Endlich Heimsieg! Nach vielen hohen Niederlagen in Folge hat Samuels Fussballmannschaft wieder gewonnen. Alle umarmen sich in heller Freude. Nur ein Junge sitzt wütend schluchzend auf der Bank. Der Grund: Er hatte keins der Tore geschossen! Alles Trösten des geduldigen Trainers half nichts. Kein "Aber wir haben doch gewonnen!" und auch kein "Du hast doch die wichtigen Vorlagen gegeben!". Ich versuche auch meine hilfreichen Gedanken einzubringen: "Es geht doch um die Mannschaft. Und du unterstützt doch einfach dein Team an der Stelle, an die dich dein Trainer gestellt hat!" Aber alles das steigerte den Frust für das Kind noch mehr. Ach, warum kannst du nicht einfach freudig die Siege mit deinem Team feiern - egal wer die Tore schießt?, so dachte ich kopfschüttelnd.
Mittwoch, 4. Oktober 2023
Der Freude die Türen öffnen
Dann kam gestern das Joyce-Adventsbuch: Der Freude die Türen öffen ins Haus geflattert. Melanie Carstens hat adventliche Texte von verschiedenen Autorinnen zu einem wunderschön gestalteten kleinen Buch zusammengestellt. Und was mache ich? Ich suche als erstes MEINEN Text. Und denke dann zweifelnd, wie so oft wenn ich meine veröffentlichten Texte lese, ob das wohl gut genug ist. Dann lese ich schnell ein paar andere Texte, um mir zu sagen, dass mein Text doch mindestens so gut ist. Und vielleicht sogar besser als der eine oder andere Text. Ich lege das Buch zur Seite. Und wundere mich über das dumpfe Gefühl in mir. Von wegen der Freude die Türe öffnen! Comparison is the thief of joy!, sagte Theodore Roosewelt und es ist so wahr: Das Vergleichen raubt die ganze Freude. Ich schäme mich echt, dass ich das immer wieder tue. Dass da dieses Hin-und-her-Schwanken in mir ist, zwischen Minderwert und dem Bedürfnis mich von anderen abzuheben. Und dass ich so gerne meinen Name aufleuchten sehe und die entscheidenden Tore schießen - ähhh Texte schreiben möchte.
Ich höre das Echo meiner eigenen Worte: "Es geht doch um die Mannschaft! Du unterstützt doch einfach dein Team an der Stelle, an die dich dein Trainer gestellt hat!" Und dann schaue ich mir mein Team an und denke: WOW! Was für tolle Frauen sind das denn?! Da ist die wunderbare Sonja Sorbara (deren neues Buch ich gerade voller Begeisterung lese!), die herzenswarme Sandra Geisslein, deren Blog-Geschichten mich JEDES Mal neu berühren, da sind meine zwei ganz besonderen Weggefährtinnen Tine und Anne, die so unfassbar gut schreiben können, da ist die lebenskluge Elisabeth Vollmer, die ich so gerne mag, und noch so viele mehr. Was für ein Team! Was für ein großartige Sache, dass ich mit ihnen gemeinsam meine Texte veröffentlichen darf!
Heute morgen blättere ich noch einmal durch das schöne Buch. Und ich segne jede dieser Frauen. Spreche leise ihre Namen und merke wie kostbar sie sind. Jede für sich. Nicht im Vergleich zu irgendjemand anderem. Und ich bitte Gott um Vergebung und um Heilung für mein oft so zerissenes Herz. Ich bete, dass ich nicht den Vergleich sondern sein Blick suche - das Daumen hoch von der Trainerbank, das mich befreit und freudig dabei sein lässt. Ach, darin will ich mich üben und brauche dafür ganz bestimmt noch einiges an Barmherzigkeit und Geduld. Wie gut, dass der Trainer eine ganze Menge davon hat! Und sollte ich dann ausgewechselt werden, will ich die anderen fröhlich abklatschen und sie weiter von der Seitenlinie aus anfeuern und jedes ihrer Tore bejubeln das uns zum Heimsieg führt (es sind ja so viele tolle junge Talente am Start - schaut mal hier zum Beispiel).
Ich will das so gerne lernen, gemeinsam mit dem trotzigen Kind am Spielfeldrand: Die Siege feiern - egal wer am Ende die Tore schießt! Ich will der Freude die Türe öffnen!
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Liebe Christina,
AntwortenLöschenDein Text ist mir mitten ins Herz gefallen. Den lese ich jetzt gleich meinem Mann vor.
Deine Texte berühren mich so oft.
Es tut mir leid, dass ich das so selten sage!
Liebste Grüße
Susanne
Vielen Dank liebe Susanne! Wie schön, dass du mir das sagst:-). Ich schick Dir herzliche Grüße zurück!!!
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