Ich liefere Samu in der Kita ab und suche anschließend verzweifelt nach einem Parkplatz vor unserem Haus (Stuttgart ist zur Zeit wirklich EINE EINZIGE BAUSTELLE!) . Zuhause angekommen stelle ich genervt fest, dass Heio doch nicht, wie besprochen, in`s Büro gegangen ist, sondern sich spontan entschieden hat von Zuhause aus zu arbeiten. "Tu einfach so als wäre ich nicht da!", sagt der gute Mann und die Wut schwappt wie eine heisse Welle über mich. Ich SPÜRE seine Anwesenheit - das mag an unserer kleinen Wohnung liegen, an dem Chaos das er manchmal um sich verbreitet, oder an meiner Hypersensibilität. Ich liebe meinen Mann, aber heute habe ich mich so sehr auf die kurze Zeit ganz ALLEINE in unserer Wohnung gefreut. Prompt schaltet sich auch noch die anklagende Stimme in meinem Kopf ein: "Stell dich doch nicht so an Christina, denk an die vielen Flüchtlinge die heute eng zusammengepfercht in irgendwelchen Zeltstätten den Tag verbringen müssen. Die würden sich über deinen Luxus freuen!" JA. Ich weiß. Ich hab so viele Gründe dankbar zu sein! Leider fühle ich mich heute bei dem Gedanken noch schlechter. "Versager!" schiebt die Stimme noch hämisch hinterher bevor ich ihr befehle jetzt mal die Klappe zu halten.
Ich schlage die Bibel auf. Hoffe dass Gott etwas nettes zu mir sagt. Aber die Worte klingen fast ironisch: Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, das sie auffahren wie Adler, laufen und nicht müde werden.... Ich denke: Gott, ich versuche wirklich auf dich zu harren. Aber ich spüre noch so wenig von der neuen Kraft. Heute ganz besonders. Mein Kopf schmerzt, es ist neun Uhr morgens und ich hab mich schon müde gelaufen. Wann kommt sie endlich, diese neue Kraft? Wann?
Dann kommen die Gedanken wie es im neuen Jahr weitergehen soll. Hab mich gestern durch sämtliche Jobangebote vom Arbeitsamt geklickt und bin dabei immer entmutigter geworden. Ich will vertrauen, dass Gott mich führt und doch sitzt heute die Sorge vor der Zukunft wie ein Kloß in meinem Hals. Mit unruhigem Herzen schlage ich nochmal die Bibel auf (zweite Chance, Gott!:-)). Ich lese:
Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Und: Wir sind nicht von denen die zurückweichen, sondern die Glauben und die Verheissungen ererben. (Hebräer10,35,39)
Wie ein Anker fallen diese Worte in mein hin und herschaukelndes Herz und machen mich ganz unerwartet ruhig. Es ist als würde Jesus mir sagen: Fürchte dich nicht. Sei unbesorgt. Ich bin doch da. Alles was du tun mußt ist nicht zurückzuweichen, sondern mir zu vertrauen.
Und während ich auf dem Sofa sitze und mein Herz langsam still wird, taucht in meinen Gedanken das Bild von Rosa Parks auf- der Afroamerikanerin die einfach im Bus auf ihrem Platz sitzen blieb als ein weißer Fahrgast ihn einforderte. Sie war müde und sie war es leid nachzugeben. Also blieb sie einfach sitzen. Auch wenn das Schild auf ihren Sitzplatz deutlich sagte: "for whites only". Was einen relativ unbekannter Baptistenprediger dazu veranlasste einen Busboykott zu organisieren - es war der Anfang der Bürgerrechtsbewegung im Amerika. Der Rest ist Geschichte. (ach, und der damals noch unbekannte Prediger hieß Martin Luther King)
Manchmal entstehen die erstaunlichsten Dinge, wenn man einfach sitzenbleibt. Nicht zurückweicht. Darauf vertraut, dass die Dinge in`s Lot kommen und gerade einfach noch ein paar Sachen falsch beschriftet sind.
