digitalen Geräte. Ein Kind, das hinter mir auf dem Sofa liegt, rammt seit geraumer Zeit seine Füße in meine Rückenlehne. Ich versuche es zu ignorieren. Eine Stimme zischt: " Jetzt lass die Frau in Ruhe!" Ich drehe mich um. Das Kind, sieht mich erschrocken an. Ich lächle. Leicht gezwungen. "Du bist sicher auch müde, oder? Wartet ihr schon lange hier?" Wir kommen ins Gespräch. Ich erfahre, dass hier die Oma mit ihren zwei Enkel auf die Mutter der Kinder wartet. Das ist die verzweifelte Frau, die seit geraumer Zeit die Kasse blockiert. Zwei Stunden lang hat die kleine Truppe vergeblich nach einer Kommode gesucht, die es angeblich im Laden gibt (laut Internet). Die Kinder sind müde und die Oma hofft einfach, dass sie nun bald heimfahren können - egal ob mit oder ohne Kommode. Ich drücke mein Mitgefühl aus und die Augen der Frau füllen sich mit Tränen. Jetzt kommen auch die Kinder in Plauderlaune. Ich erfahre, dass der Opa heute Geburtstag hat, dass es deshalb Steak zum Mittagessen gab, dass der kleine Drache im Rucksack Konstantin heisst und welche Schulfächer das Mädchen gerne mag. Irgendwann - gefühlt kurz vor MItternacht - kommt die Mama zurück und erklärt erleichtert, dass die Kommode nun bestellt und geliefert wird. Ich freue mich mit ihnen und werde nun endlich auch aufgerufen. Wir verabschieden uns herzlich und wünschen einander gute Heimreise, wie alte Bekannte. Nach dem gelungenen Umtausch schiebe ich meinen Einkaufswagen beschwingt zum Auto. Nicht nur wegen dem Schnäppchen, das ich in der Fundgrube ergattert habe sondern wegen dieser netten Begegung.  Von dem Autor John Mark Comer habe ich die Bemerkung gehört, dass uns die digitalen Medien innerlich erschöpfen, während echte Kontakte belebend auf unsere Seele wirken (community vs. connecting). Genau so habe ich das an diesem Abend erlebt. 

Ich bin weiterhin auch dankbar für das Internet! Sehr dankbar. Dass ich euch hier schreiben  und damit ein wenig von meinem Leben mit euch teilen kann. Aber wenn wir nachher den Computer runterfahren oder die Handys zur Seite legen erwartet uns: Das Leben! In meinem Fall: Wäsche. Dreckspuren im Hausfur (wie oft habe ich dem Kind gesagt die Schuhe an der Haustüre auszuziehen!). Kalter Wind um die Nase, beim Mülleimer nach draußen bringen. Ein bedürftiges Kind, Kieferothopäde und ein langer Nachmittag ohne Ablenkungsprogramm. Oh weh. Das echte Leben ist nicht immer so reizvoll und mein Leben hat wirklich nicht viel Glamour! Aber am Ende ist es eben MEIN Leben. Jetzt und hier. Ein Tag der gelebt werden will und nicht wiederkommt. Auch wenn sich das wie Sätze aus Glückskeksen anhören. Es ist wahr.

Gestern las ich diesen wunderbaren Satz von Madeleine Delbrel- und bekam ihn prompt noch in einer lieben Mail zugeschickt (Danke Sigi!):

Brecht auf ohne Landkarte - und wisst, dass Gott unterwegs zu finden ist und nicht erst am Ziel. Versucht nicht, ihn nach althergebrachten Rezepten zu finden, sondern lasst euch von ihm finden, in der Armut des alltäglichen Lebens.
Das will ich: Aufbrechen ohne Landkarte. Mich von Gott finden lassen, in belebenden kleinen Begegnungen, mitten auf dem Weg. Und manchmal brauche ich dazu ein Kind, das mir in den Rücken tritt.


Takeout:
Als ich an der Kasse nach dem Umtausch wieder an dem Sofa vorbeikam sah ich erstaunt, dass die Mama mit den zwei Kindern immer noch dasaß! Ich verabschiedete mich nochmal herzlich und sah in erstaunte Gesichter. Da fiel mir auf, dass es eine ANDERE Frau mit ANDEREN Kindern war. Versuchte mich zu erklären. Sehr erheiternder Moment auf beiden Seiten! 

 


Montag, 23. Januar 2023

Mein Wort.

