Wir haben Heios Geburtstag gefeiert und einen schönen Nachmittag auf Omas "Stückle" verbracht. Für alle Nicht-Schwaben: dabei handelt es sich um ein kleines Stück Garten am Ortsrand in dem sich der Schwabe Ruhe und Erholung erhofft und die meiste Zeit des Jahres dafür schwer arbeitet, dass es auch schön gepflegt aussieht. Heute zwingen wir die Oma einfach nur hinzusitzen und ihr Stück Land zu genießen. (NEIN, die Zweige schneiden wir jetzt nicht! Nimm noch einen Kuchen.)
Ich sitze in der Hollywoodschaukel (Leute, wann haben wir vergessen wir glücklich uns diese Teile in den 80-er Jahren gemacht haben?!) genieße Omas leckeren Erdbeerkuchen, und ich sehe Samuel beim Spielen zu. Ich muß daran denken was Annie Dillard "das Sehvermögen den kleinen Dinge" nennt. In einem ihrer Romane lässt sie Noah, einen 70-jährigen Einsiedler der in einer Hütte der Appalachen wohnt, sagen:
Einmal, als die Kinder noch klein waren, schaute ich zum Fenster hinaus und sah, wie die Kinder am Fluss spielten...sie spielten mit Eimern, gossen Wasser aus und gruben die Füße in den Sand ein. Ich sagte mir: Noah, nun versuch dir dies Bild einzuprägen, die Kinder, noch so jung, wie sie diesen Morgen dort am Fluß spielen. Präg es dir ein." Und ich kann mich daran erinnern, als wäre es heute Morgen gewesen. Es muss im Sommer gewesen sein. Dazwischen sind noch einmal zwanzig Jahre an die ich mich überhaupt nicht entsinnen kann. (aus teaching a stone to talk).
Ich sehe Samu und Heio zu und versuche mir selbst zu sagen: "Christina, schau genau hin. Präg dir diese guten Momente ein!" Ich schaue mich um mit einer Intensität als würde ich kurz vor der Matheprüfung nochmal die wichtigsten Aufgaben durchblättern. Weil ich zunehmend erkenne ich wie kostbar diese Momente sind. Eine wunderbare Wegzehrung auf dem Weg durch unsere Welt.
Ich sehe Samu und Heio zu und versuche mir selbst zu sagen: "Christina, schau genau hin. Präg dir diese guten Momente ein!" Ich schaue mich um mit einer Intensität als würde ich kurz vor der Matheprüfung nochmal die wichtigsten Aufgaben durchblättern. Weil ich zunehmend erkenne ich wie kostbar diese Momente sind. Eine wunderbare Wegzehrung auf dem Weg durch unsere Welt.
Mir gefällt so sehr was Glennon Doyle Melton in ihrem Buch über "Carpe Diem" schreibt (hier habe ich auch schon darüber geschrieben): Es sind meistens nicht die ganzen Tage die einfach nur gut sind und die wir genießen können - es sind die kleinen Momente, die Augenblicke wo wir, mitten im täglichen Chaos innehalten und plötzlich etwas wirklich, richtig sehen. Vielleicht etwas was eigentlich schon den ganzen Tag da war. Aber jetzt SEHEN wir es.
So wie heute morgen: Ich gebe Samuel sein Antibiotika (den "Kampfsaft" wir wir ihn nennen:-)) und plötzlich SEHE ich es: Antibiotika! Was für ein Segen!!!! Danke Gott und danke Sir Alexander Fleming! Mein kleiner Sohn würde ohne diesen Saft richtig heftig krank werden.
Ich bringe Samu in die Kita. An seinem Kleiderhaken hängt eine kleine Tüte. Darin sind Gewürzkräuter aus dem Garten seiner Erzieherin. WOW. Ich rieche mit Samuel daran und freue mich, dass im Garten von Samus toller Erzieherin so viele Kräuter wachsen und sie an uns gedacht hat.
Auf dem Weg nach Hause halte ich noch kurz am Erdbeerstand. Und - Ihr ahnt es :-)- ich denke WOW! Was für wunderbare Früchte! Und ich habe noch genug Geld dass ich ein Schälchen davon kaufen kann und wir heute mittag die süßen Früchte genießen können.
