Die meisten Leute schauten allerdings noch in die völlig falsche Richtung - auf den roten Abendhimmel an dem eben die Sonne untergegangen war. Zum Glück hatte ich Heio dabei. Er zeigte auf das Dunkel, in der entgegengesetzten Himmelsrichtung: Dort müsste er aufgehen, der Blutmond. Und tatsächlich: Irgendwann rief ein Kind: "Ich sehe ihn, da ist er!" In dem Moment fiel mir auf, dass ich mal besser meine Brille mitgenommen hätte. In der Ferne konnte ich gerade mal so einen leicht rötlichen Kreis am Nachthimmel entdecken. Meine Kamera konnte ihn auch nicht viel besser einfangen.
Die Kinder riefen enttäuscht: "So klein ist der!" Und ich konnte sie gut verstehen. Ich hatte auch einen etwas beeindruckenderen Mond erwartet. Wir starrten noch eine Weile an den Himmel und fuhren dann wieder den Berg hinunter, vorbei an vielen Leuten die immer noch in der falschen Himmelsrichtung nach dem Mond suchten.
Zuhause angekommen habe ich ihn dann wieder entdeckt. Da hat er doch tatsächlich vor der Haustüre auf uns gewartet. Obwohl ich schon todmüde war setzte ich mich nochmal im Schlafanzug vors Haus und hab beobachtet wie der Schatten der Erde langsam am Mond vorbeizog.
Es fühlte sich merkwürdig an. Irgendwie zu groß um es richtig zu fassen. Als würde man seinen Schatten beobachten, der über den Mond läuft. UNSEREN Schatten. Unsere Erde. WIR alle Menschen zusammen. Im weiten Universum werfen wir einen kleinen Schatten. Unser kleiner Heimatplanet, den wir so schlecht behandeln. Auf dem wir uns so groß fühlen können und auch so unendlich klein und verloren. Ich flüstere ein Gebet an den Schöpfer des Universums. Und staune, dass er mich kleinen Mensch im Schlafanzug vor der Haustüre sieht; und lieb hat. So wie er auch die anderen sieben Milliarden Menschen wahrnimmt. Mein müdes Gehirn holt von irgendwo den Satzfetzen her: Brüder, überm Sternenzelt, muß ein guter Vater wohnen. Sehnsuchtsworte.
Und weil ich noch nicht einschlafen konnte, dachte ich über den roten Mond nach; darüber dass gebrochenes Licht im Dunkel leuchtet. Physikalisch sicher gut erklärbar. Aber Physik war nie mein Lieblingsfach. Deshalb ist es für mich wunderbar geheimnisvoll: Dunkel leuchtet.
Ich lese gerade ein Buch, das ich beim Ausräumen im Regal meiner Eltern gefunden habe. Es sind kurze Biographien durch die Jahrhunderte, von Menschen, die sich mitten in Leid und Schmerz an Gott festgehalten haben. Und deren Leben eine tiefe, stille Strahlkraft hatte. Teilweise bis heute. Bodelschwingh, der am Grab seiner vier Kinder stand. Die Diphtherie nahm eins nach dem anderen. Unvorstellbar! Und dann gründete er das Liebeswerk Bethel, für Arme und Leidende. Sein Leitspruch war: Weil uns Barmherzigkeit widerfahren ist, darum werden wir nicht müde.
Ludwig Hofacker. Gerade mal 30 Jahre alt war er als er starb. Eine Nervenkrankheit plagte ihn und zeitlebens litt er an furchtbaren Kopfschmerzen. Aber wenn dieser Pfarrer mit schwacher Stimme predigte, dann drängten die Leute zu seinen Gottesdiensten. Warum? Er predigte trocken und ganz einfach das Evangelium. Und er berichtete ehrlich von seinen Schwächen und seinem Scheitern. Sein Vermächtnis liegt in dem Satz: Der Heiland ist`s, der alles macht.
