Montag, 7. September 2020

Die schönen Bilder und die Geschichten dazwischen

Und dann kam es tatsächlich noch -  das Gute, mit dem wir nicht mehr gerechnet haben! Völlig unerwartet sind uns doch noch die Ferientage in den Schoß gefallen (Gott sei Dank für negative Testergebnisse und schnelle, wohlwollende Entscheidungen von Ordnungs- und Gesundheitsämtern! Ich werde nie wieder über die deutsche Bürokratie schimpfen, versprochen). Schwupps saßen wir am Meer und konnten es kaum fassen! Ein bisschen wie Weihnachten, mitten im Sommer. Aber wie das dann so ist, an Weihnachten: Man will so unbedingt ein paar richtig harmonische, dankbare Tage miteinander verbringen - und dann geht es doch schief. Das Kind wollte einfach nicht so glücklich und dankbar sein wie wir es gerne gehabt hätten und spätestens am dritten Tag war ich dann auch nicht mehr so glücklich und dankbar wie ich mich gerne gehabt hätte. Es gab ein kräftiges und heilsames Familengewitter. Entschuldigungen wurden ausgetauscht, Frust und überhöhte Erwartungen abgegeben und ein paar einfach Regeln für einen schönen Urlaub aufgestellt. Und dann haben wir Gott darum gebeten uns bitte, bitte zu helfen, dass wir die restlichen Tage besser hinbekommen und uns ein bisschen erholen können. Und ich habe ihm  gesagt, dass es mir leid tut, dass ich es nicht schaffe, wenigstens mal ein paar Tage lang einfach nur dankbar zu sein, nachdem er uns so beschenkt hat. Ich ahne, dass er bei solchen Gebeten lächeln muß und uns, mit Tränen in den Augen, seine Arme entgegenstreckt. Deshalb brauchst du mich, mein Kind. Es ist gut. Lege deine Erwartungen und Ansprüche ab - und verwechsle sie nicht mit meinen Erwartungen! Komm wie du bist. Mühselig und beladen. Ich will dir Ruhe und Erquickung schenken. 
Und dann schwappte der Segen in unsere abgekämpften Herzen. Wir wurden gnädiger miteinander. Wir konnten mehr lachen und haben uns weniger geärgert.  Die Dankbarkeit wuchs, nachdem wir aufgehört hatten an ihr zu ziehen, und die Harmonie gesellte sich immer mal wieder ganz freiweillig dazu (so ein scheues Wesen!). 
Ich schreibe euch das, bevor ich hier ein paar Urlaubsbilder zeige. Weil man das alles darauf nicht sehen kann. Ich habe auch kein Bild vom schlecht sitzenden Badeanzug (wofür ihr dankbar sein solltet!) und  keins davon wie ich verzweifelt mein Spiegelbild betrachte oder wie ich grollend im Regen Fahrrad fahre und wie wir enttäuscht vor der verschlossenen Tür unseres liebsten Fischrestaurants stehen. Auch mein Wutausbruch bei dem Heio und Samuel erschrocken aus dem Zimmer schlichen wurde - Gott sei Dank - nicht auf der Kamera festgehalten (mir fällt nicht mehr ein warum ich so wütend war - aber ich habe mich auf jeden Fall dafür entschuldigt!).
Die Sache ist die: Wenn wir immer nur die schönen Bilder voneinander betrachten, dann das schadet auf Dauer unserer Seele! Wir fangen an zu glauben, dass das Leben nur in der Freude, im Glück, in Schönheit, im "Erlebten" stattfindet. Wir vergessen, dass das echte Leben, nach dem wir uns sehnen, aus dunklem Boden wächst. Das Leben, bei dem man dreckige Hände bekommt und Blasen an den Füßen und schwabbelig weiche Bäuche und tiefe Furchen im Gesicht und in dem man die Wespen vom Kuchen jagen muß und fluchend über die Dreckwäsche stolpert und Verzweiflungsanfälle überwinden muss. Es ist genau dieses Leben, in dem Gott neben uns kniet, seine Hände tief in der dreckigen Erde und Samen aussät. Mit ungebrochenem Optimismus. Jahr für Jahr. Umso mehr ich ihn betrachte umso ruhiger und entspannter wird mein Herz. Und dann schauen wir zusammen die schönen Bilder an. Wir lachen und erzählen uns: Weißt du noch, was davor passiert ist? War da nicht der Wutanfall und hast du in diesem Laden nicht viel zu viel Geld ausgegeben? Und ich spüre wie sich sein Arm um mich legt. Um alles was ich bin. Um alle die mir nah sind. Um unsere ganze zerbrochene und wunderbare Welt. Und dann bin ich für einen kleinen Moment mal einfach nur ganz still. Und dankbar.
 


 
























4 Kommentare:

  1. Antworten
    1. Oh die Sandra!!!:-) Wie schön!!! Ich schick Dir Grüße und danke Dir, dass du über die Geschichten dazwischen so wunderbar schreibst!

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  2. Liebe Christina!
    Danke für deine Worte zu den tollen Fotos. Ich kenne das so gut!!!
    Ich freue mich, dass es mit dem Urlaub doch noch geklappt hat.
    Liebe Grüße vom Bodensee,
    Damaris

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    1. Danke Damaris!!! Wie gut, dass es nicht nur mir so geht! Ich schick Dir ganz liebe Grüße xxx

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