Donnerstag, 13. März 2025

Gestillt.

"Was willst du in diesem Jahr fasten?" hat mich mein Mann letzte Woche gefragt. Meine erste Reaktion war: "Gar nichts!", weil ich auf so appellhafte Fragen immer sehr bockig reagiere. Aber dann habe ich ein bisschen gebetet und darüber nachgedacht, was ich vielleicht mal 40 Tage sein lassen könnte. Wo gerade mein "zu viel" ist. Und ich habe gemerkt, dass sich mein Leben gerade ziemlich laut und aufgeregt anfühlt. Manches ist nicht zu ändern, aber es gibt Stimmen die ich ganz bewusst einschalte: Während ich putze oder koche oder längere Strecken im Auto unterwegs bin höre ich gern interessante Podcasts oder Predigten. Und das sind keine schlechten Stimmen. Da ist so viel Inspirierendes und Gutes dabei. Über manches würde ich auch gern noch länger nachdenken, aber dann lockt mich schon wieder die nächste Folge oder der spannende Link, den mir eine Freundin geschickt hat. Und mittendrin spüre ich die Sehnsucht, die sanfte Stimme von Jesus klarer zu hören. Ich glaube es war der Prediger Bill Johnson der sagte: Das Problem ist nicht, dass wir Gottes Stimme nicht hören können, sondern wir hören auf zu viele Stimmen. Deshalb will ich, zumindest äußerlich, ein paar Stimmen in dieser Fastenzeit abschalten. Ich möchte die ruhige Stimme besser wahrnehmen, die mich in meinem tiefsten Sein bestätigt und mein Herz beruhigt. David drückt das so wunderbar in einem Psalm aus: 

Mein Herz überhebt sich nicht, meine Augen blicken nicht hochmütig,
ich gehe nicht mit Dingen um, die zu groß und zu wunderbar für mich sind.
Vielmehr habe ich meine Seele besänftig und zur Ruhe gebracht. 
Wie ein gestilltes Kind bei seiner Mutter, 
wie ein gestilltes Kind,
ist meine Seele in mir.
Israel, hoffe auf den Herrn, von nun an bis in Ewigkeit.  (Psalm 131)
Mir gefällt dieser Ausdruck: Die Seele besänftigen. I have cultivated a quiet heart, übersetzt das Eugene Peterson in der Message. In einer unruhigen und lauten Zeit will ich so lange besänftigend auf meine Seele einwirken, bis sie wie ein gestilltes Kind in den Armen der Mutter ist.
 
Foto:Canva

 
Als vor ein paar Tagen mein neues Buch hier ankam, da war - anstatt Freude - so viel Unsicherheit und Unruhe in mir. Ob es "gut genug" ist. Ob die Geschichten nicht viel zu klein und gewöhnlich sind. Und überhaupt: Was denke ich eigenlich wer ich bin?  Meine Seele war wie ein aufgeregt schreiendes Baby! Diese Stimmen sind leider nicht so leicht abzuschalten. Der innere Kritiker, mitsamt den ängstlichen und sorgenvollen Stimmen, die mich oft so unruhig machen und mir den Schlaf rauben. Meine Seele besänftigen heißt dann, sie wie ein kleines Kind an der Hand zu nehmen und in die liebevolle Nähe von Jesus zu bringen. Wenn es sein muß mehrmals am Tag ;-).  Wenn ich auf seinen Herzschlag höre, dann legt sich langsam die Unruhe. Mein unersättliches Bedürfnis, wahrgenommen und gesehen zu werden wird gestillt. Ich höre auf mich mit Dingen zu beschäftigen, die zu groß und wunderbar für mich sind. Und ich weiß wieder wer ich bin: Sein geliebtes Kind. Um alles andere wird er sich kümmern...
 
 
 

 
 Wenn ihr mögt könnt ihr mein neues Buch direkt bei mir bestellen - alle Details findet ihr hier
 

Mittwoch, 26. Februar 2025

Home.