Solche Geschichten klingen heute merkwürdig fremd. Wir haben meist andere Helden. Begabte Menschen, Lichtgestalten. Erfolgreich. Kraftvoll. Und ja, so kann Gott auch wirken. Und Leid alleine macht uns nicht zu Heiligen. Trotzdem berühren mich diese Lebensberichte sehr. Sie erzählen etwas davon, dass auch in Schwäche, durch leidvollen Momente, Gottes Licht scheint, dass gerade auch unser Dunkel zum Segen werden kann. Nicht alle nehmen dieses Licht wahr. Manche sehen nur einen dunklen Himmel. Viele schauen in die andere Richtung. Aber Menschen die das Dunkel kennen, das Scheitern, das Zerbrochensein, erkennen dieses Leuchten. Eva -Maria Admiral schreibt in ihrem bewegenden Buch, angesichts viel erlebter Not: Ich kann Predigten, bei denen ich vermute, dass der Prediger nie Leid erfahren hat, nicht ernst nehmen. Und ich glaube hier ist das Geheimnis von Bodelschwingh und Hofacker und vielen anderen: Gebrochenes Licht. Trost den man nur geben kann, wenn man finstere Nächte durchlebt hat. Eva-Maria schreibt den wunderbar trostvollen Satz:
Hofackers letzte geflüsterte Worte waren: Heiland, Heiland, Heiland! Am Ende steht die Zuversicht, dass das Dunkel wie ein Schatten vorüberzieht. Und Tränen abgewischt werden; von dem guten Vater. Auch deine und meine.
Ich lese gerade ein Buch, das ich beim Ausräumen im Regal meiner Eltern gefunden habe. Es sind kurze Biographien durch die Jahrhunderte, von Menschen, die sich mitten in Leid und Schmerz an Gott festgehalten haben. Und deren Leben eine tiefe, stille Strahlkraft hatte. Teilweise bis heute. Bodelschwingh, der am Grab seiner vier Kinder stand. Die Diphtherie nahm eins nach dem anderen. Unvorstellbar! Und dann gründete er das Liebeswerk Bethel, für Arme und Leidende. Sein Leitspruch war: Weil uns Barmherzigkeit widerfahren ist, darum werden wir nicht müde.
Ludwig Hofacker. Gerade mal 30 Jahre alt war er als er starb. Eine Nervenkrankheit plagte ihn und zeitlebens litt er an furchtbaren Kopfschmerzen. Aber wenn dieser Pfarrer mit schwacher Stimme predigte, dann drängten die Leute zu seinen Gottesdiensten. Warum? Er predigte trocken und ganz einfach das Evangelium. Und er berichtete ehrlich von seinen Schwächen und seinem Scheitern. Sein Vermächtnis liegt in dem Satz: Der Heiland ist`s, der alles macht.
Solche Geschichten klingen heute merkwürdig fremd. Wir haben meist andere Helden. Begabte Menschen, Lichtgestalten. Erfolgreich. Kraftvoll. Und ja, so kann Gott auch wirken. Und Leid alleine macht uns nicht zu Heiligen. Trotzdem berühren mich diese Lebensberichte sehr. Sie erzählen etwas davon, dass auch in Schwäche, durch leidvollen Momente, Gottes Licht scheint, dass gerade auch unser Dunkel zum Segen werden kann. Nicht alle nehmen dieses Licht wahr. Manche sehen nur einen dunklen Himmel. Viele schauen in die andere Richtung. Aber Menschen die das Dunkel kennen, das Scheitern, das Zerbrochensein, erkennen dieses Leuchten. Eva -Maria Admiral schreibt in ihrem bewegenden Buch, angesichts viel erlebter Not: Ich kann Predigten, bei denen ich vermute, dass der Prediger nie Leid erfahren hat, nicht ernst nehmen. Und ich glaube hier ist das Geheimnis von Bodelschwingh und Hofacker und vielen anderen: Gebrochenes Licht. Trost den man nur geben kann, wenn man finstere Nächte durchlebt hat. Eva-Maria schreibt den wunderbar trostvollen Satz:
Gott kann aus dem Falschen etwas noch viel Richtigeres machen, als das Richtige je gewesen wäre.
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