So, jetzt aber wirklich und ganz ohne euch weiter hinzuhalten - ich verrate euch mein Jahreswort (wer nicht genau weiß was ich damit meine kann hier nochmal nachlesen). Es ist in diesem Jahr mehr ein Arbeitstitel als ein schönes Wort, in der Hoffnung, dass es mich ganz alltagsnah begleiten wird. Volia: 

 

Echtzeit. 

Genau. EchtZeit. Es steht direkt unter meinem Bildschirm und ich habe es mir auch auf die Rückseite meines Handys geschrieben. Es ist mein Entschluss in diesem Jahr bewusster darauf zu achten, dass ich mich weniger in der digitalen Welt aufhalten möchte sondern in der echten, anfassbaren Welt, die anstrengend, belebend, schmerzhaft, wundervoll und alles zugleich sein kann. Dazu könnte ich nun ganz viel schreiben. Mein Kopf ist voll mit Gedanken und guten Vorsätzen. Aber ich weiß auch, dass ich ganz grandios scheitern kann und werde. Deshalb steht am Anfang des Wegs ein kleinlautes: Jesus, mit deiner Hilfe! Oder- um es ganz fromm auszudrücken: Schenk meinem Wollen das Vollbringen. 

Was will ich?

Zuerst einmal weiß ich was ich nicht (mehr) will: 

Ich möchte nicht mehr ohne einen bestimmten Zweck online gehen!  

Das ist nämlich mein Problem. Das Internet ist unumstritten auch eine gute Sache (eine tolle Quelle an Informationen, die Möglichkeit mit Menschen Kontakt zu halten oder einen Blog schreiben zu dürfen, zum Beispiel). Aber es bringt auch so viele von uns dazu, dass wir mehr Zeit online verbringen als wir eigentlich wollen und dass wir viel öfters auf Displays starren anstatt uns in die Augen zu schauen. Und dabei geht uns so vieles verloren!  Forscher sagen, dass fast 90% unserer Kommunikation über Körpersprache stattfindet. Und in ganz vielen unserer Kontakte verzichten wir einfach darauf!  VIelleicht ist das der Grund warum wir uns online oft missverstehen und warum wir uns problemlos auch mal richtig gemein verhalten können (das geht ja viel besser wenn man nicht sieht was das mit dem anderen macht, wie er beispielsweise zusammensinkt und sich seine Augen mit Tränen füllen).

Was ich will ist folgendes: Ich möchte das Internet nutzen aber nicht von Internetmachern benutzt werden! Es ist meine kleine Kampfansage gegen die Abstumpfung und die suchtmachende Nutzung die nicht nur uns, sondern auch die Lebendigkeit unserer Kinder betäubt! Das will ich nämlich auch: Meinem Kind zeigen, dass diese kleinen Geräte nicht unser Leben regieren dürfen! Und das muss ich erstmal selbst lernen! Vielleicht hat der eine oder andere von euch ja Lust mitzumachen?

Meine ersten Schritte sind folgende:

  •  BEVOR ich den Computer anschalte schreibe ich mir auf, was ich online erledigen möchte. Also wirklich jede Seite die ich öffnen will! Wenn ich das dann erledigt habe schalte ich den Comuter wieder aus. (funktioniert tatsächlich richtig gut!)
  • Ich will meine Freundschaften, wo immer möglich, offline pflegen. Besser einmal im halben Jahr zusammen Kaffeetrinken oder gemeinsam durch den Wald laufen als ständig mehr oder weniger gehetzt hin und her zu posten! 
  • Ich will ab und zu echte Briefe schreiben. Auch weil ich merke wie sehr ich mich über handgeschriebene Briefe freue. Dass sich da jemand die Mühe macht Worte aufs Papier zu bringen - nur für mich! - und dann zur Post läuft und dass jemand die Nachricht in ein echtes Auto lädt und sie mir ein echter Mensch  direkt in meinen Briefkasten wirft  - Wow! Alle Daumen hoch für die Snail-mail! Lang lebe die Schneckenpost!
  • Ich will mein Handy außer Reichweite haben. Wenn es neben mir liegt ist das wie wenn ich eine Schale Chips auf dem Tisch stehen habe: Ich werde sie unbemerkt aufessen.
  • Ich will gerne(!) Lesungen halten. Wenn es nach mir ginge würde mein Schriftstellerdasein darin bestehen an meinem Computer an schönen Worten zu feilen und mich ansonsten geheimnisvoll, klug und rar machen. (Wie es meine Oma sagte: Willst du gelten, mach dich selten. Haha.) Lesungen sind für mich ein Schubs ins echte Leben. Ich treffe auf echte Menschen und die treffen auf die echte Christina. Ach, so siehst du aus? Ja, so sehe ich aus. Das bin ich. Mit faltigem Gesicht und etwas Übergewicht, mit dem einen oder anderen stolpernden Satz (den ich geschrieben so viel besser hätte "sagen" können), mit atemlosen, unverstellten Begegnungen die am Ende hoffentlich immer eins zeigen: Ich bin einfach eine von euch! Wir gehören zusammen, wir geliebte Menschenkinder. Und das bringt mich auch zum vorerst letzten Punkt:
  • Ich will unter den vielen lauten Stimmen diese eine sanfte und ruhige Stimme hören, die mir sagt, dass ich Gottes geliebtes Kind bin und dass er Wohlgefallen an mir hat.  Dazu muss ich andere Stimmen abschalten, eine Runde rausgehen, Stille suchen, meine inneren Dialoge beschwichtigen und entschlossen,  mit mutig glaubendem Herzen, hinhören.