Heute, während ich diese Zeilen schreibe, werden in Israel Shiri, Kfir und Ariel Bibas begraben. Die Jüdische Allgemeine schreibt dazu: Trotz der Tatsache, dass ein Baby, ein Kleinkind und eine Mutter, die auch einen deutschen Pass besaßen, von Terroristen bestialisch ermordert wurden, bleibt der Aufschrei in Deutschland weitgehend aus.   


Trotz der Tatsache, dass ein Baby, ein Kleinkind und eine Mutter, die auch die deutsche Staatsbürgerschaft besaßen, von Terroristen bestialisch ermordet wurden, blieb der Aufschrei in Deutschland weitgehend aus.
Trotz der Tatsache, dass ein Baby, ein Kleinkind und eine Mutter, die auch die deutsche Staatsbürgerschaft besaßen, von Terroristen bestialisch ermordet wurden, blieb der Aufschrei in Deutschland weitgehend aus.T

Mein Herz ist schwer, wenn ich an diese drei Menschen denke und an den Vater, der ebenfalls in Geiselhaft war, der nun seine Familie zu Grabe tragen muss. Darunter dieses kleine rothaarige Baby und sein 4-Jähriger Bruder, für die heute unzählige orangene Luftballons in Israel wehen. Ich denke auch an die über 30 Geiseln die noch auf ihre Freilassung warten (falls sie denn am Leben sind). Es fällt mir schwer die zynischen Inszenierungen der Hamas bei den Freilassungen zu sehen. (beim letzten Mal mussten sogar zwei Geiseln dabei zusehen, denen die Hoffnung gemacht wurde ebenfalls freizukommen!). Auch ich verstehe nicht warum der Aufschrei in der Welt ausbleibt. 

Heute will ich drei Kerzen anzünden. Für Shiri, Kfir und Ariel. Und gegen das Vergessen. Bring them home! Bring them all home!

Hoffe Israel, auf den Herrn. (Ps.130,7)


Shiri, Kfir und Ariel Bibas
Shiri, Kfir und Ariel Bibas

Montag, 17. Februar 2025

And the winner is...

Vielen Dank an euch alle, die ihr beim Gewinnspiel mitgemacht haben! Und noch mehr danke ich euch für alle euren lieben Worte 💛 - damit habe ich gar nicht gerechnet! Aber ich habe mich über jeden einzelnen Kommentar total gefreut! Hier neben mir steht ein wunderschöner Frühlingsstrauß, den ich am Samstag bekommen habe. Für mich ist jeder Kommentar von euch wie so eine Frühlingsblume und ich nehme den Strauß mit tiefer Verbeugung an und freue mich von Herzen daran. Und wenn ich eine Weile daran gerochen habe und über die Schönheit gestaunt habe, dann halte ich ihn Jesus hin und sage: "Schau, der ist für dich! Danke für alles." 


So beschenkt fühle ich mich, dass ich euch am liebsten alle zu Gewinnern erklären würde. Aber dann wäre das ja kein wirkliches Gewinnspiel (und es würde auch ein wenig meine Grenzen sprengen ;-)). Deshalb an dieser Stelle, mit einem kleinen Bedauern im Hintergrund, für alle die nicht gezogen wurden, aber mit Freude über diejenigen, die ich ein wenig beschenken darf - hier sind die Gewinner:

 

Anne M. und Ivonne - ihr bekommt das Postkartenbuch. Mona das Abendbuch und Myriam das Morgenbuch. Doro den Fastenbegleiter und Maren mein neues Buch. Meldet euch bitte kurz bei mir (unter chris.f@freenet.de) und schickt mir eure Adresse, damit das Päckchen zu euch kommen kann. 

