Samu hat die dritten Nacht in Folge ziemlich schlecht geschlafen und
ich bin total gerädert aufgewacht. Das Klopfen an meinen Schläfen verkündet, dass der Migräneanfall
noch nicht wirklich vorbei ist und das trübe Wetter draußen ist
auch nicht gerade motivierend, um aus dem Bett zu kommen. Der Mann ist krank aufgewacht und ich muss mich sputen um Samu in die
KiTa zu bringen.
Dort wird er von den Erziehern nicht begrüßt, was mich innerlich
total sauer macht (so etwas fällt mir nur auf wenn ich mich schlecht fühle und
normalerweise sind die Erzieherinnen wirklich nett!). Ich öffne noch kurz Samus Vesperdose und der Geruch von dem
Fleischküchle, das er so liebt, zieht durch den Raum.
„Igitt“ sagt das Kind neben ihm und hält sich die Nase zu.
„Igitt“, sagen auch die anderen und deuten auf meinen Sohn.
In mir zerspringt etwas, nichts weltbewegendes, aber dieser kleine
Wunsch, mein Sohn möge in einer heilen Welt aufwachsen in der alle
nett zu ihm sind und ihn lieben.
Am liebsten würde ich ihn von seinem Stuhl ziehen und wieder
mitnehmen.
Ich tue es natürlich nicht (will ja keine Übermutter sein!),
sondern gehe mit leicht bedrücktem und müden Herzen nach Hause.
Hier wartet ein lieber Mensch auf mich, der gerade eine schwere Zeit
durchmacht. Ich wünschte ich könnte ihm helfen, eine Last abnehmen,
die Welt auch hier etwas heiler für ihn machen.
Aber ich habe den Eindruck er geht nach unserem Gespräch noch
trauriger wie er gekommen ist.
Ich
muss dringend noch ein paar Mails beantworten. Darunter ist auch eine Anfrage zum Predigen, und zwar zum Thema:
„starke Frauen!“
Richtig. Ich muss lachen. Gott, solltest du das ernst meinen, zeigt es mal wieder deinen Humor.
Ich hole meinen Sohn ab. Er wirkt ganz glücklich. Auf meine Frage
mit wem er gespielt hat sagt er: „Alleine!“ Oh. Aber er strahlt
dabei.
Ich weiß, ich muss lernen loszulassen. Am liebsten würde ich für
Samu, meine Freunde und alle Kinder dieser Erde (haha, ich liebe diesen Film!) die Welt heil machen. Aber das geht nicht –
erstaunlicherweise!
Henri Nouwen schreibt:
„Wir können den Menschen das Leid nicht abnehmen,
aber wir können
es unter Gottes Segen stellen“.
Das will ich tun, das kann ich tun, immer wieder, jeden Tag neu:
Die Not der Menschenkinder und meinen eigenen kleinen Schmerz
unter diesen
Segen stellen.
ER ist eben der Einzige, der wirklich alles heil machen kann.
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