So,ich denke das reicht erstmal für den Anfang. Jetzt wisst ihr auch warum ich mein Wort als Arbeitstitel bezeichne :-)-  Ich versuche dranzubleiben. Auch indem ich euch auf dem laufenden halten wie es klappt. Online-accountability! Yes. Wir lassen uns nicht versklaven sondern machen das Netz zu unserem Diener! Ich blogge über Echtzeit- damit ich mein Vorhaben nicht vergesse. Wie es die Autorin Christina Crook in ihrem tollen Buch the joy of missing out so wunderbar schreibt:

Remember: Real life is your best window!





Dienstag, 17. Januar 2023

Was ich werden möchte

Manchmal schreibe ich hier ganz begeistert über Dinge über die ich dann ein paar Tage später entmutigt denke: Das bekommst du ja selbst nicht hin! Oder ich frage mich ob ich bestimmte Dinge nur deshalb tue, weil ich gerne ein Mensch wäre, der solche Dinge tut.  Wenn ihr versteht was ich meine. Was aber vielleicht auch in Ordnung ist. Zumindest C.S. Lewis schreibt darüber, dass dieses "tun als ob" weniger unter die Rubrik geheuchelt fällt als vielmehr unter den Versuch sein Verhalten darauf auszurichten, was man einmal gerne werden möchte. Wie Kinder das tun, wenn sie uns Erwachsene imitieren. Also um zum Punkt zu kommen: Nach meinem letzten Blogeintrag lief ich hier über die Felder und dachte:  Toll! Jetzt schreibe ich darüber, dass ich die Namen von Menschen kennenlernen möchte und habe an der Haustüre vorher extra noch ein paar Minuten gewartet, damit ich nicht dem Nachbar mit dem Hund begegne. Und ich habe weiterhin keine Ahnung und im Moment auch kein Interesse rauszufinden wie diese Sträucher hier heissen. Ich war so in Gedanken vesunken, dass ich es fast nicht bemerkt hätte, als plötzlich eine Frau neben mir herging. Auf einem einsamen Feldweg!  Ich wollte sie vorbeilassen, aber stattdessen begannen wir ein Gespräch, das so anregend war, dass sie ihre geplante Route verließ, damit wir noch weiterreden konnten. Beim Verabschieden gab ich mir einen inneren Ruck und fragte sie nach ihrem Namen. Kurzes Erstaunen ihrerseits, dann ein Strahlen und sie sagte ihren Namen. Und ich sagte ihr meinen. Es war ein schönes Zusammentreffen! Nun halte ich auch immer ein wenig Ausschau nach ihr, wenn ich spazieren laufe und freue mich schon darauf sie mit Namen zu begrüßen.
Dazu fällt mir meine Begegnung mit dem christlichen Aktivisten und Autor Shane Claiborne ein. Ich hatte sein Buch "Ich muss verrückt sein so zu leben" gelesen und war hingerissen davon und total begeistert, als ich ihn vor Jahren auf einem großen Festival getroffen habe. Ich sah ihn in einem Pulk von Leuten übers Gelände laufen und wagte es, ihn kurz anzusprechen, um mich für sein Buch zu bedanken. Trotz Lärm und Leuten hörte er mir aufmerksam zu und fragte mich, als ich mich schon verabschieden wollte, nach meinem Namen. Als ich dann am späten Nachmittag unter vielen Leuten in einem Seminar von ihm saß, sprach er mich mit meinem Namen an - ich konnte es kaum fassen! Und war in dem Moment auch ganz schön stolz, weil es so aussah als würde dieser tolle Mensch mich persönlich kennen! Zugegeben: Ich war auch etwas verliebt in ihn. Unsere Beziehung endete aber leider abrupt nach dem Seminar und ich bin mir ziemlich sicher, dass er meinen Namen am nächsten Tag wieder vergessen hat. Aber die kurze Begegung mit ihm zeigte mir etwas von seinem Herz. Shane spricht oft darüber, dass er seine Berufung als Nachfolger Jesu  so versteht, dass er ein "Liebhaber" sein möchte. Diese Bezeichnung gab  er sogar als Berufswunsch in das Abschlussjahrbuch auf seinem College an! Dann zog er mit seinen Freunden ins ärmste Viertel einer amerikanischen Großstadt, um Gott und die Menschen dort zu lieben. Er schreibt darüber:
Wir begrenzten unsere Vision auf: Liebt Gott, liebt die Menschen, folgt Jesus. Wir nannten das Experiment "simple way", der einfache Weg....  Ich glaube was die Welt vor allem braucht sind "Liebhaber". Menschen die bereit sind echte und ehrliche Beziehungen zu bauen und die sich immer für die Gesichter hinter den Geschichten interessieren.