Am kommenden Sonntag wird es bei uns in Deutschland auch um Gewinner gehen - wenn wir unsere Regierung gewählt haben. Ich werde mein Kreuz beim möglichst Besten oder dem kleineren Übel machen, wie das ein Freund so gut ausgedrückt hat, und mich an das Kreuz erinnern, das Rettung bringt, für unsere verwundete und doch auch so wunderbare Welt.
Und weil mir Worte so oft die Richtung zeigen, packe ich mir diese Zitate für die Woche ein: 

Das echte Gespräch bedeutet: aus dem Ich heraustreten und an die Tür des Du klopfen. (Albert Camus). 

Nebenbei ausgeteilte Freundlichkeiten können sehr nachhaltig sein. Nebenbei ausgeteiltes Gemotze leider auch. (Marianna Leky)

Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht,
sein wird die ganze Welt.
Denn alles ist nach seines Todes Nacht
in seine Hand gestellt.
Nachdem am Kreuz er ausgerungen,
hat er zum Thron sich aufgeschwungen.
Ja, Jesus siegt.  (Christoph Blumhardt)

Donnerstag, 13. Februar 2025

Frühlingsluft bei Tante Emma (und eine Verlosung!)

 Vor einiger Zeit habe ich einen Blogpost über die Tante-Emma-Läden geschrieben. Eine kleine Ode an diese wunderbaren Gemischtwarenhandlungen, die sich heute leider nicht mehr rentieren (und "rentieren" ist auch so ein altes Wort, das vielleicht der eine oder andere erstmal nachschlagen muß, um festzustellen, dass es mit Rentieren nichts zu tun hat:-)).Wenn ich heute über einen dieser Läden stolpere, dann macht mich das einfach glücklich. Vielleicht auch weil sie die Geschichte meiner Kindheit erzählen. Ich musste nur unsere Dorfstraße überqueren und dann war ich schon da - bei der Flaschner-Anna. (so hieß Tante Emma bei uns).  Hier konnte man Schätze entdecken, die es in den großen Kaufhäusern nicht gab. Retro-Puppenkleider und Prilblumen-Aufkleber zwischen Schraubenzieher und Shampooflaschen. Außerdem wurde man stets mit Namen begrüßt und es war immer Zeit für ein kurzes Gespräch.
Für mich sind Blog-Ecken die "Tante-Emma-Läden" des Internets. Sie mögen sich  nicht unbedingt rentieren (weil sich die meisten auf den großen Platformen tummeln auf denen man alles finden kann, was man braucht), aber für alle geduldigen Schatzsucher, die ein wenig Zeit mitbringen, lohnt sich ein Besuch. 


(Foto: Canva)

Ach, was bin ich froh, dass ihr hier immer wieder vorbeischaut! Und heute habe ich ein bisschen Frühjahrsputz gemacht, die Regale auf Vordermann gebracht und ein paar neue Schätze nach vorne geräumt. 
Gestern hat unser Postbote unter Ächzen ein großes Paket angeschleppt, mit der leicht verzweifelten Frage: "Hast du etwa schon wieder ein Buch geschrieben?" Wie schön, wenn wenigstens der Postbote mitbekommt, dass ich ab und zu ganz effektiv was abliefere. Das Buch war es zwar noch nicht, dafür ein passendes Postkartenset.
 

 
Das neue Buch wird Mitte März geliefert. Ich freue mich schon darauf, wenn wir dann hier zusammen ein wenig durch die Seiten blättern. Und falls ihr meinen kleinen Laden ein bisschen unterstützen wollt, dann könnt ihr es direkt bei mir bestellen (wenn ihr mögt, könnt ihr es auch gleich vorbestellen mit einer kurzen Nachricht an: chris.f@freenet.de).
 