Rosa Parks mit Martin Luther King (Bild Wikipedia) |
Nein, ich bin nicht Rosa Parks. Ich fürchte ich wäre nicht so mutig gewesen wie sie. Und mein sitzen bleiben wird eher nicht in die Geschichtsbücher eingehen. Aber es wird für meine Geschichte einen entscheidenden Unterschied machen. Zumindest verstehe ich es so, dass es eine Sache ist die Jesus ziemlich wichtig findet: das Vertrauen nicht wegzuwerfen.
Also weiche ich heute nicht zurück. Ich tue nichts außer bockig sitzenbleiben. Ein stiller Protest gegen die Lügen die mich heute fertig machen wollen. Eine kleine Entscheidung an einem chaotischen Vormittag, auf die Dinge zu vertrauen an die ich glaube - auch wenn sie sich heute überhaupt nicht wahr anfühlen:
Gott gibt den Müden neue Kraft. Gott macht uns heil. Er führt uns durch`s Leben. Er kommt um uns zu erlösen.
Und vielleicht ist dieses "sitzen bleiben" wie eine Tür- eine Einladung, ein weites Tor - durch das Gott mit seiner Herrlichkeit einziehen kann. Mit Heil und Segen im Gepäck.
Also weiche ich heute nicht zurück. Ich tue nichts außer bockig sitzenbleiben. Ein stiller Protest gegen die Lügen die mich heute fertig machen wollen. Eine kleine Entscheidung an einem chaotischen Vormittag, auf die Dinge zu vertrauen an die ich glaube - auch wenn sie sich heute überhaupt nicht wahr anfühlen:
Gott gibt den Müden neue Kraft. Gott macht uns heil. Er führt uns durch`s Leben. Er kommt um uns zu erlösen.
Für alle diejenigen unter uns, die gerade nichts mehr tun können als einfach müde sitzenbleiben und vertrauen gilt: Er wird kommen. Mitten in unser Dunkel. Er wird die Sitzordnung dieser Welt ein wenig aufmischen und alles wahrmachen, was er verheissen hat.
du hast immer so schöne Fotos....
AntwortenLöschenich mag das.
Und beim Lesen dachte ich: du solltest dieser Stimme in deinem Inneren rauswerfen. Sie redet den ganzen Tag dummes Zeuch, macht dir ein schlechtes Gewissen, wenn du es am wenigsten brauchst (wann braucht man das schon mal...?) und vermiest dir dein Leben.
Ja Julia, da haste absoult recht. Aber die Stimme ist so penetrant (psychologisch gesehen ist es wohl mein frommes Über-Ich:-))...ich schmeiß sie durch die Vordertür raus und sie schleicht sich hinten wieder rein. Ich sollte ihr einfach ein bisschen weniger Beachtung schenken, dann wird sie vielleicht irgendwann beleidigt sein und abhauen. Liebste grüße zu Dir! (und danke für das Kompliment mit den Fotos! Das freut mich)
AntwortenLöschenMein Mann hat gestern auch einen Büro-Tag daheim gemacht und mir ging es wie Dir!!! Dabei meinte er es gut, falls ich spontan Entlastung bräuchte. Ach, am liebsten würde ich die ganze Adventszeit über bockig sitzen bleiben, als stiller Protest gegen Hetze und Konsum....
AntwortenLöschenAch, das ist ne tolle Idee Veronika: einfach bockig den ganzen Weihnachtsstress verweigern! (ich bin gerade dabei eine Geschenkliste zu machen:-))
LöschenLiebste Grüße zu Dir!!!
Liebe Christina,
AntwortenLöschenich bin froh über deinen Blog. Oft nehme ich mir hier einen Satz, einen Gedanken mit, der mich begleitet, tröstet, mir das Gefühl gibt, nicht allein zu sein...
Liebe Grüße Maria :-)
Vielen Dank, liebe Maria, für deinen freundlichen Kommentar. Das freut mich so sehr. Wie schön, dass wir zusammen unterwegs sind... Schick dir liebste Grüße und wünsche Dir eine gesegnete Adventszeit! (dein Name ist ja sehr verheissungsvoll -das Warten der Gerechten wird zur Freude:-))
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