Montag, 28. April 2014

mein Abendgebet

Es ist früher Abend.  Gerade eben habe ich den Küchenboden aufgewischt und Heio angedroht: "Wenn ich heute noch einmal den Küchenboden sauber machen muss, dann drehe ich durch!"
Ich bin müde, mein Kopf dröhnt von der Migräne (oder der Tablette die nicht wirken will) und eigentlich wollte ich heute abend noch einen Post über Dankbarkeit schreiben.
Eigentlich wäre ich ja auch total dankbar, würde mir das Leben (und der joghurtschmierende Sohn) nicht immer dazwischen kommen :-).
Aber ich weiß auch, dass Dankbarkeit eine Entscheidung ist und sich das dankbare Gefühl manchmal erst während dem Danken einstellt.

Das habe ich von Heio gelernt. Er hat vor einiger Zeit vorgeschlagen, dass wir abends doch zusammen Gott danken könnten, für das was er uns an dem Tag geschenkt hat.
Ich fand es eine gute Idee, bis zu dem Abend an dem ich mich überhaupt nicht dankbar gefühlt habe (so nach dem zweiten oder dritten Tag). Plötzlich fand ich es anstrengend und Heio war "gesetzlich" und "unflexibel" , weil er darauf bestanden hat. 
Aber ich mache mit. Fast jeden Abend, seit über zwei Jahren. Manchmal aus vollem Herzen und mit großem Gefühl der Dankbarkeit, manchmal mit einem verzweifelten: "Danke, dass wir dieser Tag überstanden haben!" und manchmal spüre ich so wenig Grund zum Danken, dass ich zum Mann sage: "bitte, bete du." Und wenn ich dann höre wofür er dankbar ist murmle ich leicht wiederstrebend  ein zustimmendes "hmhm" und muss am Ende doch kräftig "Amen" sagen, weil ich merke: es stimmt. Ich habe so viel Grund zu danken.

Neulich habe ich mich mit Heio über das Älterwerden und alte Menschen im allgemeinen unterhalten. Ich habe ein paar Jahre in der Pflege von alten Menschen gearbeitet und er hat mich gefragt: "Konntest du einen Unterschied feststellen zwischen Menschen die an Gott glauben und Menschen die nicht glauben?" Ich musste kurz nachdenken und habe ihm dann gesagt: " Eigentlich nicht so sehr. Aber es gibt definitv einen Unterschied zwischen dankbaren alten Menschen und unzufriedenen, verbitterten alten Menschen."
Dankbare alte Menschen sind wunderbar. Bei ihnen ist es keine gefühlsmässige Sache mehr, vielleicht auch nicht mal mehr eine Entscheidung. Ich glaube es ist schon ganz tief in ihrem Charakter eingeprägt. Sie können fast nicht mehr anders wie dankbar sein (leider ist es ebenso bei den verbitterten Menschen).
Ich will gerne einer von diesen dankbaren Menschen werden und deshalb will ich mich heute für die Dankbarkeit entscheiden. Trotz dreckigem Küchenboden: Ich habe so viel Grund dazu!

Würdet ihr mich heute bei meinem abendlichen Dankgebet begleiten?

Danke Jesus für Samu. Du hast ihn heute bewahrt und seine Ohrenschmerzen sind schon viel besser - und vergib mir, dass ich ungeduldig war mit ihm! Mach bitte, dass er keinen Schaden davon nimmt und später sein ganzes Geld für Therapie draufgeht.


Zwischenschub: Ab und zu schleichen sich doch Bitten in mein Gebet ein. Heio mag das nicht so, aber inzwischen ist es für ihn ok, weil ich ihm erklärt habe, dass es spontan kommt und ich mich ja vor Gott nicht verstellen will  und Gott das bestimmt auch nicht will.

Ok, wo waren wir?
Ach ja, DANKE JESUS für das schöne Geburtstagsfest!
Regenwahrscheinlichkeit war bei 90%, meine Sorgen bei 100%, dass das kleine Gartenfest in`s Wasser fällt - aber die Sonne hat gestrahlt und es war ein schönes Fest! DANKE!

Zwischenschub: ich weiß, um Wetter beten ist so eine Sache: da fällt sicher jedem gleich ein Negativbeispiel ein (wenn ich nur an unsere Hochzeit denke...). Ich gehe wirklich nicht davon aus , dass ich ein Recht auf schönes Wetter habe an meinem Geburtstag. Aber ich hatte so große Befürchtungen, dass wir uns alle in die kleine Wohnung quetschen müssen und die Kinder alles auseinandernehmen (der kleine Sohn vorneweg!), dass ich unendlich erleichtert und schlicht überwältigt war von dem guten Wetter.




Und danke Jesus für meine Familie und Freunde, für die wunderschönen Geschenke, für die schöne Stimmung und den Mann (und Becky und Much), der tolles Chili gemacht hat und ein wärmendes Feuer angezündet hat.


wer Verwendung für die alte Waschmaschinentrommel sucht: voila!


Mein tolles "Sammelgeschenk"! Ich werde nähen!!! Und jemand muss es tragen:-)
(foto von www.herz-lieb.de)
Danke für Veronikas Überraschungsbesuch und die vielen wunderschönen Blumen, die ich bekommen habe.