Und ich freue mich auch schon sehr auf die persönlichen Begegnungen bei den anstehenden Lesungen in den nächsten Wochen - in kleinen Buchläden, in Cafes oder bei dem besonderen Abendprogramm Lesung&Musik mit der wunderbaren Musikerin Christina Stöhr. Wenn ihr uns mit dem neuen Programm einladen wollt - ein paar Termine für den Herbst sind noch frei. Bei Anfragen meldet euch gerne auch hier: chris.f@freenet.de
 


Und dann gibt es noch zwei Neuerscheinungen, die unser Postbote angeliefert hat, zu denen ich jeweils einen ganz kleinen Beitrag liefern durfte. Zum einen das schöne Buch In der Stille des Morgens, herausgegeben von meiner Lektorin Sigrid Offermann. Darin hat sie besondere Texte, Geschichten und Lieder für den Morgen gesammelt.




Zum anderen - ganz druckfrisch! - dieses besondere Abendbuch, das Delia Holtus zusammengestellt hat. Eine abendliche Übung zum Stillwerden. Mit Fragen zum Tagesrückblick. Einem kurzen Bibeltext. Und einem Gebet.


 

Und dann landete dieses schöne Heft im Briefkasten, aus ganz aktuellem Anlass: ein Begleiter für die kommende Fastenzeit, mit 40 Impulsen für jeden Tag.

 

Und weil ich heute mit euch ein bisschen Season-Opening feiern will, gibts hier eine Verlosung. Bunt und unsortiert - ganz im Sinne von Tante-Emma - gibt es von allem was zu gewinnen:

💛ein Morgenbuch 
💛ein Abendbuch
💛ein "Ich bin dann mal da"- Buch (Mitte März)
💛ein Fastenheft Jesus neu begegnen
💛zwei Postkartensets Ich bin dann mal da.

Alles was ihr tun müsst, um an der Verlosung teilzunehmen, ist ein kurzer Kommentar mit eurem Namen unter diesem Beitrag. (und leider nur, wenn ihr eine deutsche Adresse habt, an die ich das Päckchen schicken kann).  Ende der Woche werde ich dann - unter den strengen Augen meines regeltreuen Mannes! - die Gewinnerin oder den Gewinner ziehen. Dann könnt ihr gespannt sein, ob und was ihr gewonnen habt. Ich freue mich wenn ihr mitmacht.  

 



Donnerstag, 6. Februar 2025

Frieden finden

Es sind unruhige Zeiten. Das empfinde ich vor allem dann, wenn ich an meinem Handy durch die aktuellen Nachrichten scrolle, oder wenn wir abends - ganz oldschool - die Tagesschau einschalten. Machtverhältnisse verschieben sich. Manches was lange Zeit als sicher galt kommt ins Wanken. Und manche bösen Geister, die wir vor 80 Jahren in unserem Land besiegt sahen, scheinen wieder aufzustehen. Alle diejenigen, die lange idealistisch dachten, dass der Mensch immer mehr dazu lernt, und wir uns immer progressiver zum Besseren hin entwickeln, sehen sich getäuscht. Wir bleiben anfällig. Innerlich hin- und hergerissen. Mit einer Neigung uns zu verirren. Durch die Jahrhunderte beten wir Jesusnachfolger, mit den Worten:

Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Das Vaterunser ist für mich immer wieder ein Ankerpunkt. Auch eine Erinnerung an die wahren Machtverhältnisse. Fast jeden Abend, wenn es draußen dunkel wird, zünde ich eine Kerze an und spreche dieses Gebet. Mit ganz viel Platz zwischen den Sätzen. Dein Reich komme..... dein Wille geschehe.... wie im Himmel ... so auf Erden... unser tägliches Brot gib uns heute.... und vergib uns unsere Schuld....Jedes Mal wird mein Herz dabei ruhiger. 
 

