Seit Tagen will ich einen Blogeintrag schreiben, aber ich habe es einfach nicht geschafft ihn fertig zu bekommen. Immer wieder lese ich kritisch den Text durch und frage mich ob es auch echt ist, ob es das ist was mich gerade wirklich bewegt oder ob es nur schöne Worte sind, die ich aneinander reihe. Ich bewundere diejenigen, die mit Leichtigkeit ihre Einträge schreiben (wie zum Bsp. Chrissy oder Veronika) - man spürt die Echtheit und Ehrlichkeit des Lebens aus ihren Posts.
Ich kämpfe um diese Ehrlichkeit, oft Satz für Satz, korrigiere mich selbst, lasse den Mann nochmal das Ganze durchlesen und frage ihn auch: Ist das wahr? Kann ich das so schreiben?
Besonders geht es mir so wenn ich über meinen Glauben schreibe.
Ich fürchte, dass es sich anhört als wären es Floskeln und das Leben dahinter fehlt . Nicht dass ich bewusst jemand täuschen wollte, aber ich frage mich dann selbst: Würdest du das auch noch schreiben wenn du dein Kind verlierst oder eine andere schlimme Tragödie dein Leben trifft?
Ich schreibe meine Posts von einem "sicheren" Boden aus: gesund (meistens), in einer glücklichen Beziehung (meistens:-)) und gut versorgt mit allem was ich brauche (immer!).
Die Echtheit von Gold wird im Feuer sichtbar (zumindest war das früher so, heute verwendet man irgendwelche Säuren, soviel ich weiß). Früher hielt man das vermeintliche Gold in`s Feuer und alles was nicht Gold war verbrannte. Oft war das vielleicht enttäuschend viel und es blieb nur ein kleiner Rest flüssigen Goldes in der Asche zurück.
Neulich sagte mir jemand der eine heftige Zeit durchgemacht hat und viel Enttäuschung erlebt hat (leider besonders auch von uns Christen): "Ich weiß nicht mehr was ich glauben kann, alles was ich weiß ist, dass ich noch ein Kind Gottes bin."
Das war ein Moment wo ich am liebsten die Schuhe ausgezogen hätte - das war heiliger Boden - hier war, mitten in der Asche, das Gold. Das war echt. Da waren keine frommen Sprüche mehr.
VIelleicht fällt es mir deshalb manchmal so schwer zu schreiben, weil ich meine Sätze versuche durch ein imaginäres Feuer zu ziehen: könnten ich sie auch noch in dieser oder jener schweren Situation sagen? Oder ich denke an euch, meine kostbaren Leser. Einige von euch kenne ich ja persönlich und ich sehe das Feuer vor mir, durch das manche gerade gehen und ich frage mich: werden meine Worte für euch nur Asche sein? Und ich hoffe so sehr, dass ihr etwas Gold für euch darin finden könnt.
Und dann sehe ich eine fromme Kultur (zu der ich auch gehöre!) die oft so viel redet, zu jedem Thema ein Buch schreiben kann, Menschen scheinbar so schnell in eine Schublade steckt oder Ratschläge gibt (man muss doch nur dieses oder jenes tun- dann wird alles gut....).
Vor Ostern haben wir uns eine christlichen Film angeschaut in dem ein Pastor immer das Geschehen kommentiert hat. Ganz ehrlich, ich fand diesen Typ ganz schlimm und ich saß da und dachte: halt doch einfach mal den Mund! Kannst du denn das selbst leben wovon du hier redets?
Ich kenne diesen Pastor nicht persönlich und vielleicht ist er in echt ein toller Mensch und lebt was er sagt. Es kam für mich nur so schlecht rüber. Ich will nicht rebellisch sein - ich finde Menschen die demütig sind und sich auch von den nervigsten Menschen noch etwas sagen lassen können wunderbar und so jesusmässig.
Aber manches nervt mich inzwischen einfach so sehr... vIelleicht ist auch das ein Grund warum es mir schwerfällt hier über den Glaube zu schreiben, weil ich fürchte, dass schon genug gesagt wurde und so wenig einfach gelebt wurde.
Wie wunderbar sind Menschen, die Jesus einfach in ihrem gewöhnlichen Alltag nachfolgen. Ohne viele Worte darum zu machen, ohne großes aufheben, einfach treu sind in ihren täglichen Herausforderungen. Die auch dann noch Nachfolger sind, wenn es weh tut, unbequem wird und etwas kostet (und sei es nur die eigene Bequemlichkeit aufzugeben).
Menschen die kleine Taten der Liebe tun, die ermutigende und heilende Worte haben.
Menschen die dankbar sind, die das Schöne wahrnehmen und sich daran freuen können wie Kinder. Menschen die nicht aufgeben und ihr Gold durch das Feuer tragen, Tag für Tag - auch wenn es ihnen verschwindend gering vorkommt.
Menschen die nicht mehr so viel wissen aber die darauf vertrauen, dass sie einfach Jesus gehören.
Ich will so gerne auch einer von diesen Menschen sein.
Er kann es immer noch nicht richtig fassen, so lange hat er auf den Tag hingefiebert. Jeder, dem er begegnet, bekommt die Information: "Ich bin jetzt drei!"
Und ab und zu fragt er mich jetzt, leicht sorgenvoll: "Mama, bin ich jetzt wieder zwei?"
Ende der Woche werde ich 45 Jahre alt.
Im Gegensatz zu Samu werde ich das nicht jedem sagen, dem ich begegne und ich habe auch keine Angst, dass ich danach wieder aufwache und plötzlich 44 bin :-).
Ich weiß, dass das Leben vorwärts geht und die Jahre die hinter uns liegen nicht mehr zurückzuholen sind. Und ich frage mich: Was liegt noch vor mir? Und was will ich noch werden?
Die Antwort: Dankbar. Echt. Lebendig.
Mit meinen Worten und meinem ganzen Leben.
Und am Ende meines Lebens will ich gerne etwas Gold "durchgerettet" haben, das ich zu Jesu Füßen legen kann.
Ich will ihm um den Hals fallen und ihm sagen, dass ich ihn liebe und dass ich so dankbar bin für seine Gnade und dafür, dass ich zu ihm gehören darf.
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