Danke, dass Heio heute Urlaub hat und ich mich mit der ollen Migräne auf`s Sofa legen konnte.
(wäre toll, wenn du mich heilen würdest...oder wenn wenigstens jetzt die Tabletten wirken könnten).

Und Danke Jesus, dass ich dich habe. Du bist der beste Freund den man sich vorstellen kann.
Du vergibst mir alles, du liebst mich ohne Ende und du hast Hoffnung und Zukunft für mich.
Du machst mein Leben so reich. Danke.

Und bitte mach, dass Samu heute Nacht nicht wieder stundenlang wach ist!!!!
Und falls doch, hilf mir dass ich nicht durchdrehe.
Danke.
Amen. 

Donnerstag, 24. April 2014

Gold

Seit Tagen will ich einen Blogeintrag schreiben, aber ich habe es einfach nicht geschafft ihn fertig zu bekommen. Immer wieder lese ich kritisch den Text durch und frage mich ob es auch echt ist, ob es das ist was mich gerade wirklich bewegt oder ob es nur schöne Worte sind, die ich aneinander reihe.  Ich bewundere diejenigen, die mit Leichtigkeit ihre Einträge schreiben (wie zum Bsp. Chrissy oder Veronika) - man spürt die Echtheit und Ehrlichkeit des Lebens aus ihren Posts.
Ich kämpfe um diese Ehrlichkeit, oft Satz für Satz, korrigiere mich selbst, lasse den Mann nochmal das Ganze durchlesen und frage ihn auch: Ist das wahr?  Kann ich das so schreiben?

Besonders geht es mir so wenn ich über meinen Glauben schreibe. 
Ich fürchte, dass es sich anhört als wären es Floskeln und das Leben dahinter fehlt . Nicht dass ich bewusst jemand täuschen wollte, aber ich frage mich dann selbst: Würdest du das auch noch schreiben wenn du dein Kind verlierst oder eine andere schlimme Tragödie dein Leben trifft? 
Ich schreibe meine Posts von einem "sicheren" Boden aus: gesund (meistens), in einer glücklichen Beziehung (meistens:-)) und gut versorgt mit allem was ich brauche (immer!).
Die Echtheit von Gold wird im Feuer sichtbar (zumindest war das früher so, heute verwendet man irgendwelche Säuren, soviel ich weiß). Früher hielt man das vermeintliche Gold in`s Feuer und alles was nicht Gold war verbrannte. Oft war das vielleicht enttäuschend viel und es blieb nur ein kleiner Rest flüssigen Goldes in der Asche zurück.
Neulich sagte mir jemand der eine heftige Zeit durchgemacht hat und viel Enttäuschung erlebt hat (leider besonders auch von uns Christen): "Ich weiß nicht mehr was ich glauben kann, alles was ich weiß ist, dass ich noch ein Kind Gottes bin." 
Das war ein Moment wo ich am liebsten die Schuhe ausgezogen hätte - das war heiliger Boden - hier war, mitten in der Asche, das Gold. Das war echt. Da waren keine frommen Sprüche mehr. 

VIelleicht fällt es mir deshalb manchmal so schwer zu schreiben, weil ich meine Sätze versuche durch ein imaginäres Feuer zu ziehen: könnten ich sie auch noch in dieser oder jener schweren Situation sagen? Oder ich denke an euch, meine kostbaren Leser. Einige von euch kenne ich ja persönlich und ich sehe das Feuer vor mir, durch das manche gerade gehen und ich frage mich: werden meine Worte für euch nur Asche sein? Und ich hoffe so sehr, dass ihr etwas Gold für euch darin finden könnt.

Und dann sehe ich eine fromme Kultur (zu der ich auch gehöre!) die oft so viel redet, zu jedem Thema ein Buch schreiben kann, Menschen scheinbar so schnell in eine Schublade steckt oder Ratschläge gibt (man muss doch nur dieses oder jenes tun- dann wird alles gut....). 
Vor Ostern haben wir uns eine christlichen Film angeschaut in dem ein Pastor immer das Geschehen kommentiert hat. Ganz ehrlich, ich fand diesen Typ ganz schlimm und ich saß da und dachte: halt doch einfach mal den Mund! Kannst du denn das selbst leben wovon du hier redets? 
Ich kenne diesen Pastor nicht persönlich und vielleicht ist er in echt ein toller Mensch und lebt was er sagt. Es kam für mich nur so schlecht rüber. Ich will nicht rebellisch sein -  ich finde Menschen die demütig sind und sich auch von den nervigsten Menschen noch etwas sagen lassen können wunderbar und so jesusmässig. 
Aber manches nervt mich inzwischen einfach  so sehr... vIelleicht ist auch das ein Grund warum es mir schwerfällt hier über den Glaube zu schreiben, weil ich fürchte, dass schon genug gesagt wurde und so wenig einfach gelebt wurde.

Wie wunderbar sind Menschen, die Jesus einfach in ihrem gewöhnlichen Alltag nachfolgen. Ohne viele Worte darum zu machen, ohne großes aufheben, einfach treu sind in ihren täglichen Herausforderungen. Die auch dann noch Nachfolger sind, wenn es weh tut, unbequem wird und etwas kostet (und sei es nur die eigene Bequemlichkeit aufzugeben).
Menschen die kleine Taten der Liebe tun, die ermutigende und heilende Worte haben.
Menschen die dankbar sind, die das Schöne wahrnehmen und sich daran freuen können wie Kinder. Menschen die nicht aufgeben und ihr Gold durch das Feuer tragen, Tag für Tag - auch wenn es ihnen verschwindend gering vorkommt.
Menschen die nicht mehr so viel wissen aber die darauf vertrauen, dass sie einfach Jesus gehören.  
Ich will so gerne auch einer von diesen Menschen sein.