 
Was mir auch hilft sind lange Spaziergänge. Austausch mit Freunden. Gutes Essen. Und gute Worte. Ich hole meine "Trostbücher" aus dem Regal, die ich schon mehrfach gelesen habe, die mir aber immer wieder tröstlich ins Herz sprechen.  Dabei bin ich auf diesen Schatz von Henri Nouwen (aus einem Brief an seine Freunde) gestolpert:

Die Mächte des Bösen verführen uns manchmal dazu, auf eine Weise für den Frieden zu arbeiten, die uns beinahe unsere Seele verlieren lässt. Langsam begreife ich wie wichtig der innere Frieden ist. Es ist dieses Bewusstsein der Gegenwart Gottes in unserem Leben, das es uns ermöglicht, an die Kraft Gottes zu glauben, selbst wenn wir wenig tun. Sorgt dafür den inneren Frieden zu eurer obersten Priorität zumachen. Vielleicht könnt ihr in eurem Haus einen Ort einrichten, an den ihr immer wiederkehren könnt und an dem Gott zu euch reden kann. Ich sehe mich mehr und mehr als das verlorene Schaf, das im Strauchwerk gefangen ist. Ich muss von Christus gefunden werden und von meinen vielen Veranstaltungen, Diskussionen, Planungssitzungen usw. befreit werden. Ich muss ganz arm und einfach werden, sodass ich vom Herrn aufgehoben und nach Hause getragen werden kann... Jedes Mal, wenn ihr eine stille Zeit in eurem Gebetsraum verbringt, feiert ihr den Sieg Christi über die Welt (über den Tod und den Bösen) und gestattet euch, schon jetzt den Frieden zu genießen, der aus diesem Sieg entspringt.        
(aus: Love Henri, unveröffentlichte Briefe)

Ich glaube was wir so dringend brauchen in diesen Zeiten, sind diese kleinen Gebetsräume in unseren Häusern. Menschen wie du und ich, die sich schnell mal überfordert fühlen und die Tendenz haben sich zu verlaufen, die bereit sind ganz arm und einfach zu werden und sich von Jesus nach Hause tragen lassen. Ich finde den Gedanke so schön, dass wir dabei jedes Mal den Sieg Christi über die Welt feiern. Auch wenn das vielleicht "zu wenig" scheint. So still und klein. Und nur nach Innen gerichtet. Aber Nouwen schreibt dazu: 

Es ist so wichtig für die Menschen in unserem Umfeld zu sehen, dass sich der Friede Christi in unseren Augen, Händen und Worten widerspiegelt. Darin liegt mehr Kraft als in allem Lehren und Organisieren. Diese Wahrheit müssen wir einander immer wieder ins Gedächtnis rufen. 

 




Mittwoch, 29. Januar 2025

Die Schwermut und ein Lächeln

So, heute will ich hier endlich mal wieder was von mir hören lassen. Es fällt mir schwer wieder ins Schreiben zu kommen. Die Finger und auch die Gedanken fühlen sich ein bisschen eingerostet an. Mein Buchprojekt, an dem ich monatelang eifrig geschrieben habe, ist nämlich seit einigen Wochen abgeschlossen. Die Geschichten gehen nun in den Druck und werden Mitte März ganz anfassbar in einem schönen Buch in den Verkaufsregalen landen. Danke, ihr liebe Mitarbeiter vom Gerth-Verlag! Ihr habt mal wieder eine tolle Arbeit gemacht!!! Wenn ich dieses Cover anschaue, dann muß ich einfach lächeln (und bekomme ein wenig Heimweh nach "meinem" Schwarzwald!)