Und ich muß an den Moment gestern Abend denken: Es ist schon spät, ich bringe Samu in`s Bett, räume schimpfend noch ein paar Autos aus dem Weg, jage ihn zum Zähneputzen und auf`s Klo, dann will er noch trinken und er weint weil die Geschichte die ich ihm vorlese zu kurz ist und ich bin total genervt und will eigentlich nur noch meine Ruhe - und plötzlich SEHE ich es: Mein kleiner Sohn. Ich glaube ich habe ihn den ganzen Tag nicht richtig angeschaut. Ich rieche in sein Haar, streichle über sein Gesicht und sage ihm: "Samu, ich bin so froh, dass ich dich habe!" Und er strahlt und sagt: "Du bist die allerbeste Mama. Aber vergiß es nicht!" Nein. Ich will das alles nicht vergessen. Auch wenn mir irgendwann die zwanzig Jahre dazwischen fehlen - diese Momente will ich mir einprägen.
Anne Lamott schreibt darüber, dass die zwei Worte WOW und AWE (Staunen) so ähnlich sind - sie könnten zusammen tanzen.
Staunen kann man ja eigentlich nicht selbst produzieren. Das "WOW" überkommt einen. Aber ich glaube man kann das Sehvermögen für die kleinen Dinge ein wenig schulen. Wenn wir uns in den ruhigen Momenten die Zeit nehmen um richtig hinzuschauen und uns das Gute einzuprägen das uns umgibt. Das meistens einfach ganz still da ist. Das ich viel zu oft viel zu selbstverständlich nehme...
Gestern hat mich eine Freundin, die ich länger nicht gesehen habe, gefragt: "Und, was gibt`s bei euch neues?" Diese Frage bringt mich immer etwas in`s Stolpern. Wenn wir nicht gerade ein Haus gekauft haben, eine neue Schwangerschaft zu verkünden ist oder mein Buch für den Pulitzer-Preis nominiert wurde (alles SEHR unwahrscheinlich!) fällt mir erstmal nicht so viel ein.
Aber vielleicht könnte ich einfach sagen: "Neues gibt es nicht viel. Aber, meine Güte, es gibt SO VIEL Gutes! Schau mal: Heios Hochbeet! Schau mal: unser gefüllter Kühlschrank. Schau mal: die tollen Wolken am Himmel." Wow.
"Wow" means we are not dulled to wonder.
Anne Lamott
"Wow" zeigt wir sind den Wundern gegenüber nicht abgestumpft.
Danke für diesen Post. In mir wächst der Wunsch, viel mehr innezuhalten und zu SEHEN.
AntwortenLöschendas freut mich SOnja! Danke für dein Kommentar. Liebe Grüße zu Dir!
Löschenhaha, ich wunder mich auch jeden Tag … manchmal darüber, dass ich mich wunder
AntwortenLöschenach ja, ist eigentlich die Post angekommen?
LöschenIch hab die losgeschickt, bevor du über die Kronen geschrieben hast. Nimms WAHR. :-)
Hallo wundergärtnerin! Post ist noch nicht angekommen, bin gespannt ... eine Krone?! ;-)
LöschenDie Post müsste sich noch bei Denise befinden :)
Löschenwow! weißt du, was mich (neben dem Text natürlich ;-)) grade am meisten berührt? Das Foto vom Kuchentisch. Mit den Tupperdosen und den Kaffeeflecken. Irgendwie ist mir das gleich aufgefallen - so würde das bei uns wahrscheinlich auch aussehen. wie im normalen Leben, nicht extra gestylt für Instagram oder so... ;-) Und das berührt mich grade, dass das Leben nicht gestylt und perfekt ist, aber man trotzdem überall Schönes entdecken kann. danke :-)
AntwortenLöschenTatsächlich Antschana, die Kaffeeflecken fielen mir gar nicht auf!:-) Ja, meistens liegt die Schönheit doch gerade in den ganz normalen,natürlichen, nicht "gestylten" DIngen - da hast du recht! Schick dir liebste Grüße und Kraft für dein Mama-sein und und WOW- Momente mitten im Chaos! glg Christina
Löschen(dein blog ist jetzt endlich auch auf meiner Liste!)
oh, dankeschön! :-)
LöschenLiebe Christina,
AntwortenLöschendieser Beitrag hat wieder mal so gut getan. Ja, es ist nicht immer durchgehend alles super aber man sollte sie nicht vergessen - die kleinen Momente. Das zu sehen. Auch gerade wenn man durch eine schwere Zeit geht, ist es um so wichtiger trotzdem diese Augenblicke noch zu sehen und zu würdigen und weiterzugeben (an die Kinder z.B.) - trotz allem.
Danke dafür :-) LG Barbara (nicht aus Kanada ;-) )
Vielen Dank, liebe Nicht-Kanadierin Barbara! :-)
LöschenIch wünsche Dir segen und Kraft für deinen Alltag mit einem Gott an deiner Seite der dich sieht und über alles liebt!!!
danke dir :-)
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