Und das sah so ganz gewöhnlich und alltäglich bei ihnen aus: Bei Hausaufgaben helfen. Blumen neben dem Gehweg pflanzen. Leuten zuhören, sie zum Essen einladen und an müden Tagen darum knoblen wer beim nächsten Läuten die Tür aufmacht. Da sein. Na(c)hbar sein. Der einfache Weg. Der Jesusweg, wie ich finde.
Ich wäre auch gern ein Mensch, der solche Dinge tut. Deshalb übe ich. Erstmal die Namen. Und dann könnte ich zum Beispiel nicht mehr an der Tür warten bis im Treppenhaus "die Luft rein ist" sondern gerade dann (oder sagen wir: wenigstens ab und zu!) rausgehen, wenn ich den Mann mit dem Hund draußen sehe. Oh je. Ob ich das schaffe? Der "simple way" ist manchmal gar nicht so einfach. Besonders für eher introvertierte Menschen. Hilf mir Gott!
Ich möchte das Liebhaben lernen. Von meinen zwei besten Freunden: Shane und Jesus :-). 
 
 
 
(und mein Jahresworts wird nun zum Cliffhänger  - nächstes Mal! Versprochen.)

„And I think that's what our world is desperately in need of - lovers, people who are building deep, genuine relationships with fellow strugglers along the way, and who actually know the faces of the people behind the issues they are concerned about.“

Quelle: https://beruhmte-zitate.de/autoren/shane-claiborne/

Montag, 9. Januar 2023

Wie unsere Wohnung zu ihrem Namen kam

Fast hätten wir ihn heute morgen verschlafen - den ersten Schulag im neuen Jahr. Nur dank unseres Nachbarn, der seinen Wagen mit lauter Musik aus der Garage gefahren hat, sind wir gerade noch rechtzeitig aus den Betten gesprungen. Jetzt habe ich endlich wieder Zeit zum Schreiben. Wie sehr habe ich mich darauf gefreut! Auf dieses "Seele durchlüften" und mich  in Worten verorten (wie  Hanna Buting das so wunderbar ausdrückt). 
Ach ja, Orte! Davon habe ich ganz verschiedene besucht, in den letzen Wochen.  Da waren einmal die vertrauten Hügel auf dem Betberg. Der Ort an dem ich wieder Jahrsrückblick halten und einfach ein bisschen Zeit alleine mit dem Gott verbringen konnte, den ich liebe und dem ich auch im neuen Jahr weiter nachstolpern möchte. Mit all dem was ich gerne bin und auch mit dem was ich lieber vor mir und den anderen verbergen möchte (und damit meine ich nicht den schwabbligen Bauch!). Letztlich hole ich  mir dort immer eine feste Umarmung ab, auch wenn ich mich spätestens am zweiten Tag darin winde und verlegen daraus löse. Vielleicht weil es mir oft noch so schwer fällt zu glauben, dass ich wirklich so ganz und mit allem geliebt bin. In ihm (Jesus) ist das JA und das AMEN, schreibt Paulus in 2.Korinther 1,20. Nicht ein JA, aber. Sondern ein JA, amen. Ein gedoppeltes Ja sozusagen. Vielleicht weil Gott weiß, dass wir es immer zweimal hören müssen, damit wir es wirklich einmal glauben können. 
 