Anfang der Woche hat der kleine Sohn seinen Geburtstag gefeiert!
 Er kann es immer noch nicht richtig fassen, so lange hat er auf den Tag hingefiebert. Jeder, dem er begegnet, bekommt die Information: "Ich bin jetzt drei!" 
Und ab und zu fragt er mich jetzt, leicht sorgenvoll: "Mama, bin ich jetzt wieder zwei?" 

Ende der Woche werde ich 45 Jahre alt. 
Im Gegensatz zu Samu werde ich das nicht jedem sagen, dem ich begegne und ich habe auch keine Angst, dass ich danach wieder aufwache und plötzlich 44 bin :-).
Ich weiß, dass das Leben vorwärts geht und die Jahre die hinter uns liegen nicht mehr zurückzuholen sind. Und ich frage mich: Was liegt noch vor mir? Und was will ich noch werden?
Die Antwort: Dankbar. Echt. Lebendig. 
Mit meinen Worten und meinem ganzen Leben.

Und am Ende meines Lebens will ich gerne etwas Gold "durchgerettet" haben, das ich zu Jesu Füßen legen kann.  
Ich will ihm um den Hals fallen und ihm sagen, dass ich ihn liebe und dass ich so dankbar bin für seine Gnade und dafür, dass ich zu ihm gehören darf.

Donnerstag, 17. April 2014

Ja, das kenne ich auch!

Gestern waren wir zu Besuch bei Freunden die auch einen kleinen Sohn haben . Wir sind mit dem Zug zu ihnen auf die schwäbische Alb gefahren - Samu war begeistert.
Und mir hat es so gut getan mit der Freundin über die Herausforderungen vom "Mama-sein" zu reden. 
Ich glaube wir beide haben ungefähr gleich wenig geschlafen in den letzten Jahren und wir sind ähnlich fertig und erschöpft. Ich konnte ständig nur sagen: Oh ja, das kenne ich,  genau so geht es mir auch. Und immer wieder standen mir Tränen der Erleichterung in den Augen : Gott sei Dank geht es nicht nur mir so, wie gut dass du das auch kennst!

Ich bin wirklich so gerne Mama, aber was es alles bedeutet, das hätte ich vorher niemals geahnt. Irgendwie habe ich immer gedacht: die Mütter haben es doch gut - sie können den ganzen Tag zuhause sein, auf dem Spielplatz sitzen, müssen nicht arbeiten und so stressig kann ein Kind ja nicht sein- immerhin versorge ich fast täglich 8 behinderte Kinder. 
Ihr lieben Mütter: ICH HATTE KEINE AHNUNG!
Und ich bin auch jetzt keinem böse der so denkt weil ich glaube: man weiß es einfach nicht was es bedeutet, bis man selbst 24 Stunden am Tag für so ein kleines Bündel Leben verantwortlich ist. Wahrscheinlich würde es ernsthaft unsere Fortpflanzung gefährden, wenn wir vorher genau wüssten was da auf uns zukommt ;-).
Ich weiß, es gibt auch andere Mütter, die jeden Tag ihres Mama-seins unendlich genießen und deren Kinder pflegeleicht sind und von Anfang an durchschlafen (und wirklich- ich versuche sie zu lieben!). Aber es tut einfach gut, wenn man jemand trifft dem man alles sagen kann, auch die dunklen Gedanken, und der den Arm um einen legt und sagt: Ich weiß, das kenne ich auch. 

Morgen ist Karfreitag. Irgendwie habe ich dieses Jahr von der  Passionszeit nichts wirklich mitgenommen außer ein paar Kilos mehr. Der Mann hat vom Kaffee bis Zucker alles mögliche gefastet und ich habe die ganzen Süßigkeiten alleine gegessen.
Heute morgen las ich müde ein wenig in meiner Bibel. Mein Blick blieb an diesem Satz hängen: 
Deshalb musste er (Jesus) in allem gleich werden, das heißt er musste Mensch werden, so wurde er ein barmherziger Stellvertreter für uns...weil er selbst gelitten hat und denselben Versuchungen ausgesetzt war wie wir Menschen, kann er uns in allem helfen. 
Hebräer2,17-18

Dieser Satz sagt mir, dass Jesus in jeder Situation in der wir uns befinden, den Arm um uns legen kann uns sagen kann: Ich verstehe dich so gut, das kenne ich auch!

Jesus war so erschöpft, dass er einen lebensgefährlichen Sturm auf einem Boot verschlief. 
Er weiß was es heißt sich fremd und alleine zu fühlen und von seiner Familie missverstanden zu werden. 
Er weiß wie es ist, von den Frommen verurteilt zu werden.
Er weiß wie man sich fühlt wenn sein bester Freund stirbt oder wenn ein sterbendes Kind vor einem liegt. 
Er weiß was es bedeutet große Angst zu haben und Gott anzuflehen, dass ihm das Leid erspart bleibt und nicht erhöhrt zu werden. 
Er weiß was es bedeutet von seinen Freunden im Stich gelassen zu werden, er weiß was Leiden und Schmerz bedeutet und er weiß wie es sich anfühlt zu sterben.
Er weiß...er weiß...er weiß.  

