Seit 3 Tagen habe ich nun Migräne -und zwar die Art von Migräne die mich zeitweise total ausschaltet. Seit meiner Teenie-Zeit kenne ich das. Die Anfälle haben sie etwas verändert, sind nicht mehr ganz so heftig, dafür aber über einige Tage verteilt.
Früher habe ich einfach die Rolläden runtergezogen, bin stundenlang im Dunkel gelegen, bis es etwas erträglicher wurde und ich mich dann wieder meiner Umwelt zumuten konnte.
Das ist als Mama nicht ganz so einfach. Ehrlich gesagt war meine Migräne auch ein Grund dafür zu denken, dass ich wohl besser keine Kinder haben sollte. Allein der Gedanke während der Schwangerschaft keine Medikamente nehmen zu können!!! Aber dann war der Wunsch doch stärker als die Bedenken und ich habe mich innerlich auf eine harte Schwangerschaft eingestellt. Aber während dieser Zeit ist die Migräne dann einfach mal verschwunden (dafür war ich so dankbar- ich weiß, dass es manchen nicht so geht). Aber jetzt schaut sie leider wieder regelmässig vorbei.
Für Samuel versuche ich dann einigermassen zu funktionieren und so zu tun als wäre alles in Ordnung. Aber ab einem bestimmten Punkt geht es nicht mehr und ich muss mich hinlegen.
"Mama hat Aua im Kopf!", das kennt er leider schon ganz gut. Er versucht dann manchmal ruhig neben mir zu liegen, was für einen kleinen Jungen sehr, sehr schwierig ist. Irgendwann geht dann das Temperament mit ihm durch und er schmeisst sich auf mich und hüpft auf mir und dem Bett auf und ab. Ich bin dankbar wenn Heio dann, wie gestern, bei der Arbeit früher Schluss machen kann, um sich um den kleinen Sohn zu kümmern. Manchmal steht Samu dann vor der Schlafzimmertür und weint und ruft: "Mama, komm doch!", und es bricht mir fast das Herz, dass ich hinter der Tür liege und ihm nicht mal richtig antworten kann. Ich will doch für ihn da sein, immer. Und ich merke schmerzlich (im wahrsten Sinne des Wortes), dass das nicht geht.
Bitte versteht mich nicht falsch. Ich will hier nicht selbstmitleidig rumjammern - ich habe mir überlegt, ob ich überhaupt etwas darüber schreiben soll. Lieber würde ich euch ein paar lustige, nette Geschichten erzählen. Aber es ist etwas worunter ich immer wieder (und jetzt gerade) leide und deshalb will ich es schreiben. Ich hätte es gerne anders, würde es gerne übergehen, weil ich meine Schwachheit sehr gerne überspiele. Aber es ist ein Teil meines Lebens, ein Teil von mir.
Und ich glaube ich bin nicht alleine damit. Fast jeder kennt doch so schwachen Phasen (auch wenn es keine Migräne ist). In unserer Gesellschaft ist vieles darauf ausgerichtet, dass wir "funktionieren" müssen. Und wenn etwas defekt ist, dann muss es halt richtig repariert werden, damit wir weitermachen können. Aber manchmal kann man Dinge nicht einfach "wegreparieren". Manches ist einfach da und erinnert uns an unsere Grenzen, dass wir eben keine Maschinen sind, die immer funktionieren können.
Und während ich dies schreibe, denke ich: vielleicht ist es ja für Samu doch nicht so schlimm zu erleben, dass seine Mama manchmal nicht "funktioniert", dass es auch ok ist, mal schwach zu sein und zu sagen: "ich brauche deine Hilfe!".
Saum liebt es Dinge zu mir oder zu Heio bringen, die kaputt sind (oder "heeh"- wie der kleine Schwabe sagt:-)), damit wir sie wieder ganz machen. "Papa-rieren", nennt er das, wenn Heio es macht, und "Mama -rieren" wenn ich es hinbekomme.
Heio hat letzten Abend für mich gebetet und gesagt: "Gott, du kannst das doch "Papa- rieren!". Das hat mir Tränen in die Augen getrieben.
Bisher hat Gott mich leider nicht "Papa -riert", aber ich weiss, dass er mich lieb hat und mir dabei helfen will, mit mir und meinen Schwachheiten besser und barmheriger umzugehen. Und er sagt mir immer wieder, dass er mich nicht "reparieren" will, damit ich wieder richtig funktioniere um immer für alle da zu sein. Da wäre ich schnell wieder kaputt. Er will mich heil machen. Und das ist etwas ganz anderes. Vielleicht ein bisschen so wie eine bei einer Vase, bei der alle zerbrochenen Teile, auch die kleinsten Stücke, wieder an der richtigen Stelle sind. Und wenn sie dann auf dem Tisch in der Sonne steht, dann ist das Funkeln und Leuchten gerade an den Bruchstellen besonders schön zu sehen.
Am Ende können wir mit unsere Schwachstellen vielleicht schöner leuchten, mehr Segen für andere sein, wie mit unseren vermeintlichen Stärken und Gaben. Vielleicht ist Schwäche ja auch eine Gabe...wenn das so ist, dann bin ich sehr begabt:-).
Ich umarme die von euch, die sich heute auch so schwach fühlen. Du bist nicht allein, wir sind nicht allein! Und wir müssen nicht funktionieren, wir dürfen langsam heil werden.
Danke! Fühle mich auch schwach… und werde nun ins Bett gehen (um 20 Uhr wow) Gute Nacht Christina! Und gute Besserung! Iris
AntwortenLöschenIch vermisse euch sehr!!! Eure Calo
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