 



Und dann haben wir noch den Heimatort von Freunden besucht. Das Wetter war wie in Klein-Sibirien, aber die Landschaft war herrlich! Wir liefen am Bach entlang, in dem sie als Kinder Fische gefangen haben, aßen Suppe und Pommes im Restaurant des Onkels, machten einen Kurzbesuch auf dem Bauernhof der Eltern und saßen mit ihnen am Kaffeetisch, während unsere Kinder  sich von den jungen Kälbchen im Stall die Hände ablecken ließen. Es war etwas Besonderes, die Freunde an dem Ort zu erleben an dem sie aufgewachsen sind. Als würde bei einem Bild ein Hintergrund hinzugefügt oder die Tiefenschärfe eines Fotos erhöht. Manches wird dadurch klarer. Manches auch geheimnisvoller und weiter. 
Mir wurde wieder einmal bewusst , dass niemand einfach nur da ist, sondern dass unsere Leben verwurzelt sind mit den Orten an denen wir gelebt haben und mit den Geschichten der Menschen die vor uns waren. Wie es der Musiker und Schriftsteller Andrew ausdrückt: "In order to have a story, there has to be a place and people." Ihm haben wir es auch zu verdanken, dass unsere Wohnung nun einen Namen bekommen hat! Wenn man sich an einem Ort verwurzeln möchte, so meint Peterson, ist es hilfreich die Namen der Bäume in der Umgebung zu lernen, die Namen der Vögel die durch den Garten hüpfen und die Namen der Nachbarn an denen man grüßend vorbeiläuft. Und auch der Wohnung könnte man ganz liebevoll einen Namen geben. Das fand ich eine tolle Idee! Also bin ich, nachdem wir wieder Zuhause waren, zu meinem Lieblingsbaum gelaufen, um entsetzt festzustellen, dass er während meiner Abwesenheit einfach mal umgehauen wurde. Ein alter, wunderbarer Baum! Ich kann es immer noch kaum fassen. Das wars dann erstmal mit dem Bäume benennen. Aber die Wohnung bekam einen Namen. Die Wahl fiel einstimmig auf "Spatzennest".  Nicht wegen diesem Blog (der Zusammenhang kam mir wirklich erst später) sondern weil wir ganz oben im Haus wohnen und viele Spatzenfamilien ihre Nester unter unserem Dach haben. Und als ich das dann noch über die Spatzen las, wurden mir diese kleinen unruhigen Hüpfer  zu Seelenverwandten:
 
 


 
Sie beginnen erst dann zu fressen, wenn sie Verwandte und Freunde durch Rufe dazugeholt haben. Herrlich! So esse ich auch am liebsten (nur dass wir die Brocken meistens nicht mit den Füßen festhalten und zerkleinern!). Dazu kam uns noch dieser Vers aus Psalm 84:
Selbst der Spatz hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für sich, wo sie ihre Jungen verstecken kann, nämlich bei deinen Altären, du mächtiger Gott und König.
Glücklich zu nennen sind alle, die in deinem Haus wohnen dürfen,
sie werden dich für immer preisen.
 
Der Spatz findet ein Zuhause in Gottes Nähe - wie glücklich kann er sich schätzen! Und was für ein Glück, dass ich diesen Ort kennen darf, an dem  wir mit offenen Armen und einem großen Ja und Amen erwartet werden. Wie sehr will ich mich in dieser Liebe erden, ihre Tiefe entdecken und Abend für Abend meine unruhige Spatzenseele nach Hause holen lassen. 

Und jetzt will ich weitermachen - das ist mein kleines Vorhaben fürs neue Jahr: Den Namen von Bäumen, Vögeln und Nachbarn lernen. (Da gibt es doch sicher eine App - also zumindest für die ersten Beiden!). Vielleicht habt ihr ja Lust mitzumachen?  Es könnte uns helfen beim Ankommen. Im Hier und Jetzt. Bei uns. Bei unserem Schöpfer. Und an dem Ort, an dem wir leben. Weil eben jede gute Geschichte Menschen und  einen Ort braucht. 
 
Ich beginne also das neue Jahr mit dieser Geschichte: 
Unser Nachbar, der Postbote und BVB-Fan Markus, hat uns heute  mit seiner Musik aus dem Spatzennest geschmissen. Gott sei Dank! Wir sind wach geworden....
 
(und im nächsten Blogpost verrate ich euch mein Jahreswort, aber vielleicht sehen wir uns ja auch vorher auf der Lesung hier?!)