Mein immer positiv denkender
Mann (wenn es um öffentliche Verkehrsmittel geht!) meinte:
„Na, freust du dich schon auf die entspannte Fahrt?“
„Mal schauen“, war meine eher
skeptische Antwort. Meine bisherigen Bahnfahrten sind mir in
keiner guter Erinnerung.
Bereits auf der Hinfahrt wurde klar,
dass meine Sitzplatzreservierungen falsch ausgestellt waren (auf 1.
Klasse) und ich somit erst mal auf Platzsuche gehen musste. Aber das
war OK, sonst lief alles ganz gut.
Am fremden, dunklen Bahnhof wurde ich
tatsächlich von Freunden der Braut abgeholt. Ich hatte sie vorher noch nie gesehen,
als Erkennungszeichen hielten sie die Hochzeitseinladung hoch.
Die Trauung war dann sehr bewegend:
Meine Freundin gab ein „Bekenntnis“
ab, über ihre Beziehung. Sie sprach unter Tränen von ihrem Wunsch
ihr Mann würde Jesus kennenlernen und von ihrer große Freude
darüber, dass sie sich nun heute gemeinsam mit ihren zwei Kindern
unter den Segen Gottes stellen wollen.
Dann folgte ein fröhliches Fest mit
Bergen von Essen, Musik und Tanz.
Nach einer kurzen Nacht lag nun die
Rückfahrt vor mir.
In Arnheim konnte ich mit größter
Mühe noch einen kleinen Stehplatz im Gang ergattern.
Die Luft war stickig, mir wurde immer
schlechter und ich hatte Angst die 2 Jungs, die mir gegenüberstanden,
vollzukotzen.
Kurz vor Duisburg wurde ich von dem
Gedanken etwas abgelenkt, weil die ältere Frau neben mir
kollabierte.
Wieder bei Bewusstsein zeigte sie
Herzinfarktsymptome.
Das Durchkommen zum Schaffner war unmöglich- ich war kurz davor, die
Notbremse zu ziehen.Nach 1. Hilfe Maßnahmen meinerseits, dem endlich heran eilenden
Schaffner und der Suche nach einem Arzt im Abteil, wurde der Notarzt
gerufen.
Mit einiger Verspätung ging es nun
weiter.
In Köln mussten dann alle Fahrgäste
den Zug verlassen - aus technischen Gründen.
Endlich die Weiterfahrt nach Frankfurt
und dann - wieder mit Verspätung die letzte Strecke nach Hause.
Meine Verzweiflungs-SMS an Heio wurde
mit „WIR WARTEN AUF DICH AM BAHNHOF! FREUEN UNS SEHR!“
beantwortet. Was für ein Hoffnungsstrahl!!!
Die letzten Kilometer konnte ich dann
sogar problemlos im Gang auf meiner Tasche sitzen (ein Luxus!), und
zwar direkt vor dem Abteil „Kids on tour“(kein Luxus!).
Eigentlich wollte ich auf der Rückfahrt
ein Buch weiterlesen.
Aber passend zu allem gab es nur eins:
die Tote Hosen, GANZ LAUT.
Mit dröhnendem Kopf stieg ich am hell
erleuchteten Heimatbahnhof aus.
Da standen meine zwei Männer und
umarmten mich. Samu hat bei meinem Anblick: „GRÜN!GRÜN!GRÜN!“
geschrien.
Denke mal weil es seine Lieblingsfarbe
ist (und hoffentlich nicht meine Gesichtsfarbe war) und er seiner
Wiedersehensfreude damit Ausdruck geben konnte.
Die letzten Tage habe ich mich in
Gedanken mit einer bevorstehenden Predigt befasst.
Ich dachte darüber nach, wie toll es
ist zu wissen, dass am Ende unseres Lebens jemand auf uns wartet.
Kein Fremder am dunklen Bahnhof, der
die Hochzeitseinladung hochhält, damit wir ihn erkennen, sondern
unser geliebter Freund und König wird mit offenen Armen auf uns
warten.
Wahrscheinlich werde ich so etwas
sinnloses wie „GRÜN!GRÜN! RÜN!“ rufen, wenn ich ihn sehe, aber
das ist dann nicht wichtig.
Die Beschwerlichkeit der Reise wird im Rückblick kaum in`s Gewicht fallen, auch nicht für das schwerste Leben.
Ja, es werden noch liebevoll Tränen abgewischt - und
dann werden segnende Hände auf uns gelegt, es wird ein Hochzeitsfest
geben, Berge von Essen (hoffe ich), Musik und Tanz.
Helmut Thielecke schreibt:
Das ist das Wunder des Evangeliums:
Nicht nur wir sind auf dem Weg.
Das letzte Geheimnis der Geschichte
heißt:
Es gibt für uns alle eine Heimkehr,
weil es eine Heimat gibt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen