Heute morgen war der kleine Sohn schon um halb 5 (!!!) putzmunter. Er saß neben mir im Bett beobachtete mich wie ich bewegungslos dalag und kaum die Augen aufbekam. Er schüttelte mich an den Schultern, zog an meiner Bettdecke und fragte, mit gestellt fürsorglicher Stimme: "Mama, was ist denn los mit Dir?"
Mein lieber Sohn, es ist viel zu früh!!! Irgendwann wirst du verstehen, was das wunderbare Wort "ausschlafen" bedeutet (hoffe ich jedenfalls sehr!). Deine Mama ist definitiv kein Morgenmensch und alles was vor 9 Uhr morgens passiert ist nicht dafür geeignet Teil meines Bewusstseins zu werden.
Das wollte ich ihm eigentlich sagen, aber ich brachte nur ein müdes:"Hmmmhmm..." heraus.
Das wollte ich ihm eigentlich sagen, aber ich brachte nur ein müdes:"Hmmmhmm..." heraus.
Also quäle ich mich aus dem Bett, bringe einen (gefühlt!) halben Tag später den Sohn in die KiTa und mache mich seufzend an die Hausarbeit.
Im Flur bleibt mein Blick bleibt am Kalender hängen und mein Herz macht einen kleinen Freudensprung: Heute Abend ist "book- club"!
Im Flur bleibt mein Blick bleibt am Kalender hängen und mein Herz macht einen kleinen Freudensprung: Heute Abend ist "book- club"!
Seit kurzem Treffen wir uns mit mit einer Flasche Wein und einem guten (englischen) Buch bei meiner Freundin Sally und ich LIEBE diese Abende. Wenn ich vom "book-club" zurückkomme, dann strahle ich meinen Mann müde an und sage: "Es war wieder sooo schön!"
Es ist eine wunderbare Pause von meinem Alltag, eine kleine Insel die ich voller Vorfreude ansteuere, wo ich einfach die Füße in`s Wasser strecke und gemeinsam mit wunderbaren Menschen über das Leben nachdenke. Mal nicht Mama oder Kollegin sein, sonder einfach nur ich selbst. Herrlich!
Habt ihr auch solche "Inseln" auf die ihr euch freuen könnt? Ich habe gemerkt, dass ich sie brauche. Einfach mal einen Abend weggehen (trotz der chronischen Müdigkeit) und etwas nur für mich tun, was mir gut tut. Alle 4 Wochen ist vielleicht ein bisschen wenig, aber es ist ein kleiner Anfang.
Gerade lesen wir ein Buch von Frederik Buechner das wir alle nicht so wirklich verstehen, aber wenn wir dann doch etwas begreifen, ist es als würde man kleine Edelsteine finden.
Am Wochenende saß ich auf dem Spielplatz und habe versucht zu lesen und etwas zu verstehen. Es war nicht einfach. Alle paar Minuten fuhr ein Sandbagger vorbei und ich musste beim Ausladen helfen. Aber ich habe doch ein paar Edelsteine gefunden: In dem Kapitel schreibt Buechner über das Lebenswerk von C.K.Chesterton, der ein englischer Schriftsteller und Journalist war.
Auf Wikipedia wird er so beschrieben:
Gewöhnlich trug er ein Cape und einen zerdrückten Hut, einen Stockdegen und hatte eine Zigarre aus dem Mund hängen. Er vergaß oft, wohin er wollte, und verpasste den Zug, der ihn dorthin bringen sollte. Es wird berichtet, dass er mehrfach seiner Frau von entfernten Orten Telegramme schickte wie „Am at Market Harborough. Where ought I to be?“ („Bin in Market Harborough. Wo sollte ich sein?“), worauf sie antwortete: „Home“ („zu Hause“).
Er klingt wunderbar und über seine vielen Veröffentlichungen liest man:
Bekannt sind seine oft gewagten, aber selten misslungenen Gedankensprünge und sein Zusammenbringen scheinbar unvereinbarer Ideen, oft mit überraschenden Ergebnissen. Seine typische Argumentationsweise ist plakativ als „geistiger Husarenritt“ bezeichnet worden.
Nach einer schwierigen Zeit in seinem Leben in der er, nach eigener Überzeugung, fast den Verstand verloren hätte, wurde er plötzlich wieder "klar im Kopf" und war für den Rest seines Lebens mit unglaublicher Dankbarkeit erfüllt.
Er schrieb folgendes:
You say grace before meals.
Allright.
But I say grace before the play and the opera,
and grace before the concert and the pantomime,
and grace before I open a book,
and grace before sketching and painting,
swimming, fencingm boxing, walking, playing, dancing;
And grace before I dip the pen in the ink.
"Let`s say grace" - Gnade sagen, das heisst in frommen englischen Kreisen: wir sagen ein Dankgebet für das Essen.
Chesterton sagte nicht nur am Esstisch "Grace", sondern er spürte, dass das Leben voll mit Momenten war an denen man "Gnade" sagen konnte.
Gnade ist ein ziemlich altes Wort, ich würde es mit "unverdienter Freundlichkeit" oder "geschenktem Guten" übersetzen.
Für mich ist dieses Gedicht von Chesterton ein Edelstein, der mich daran erinnert, dass so vieles in meinem Leben Gnade ist.
Ich betrachte die Bilder der vergangenen Tage und ich sehe darin so viel unverdiente Freundlichkeit, so viel geschenktes Gutes was mir widerfährt.
Ich erinnere mich an die kleinen, kostbaren Momente und mein Herz flüstert mir leise zu:
Gnade
Vater und Sohn beim Fussball |
so gut versorgt...sogar mit Früchten aus dem eigenen Garten! |
gemeinsam "schwimmen" |
auf dem französichen Markt in Freudenstadt - nach dem Krieg waren die Franzosen als Besatzer hier , heute leben wir im Frieden mit unseren Nachbarn... |
....und sie bringen uns sogar ihre leckeren Kekse vorbei! |
Samu beim Spielen - damit habe ich früher schon gespielt! |
ein Dorffest genießen |
nach langer Fahrt wohlbehalten wieder Zuhause. |
Gnade.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen