Im November habe ich ganz hoffnungsvoll ein paar Pflanzenzwiebeln in die Erde gesteckt. Kleine Traubenhyazinthen, die - laut Packungsbeilage - in kleinen Gruppen gepflanzt werden wollten (Ihr erinnert euch vielleicht daran - hier habe ich darüber geschrieben). Ich habe sie auch mit der Frage eingepflanzt was in dieser Coronazeit wohl wachsen könnte. In mir. In uns allen. Jetzt hat mich Anne danach gefragt was denn aus den kleinen Pflanzenzwiebeln geworden ist. Hier seht ihr das Ergebnis:
Sind sie nicht wunderschön geworden? In kleinen Gruppen stehen sie zusammen und es scheint ihnen wirklich gut zu gehen, in meinem Blumenbeet. Ich hab mich so gefreut als ich die ersten Zeichen entdeckt habe, dass hier tatsächlich mal etwas wächst, was ich eingepflanzt habe! Ich habe die ersten blauen Blüten bejubelt! Allerdings habe ich dann erstaunt festgestellt, dass diese Blumen hier ÜBERALL wachsen. Das ist mir letztes Jahr überhaupt nicht aufgefallen. Auf unserer Wiese im Garten, wie auch in jedem anderen Garten, und auf jedem Hang neben der Straße leuchten mir diese blauen Traubenblüten entgegen! Beim weiteren Studium zu diesen kleinen Pflanzen erfahre ich, dass sie sich liebend gern über Selbstaussaat vermehren und sich mit den Jahren also tatsächlich ganz großflächig und überall ausbreiten. Ich muß sagen, das hat meine Freude etwas gedämpft. Plötzlich waren meine kleinen tapfer aufgewachsenen Blümchen nichts mehr besonderes. Ein bisschen trübsinnig sagte ich zu Heio: "Ich hätte vielleicht etwas extravaganteres einpflanzen sollen und keine Pflanzen die sich hier sowieso schon überall vermehren."
Vielleicht habe ich auch deshalb hier noch nichts darüber geschrieben. Weil mir das was bei mir aufgewachsen ist plötzlich so völlig normal und überhaupt nicht besonders vorkam.
Ich ahne, dass da vielleicht eine kleine Lektion für mich im Blumenbeet gewachsen ist. Könnte es sein, dass ich Dinge in meinem Leben kleinrede und entwerte, einfach deshalb weil sie nichts "besonderes" darstellen? Weil sich das alles so normal anfühlt und meine kleinen Geschichten hier eigentlich in jedem anderen Garten auch wachsen? Und manchmal verliere ich mich in den extravaganten Schönheiten aus anderen Gärten und were dabei ganz mutlos, im Blick auf mein eigenes schlichtes Blumenbeet...
Was könnte in dieser Coronazeit wachsen? - habe ich mich beim Einpflanzen gefragt. Was wenn es die ganz schlichten Dinge sind? So unscheinbar und weit verbreitet, dass wir sie kaum erwähnenswert finden. Dinge wie: Freundlichkeit. Ein bisschen mehr Dankbarkeit für bisher Selbstverständliches. Aushalten, immer noch einen Tag mehr, und die Hoffnung immer wieder einsammeln. Spontane kleine Hilfsbereitschaft. Ein wenig barmherziger werden. Öfters mal ganz ehrlich: "ich weiß genau wie es dir geht!" sagen können. Und im bisher fremden Nachbargarten ganz viel Gemeinsamkeiten entdecken.
Ich gebe zu: Ich hätte es gerne ein wenig aufsehenerregender. ICH wäre gerne ein bisschen aufsehenerregender :-). Und dann bin ich doch nur eine von denen, die am besten in kleinen Gruppen aufwachsen und die das hervorbringen, was auch in jedem Nachbargarten zu finden ist. Und Jesus sagt: Es gefällt mir! Deshalb lasse ich so viel davon wachsen.
Und deshab will ich heute eben doch die kleinen Schnapsgläschen aus dem Schrank holen und meine Traubenhyazinthen feiern. Feiert ihr mit? Sie sind bestimmt auch bei euch am wachsen. Ach, sie wachsen gerade einfach überall!
Liebe Christina, ich mag die kleinen Blümchen sooo gerne. Meine Mama hat sie bei uns damals auch gepflanzt und ich freue mich jedes Jahr, wenn sie wieder kommen 🌸 Nicola
AntwortenLöschenAch schön Nicola, was für eine wunderbare Erinnerung an deine Mama. Jedes Jahr aufs Neue... Ganz herzliche Grüße zu dir!!!
LöschenLiebe Christina,
AntwortenLöschenmit Deinen Gedanken hast Du mir aus der Seele gesprochen. Vielen Dank, dass Du das so schön in Worte gekleidet hast und so mutig warst, über diesen - völlig irrationalen und doch so realen - Minderwertigkeitskomplex zu schreiben. Dein Text kommt in mein Tagebuch, weil er so wertvoll für mich ist.
Lieben Gruß,
Esther
Danke liebe Esther - und was für eine Ehre, dass meine Worte in dein Tagebuch kommen!Ganz liebe Grüße zu dir zurück!
LöschenIch liebe Trauben Hyazinthen und ich finde es wunderbar, dass sie sich auch selbst vermehren. Und nächstes Jahr stockst du dein Repertoire einfach noch ein bisschen mehr auf und übernächstes und immer so weiter. Ich freue mich drauf! Saat, Wachstum ( und Ernte ) sind doch eines der bezauberndsten Dinge, die wir erleben können in jedem Bereich! Drück dich
AntwortenLöschenWie recht du hast liebe Yvonne! Und super Idee: mein Repertoire aufzustocken! Das mache ich, fürs nächste Jahr:-). Schick dir liebste Grüße zurück!!!
LöschenLiebe Christina,
AntwortenLöschenschön, dass es bei dir wächst. Hier auch. Und warum die hier nicht überall wachsen, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Da kann ich mich ja auf die nächsten Jahre freuen, wenn sie sich dann auch hier ausbreiten...
Viel zu oft sehen wir doch die kleinen Dinge nicht, die beständigen, die ruhigen, die einfach da sind. Danke für deinen schönen Text dazu.
Liebe Grüße
Anne