Egal in welcher Situation wir sind:  Er versteht uns. Er ist in deinen und meinen Schuhen gegangen und deshalb ist er unendlich barmherzig. Wie oft hatte ich schon beim Beten Tränen der Erleichterung in den Augen (ähnlich wie gestern bei der Freundin). Er weiß...er weiß...er weiß...

Und er kann uns an der Hand nehmen und uns durch alles Leid hindurch in`s Leben führen.
Karfreitag war voller Leid und Ostersonntag triumphierte das Leben.
Das ist verheissungsvoll für uns...am Ende können wir an Ostern mehr finden als nur ein paar Ostereier:-).

In diesem Sinne wünsche ich euch allen von Herzen gesegnete Ostertage!!!!

Montag, 14. April 2014

Das Leben so wie es ist (und nicht wie ich es gerne hätte)

Zuerst will zu meinem letzten Beitrag den "Realitäts-Check" nachreichen:
Leider war ich an dem Abend nicht auf dem Platz an unserem Fenster um DA zu sein um dankbar die Sonne untergehen zu sehen an einem Tag meines Lebens. Die Gründe dafür waren folgende:
  1. Der kleine Sohn hat im Bett Theater gemacht und schlief erst ein nachdem die Sonne unterging.
  2. Von unserem Fenster aus kann man die Sonne nicht untergehen sehen (irgendeine Sache mit Osten und Westen, die für alle Menschen Sinn macht, nur ich verstehe es nicht).
  3. Im Wohnzimmer schauten die Männer Champions-League und vor ihnen lag die größte Tüte meiner Lieblingschips.
Ich habe es wirklich versucht - aber nach einem kurzen Moment im Dunkel auf der harten Bank in unserer Küche, und einem halbherziges "Danke für diesen Tag" in mir, siegte die Chipstüte.
Mein Leben ist leider ein wenig störrisch, wenn es darum geht, die wunderbaren Erkenntnisse in die Tat umzusetzen. 

Am Wochenende haben wir dann unsere Freunde in der Schweiz besucht.
Wir haben uns schon lange darauf gefreut aber kurz vorher war ich dann so müde und erschöpft, dass ich  überlegt habe, ob wir wirklich fahren sollen.
Was wenn Samu nachts nicht schläft? Was wenn er wieder so schlecht gelaunt  und anstrengend ist wie in unserem Urlaub? Was wenn wir vor Müdigkeit sterben?
Wir haben uns trotzdem entschieden zu fahren und beim Überqueren der Grenze habe ich schon gespürt wie gut es tut, durch die idyllischen, schweizer Ortschaften zu fahren. 
Hier ist die Welt noch in Ordnung, man lebt mit der Natur, alles geschieht etwas langsamer und bewusster und die Menschen sind auch freundlicher. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, aber alleine die Vorstellung, dass es so sein könnte, tut mir gut.  
Auf jeden Fall war es sehr schön in der Schweiz und wir haben die Zeit mit den Freunden genossen. Trotz aller Befürchtungen hat Samu richtig gut geschlafen (für seine Verhältnisse) und wir sind nicht vor Müdigkeit gestorben - auch wenn es sich phasenweise so angefühlt hat.

Unsere Freunde haben einen schönen Ausflug in einen kleinen Kinderzoo organisiert.
Man kann dort auf Ponys, Kamelen oder Elefanten reiten und mit einem "Rösslezug" fahren und vieles mehr - alles Dinge von denen wir dachten, dass Samu begeistert sein wird. Ich hab mich schon auf sein kindliches Staunen und die schönen Fotos gefreut: der Sohn, reitend auf dem Elefant. Leider war er aber etwas störrisch was meine Vorstellung betraf - er war schlecht gelaunt, wollte auf keinem Tier reiten und hat dann auch noch die besten Attraktionen verschlafen. Also sind wir Erwachsenen geritten -  und das hat auch viel Spaß gemacht!
Ein kleiner Elefant wurde getauft (während Samu geschlafen hat)  und es gab eine "Geburtstagstorte" für seine Familie und Körbe voller leckerer Sachen. Also, was diese Tiere weghauen ist schon erstaunlich.


das konnten sie anschließend, mit uns auf dem Rücken, wieder abtrainieren.


bewundert wurde der "Zug", aber zum Einsteigen hat der Mut nicht gereicht.


Kamele unter sich





Bei der Seehundshow wollte das Tier nicht wirklich durch den Ring springen - der Trainer wäre fast in`s Wasser gefallen. Auch sonst war der Seehund noch sehr ungeübt und hatte nicht wirklich Lust auf die Kunststücke. Er muss noch einiges lernen  um eine tolle Show zu machen. Wir wurden aufgefordert viel zu klatschen um ihn zu motivieren, damit er nicht aufgibt.
Irgendwie hat mich diese Vorführung gerührt -  wer braucht schon eine perfekte Show wenn er einem kleinen Seehund etwas Mut machen kann:-). 

Am Sonntag besuchten wir noch einen Gottesdienst. Er fand in in einer großen Halle statt mit schöner Musik, alles bestens organisiert, ein toller und gutaussehender Prediger, Videoleinwände die alles wunderbar übertragen haben, man konnte Gebet bekommen oder auch einen Kaffee (beides sehr wichtig!) - es war ein fast ein perfekter Gottesdienst. Das hat mich ein wenig deprimiert. Ich dachte an unsere Gottesdienste...an das Chaos, an den Beamer, der schon so lange kaputt ist.
Und dann dachte ich an eine Freundin, die hier mitten unter den Leuten saß und deren Leben sich seit längerer Zeit alles andere als geordnet und  wunderschön anfühlt.  Wie muss sie sich hier fühlen, habe ich mich gefragt und wäre am liebsten auf die Bühne gerannt um etwas umzuschmeissen oder irgendetwas anderes schräges zu tun um ihr zu zeigen: auch das Ungeordnete, auch die Zweifel und Fragen und das Chaos gehören bei Gott dazu. 
Ein wenig mehr "Seehundshow" hätte mir gefallen, ein wenig mehr Applaus für diejenigen, die ihr Bestes geben und trotzdem nicht "hoch genug springen", ein wenig mehr Freude über die kleinen Versuche, auch wenn sie scheitern, weil das Leben eben oft etwas störrisch ist und nicht so will, wie wir das gerne hätten.
Zum Abschluss hat Samu noch ein kleines Mädchen in den Finger gebissen ("ich bin ein Löwe, Mama!") und wir sind leicht beschämt abgezogen.

Der verpasste Sonnenuntergang, die Müdigkeit, der verschlafene Zoobesuch vom Sohn, ein Seehund der so vieles (noch) nicht kann und ein Biss in einem fast perfekten Gottesdienst - ich will lernen, das Leben so zu nehmen wie es ist und nicht wie es meiner Vorstellung nach sein sollte. Und ich bin dankbar für das gemeinsame Lachen, das Spielen und die guten, ehrlichen Gespräche unter Freunden.
Wie hat Brennan Manning es so wunderbar gesagt hat:  
"Wir sind geliebt, so wie wir sind und nicht so wie wir gerne wären."  
Und Gott wartet nicht fingertrommelnd in einer perfekteren Version meines Lebens auf mich, sondern er ist DA in meinem Leben- so wie es gerade ist.
Darüber bin ich sehr froh.

Und ich bin froh, dass ich euch berichten kann, dass die kleine Johanna von der Beatmungsmaschine weg ist und am Wochenende auf eine normale Station verlegt werden konnte. Es ist ein kleines Aufatmen, aber es liegt noch ein sehr langer Weg vor ihr und ihrer Familie. Aber sie lebt -  und das ist an sich schon ein großes Wunder!
Wenn ihr weiter für sie beten möchtet, könnt ihr mir gerne eine kurze mail schreiben und ich halte euch auf dem Laufenden.

Mittwoch, 9. April 2014

Heute will ich dabei sein.

Gestern hatte ich Spätschicht in unserem Behindertenheim. 
Durch Heios Arbeitswechsel kann ich jetzt meine wenigen Dienste unter der Woche arbeiten (und nicht mehr am Wochenende), was von meinem Arbeitgeber richtig toll ist. 
Ich finde es auch gut, aber es gibt einen kleinen Nachteil: Während der Schulzeit muss man abends die "Big Macks" von den Kindern besprechen. Das ist nichts zum Essen, sondern ein Hilfsmittel zur "unterstützenden Kommunikation". 
Das Ganze funktioniert wie ein kleines Aufnahmegerät: Man berichtet in ein paar Sätzen was das Kind bei uns im Heim erlebt hat und über seinen Tag erzählen will und in der Schule können es die Lehrer dann abhören. Durch einen leichten Druck auf die große Taste kann es das Kind auch selbst "erzählen".

Ich saß gestern etwas ratlos da, den Big Mack in der Hand, das schwerstbehinderte Mädchen neben mir und ich habe sie gefragt: was soll ich über deinen Tag erzählen? Was willst du sagen, was war schön, was war schwierig - was hast du erlebt?
Leider ist es so,dass die Kinder, nüchtern betrachtet, bei uns nicht so viel erleben. Nicht oft kann man etwas so spektakuläres wie "Ich hatte Besuch", "Wir haben ein Fest gefeiert" oder "Ich habe einen Ausflug gemacht" erzählen.  
 Einen Satz könnte ich aber jeden Abend und bei jedem unserer Kinder draufsprechen: 

"Heute war ein Tag an dem ich DA war!"
Ich habe das Essen geschmeckt, den Wind gespürt, habe geweint und mich geärgert und mich gefreut wenn jemand Zeit hatte mich in den Arm zu nehmen. Ich habe die Sonne auf meinem Körper wahrgenommen und auch die Stimmung meiner Bezugserzieherin. Ich war ganz zufrieden wenn ich gut gelagert war und keine Schmerzen hatten. Ich habe mich über meine Lieblings-CD gefreut und mein Lieblingsgeräusch hat mich heute, wie auch an all den vielen Tagen zuvor, zum Lachen gebracht. Ob es etwas erzählenswertes ist weiß ich nicht: aber so war mein Tag: Ich war einfach DA.

 Aber das spreche ich nicht auf den Big Mack. 
Vielleicht weil das von meinem Gefühl her nicht reicht oder es nicht pädagogisch oder therapeutisch genug ist, oder die Lehrer dann denken wir machen nichts mit den Kindern. Und deshalb versuche ich mühsam ein paar Sätze zu finden die aus ein paar Stunden, an denen nicht viel passiert ist etwas besonderes rausholen.
Als wäre es nichts besonderes  einfach da zu sein.

Heute morgen war ich bei unserem Bäcker Brot kaufen. 
Es war viel los in dem kleinen Laden und hinter der Ladentheke standen drei Verkäuferinnnen. Ich habe müde meine Bestellung aufgegeben und während dem Geld rauskramen leicht panisch festgestellt, dass ich nicht weiß bei wem ich bezahlen soll. Ich hatte keine Ahnung mehr mit welcher der drei Verkäuferinnen ich gesprochen habe. Der Grund dafür war nicht, dass sie sich so ähnlich sahen (überhaupt nicht!) sondern ich war nicht wirklich da. Meine Gedanken waren schon vorausgeeilt zum nächsten Punkt in meinem Tagesablauf und ich habe dadurch den Menschen vor mir völlig übersehen. 
Danach bin ich schnell nach Hause um die Wohnung aufzuräumen. Aus den Augenwinkeln habe ich wahrgenommen wie vor dem Fenster der Wind den blühenden Kirschbaum hin- und hergeschüttelt hat, wie winkende Girlanden. Eigentlich mein Lieblingswetter, aber ich hatte keine Zeit es zu genießen. Es gab ja noch soviel auf meiner "to-do-Liste".
Abends saß ich mit Kopfschmerzen beim Abendessen, den Blick zur Uhr: noch über eine Stunde, bevor ich Samu in`s Bett bringen kann. "Mama, komm doch spielen!", forderte er mich auf, aber Mama war müde und lag in Gedanken schon auf der Couch. 
Kennt ihr solche Tage? Sie gehen vorbei, ohne dass ich richtig hingeschaut habe. Ein Tag meines Lebens und ich war nicht wirklich dabei.
Der Autor Frederik Buechner erzählt, wie er eine Gruppe von Studenten am frühen Abend unterrichten wollte. Gerade war er dabei mit seinem Vortrag zu beginnen, da nahm er durch die Fenster der Klassenzimmers wahr, dass sich draußen ein Sonnenuntergang in den wunderbarsten Farben ereignete. Er hielt mit seiner Rede inne und bat die Stundenten das Licht auszumachen und die Stühle an`s Fenster zu rücken. So saßen sie dann, in völliger Stille, und sahen gemeinsam wie die Sonne unterging.  Er berichtet darüber:

"Wir saßen still im Dunkel. Kein Wort wurde gesprochen. Der Sonnenuntergang- so schön er auch war- war vielleicht nicht das Besondere, was in diesem Moment geschah. Es war die Stille, die plötzlich über uns lag. Keine Stille, die peinlich gewesen wäre. Wir waren uns der Gegenwart der anderen bewusst. Und wir waren einfach nur da. Nichts wurde getan. Es gab keine erklärenden Worte. Wir nahmen wahr was es zu sehen gab. Und wir sahen nicht nur die Sonne so wunderbar untergehen, wir sahen auch ein Tag in unserem Leben der zu Ende ging -ohne Traurigkeit, einfach in dem Bewusstsein: wir haben nur soundsoviele Tage und das war einer davon. Kurz dachte ich darüber nach ob ich nicht ein paar Worte an die Studenten richten sollte, es war schließlich mein Unterricht. Aber es gelang mir zu schweigen und ich sagte in das Dunkel und die Stille hinein: "Ihr könnt gehen". Schweigend gingen wir auseinander. Ich glaube es war ein guter Unterricht."

Das finde ich auch: Es war ein guter Unterricht, von Frederick Buechner und von meinen Kindern bei der Arbeit. Und ich will davon lernen
Heute will ich dabei sein.
Ich will rausgehen und den Wind spüren und wahrnehmen, was es zu sehen gibt.
Ich will die Verkäuferin anschauen und dankbar sein, dass sie mich so freundlich bedient. 
Ich möchte den kleinen Sohn beim Sandeln beobachten und mich nicht nebenher ständig mit meinem Handy beschäftigen. 
Ich will das Essen schmecken und mich darüber freuen, wie gut wir jeden Tag versorgt werden.
Ich will meine "to-do-Liste" loslassen und meine Lieblingsmusik einlegen. 
Ich will mich umarmen lassen und will jemand sagen, dass ich ihn lieb habe.
Und vielleicht werde ich heute abend einfach mal den Fernseher auslassen, das Licht ausmachen und den Stuhl vor`s Fenster rücken und still dabei sein, wie ein (ganz gewöhnlicher) Tag meines Lebens zu Ende geht.
Und dann will ich in`s Dunkel flüstern: "Danke für diesen Tag. Danke, dass ich dabei war."
Mal schauen ob es mir gelingt...




Freitag, 4. April 2014

Mein Mann der Gärtner und das Unkraut in mir




Mit dem Beginn der Frühlingszeit stolpere ich jedes Jahr über kleinen Töpfe, Säcke von Blumenerde und Saatgut, das der liebe Mann über den ganzen Balkon (und manchmal auch in der halben Wohnung) verstreut. Samu scheint seine Gärtnerleidenschaft schon übernommen zu haben und er geht abends begeistert mit zum Pflänzchen giessen, Erde düngen, Schnecken vom kleinen Salatbeet pflücken (Igitt!) und das Unkraut bekämpfen.

