Ich liebe dieses Wort, das sich im deutschen wie ein böses Schimpfwort anhört. Fika - damit verbinde ich die schönsten Momente meines Schwedenaufenthaltes. Wenn man im Winter monatelang die Sonne nicht wirklich zu Gesicht bekommt, dann ist dieses Pause machen, plaudern und mit Menschen treffen, mit Zimtschnecken und Schokobällchen, Kerzenlicht und Kaffeetasse, die absolut beste Zeit des Tages (und an besonders düsteren Tagen auch mehrmals zu zelebrieren!). In Stuttgart ist der Winter zwar nicht ganz so düster und trotzdem tat es so gut mich mit der wunderbaren Veronika zu treffen. Endlich hat es mal wieder geklappt! Fast wären uns Termine und To-do-Listen dazwischen gekommen. Doch nachdem wir uns darauf geeinigt hatten, dass Montagmorgen ein ganz schlecher Tag zum Schreiben ist (und auch für alles andere!) sind wir uns auf halben Weg entgegengefahren. Und praktischerweise treffen wir uns dabei in Schweden:-).
wir finden Selfies zwar schrecklich- besonders am frühen morgen . aber was sein muß, muß sein! |
Auch wenn ich danach über eine Stunde auf der gesperrten Autobahn stand und das Elterngespräch in der Schule verpasst habe - es war die Sache auf jeden Fall wert! Und es gab ja auch so vieles zu bereden: Eine Mutter-Kind-Kur (ihrerseits), abenteuerliche Geschichten über eine vergebliche Wohnungssuche (unsererseits), allgemeine Seelenlage und anstehende Buchprojekte (beiderseits). Auch wenn wir in vielem ganz anders sind: Diese Frau ist ein Segen in meinem Leben! Ihr Blog hat mir Mut gemacht selbst einen zu starten (und ich weiß da bin ich nicht die Einzige) und sie selbst ist genauso wunderbar und ehrlich wie ihre Texte und Geschichten. Und das Schreiben scheint sie einfach so aus dem Ärmel zu schütteln, während ich für meine Texte sooo viel länge brauche. Ich versuche sie dafür nicht zu hassen ;-). Nach vielen gemeinsamen Fika-Zeiten, bin ich einfach nur von Herzen dankbar für unsere Freundschaft! Und ja - es war und ist auch eine bewusste Entscheidung, dass wir uns nicht als Konkurrentinnen sehen, sondern als Weggefährten, dass wir den Reichtum des anderen feiern als wäre es der eigene (was ja tatsächlich auch so ist) und dass wir uns immer wieder Zeit nehmen tiefer zu blicken, vorbei an dem Augenscheinlichen, in gemeinsame Sehnsüchte und Ängste und Hoffnungen und dem Wunsch Jesus nachzufolgen. Ach ja, da gibt es so vieles zu Plaudern. Wir reden und reden und kurz bevor ich jetzt aber wirklich gehen muß, beten wir noch miteinander. Das machen wir nicht so oft. Aber an diesem Morgen passt es einfach. Zwischen Einkaufswägen und Geschirrgeklapper. Ich segne sie. Sie segnet mich. Eine dicke Umarmung. Und dann geht jeder wieder seine Wege.
Sie wird noch ein paar Dinge für ihr wunderbares Zuhause kaufen (ich bin nur ein wenig neidisch:-)) und ich werde im Stau stehen, bevor wir dann den Rest des Tages in Angriff nehmen können. Wir werden Wäsche waschen, Wutanfälle überstehen - die von anderen und die eigenen - und kleine Lücken finden in denen wir Worte auf den Bildschirm tippen. Und wieder löschen. Und neu schreiben. Und Geschichten entstehen lassen. Gemeinsam mit vielen anderen.
Auch wenn jeder an seiner "Front" zu kämpfen hat: Es ist so gut zu wissen, dass wir nicht alleine sind! Besonders in den dunklen Jahreszeiten in denen uns nur Kaffee, Zimtschnecken, ehrliche Gespräche und atemlos gesprochene Gebete über Wasser halten können. Auch wenn dadurch Dinge liegenbleiben und Termine verpasst werden (und es mich oft einiges an Anstrengung kostet aus meiner introvertierten, kleinen Ecke rauszukommen).
Unser jährliches "Danke-Raclett-Essen" für die Bereichleiter der Gemeinde war auch so ein schönes Treffen am vergangenen Freitag. Die Tafel passt gerade mal so in unser Wohnzimmer, aber - wie ich es neulich irgendwo gelesen habe:
Nicht die Größe unserer Wohnungen, sondern die Größe unserer Herzen ist entscheidend.Das ist so wahr! Auch wenn mich größere Einladungen im Vorfeld oft etwas in Stress versetzen (der Mann kann ein Lied davon singen!): Ich will, innerhalb der Begrenzungen die ich habe - räumlich, zeitlich und auch seelisch - immer wieder Platz für Begegnungen schaffen. Und ich will bereit sein, mich unterbrechen zu lassen. Pause. Plaudern. Menschen treffen. Einander den halben Weg entgegenkommen. Und sich gegenseitig barmherzig betrachten. Das Leben ist viel zu kurz um auf diesen Segen zu verzichten!