Montag, 9. Januar 2023

Wie unsere Wohnung zu ihrem Namen kam

Fast hätten wir ihn heute morgen verschlafen - den ersten Schulag im neuen Jahr. Nur dank unseres Nachbarn, der seinen Wagen mit lauter Musik aus der Garage gefahren hat, sind wir gerade noch rechtzeitig aus den Betten gesprungen. Jetzt habe ich endlich wieder Zeit zum Schreiben. Wie sehr habe ich mich darauf gefreut! Auf dieses "Seele durchlüften" und mich  in Worten verorten (wie  Hanna Buting das so wunderbar ausdrückt). 
Ach ja, Orte! Davon habe ich ganz verschiedene besucht, in den letzen Wochen.  Da waren einmal die vertrauten Hügel auf dem Betberg. Der Ort an dem ich wieder Jahrsrückblick halten und einfach ein bisschen Zeit alleine mit dem Gott verbringen konnte, den ich liebe und dem ich auch im neuen Jahr weiter nachstolpern möchte. Mit all dem was ich gerne bin und auch mit dem was ich lieber vor mir und den anderen verbergen möchte (und damit meine ich nicht den schwabbligen Bauch!). Letztlich hole ich  mir dort immer eine feste Umarmung ab, auch wenn ich mich spätestens am zweiten Tag darin winde und verlegen daraus löse. Vielleicht weil es mir oft noch so schwer fällt zu glauben, dass ich wirklich so ganz und mit allem geliebt bin. In ihm (Jesus) ist das JA und das AMEN, schreibt Paulus in 2.Korinther 1,20. Nicht ein JA, aber. Sondern ein JA, amen. Ein gedoppeltes Ja sozusagen. Vielleicht weil Gott weiß, dass wir es immer zweimal hören müssen, damit wir es wirklich einmal glauben können. 
 
 



Und dann haben wir noch den Heimatort von Freunden besucht. Das Wetter war wie in Klein-Sibirien, aber die Landschaft war herrlich! Wir liefen am Bach entlang, in dem sie als Kinder Fische gefangen haben, aßen Suppe und Pommes im Restaurant des Onkels, machten einen Kurzbesuch auf dem Bauernhof der Eltern und saßen mit ihnen am Kaffeetisch, während unsere Kinder  sich von den jungen Kälbchen im Stall die Hände ablecken ließen. Es war etwas Besonderes, die Freunde an dem Ort zu erleben an dem sie aufgewachsen sind. Als würde bei einem Bild ein Hintergrund hinzugefügt oder die Tiefenschärfe eines Fotos erhöht. Manches wird dadurch klarer. Manches auch geheimnisvoller und weiter. 
Mir wurde wieder einmal bewusst , dass niemand einfach nur da ist, sondern dass unsere Leben verwurzelt sind mit den Orten an denen wir gelebt haben und mit den Geschichten der Menschen die vor uns waren. Wie es der Musiker und Schriftsteller Andrew ausdrückt: "In order to have a story, there has to be a place and people." Ihm haben wir es auch zu verdanken, dass unsere Wohnung nun einen Namen bekommen hat! Wenn man sich an einem Ort verwurzeln möchte, so meint Peterson, ist es hilfreich die Namen der Bäume in der Umgebung zu lernen, die Namen der Vögel die durch den Garten hüpfen und die Namen der Nachbarn an denen man grüßend vorbeiläuft. Und auch der Wohnung könnte man ganz liebevoll einen Namen geben. Das fand ich eine tolle Idee! Also bin ich, nachdem wir wieder Zuhause waren, zu meinem Lieblingsbaum gelaufen, um entsetzt festzustellen, dass er während meiner Abwesenheit einfach mal umgehauen wurde. Ein alter, wunderbarer Baum! Ich kann es immer noch kaum fassen. Das wars dann erstmal mit dem Bäume benennen. Aber die Wohnung bekam einen Namen. Die Wahl fiel einstimmig auf "Spatzennest".  Nicht wegen diesem Blog (der Zusammenhang kam mir wirklich erst später) sondern weil wir ganz oben im Haus wohnen und viele Spatzenfamilien ihre Nester unter unserem Dach haben. Und als ich das dann noch über die Spatzen las, wurden mir diese kleinen unruhigen Hüpfer  zu Seelenverwandten:
 
 


 
Sie beginnen erst dann zu fressen, wenn sie Verwandte und Freunde durch Rufe dazugeholt haben. Herrlich! So esse ich auch am liebsten (nur dass wir die Brocken meistens nicht mit den Füßen festhalten und zerkleinern!). Dazu kam uns noch dieser Vers aus Psalm 84:
Selbst der Spatz hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für sich, wo sie ihre Jungen verstecken kann, nämlich bei deinen Altären, du mächtiger Gott und König.
Glücklich zu nennen sind alle, die in deinem Haus wohnen dürfen,
sie werden dich für immer preisen.
 
Der Spatz findet ein Zuhause in Gottes Nähe - wie glücklich kann er sich schätzen! Und was für ein Glück, dass ich diesen Ort kennen darf, an dem  wir mit offenen Armen und einem großen Ja und Amen erwartet werden. Wie sehr will ich mich in dieser Liebe erden, ihre Tiefe entdecken und Abend für Abend meine unruhige Spatzenseele nach Hause holen lassen. 

Und jetzt will ich weitermachen - das ist mein kleines Vorhaben fürs neue Jahr: Den Namen von Bäumen, Vögeln und Nachbarn lernen. (Da gibt es doch sicher eine App - also zumindest für die ersten Beiden!). Vielleicht habt ihr ja Lust mitzumachen?  Es könnte uns helfen beim Ankommen. Im Hier und Jetzt. Bei uns. Bei unserem Schöpfer. Und an dem Ort, an dem wir leben. Weil eben jede gute Geschichte Menschen und  einen Ort braucht. 
 
Ich beginne also das neue Jahr mit dieser Geschichte: 
Unser Nachbar, der Postbote und BVB-Fan Markus, hat uns heute  mit seiner Musik aus dem Spatzennest geschmissen. Gott sei Dank! Wir sind wach geworden....
 
(und im nächsten Blogpost verrate ich euch mein Jahreswort, aber vielleicht sehen wir uns ja auch vorher auf der Lesung hier?!)
 





 
 

3 Kommentare:

  1. "...auch wenn ich mich spätestens am zweiten Tag darin winde und verlegen daraus löse." Treffer! Könnte gleichzeitig lachen und weinen bei diesem Satz. Danke dafür, dass du das (und noch vieles andere) so gut in Worte packen kannst. Und auch noch eine Antwort darauf hast, eine doppelte gleich 😉 Ich freue mich auch im neuen Jahr von dir zu lesen! Grüße aus der Ecke Regensburg, Claudia

    AntwortenLöschen
  2. So ein schöner Text! Ich finde wirklich, dass es beim Ankommen und im Jetzt leben hilft, Namen von Bäumen, Vögeln und Nachbarn zu kennen. Ich kenne alle der Umgebung, von allem, und habe viel davon schon als Kind gelernt. Gerade Vögel beobachten erdet und entspannt mich... Viel Spass beim Entdecken der vielen Namen!

    AntwortenLöschen
  3. Liebe Christina,
    ich freu mich immer wenn die Ferien um sind und du wieder was schreibst. :)
    Wir sind auch seit einem halben Jahr in einer neuen Wohnung aber noch nicht angekommen. Vielleicht probieren wir was von den Ideen aus.
    Ein gesegnetes neues Jahr jedenfalls!
    Liebe Grüße
    Angela

    AntwortenLöschen