Gestern habe ich das Mauskript für mein neues Buch ausgedruckt. Das ist immer ein besonderer Moment - wenn die Geschichten, die bisher nur Worte auf dem Bildschirm waren, ganz anfassbar warm und schwer in meinen Händen liegen. Ein kleiner Feiermoment, in dem ich einfach nur dankbar bin, dass ich so etwas wunderbares als meine Arbeit bezeichnen darf: Geschichten erzählen!
Die nächsten Wochen werde ich nun mit dem Stift in der Hand ganz vieles streichen und neu schreiben und Kommas nach Lust und Laune über die Seiten verteilen (mach dich schon mal auf ne Menge Arbeit gefasst, liebe Sigi!:-)). Aber vorher will ich hier noch ein paar Worte schreiben. Meine kleine Blogecke, die im Moment ein bisschen vernachlässigt wird, für die ich aber auch so dankbar bin. Also vor allem für euch - die ihr euch immer wieder die Zeit nehmt, hier vorbeizuschauen! Und weil ich gerade so viele Worte mache, möchte ich euch ein paar Bilder schicken, die euch einen kleinen Einblick in mein Leben geben:
In den Pfingstferien haben wir in meiner Schwarzwaldheimat vorbeigeschaut. Wir waren auf dem tollen Barfußpfad in Hallwangen, bei Tante Inges Minigolfplatz (Gruß an alle Joyce- Leserinnen!) und ich habe von weitem einen etwas wehmütigen Blick auf mein Elternhaus geworfen. Das Leben ist ein Fluss - es fließt weiter und nie wird es mehr so sein wie es heute ist. Umsomehr will ich die guten Momente dankbar wahrnehmen (auch weil es daneben immer wieder wilden Stromschnellen gibt - der Ablösungsprozeß des Teenagers kommt gerade so richtig in Fahrt!). Apropos Fluss: ich hoffe ihr seid alle gut durch die regenreiche Tage hier im Süden gekommen?!
Bei uns schüttete der Himmel an einem Nachmittag die Regentropfen wie kleine Diamanten vom Himmel. Der Bach verwechselte daraufhin kurz mal die Straßenkreuzung mit seinem Flussbett, ansonsten sind wir (im Vergleich zu manchen Nachbarorten) glimpflich davongekommen.
Wie sehr spürt man in solchen Tagen, welche Gewalt die Natur hat. Was mich aber bei allem immer berührt sind die Bilder und Berichte von Menschen die zusammenhelfen. Nachbarn, die gemeinsam Keller leerschaufeln. Feuerwehrmänner, die bis zur Erschöpfung für andere im Einsatz sind. Firmenmitarbeiter, die spontan Suppenküchen organisieren... Heute schickte eine Freundin auf ihrem Status die Nachricht, dass sich Lehrer nachmittags zur Verfügung stellen, um den Kinder, die durch ihre Mithilfe bei der Überschwemmung einiges an Unterricht und Klassenarbeiten versäumt haben, ihre Unterstützung anzubieten. Look for the helpers! Wie ermutigend ist das, wenn wir Menschen in solchen Zeiten zu wahren Mitmenschen werden!
Liebe ist niemals abstrakt, Liebe hat Arme!, schreibt Wendell Berry. Wie sehr brauchen wir so eine anfassbare Liebe in den Zeiten, in denen uns das Wasser (fast) bis zum Hals steht!
So eine anfassbare Liebe erlebe ich auch immer wieder in meiner kleinen Jesus-Familie. Wie in den letzten Jahren waren wir wieder auf Gemeindefreizeit in der Friedensherrberge in Ittlingen. Ich bin so dankbar für meine Weggefährten! Für diejenigen, mit denen ich schon ein halbes Leben zusammen bin und für diejenigen, die jedes Jahr neu dazustoßen. Gemeinde ist oft auch anstrengend und es gibt wirklich zähe Wegstrecken. Aber dann gibt es die gemeinsamen Höhepunkte, wenn wir uns am Gipfelkreuz versammeln und dankbar auf die Wegstrecke zurückschauen, die wir zusammen bewältigt haben und unzählige Chipstüten aufreißen und lachen und feiern und gemeinsam dem treuen Gott unseren Dank bringen.
Und dazwischen bin ich auch ganz viel alleine unterwegs. Ich genieße diese Jahrezeit in der alles aufwächst (ok, das Unkraut im Garten könnte sich etwas zurückhalten!) und ich mit den schönsten Blumensträuen nach Hause komme.
Und abends warten gute Bücher auf meinem Nachttisch...
Und dieses Andachtsbuch von Tomas Sjödin liegt auf unserem Frühstückstisch. Endlich haben wir etwas gefunden, das wir in müden Zustand lesen können und auch für unseren 13-Jährigen passt. (und dass die Bibeltexte in der Message-Übersetzung geschrieben sind, freut mich ganz besonders!)
Und dann ist da noch ein kleiner Bücherstapel, der uns auf eine Reise vorbereitet, die bald ansteht. In diesem Jahr ist es nicht Holland und auch nicht das Allgäu, sondern wir reisen um die halbe Welt! Weil dort eine Hochzeit gefeiert wird, zu der wir eingeladen sind (mein Lieblingsneffe und Patensohn zieht nach Mexiko!). Ich bin noch etwas überfordert, während wir leicht hektisch Reisepässe, internationale Führerscheine und Unterkünfte organisieren und hoffen, dass das Geld und die Kraft reichen wird und wir nicht schon am ersten Tag ausgeraubt werden oder mit Schlangenbissen im Krankenhaus landen. Ich lerne Spanisch auf Duolingo und kann schon so hilfreiche Dinge sagen wie: Heute ist nicht mein Tag und: Jesus rennt über das Wasser. Aber neben allen Befürchtungen steigt auch langsam die Vorfreude auf dieses unerwartete Abenteuer...
Und endlich haben wir die kleine Tanne, die wir nun vor fast 15 Jahren auf dem Standesamt in meinem Heimatort bekommen haben, in die Erde gepflanzt. Viel zu lange war sie eine Topfpflanze! Endlich konnte ich Heio dazu überreden, dass wir sie einpflanzen. Wir haben extra ein bisschen Schwarzwalderde für sie mitgebracht. Jetzt kann sie sich hier verwurzeln und wenn wir doch noch umziehen in den nächsten Jahren, werden andere Menschen sich an ihr freuen können.
Das Leben ist im Fluß. Bestimmt auch bei euch. Wer weiß schon was morgen sein wird. Aber heute sind wir miteinander hier. Und egal wo wir unterwegs sind: Gott ist mit uns. Oft auch mit ganz anfassbarer Liebe (look for the helper).
Jetzt greife ich zum Manuskript und arbeite weiter. Mit diesem hoffnungsvollen Zitat im Kopf, aus dem schönen Buch von Sarah Brendel:
Eines Tages werde ich die richtigen Worte finden, und sie werden sehr einfach sein.
(Jack Kerouac)