Mir dauert es meist viel zu lange bis aus einem Saatkorn eine Pflanze wächst. Es braucht auch so viel Pflege und am Ende kommen die Schnecken und fressen die Hälfte davon auf. Da gehe ich lieber in den Supermarkt und kaufe mir einen Kopfsalat(natürlich regional und biologisch!:-)). 
Aber ich muss schon zugeben, dass es etwas besonderes ist, wenn Samu die Tomaten auf dem Balkon erntet (nicht die Grünen- das weiß er schon) oder Heio mit einer großen Zuchini aus dem Garten kommt und im Herbst die eigenen Kartoffeln in der Pfanne brutzeln.
Der Mann bringt die Ernte dann immer mit strahlendem Gesicht in die Küche - den Lohn für seine Mühe. Ich bewundere seine Beharrlichkeit, die treue Pflege und seine Geduld. Darunter gedeihen nicht nur unsere Pflanzen, sondern er ist auch so treu und beharrlich im Beten für andere, bei "schwierigen Menschen" (vorneweg die Ehefrau:-)) oder wenn es darum geht an seinen eigenen Schwächen zu arbeiten.

Gestern war Heio mit dem kleinen Sohn unterwegs um seiner Mutter im Garten zu helfen.
Ich habe die Gelegenheit genutzt um ein wenig Ordnung in unserem "Wurf- Zimmer" zu schaffen (der Raum in den man alles einfach reinwirft, kurz bevor der Besuch kommt).
Wenn ich sauer bin, kann ich am effektivsten aufräumen - und ich war sauer. Ich war enttäuscht, dass ich am Wochenende die tolle Predigt verpasst habe die genau in meine Situation gepasst hätte, weil ich mit Samu zuhause bleiben "musste". Ich war neidisch auf den Erfolg einer Freundin und gekränkt über die mangelnde Dankbarkeit von jemand, dem ich geholfen hatte... und dann der ganze Dreck - ich hatte viel Energie zum Putzen.
Nebenher habe ich mit halbem Ohr eine Predigt angehört von Prof. Zimmer über die Existenz des Bösen. Er sprach über das Gleichnis von der guten Saat und dem Unkraut im Acker
Und plötzlich trafen mich die Worte direkt in`s Herz. Er sagte: 
"Hier geht es nicht um "gute" oder "böse Menschen".
Die einzig angemessene Reaktion auf dieses Gleichnis ist zu beten:
Lieber Gott, du siehst das viele Unkraut in meinem Herzen: ich bitte dich, lass es nicht die gute Saat überwuchern. Und bitte schütze andere vor dem Unkraut in mir. Pass auf sie auf, dass ich sie nicht so verletzte. Amen."

Und ich sehe plötzlich "das Unkraut" in mir:
der Neid, anstatt mich mitzufreuen,
das Gekränktsein, anstatt einfach froh zu sein, dass ich jemand etwas Gutes tun konnte,
der Ärger über die verpasste Predigt, anstatt dankbar zu sein, dass mein Mann mir den Inhalt ganz genau nacherzählt hat.
Und ich lege den Putzlappen aus der Hand und spreche das Gebet noch einmal langsam mit:
bitte schütze die anderen vor dem Unkraut in mir....

Ich denke an das Gartenbeet von meinem Mann, seine treue Pflege und mir kommt die Bibelstelle:
Mehr als alles andere was man sonst bewahrt, behüte dein Herz. Denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens. Sprüche 4,23

Auch wenn ich nie eine gute Gärtnerin werde - auf mein Herz  will ich achten. 
Ich will dem Leben Raum geben und die zerstörerischen Gedanken eingrenzen, wo es mir möglich ist.  Und ich will vertrauen, dass die guten Früchte wachsen, trotz allem was so oft in mir ist...durch Gottes Gnade.

Dienstag, 1. April 2014

Was uns lebendig macht


Endlich hat unsere Lieblings-Eisdiele wieder geöffnet und gestern wurde dort von uns ganz feierlich das erste Eis des Jahres geschleckt. Samu war begeistert! Er LIEBT Eis (und die vielen Kinder vor der Eisdiele zeigen, dass er wohl nicht der Einzige ist). 
Und- der aufmerksame Leser dieses Blogs wird es auch bemerkt haben - Samu LIEBT Züge!!!  Egal wo wir hingehen, seine Frage lautet meistens: "Gibt`s da auch einen Zug?" 
Und er mag die Farbe Grün. Wenn er ein grünes Auto sieht, schreit er begeistert: "GRÜN, Mama! Grün!!!"
Er hat seine Lieblingsfreundin und in der KiTa hat er seinen Lieblings- Spielkameraden: Er verfolgt ihn und ruft ständig begeistert seinen Namen. Ab und zu kommt er mit Kratzern von seinem Freund nach Hause. Seine Begeisterung kann manchmal auch sehr anstrengend sein. Aber das ist ihm egal. Er weiß was und wen er mag und dazu steht er.

