Mittwoch, 7. Oktober 2015

Der Blick, für den ich leben will

Heio hat überraschend einen Nebenjob angeboten bekommen: er soll einen befreundeten Pastor der  in Elternzeit geht beim wöchentlichen Obdachlosenfrühstück in seiner Gemeinde vertreten. Das ist ein hammer Segen für uns: es ist einfach Heios Ding und es zeigt mir mal wieder, wie Gott und mit dem versorgt, was wir brauchen. Die letzte Hürde war noch ein Termin bei dem Gemeindevorstand. Hier ging es darum, dass Heio sich vorstellt und ob letztlich die Stelle für ihn genehmigt wird. 
Kurz vor dem Treffen hab ich Heio gefragt: "Und, bist du aufgeregt? Was ist wenn sie dich  nicht wollen?" Seine Antwort war: "Dann bin ich trotzdem noch der Jünger den Jesus liebt."
Whow. Das beeindruckt mich an meinem Mann. Ihm sind die Blicke der anderen einfach nicht so wichtig (deshalb wechselt er auch mal neben der Füßgängerzone die Autoreifen wenn er auf mich wartet bis ich vom Einkaufen wiederkomme oder er geht im löchrigen T-Shirt und abgewetzten Hosen auf den Golfplatz). Dafür sucht er, seit ich ihn kenne, jeden Morgen den Blick von Jesus um sich bewusst zu machen, dass er der Jünger ist, den Jesus liebt.


 Leider bin ich da ganz anders Ich mache mir oft soviele Gedanken darüber, was andere von mir erwarten oder was die Leute über mich denken (z.B. ob meine Nachbarn denken ich bin faul, ob meine ehemaligen Kollegen denken ich bin blöd, weil ich mich kaum noch melde, ob ihr es wohl gut findet was ich schreibe..). Das alles lenkt mich dann so ab, dass ich Jesus völlig aus dem Blick verliere. 

Gestern hatte Samuel Besuch von Messie - nicht dem Fußballer (leider, Heio!) sondern einem Kita-Freund. Er ist ein wenig älter als er, also einer der "coolen Jungs" in der Gruppe und, ganz ehrlich - ich war ein bisschen aufgeregt. Ich dachte: hoffentlich gefällt es Messie bei uns. Nicht dass er in der Kita erzählt, dass es bei Samu Zuhause doof ist und dann will niemand mehr der Freund von meinem Sohn sein. Total albern. Ich weiß (Ich bin wahrscheinlich die uncoolste Mutter EVER). Ich musste dann aber über meine Gedanken doch ein wenig lachen und habe versucht mich zu entspannen (auch nachdem Messie total enttäuscht war, dass keine Pizza im Ofen ist sondern nur gesunde Dinkelbrötchen und dass wir den Fernseher auslassen. Aber ich meine HALLO: soll ich vor einem 5-jährigen Angst haben?). 
Aber mir fiel auf, dass Samu sich anders verhielt als sonst: Er holte alle Spielsachen die wir haben um sie Messie zu zeigen, er machte ständig Unsinn um ihn zum Lachen zu bringen und er ließ ihn sogar beim Spielen gewinnen (was TOTAL ungewöhnlich ist). Heute morgen meinte er dann: "Mama, es war schön, aber er war auch ein bisschen anstrengend!"
Oh mein kleiner, gelieber Sohn - ich weiß genau was du meinst! Es ist anstrengend wenn man dem anderen gefallen will und nicht einfach so sein kann wie man ist. Und am Ende fühlt man sich nicht wirklich geliebt. 




 Letzte Woche habe ich einen tollen Vortrag von Johannes Hartl gehört (vom Gebetshaus Augsburg). Er redete darüber, dass wir  es schon als kleine Kinder wahrnehmen, dass die verschiedensten Blicke auf uns ruhen - Blicke bei denen wir merken: wenn ich dies oder das tue, dann sind sie wohlwollend oder eben nicht. Wir suchen Anerkennung und merken, dass auch die Anerkennung oft wieder an Erwartungen gebunden ist. Und oft genug definieren wir uns über den Blick von anderen.  Und Johannes (der Jünger , den Jesus liebt:-)) sagte uns wie wichtig es ist, dass wir nicht unter dem Blick der Menschen leben, sondern unter dem liebevollen Blick Gottes über uns.
Sein Seminar war für mich so als hätte mich Jesus für "ein ernstes Wort unter Freunden" zur Seite genommen. Als würde er mir sagen:  Christina, ich habe dich nicht frei gemacht, damit du als Knecht der Menschen lebst. Ich will dass du frei unter dem Blick meiner Liebe lebst und die Menschen lieben lernst, wie ich sie liebe
 (wenn ich nämlich damit beschäftigt bin Menschen zu beeindrucken, dann vergesse ich sie einfach zu lieben)

Am Ende der Predigt hat Johannes Hartl eine einfache Gebetsübung gemacht, die mir so geholfen hat, dass ich sie nun jeden Morgen mache:
Ich mache mir bewusst welche Erwartungen mich drängen, welche Blicke auf mir sind und mich antreiben. Ich stelle mir vor als wären es lauter kleine Taschenlampen in einem dunklen Raum. Dann mache - innerlich und äußerlich (hey ich bin ein Freak!:-)) einen Schritt nach vorne. Ich stelle mir vor, dass ich in den Lichtkreis von einem riesigen Scheinwerfer trete: Gottes liebevoller Blick der auf mir ruht. Und ich genieße es, dass ich einfach geliebt bin. Gerecht durch seine Liebe. Und ich mache mir bewusst, dass ich unter diesen Blick heute leben will. Für meinen Jesus.
Und es macht mich tatsächlich ein wenig ruhiger und entspannter und freier. 
Babyschritte. Ich weiß (morgens in unserem Wohnzimmer klappt es schonmal).
Aber ich will es lernen was ich in der Predigt gehört habe:

 "Ich kann es mir nicht leisten, ständig daran zu denken, was andere wohl über mich denken. Dann achte ich nämlich nicht darauf was Jesus denkt."  

Und das ist mir doch am aller, allerwichtigsten (sogar wichtiger als das was Messie über uns denkt! :-)).





4 Kommentare:

  1. Christina Lehmann8. Oktober 2015 um 01:24

    Hey, das muss am Vornamen liegen... ;-)

    Ich habe genau die gleichen Probleme mit den Blicken und (angeblichen) etwaigen Gedanken anderer über mich....

    Ich würde das auch sehr gerne abschalten und immer, wenn ich mit meinem Mann drüber geredet habe (er ist ähnlich entspannt wie dein Mann...) gelingt es mir auch für ein paar Stunden.

    Und ich habe beim Lesen deines Posts gemerkt, dass das für mich auch stimmt: ich habe soviel damit zu tun, dass alle mich toll finden, dass ich ganz vergesse, dass es auf das ankommt, was der HERR denkt, möchte, wünscht, wie er mich haben will.....

    Ich bete viel darum, immer freier von solchen lähmenden und oft auch einfach unbegründeten Gedanken zu werden und auch mehr eine Egal-Einstellung im positiven Sinne zu entwickeln. Wenn das gelingen würde, hätte ich viel mehr Zeit, mich mit wirklich wichtigen Dingen zu beschäftigen....

    Zumal man es nie jedem Recht machen kann.... Bis es mir wirklich gelingt, lasse ich einfach die Rolläden am Balkon unten, damit der direkt gegenüber ständig am Fenster sitzende Nachbar nicht sieht, dass ich ab und zu ein Couch-Päuschen einlege (ich habe Fibromyalgie) und dann womöglich denkt, ich sei ne faule Trine.... ;-)

    LG Christina

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    1. Liebe Christina!
      Vielen Dank für deine ehrlichen Worte. Ich hatte auch mal Nachbarn die ständig am Fenster saßen und mir direkt ins Schlafzimmer geschaut haben. Damals habe ich die Rolläden manchmal früher hochgezogen und dann noch weitergeschlafen (Wenn ich Spätdienst hatte), damit sie nicht denken ich lieg die ganze Zeit faul im Bett :-). Oh Mann, was für ein Stress. Irgendwann hab ich`s gelassen und ihnen einfach öfters freundlich zugewinkt...
      Hey, ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Segen (das ist sicher sehr heftig mit Fibromyagie zu leben!) und dass wir zusammen lernen ein bisschen entspannter zu werden und den Kopf für die wichtigen Dinge freihaben :-).
      Liebste Grüße zu Dir!!!
      Christina

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  2. So schön dass es hier wieder was zu lesen gibt! Tut mir immer gut. Finde es auch toll wie du alles irgendwie mit Gott und Glauben in Verbindung bringst ohne dass es aufgesetzt wirkt. Danke & liebe Grüße, Angela

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    1. Vielen Dank, liebe Angela, für die Ermutigung! Und ich freu mich, dass Du wieder hier vorbeischaust:-). Liebste Grüße und Segen zu Dir!!! Christina

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