Zuerst einmal: Danke an alle die für Johanna beten!!! Ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten. Der aktuelle Stand ist, dass die Ärzte keinen Infekt im Körper gefunden haben, was sehr gut ist. Aber der Heilungsprozeß sollte nun weitergehen...wir beten weiter.
Die letzten zwei Tage waren wir zu Besuch bei meiner Mutter im Schwarzwald. Wir kamen vom Stuttgarter Frühling direkt in einen kleinen Schneesturm.
Leider passen diese Bilder auch ein wenig auf meine Gefühlslage.
Ich weiß nicht genau wie es passiert, aber manchmal kommt es mir so vor als würde ich während der Fahrt in den Schwarzwald ganz langsam innerlich anfangen zu schrumpfen. Ich steige in Stuttgart als erwachsene Frau in`s Auto und betrete mein altes Zuhause mit dem Herzen eines verletzlichen Kindes. Ein Kommentar, ein Satz leicht dahingesagt, kann mich innerlich in helle Aufregung versetzen und alte Wunden öffnen. Und ich frage mich dann: Wieso reagiere ich denn so heftig?
Auf dem Weg zurück nach Stuttgart - ich sitze neben dem schlafenden Sohn, der Mann fährt - blicke ich auf den schwarzen Wald der am Fenster vorbeifliegt, mit vielen dunklen Gedanken in mir und versuche mit Gott zu reden. Ich frage mich, frage ihn: Was ist das nur in mir- so viel Unheil in meiner Seele was zur Zeit nach oben kommt. Was soll ich damit tun? Wie kann ich das jetzt auflösen?
Und mir ist es, als würde Gott zu mir sagen: "Christina, du musst es nicht lösen." Ein Satz, ein Gedanke, mehr nicht. Aber ich klammere mich daran, im Dunkel sitzend. Ich muss es nicht lösen.
Ich lese gerade in dem wunderbaren Buch von Martin Schleske: der Klang.
Er ist Geigenbauer und berichtet über das Herstellen einer Geige - von der Suche des Holzes bis hin zur Lackierung und zum Einsatz in einem Konzert. Er beschreibt diesen Vorgang mit so einer Leidenschaft und Liebe und er nimmt es als Gleichnis für unser Leben.
Es ist kein Buch zum kurz mal nebenher lesen, es hat so viel Aussagekraft und Tiefe - die meisten Passagen muss ich ganz langsam und mehrmals lesen um etwas davon in mir aufzunehmen (das fällt einer Schnellleserin wie mir nicht leicht!).
Er schreibt darüber wie unterschiedlich das Holz ist, das man für eine Geige verwenden kann. Oft sind "Abhölzigkeiten" im Faserverlauf, an den Stellen die dem Wind und der Kälte ausgesetzt wurden. Es ist die Herausforderung eine Künstlers dieses Holz zum Klingen zu bringen. Schleske unterscheidet zwischen dem Werk eines Konstrukteurs und dem eines Schöpfers (oder Künstlers):
"EIn Konstrukteur zwingt dem Material eine vorgegebene Idealvorstellung auf. Das Schönheitsideal wird zwar dann dem Material gerecht, aber nicht der realen Faser des Holzes. Dagegen steht das schöpferische Handeln: die realen Fasern unseres Daseins werden geachtet und zum Klingen gebracht. Das ist der Akt der Liebe, der das unvollkommende annimmt und dessen Wert erkennt...
DIe schöpferische Weisheit sieht das Gewachsene an. Und was wird es sehen?
Die Schönheiten, die Freuden, Sehnsüchte, Hoffnungen - all die Möglichkeiten der Seele.
Aber auch die Schwäche, Enttäuschungen, Traurigkeiten, Schmerzen - all die Abhölzigkeiten.
DIe Weisheit Gottes lässt sich auf das Zwiegespräch ein. Es ist kein Zwang des Gewollten. Es entsteht unter der Achtung gegenüber dem Gewordenen und Gewachsenen."
Wisst ihr was ich meine, mit dem mehrmals lesen?:-).
Aber der Inhalt ist für mich so tröstlich: Gott kennt meine "Abhölzigkeiten", meine ganz spezielle Vergangenheit, auch das wo ich innerlich verbogen und krumm gewachsen bin. Vielleicht arbeitet er gerade ganz vorsichtig an einem krummen Faserschnitt in mir. Aber es ist die Herausforderung und Freude eines Künstlers "dem Holz gerecht zu werden".(Schleske). Nicht ich muss dem Künstler gerecht werden, ich kann mich nur Gottes Händen anvertrauen, immer wieder.
Ich will vertrauen, dass er aus mir, mit all dem was in mir ist, etwas schönes schaffen kann. Er kann das lösen, was ich nicht auflösen kann. Vielleicht nimmt er meine Seelsorgerin dazu zur Hilfe, oder er tut es einfach so, in einem stillen Moment. Ich weiß nicht genau wie er es tut und wann er es tun wird. Aber ich glaube, dass er es tun kann. Bis dahin will ich versuchen ihm zu vertrauen, dass er auch meine Verbogenheiten und Verletzungen, die ich in mir trage zu einem besonderen Klang verarbeiten kann....und wenn er das bei mir kann, dann kann er das bei jedem von uns.
Ich will vertrauen, dass er aus mir, mit all dem was in mir ist, etwas schönes schaffen kann. Er kann das lösen, was ich nicht auflösen kann. Vielleicht nimmt er meine Seelsorgerin dazu zur Hilfe, oder er tut es einfach so, in einem stillen Moment. Ich weiß nicht genau wie er es tut und wann er es tun wird. Aber ich glaube, dass er es tun kann. Bis dahin will ich versuchen ihm zu vertrauen, dass er auch meine Verbogenheiten und Verletzungen, die ich in mir trage zu einem besonderen Klang verarbeiten kann....und wenn er das bei mir kann, dann kann er das bei jedem von uns.
Er ist ein großartiger Künstler!
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