Manchmal beneide ich ihn um diese Eigenschaft. 
Er hat Dinge und Menschen entdeckt, die ihn froh und lebendig machen. Wahrscheinlich ist es eine Gabe, die Kinder haben und die mit den Jahren verschüttet werden kann. 
Man beschäftigt sich damit was andere von einem erwarten, was "man" tun sollte und was nicht, man denkt mehr darüber nach ob einen die Anderen mögen, wie darüber wenn man selbst einfach gerne hat... und irgendwo verliert man dabei das Gespür dafür, was die Dinge und Menschen sind die uns froh und lebendig machen.

Gestern war ein Tag an dem mich vieles traurig gemacht hat. Der Nachmittag mit dem kleinen Sohn hat mich etwas aufgemuntert, aber er hat es wahrscheinlich trotzdem irgendwie gespürt. Während dem Abendbrot hört er plötzlich auf zu essen, senkt den Kopf und spricht leise vor sich hin. "Was machst du, Samu?" frage ich.
"Ich bete für die Mama, dass es ihr wieder besser geht."
Mir steigen die Tränen in die Augen. "Danke!"
Mit einem lauten "Amen", beendet er sein Gebet und fragt sofort: "Ist es jetzt wieder gut?".
"Viel besser", sage ich und nehme ihn in den Arm.

Heute lese ich einen wunderbaren Blogeintrag der zu meinen Gedanken passt.
Glennon schreibt, dass die Kinder in der Klasse ihrer Tochter aufschreiben sollten, was ihr Traum ist. Auf JEDEM Zettel stand, unter anderem dieser Satz: 
"dass meine Mama (oder meine Familie) glücklich ist!"


Sie schreibt dazu:
Ihr Lieben, sie wollen dass wir glücklich sind!
Sie sagen nicht: mein Traum ist, 
dass meine Mama perfekt sein soll,
dünner, cooler oder hübscher.
Sie schreiben auch nicht: 
sie sollte eine bessere Vergangenheit haben,
oder wir sollten ein größeres oder besser geputztes Haus haben 
oder reicher sein...
Sie schreiben nur: Mein Traum ist, dass meine Mama glücklich ist.
 Holy crap, you guys, we`ve got to get our joy back (das kann ich nicht übersetzen:-))..."


Letztendlich lernen die Kinder von uns, wie man glücklich sein kann, wie man Dinge wahrnehmen kann die schön sind und uns froh machen, manchmal eben mitten in all dem schweren was uns umgibt. Wir dürfen nicht vergessen unsere Seele zu nähren, mit dem was uns froh und lebendig macht.

Das gilt ja nicht nur für Mütter, sondern für uns alle. Und ich merke bei mir, dass da vieles verschüttet ist mit den Jahren und ich fast vergesse was es ist, was mich froh macht. Ich habe nicht mehr viel darüber nachgedacht, weil ich lange Zeit dachte, es ist egoistisch. Aber das ist es nicht! Es ist eine Verantwortung die wir haben, unsere eigene Seele zu nähren, ihr Gutes zu tun. Dann kann es auch überfliessen zu anderen.

Aber was tut mir gut??? Ich merke, ich muss danach suchen...vielleicht sogar in meiner Kindheit graben, wo es vielleicht noch klarer war, was uns begeistert und froh macht.
Also saß ich heute morgen eine Zeit lang in meinem Sessel am Fenster und habe Gott gebeten mir zu helfen, mich daran zu erinnern. 
Für einiges muss ich länger graben, das weiß ich, aber ein paar DInge konnte ich schon aufschreiben von denen ich glaube, dass sie mich lebendig machen:
Es tut mir gut still zu werden, Gottes Nähe wahrzunehmen.
Ich LIEBE das Meer (vielleicht kann ich Heio doch noch zu einem Urlaub am Meer überreden:-)). Es macht mir Freude kleine Gartenfeste zu veranstalten,  ich liebe Blumen, in der Natur spazieren gehen, etwas neu gestalten, gute Bücher lesen, zu schreiben, tiefe Gespräche mit Freunden führen, gutes Essen, schöne Filme bei denen man weinen muss, die aber am Ende gut ausgehen.  
Eigentlich schon ganz schön viel. Ich sollte meine Seele besser damit nähren.
Und ich will zu dem stehen, was ich schön finde! Auch wenn andere darüber lächeln oder den Kopf schütteln. Ich will den Menschen sagen, wenn ich sie mag und mir nicht ständig darüber den Kopf zerbrechen ob ich eine zu schlechte Freundin bin.

Wie ist es bei Euch? Was macht euch lebendig und froh?
Ich hoffe ihr findet etwas, und wenn es nur eine kleine Sache ist - vielleicht könnt ihr sie heute für euch tun? 
 
Hier ist eine Blume an der ich mich gerade besonders freue. Sie ist ca. 340 Tage im Jahr ein völlig vertrocknetes, unscheinbares Etwas und ich hätte sie schon ganz oft weggeworfen. Aber mein Mann gießt und pflegt sie beharrlich. Und jedes Jahr im Frühling kommt die größte und wunderschönste Blüte, die alle anderen in den Schatten stellt.
Vielleicht eine kleine Ermutigung für die von uns die sich gerade ganz vertrocknet fühlen.
Auch wenn es gerade nicht danach aussieht: Einer kümmert sich um deine Seele und kann dich zum Blühen bringen, dass sich alles wundern wird!