Montags freue ich mich immer über Lenas Wochenendbilder. Sie öffnet ein kleines Fenster in ihr Familienleben und langsam fühle ich mich schon ganz vertraut in ihrem Wohnzimmer. Obwohl ich noch nie bei ihnen zu Gast war habe ich das Gefühl, dass ich mit ihnen schon den Sabbat gefeiert, leckere Sachen geschmeckt und ihren wertschätzenden Umgang mit ihrem Ehemann und den Kindern miterlebt habe. Ich bin jedes Mal beeindruckt wie bewusst sie versuchen, ihre Tage gut und voller Dankbarkeit miteinander zu verbringen. Und wenn wir uns nicht vergleichen dann können die Bilder und Geschichten der anderen etwas von unserer eigenen Sehnsucht wachhalten nach nach guten Orten, heilenden Begegnungen, unbeschwerten Momenten und uns immer wieder daran erinnern, dass wir unser Leben gut leben wollen. So wie es ist. Mit dem was uns heute gegeben ist (und das gelingt bei uns mal mehr, mal weniger).
Manchmal schreibt Lena ihre Monatspläne und schließt mit dem Satz: So Gott will und wir leben. Das klingt in meinen Ohren ungewohnt aber es erinnert mich daran wie wacklig unsere Pläne letztlich sind und dass es ziemlich klug ist, wenn wir uns immer mal wieder bewusst machen, dass unsere Zeit auf der Erde begrenzt ist.
Mir hilft es ab und zu über den Friedhof in unserere Nähe zu laufen - erst vor ein paar Tagen war ich wieder dort.(im Herzen bin ich eben doch ein Gruftie:-)) Ich betrachte die Grabsteine, die zwei Zahlen und der kleine Strich dazwischen der ein Leben ausmacht. Und während ich vorbeilaufe bete ich, dass ich mein Leben gut leben kann und erkenne, was wirklich wichtig ist.
Das Ureigene zu finden und dann das Wenige gut zu tun , das habe ich gestern in der neuen Ausgabe von Aufatmen gelesen. Die Worte standen in einem Artikel von Thomas Härry über Johnny Cash.
Ich liebe Johnny Cash und der Bericht hat mich begeistert. Thomas Härry schreibt wie wichtig es für Johnny Cash war seiner ursprünglichen Gabe treu zu bleiben, sich nicht vermarkten lassen, nicht mehr sein zu wollen als dieser Mann mit Gitarre (die er nicht mal sonderlich gut spielte), der oft an sich scheiterte und der am Ende seines Lebens mit zitternder Stimme über Gnade sang.
Härry schreibt dass es immer wieder im Leben darum geht, sich frei zu machen - von Erwartungen anderer und von dem eigenen Anspruch zu viel zu wollen:
Jeder Mensch hat sein Ureigenes zu geben. Gott lädt uns ein danach zu suchen und nicht zu ruhen bis man es gefunden hat. Und dann gilt es dieses Eine, auch wenn es uns klein und unbedeutend erscheint, sorgfältig in die Hand zu nehmen und es weise einzusetzen. Es ist Gabe Gottes und deshalb Samenkorn für Großes, Ewiges. Ich muß ihm nur trauen - der Gabe und dem Geber. T. Härry
Jeder Mensch hat sein Ureigenes zu geben. Gott lädt uns ein danach zu suchen und nicht zu ruhen bis man es gefunden hat. Und dann gilt es dieses Eine, auch wenn es uns klein und unbedeutend erscheint, sorgfältig in die Hand zu nehmen und es weise einzusetzen. Es ist Gabe Gottes und deshalb Samenkorn für Großes, Ewiges. Ich muß ihm nur trauen - der Gabe und dem Geber. T. Härry
Noch etwas lerne ich auf den Friedhof: Unsere Tage sind kostbar und ich will sie bewusst wahrnehmen und mich an dem Guten freuen.
Während ich durch die Grabreihen laufe denke ich daran wie ich - vor gar nicht allzu langer Zeit - an vielen Vormittagen den Kinderwagen mit Samu hier entlang geschoben habe, müde und in der Hoffnung, dass das Baby nochmal einschläft. Jetzt ist das "Baby" schon fünf Jahre alt! Ein bisschen wehmütig denke ich darüber nach wie schnell die Zeit vergeht.
Während ich durch die Grabreihen laufe denke ich daran wie ich - vor gar nicht allzu langer Zeit - an vielen Vormittagen den Kinderwagen mit Samu hier entlang geschoben habe, müde und in der Hoffnung, dass das Baby nochmal einschläft. Jetzt ist das "Baby" schon fünf Jahre alt! Ein bisschen wehmütig denke ich darüber nach wie schnell die Zeit vergeht.
Vor kurzem habe ich damit begonnen einen Quilt zu nähen. Angesichts meiner Handarbeits-Fähigkeiten fürchte ich, dass es ein Lebensprojekt wird. Aber ich fand den Gedanken toll, Samuels Lieblingsklamotten, die ich ihm fast bis zur Auflösung angezogen habe, in dieser Decke zu verarbeiten. Und wenn ich mich dann (in ferner Zukunft) abends auf dem Sofa hineinkuscheln werde, werden mich die Flicken an all die besonderen und doch auch ganz gewöhnlichen Momente unseres Lebens erinnern. An Gottes Güte. Und allein die Gedanken daran werden mich schon wärmen...
Lena, Johnny Cash und die Grabsteine an denen ich vorüberlaufe erinnern mich daran:
Ich will mein Leben gut leben. Ich will die guten Momente genießen, essen, lieben, feiern, scheitern und täglich neue Strophen über die Gnade singen. Ich will Pläne schmieden und ab und zu ein demütiges "wenn Gott will und wir leben" hinterherschieben. Ich will lernen mich immer wieder zu begrenzen, das Wenige gut tun und der Gabe vertrauen, die Gott mir gegeben hat.
Ich will heute die Hände "in den Teig" meines Lebens stecken, in die täglichen Herausforderungen und vertrauen, dass Gott das mit mir irgendwie gebacken bekommt und dass er etwas macht - aus dem kleinen Strich zwischen den zwei Zahlen meines irdischen Lebens.
Ich will mein Leben gut leben. Ich will die guten Momente genießen, essen, lieben, feiern, scheitern und täglich neue Strophen über die Gnade singen. Ich will Pläne schmieden und ab und zu ein demütiges "wenn Gott will und wir leben" hinterherschieben. Ich will lernen mich immer wieder zu begrenzen, das Wenige gut tun und der Gabe vertrauen, die Gott mir gegeben hat.
Ich will heute die Hände "in den Teig" meines Lebens stecken, in die täglichen Herausforderungen und vertrauen, dass Gott das mit mir irgendwie gebacken bekommt und dass er etwas macht - aus dem kleinen Strich zwischen den zwei Zahlen meines irdischen Lebens.