Wäre der November ein Kumpel von mir, würde er mir wirklich leid
tun.
Keiner kann ihn richtig leiden.
Wenn er auftaucht werden die
Gespräche oft trübsinnig und man hofft, dass er bald verschwindet,
weil erst dann der glitzernde und beliebte Dezember auftauchen wird.
Da nützt es dem armen November auch nicht viel, wenn er sich mit
Leckereien einschleimt die normalerweise erst der Dezember mitbringt
(im November schmecken Lebkuchen einfach noch nicht richtig!).
Und wenn er strahlendes Wetter mitbringt, dann ist es halt noch die Auswirkung vom goldenen Oktober.
Man hört nicht viel gutes über den November.
Obwohl, gestern hat jemand was Positives gesagt- ein Radiomoderator meinte angesichts des regnerischen, kalten Wetters ( typisch November!):
„Das ist tolles Wetter um sich in der Wohnung zu verkriechen, auf die
Couch zu legen und mal wieder ein gutes Buch zu lesen.“
Bei dieser Bemerkung
musste ich fast hysterisch Lachen!
Ich stelle mir vor wie mein 2-jähriger Sohn zu mir auf den Sofa
krabbelt und sagt: „Mama, heute machen wir einen gemütlichen
Nachmittag! Wir lesen zusammen, trinken Tee und bleiben einfach ganz
ruhig auf dem Sofa liegen!“
Tut mir leid, lieber November, mit diesen positiven Aspekt kann von dir kann ich leider gerade nicht viel anfangen.
Aber ich habe andere, kleine Schätze entdeckt:
In unserem Garten finde ich noch unter verwelkten Zweigen ein paar
leckere Himbeeren
und rote, saftige Tomaten. Unglaublich!
Und es
schmeckt im November besonders gut - eine unerwartete Freude.
Mein Lieblingsmann hat am Samstag im Dreck gegraben und noch
eine ganze Ladung Kartoffeln geerntet. November, du überrascht uns!
Gestern habe ich es doch noch geschafft abends auf dem Sofa etwas zu lesen.
Manchmal
krame ich meine Lieblingsbücher heraus und freue mich darin nochmal
hin und her zu lesen, ein Gefühl wie alte Freunde treffen.
Eines dieser geliebten Bücher ist „Nimm sein Bild in dein Herz“,
von Henri Noewen.
Er berichtet darin unter anderem von einem Freund, der oft in
schwierige, arme Länder reist.
Der Freund hat einen realistischen, weisen Blick auf die jeweiligen
Siuationen.
Aber anstatt mit trübseligen Geschichten zurückzukommen, berichtet
er immer von den verborgenen Freuden, die er dort entdeckt hat.
Er
sagt dann:
„Ich sah etwas ganz Kleines und
ganz Schönes, etwas das mir sehr viel Freude schenkte.
Er erzählt von
einem Mann, einer Frau, einem Kind, wie sie ihm Hoffnung und Frieden
brachten.Er erzählt von kleinen Gruppen, die mitten in allem
Wirrwarr und trotz aller Schwierigkeiten voller Vertrauen und treu
zusammenhalten. Er erzählt von den kleinen Wundern Gottes.“
Henri Noewen schreibt dazu:
„Ich will
lernen, überall die wirkliche Freude herauszuholen, wo sie nur zu
holen ist, und sie hochzuhalten, dass andere sie sehen.“
Ja, dachte ich, genau das will ich auch lernen.Auch wenn es mir gerade oft schwerfällt.
Ich will nicht dem Trübsinn verfallen und mich überwältigen lassen von so mancher tiefer Not
meiner Freunde, die mich in diesem Tagen bedrückt. Ich möchte gerne etwas in den Geschichten erkennen und
hochhalten, was es wert ist, dass wir es gemeinsam feiern.
Ich will Ausschau halten nach dem verborgenen ganz Kleinen und ganz Schönem.
Einen "Novemberblick" für´s Leben:
Unter vertrockenten Zweigen triumphierend eine
Himbeere finden und hochhalten.
Im Dreck wühlen um noch ein paar übersehene Schätze zu
heben.
Come,wake me up
November!
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