 


 

So ein Projekt-Ende ist wirklich eine tolle Sache! (und bald werde ich auch ein bisschen mehr zum Inhalt schreiben). Erstmal ist da einfach nur die Freude, dass es geschafft ist! Füße hochlegen und genießen. Aber dann, nach dem ich lange genug gesessen bin, zieht der Nebel auf und mir wird langsam kalt und ich frage mich, wie es nun weitergehen soll. Neben mir sitzt meistens die große Müdigkeit, die ihre kleine Freundin, die Schwermut, mitgebracht hat.
 "Sie ist ein bisschen schwermütig!", so nannte man früher in unserem Dorf diejenigen, die zu lange im Nebel auf der Bank saßen und nicht genau wussten wie es mit ihrem Leben weitergehen sollte. Die sich ein wenig schwer taten mit dem Mutigsein. Immer mal wieder gehöre ich auch zu ihnen. Dann muß ich ein bisschen besser auf mein Herz aufpassen (worüber die liebe Anne so gut geschrieben hat). Für mich bedeutet das in diesen Tagen ganz konkret: 

Am Abend keine Dokumentationen über Nordkorea anschauen.

Nicht zu viel über den amerikanischen Präsidenten nachdenken.

Stattdessen: 

Lange Spaziergänge machen.

Freunde treffen und zusammen spielen.

Sorgen auf Jesus werfen und sie nach dem Amen nicht alle wieder einpacken.

Geduldig mit meiner Seele sein. 

Gegenwärtig. 

Und darauf warten, dass sich der Nebel lichtet und Jesus auftaucht.  

Heute morgen habe ich müde und mit Kopfschmerzen in der Bibel nach ihm Ausschau gehalten. Dabei bin ich auf die Stelle gestoßen, in der Johannes der Täufer aus dem Gefängnis heraus, durch seine Jünger an Jesus die Frage richtet:  

Bist du wirklich der Kommende auf den wir gewartet haben, oder sollen wir lieber auf einen anderen warten? (Matthäus 11,3) 

Man kann seine Zweifel hören. VIelleicht auch die Schwermut. Wie dieser tapfere Kerl da im nebligen Kerker von Herodes saß und sein Cousin scheinbar nichts dagegen unternimmt. Und Jesus? Er lässt die Johannesjünger ein bisschen zuschauen was er tut. Wie er Menschen heilt und befreit und wie sich dabei eine unfassbare Freude ausbreitet.  Und dann sagt er einfach: "Jetzt erzählt Johannes was ihr gesehen habt." Ob sie gesehen haben, dass hier wirklich der war, auf den sie gewartet haben? Die Hoffnung der Welt!?   
Als sie außer Hörweite waren, hat Jesus dann noch ein paar richtig tolle Dinge über Johannes gesagt und seine Berufung bestätigt. Und ich dachte mir: "Jesus, das verstehe ich nicht! Warum hast du das nicht als Botschaft an Johannes mitgegeben? Das hätte ihn doch sicher total ermutigt." Manchmal stelle ich Jesus eine Frage und rechne gar nicht wirklich damit, dass er darauf antwortet. Heute morgen war aber sofort dieser Satz in meinem Kopf:  Christina, Johannes musste einfach nur wissen wer ich bin. Das war genug.  Und plötzlich kamen mir die Tränen. Weil mir plötzlich klar wurde, dass das genau das ist, was ICH wissen muß. Hier, an diesem Ort (der Gott sei Dank kein dunkler Kerker ist!), an dem ich ein wenig schwermütig sitze, während mir die Nebelschwaden die Sicht nehmen.  Ich hatte gehofft Gott würde mir etwas über MICH sagen. Aber alles was ich wissen muss ist: wer Jesus ist. Und was er für mich sein will.

Mein Heil. 

Meine Freude. 

DIe Hoffnung für die Welt (inklusive Nordkorea!). 

Ich sehe meine Nebensitzer nicken. Die große Müdigkeit, meine alte Vertraute. Die kleine Schwermut, die mich ab und zu besuchen kommt. Und Jesus? Er setzt sich zu uns. Zeigt auf Eiskristalle und lässt die Sonne ein wenig durchscheinen. Und schenkt mir ein Lächeln. 


Dienstag, 14. Januar 2025

Zwei Worte für 2025

Von Herzen wünsche ich Euch ein gutes und gesegnetes neues Jahr 2025! Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich muss mich immer erstmal neu sortieren, wenn die vielen Feiertage vorbei sind. Während manche schon über gute Vorsätze nachdenken oder den Terminplaner zücken und sich auf Neues freuen schaue ich nochmal zurück. Ich hatte den Luxus, dass ich ganz alleine für ein paar Tage auf die  schwäbischen Alb fahren konnte. Während ich die schöne Landschaft genossen habe, bin innerlich nochmal durchs letzte Jahr spaziert.

 


 

Ich habe dabei mein Jahreswort 2024 nochmal angeschaut: Yield - sich hingeben, ganz überlassen. Dabei habe ich festgestellt, dass es genau zu den Herausforderungen im vergangenen Jahr gepasst hat:

Yield - in meinem Älterwerden, das nun langsam immer sichtbarer und spürbarer wird (das Herz macht sei kurzem Probleme und mein Spiegelbild am Morgen begrüße ich mit dem tapferen Gebet: In deinen Augen bin ich schön!).

Yield- inmitten von den wild-wütenden Ablösungsprozessen eines Teenagers. Oh, wie sehr fehlen mir die vielen Sonnenmomente des Mamaseins! (Nicht dass sie gar nicht mehr da sind - aber der Himmel ist meistens doch eher bewolkt ;-)). 

Yield - beim Abschied von unseren syrischen Nachbarn, die ich sehr ins  Herz geschlossen hatte.

Yield - in meinen Schreiben und auf Lesungen. Den Anspuch loslassen, dass ich in irgendeiner Form etwas geben könnte das "genug" für den anderen ist. Eugen Petersons Worte haben mir dabei sehr geholfen:  

We offer the best we have. But it isn`t good enough, it doesn't satisfy our deepest need to be whole. We can say: Here it is God, now see what you can make out of it!

(wir geben das Beste was wir haben. Aber es ist nicht gut genug - es stillt nicht unser tiefes Verlangen heil und ganz zu sein. Wir können nur sagen: Hier! - nimm es Gott, schau was du damit machen kannst). 

Yield - mein Bedürfnis beeindruckend sein zu wollen und - das vor allem! - gemocht zu werden.  Dass Gebet der Autorin Hailey Brown hat mir die Worte dafür gegeben: 

Jesus, teach me: how do I truely love this person without the need to please them.

(Jesus lehre mich: wie kann ich diesen Menschen aufrichtig lieben ohne das Bedürfnis, dass er mich mag).

Yield- indem ich mein Menschsein annehme und meine Bedürftigkeit und Verletzlichkeit nicht mehr überspiele. In den wenigen Situationen, in denen mir das  mit Gottes Hilfe gelungen ist,  habe ich erlebt, dass es heilige Momente zwischen uns schaffen kann. 

Ach, das Jahreswort war genau richtig für mich und jetzt, wo ich stolpernd eine Weile damit gelaufen bin, will ich mich noch ein weiteres Jahr davon an die Hand nehmen lassen. Aber ich nehme noch eins dazu. Schließlich habe ich zwei Hände :-).  Es ist ein Wort, das mich ganz leicht und froh macht! Ein Freund hat es vor einiger Zeit beim Beten über mir ausgesprochen und ich habe es gleich eingepackt.  Auf der Alb habe ich es in den glitzernden Schnee geschrieben:  

 


 

Ich will das Gute ganz bewusst genießen, das Gott mir schenkt. Hier und Heute. Und ich will Gottes Gegenwart genießen und seine Liebe zu mir. (da bin ich ganz am Anfang, aber ich spüre: es ist etwas vom Kostbarsten was wir auf dieser Erde erleben können).

Wenn ich  mir das so überlege, dann haben diese  Worte einiges miteinander zu tun: Loslassen und genießen. Mit diesen Beiden an der Seite starte ich nun gleichermaßen stolpernd und zuversichtlich ins neue Jahr. 


Was gibt euch Zuversicht für 2025?