Ich freue mich, dass ich euch einen Post von Chrissy Kelly übersetzen darf, der mich sehr berührt hat (als kleine Sommerlektüre sozusagen).
Chrissy lebt mit ihrer Familie in Kalifornien. Bei ihren zwei kleinen Söhnen (3 und 5 Jahre) wurde schon sehr früh Autismus diagnostiziert. Es beeindruckt mich wie sie ihren - oft nicht einfachen- Alltag meistert und wie ehrlich sie auf ihrem Blog schreibt. Und sie macht wunderbare Bilder von ihren Kindern. Obwohl ich sie noch nie getroffen habe, habe ich sie in`s Herz geschlossen.
In Kalifornien ist es für die Kinder besonders wichtig, dass sie früh schwimmen lernen, da
fast jedes Haus einen Pool hat - und autistische Kinder können die Gefahren schlecht einschätzen (und der kleine Sohn steuert zielstrebig auf jedes Wasser zu). Hier berichtet sie nun wie Greyson schwimmen lernt und sie erzählt damit auch ihre eigene Geschichte:
In den letzten Monaten beobachte ich Greyon and Parker beim Schwimmen lernen und es fühlt sich an wie eine gewaltige Reise. Die ersten Schwimmstunden waren schrecklich. Ich meine "es tut im Magen weh"-schrecklich . Ich habe keine Fotos. Ihr müsst es mir einfach glauben.Wenn dein Kind sich bis zur Heiserkeit schreit und weint, während du dich hinter einer großen Bank versteckst, fühlt es sich nicht wirklich wie ein "Kodak-Moment" an.
Einmal hat Greyson mich hinter der Bank entdeckt."Maaaaaaaa!" ruft er mir zu, mit kalter Angst in seinen Augen, verwirrt darüber warum er leidet und ich ihm nicht helfe.
"MAAAAAA!" Ein wunderbarer Ausdruck, den ich so selten höre. Und ich sitze einfach nur da und tue nichts. Manchmal ist es das Schwerste einfach nichts zu tun, aber ich weiß, dass es genau das ist was ich tun muss, damit er wachsen und lernen kann. Wenn ich will, dass er schwimmen lernt, kann ich ihm diesen Moment nicht ersparen und ihn aus der Situation retten. Ich würde ihm das wunderbare Erlebnis berauben, das er bekommen wird, wenn er jetzt dranbleibt.
Auch wenn es hart ist. Sein Schmerz tut mir ohne Ende weh. Und ich kann einfach nur dasitzen und zusehen, wie er kämpft und sich abmüht.
Ich wusste, dass es für ihn leichter und besser werden würde und das war der Gedanke den ich mir immer wieder vorsagen musste: Er muss schwimmen lernen. Es wird sicherer für ihn sein und es wird ihn stärker machen. Er muss jetzt durch diese Anstrengung, aber das wird es wert sein.
Ich sah das große Ganze vor mir, während er nur verzweifelt im Wasser ruderte und Schmerz und Angst empfand. Er kann Wasser auf seinem Gesicht kaum ertragen, und jetzt strömt es in Bächen über ihn und bedroht ihn von allem Seiten. Und ich sitze da und schaue zu. Mein Mama-Herz sagt:" Lass es. Tu ihm das nicht an". Mein Mama-Herz sagt auch: "BLEIB SITZEN. ER IST WICHTIG FÜR IHN". Und dann, mit jeder Unterrichtsstunde, kamen die Fortschritte. Ich versteckte mich nicht mehr hinter der Bank. Er war noch am kämpfen, aber jetzt spürte ich seine Hoffnung und steigende Zuversicht während er weiter machte.
Und jetzt schwimmt er!!! - meistens mit einem Lächeln auf dem Gesicht, weil er es so liebt.
Während ich Greysons Kampf beim Schwimmen lernen zuschaute, dachte ich an all die Dinge um die ich für meine Jungs gebetet und gebettelt hatte. Warum Gott? Warum Autismus? Warum mein Greyson? Und dann: Bitte nicht, oh Gott, bitte nicht auch noch Parker. Lass das nicht wahr sein, Gott. Aber es wurde wahr.
Ich habe nie gedacht, dass Gott mich, oder meine Jungs, hasst. Ich habe auch nicht geglaubt, dass Gott mir diesen Schmerz zugemutet hat, weil er dachte ich kann damit umgehen. Ich habe einfach nur gedacht, er lässt mich alleine. Ich dachte, er wäre vielleicht zu beschäftigt um mir zu helfen. Ich dachte er wäre woanders. Ich denke zurück an die Zeiten, die am schwersten waren und alles was ich gefühlt habe war Angst und Schmerz und Einsamkeit.
Jetzt ahne ich, dass er immer da war. Er hat genau hingesehen, wie ich in meiner Not gekämpt habe, voller Schmerzen, und er hat es kaum ausgehalten und wollte am liebsten zu mir in`s Wasser springen und die Situation beenden. Aber er hat es nicht getan, weil er das große Ganze sah. Er wusste, dass ich am lernen und am wachsen war um das zu werden, wozu er mich geschaffen hat.
Wir verändern uns nicht wirklich und wachsen nicht wenn alles immer perfekt und leicht dahingleitet, oder?
Ja, Gott war die ganze Zeit da - und wenn ich tatsächlich am Ertrinken gewesen wäre, hätte er sicher eingegriffen und mich gerettet. Und wenn ich zurückschaue denke ich, ich hätte es fast nicht überlebt. Aber eigentlich bin ich einfach nur stärker geworden.
Gott hat mir das Schwimmen beigebracht.
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