Weihnachten ist geschafft.
Es waren
schöne Momente und Begegnungen, es waren auch erinnerungsschwere
Gedanken und angespannte Situationen. Meine Herkunftsfamilie, so wertvoll und lieb sie mir auch ist, ist auch ein Minenfeld an alten Geschichten und manchen Verletzungen (für uns alle, glaube ich). Ein
falscher Tritt und es kann etwas in mir explodieren und eine Reihe
von Gefühlen hochbringen, dass ich vor lauter Wut kaum noch atmen
kann.Und manchmal bekommen dann die Leute die mir am nächsten sind
und die ich wirklich von Herzen liebe am meisten davon ab.
Gestern saß ich mit Heio vor dem
Fernseher und wollte eigentlich die Weihnachtstage entspannt mit dem
"Tatort" ausklingen lassen. Da fällt eine
Bemerkung von meinem Mann und ich explodiere. Es ist als würde mich
eine Welle von Wut überrollen und ich würde am liebsten irgendetwas
zerschlagen (leider war nichts entsprechendes in der Nähe. Ich
sollte für solche Fälle unser hässliches Geschirr bereitstellen!).
Vor Jahren hat an Silvester die Frau die
über mir gewohnt hat in einem wütenden Moment die ganzen Klamotten
und sonstige Dinge ihres Partners aus dem Fenster geworfen. Am
nächsten Morgen hing einiges davon im Baum vor unserem Haus - ein interessanter Anblick.
Ich kann diese Frau gut verstehen.
Gestern Abend hatte ich leider nur Heios Schlafanzug zum in`s Wohnzimmer schmeissen und die Schlafzimmertüre zum zuknallen. Davon
ist Samu aufgewacht und er hat eine ganze Zeit lang wütend geweint. Im Dunkel lag ich neben ihm und habe mich gefragt was jetzt gerade
eigentlich passiert ist. Ich habe versucht zu beten, die Gefühle in
mir in den Griff zu bekommen.
Aber es war mir als würde mich Gott an
der Hand nehmen und mit mir durch die Weihnachtstage gehen. Er hat
mir einige Situationen gezeigt die mir wehgetan haben, über die ich
aber achtlos hinweggegangen bin. Und irgendwie hat sich da etwas
angesammelt was dann auf dem Sofa neben Heio explodiert ist. Es waren
keine großen dramatischen Verletzungen die ich abbekommen habe. Ich
glaube deshalb nehme ich die Dinge auch oft nicht so ernst und will
am liebsten lächelnd darüber hinweggehen. Wer will schon so
empfindlich sein? Ich will doch liebevoll und ausgeglichen leben.
Aber ich merke, je älter ich werde, dass ich die Dinge nicht mehr
einfach so wegdrücken kann und will. Es gehört vielleicht zum Erwachsensein
dazu mutiger sein eigenes Herz anzuschauen, mit dem was in mir ist
und nicht mit dem was ich gerne darin hätte.
Meine Mutter war nie wütend, zumindest
in meiner Erinnerung nicht. Ich glaube das ist vielleicht ein Grund
dafür warum für mich das „wütend sein“ offiziell nicht in
meine Welt gehört. Deshalb staut es sich in einem dunklen See tief in
meiner Seele an und bricht dann wenn es nicht mehr anders geht an den schwächsten Stellen durch und
überschwemmt mein Herz und meine Umgebung. Vielleicht ist es an der
Zeit diesen Staudamm zu entlasten, mit Gottes Hilfe einen natürliche
Fluss in meinem Leben zuzulassen wo auch Wut und Schmerz da sein darf. Wer weiß ob dieser Fluß nicht sogar Leben bringen könnte in manche trockenen Ecken meiner Seele.
Oh weh- das sind schwere Gedanken, die
ich euch hier zumute. Aber ich habe mir fest vorgenommen auf diesem
Blog das"ehrlich-sein" zu üben:-).
Eine liebe Freundin hat mir in einer
e-mail folgendes geschrieben (nachdem sie mir etwas von ihrem
Familienkrach vor Weihnachten und anschließender Versöhnung geschildert hat):
Unser Leben ist
immer so unfertig. Nie ist alles toll, oft ahnt man nur, wie´s sein
könnte. Es ist immer (wirklich immer) erlösungsbedürftig.
Dem kann ich nur aus vollen Herzen
zustimmen.
Und doch, das gehört auch zum "ehrlich-sein"
dazu: es waren auch viele schöne Momente in diesen Weihnachtstagen:
mit "alten" Freunden auf den knarrenden Holzstufen der überfüllten Kirche zu sitzen und der Weihnachtsbotschaft zu lauschen, das Staunen auf dem Gesicht des kleinen Sohnes zu sehen beim Anblick der neuen Eisenbahn, vertraute Rituale aus meiner Kindheit die mich glücklich und wehmütig zugleich machen, Spaziergänge, spielen, Freunde treffen und unerwartete Geschenke dankbar annehmen, stille Freude im Herzen über so vieles was mir geschenkt ist.
Steinewerfen üben |
Opa ist im Himmel. gell? Ja. |
Kuchenklau! |
lecker Essen! |
schöne Bescherung! |
altes Spiel neu entdeckt |
Zeit zum ausruhen und lesen |
Rockin`around the christmastree |
Fix und Fertig. :-) |
Liebe Christina,
AntwortenLöschenoh- wieder einmal kann ich Dich soooooooooooooooo gut verstehen! Auch bei meinen Besuchen oder Telefonaten mit meiner Herkunftsfamilie staut sich oft was an - und mein lieber Mann bekommt es dann bei der nächsten Gelegenheit ab. Da hilft nur viel und offen und immer wieder mit dem Herzallerliebsten zu reden. Und nach innen schauen und draufkommen, was jetzt eigentlich los ist - und auf wen die Wut ist- und wo sie jetzt am besten hin soll. Wir tragen alle unseren Rucksack mit unserer Geschichte mit uns rum, und gerade uns Frauen überrollt dann manchmal so einiges und bricht wieder auf. Versuche es Deinem Mann zu erklären, im Laufe der Jahre lernt er auch mit diesen Deinen Seiten umzugehen. Ich wünsche Dir gute Tage zwischen den Jahren und grüße Dich herzlich, Ursula
P.S. Ich bin gerne und regelmäßig auf Deinem Blog und würde Dich immer mal wieder am liebsten in den Arm nehmen und fest drücken! Sei gnädig mit Dir!
Vielen Dank liebe Ursula, für deine umarmende und warme Worte! Es tut gut zu hören, dass es anderen auch so geht und wie sie damit umgehen. Und das "gnädig mit mir selbst sein", das will ich wirklich lernen! Segen Dir und liebste Grüße!!!
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