Dienstag, 30. Juli 2013

Reunion in Kopenhagen


Nachtreffen, Klassentreffen, Reunion-das ist ja alles so eine Sache.
Früher war ich da eher kritisch: was soll dieses Schwelgen in der Vergangenheit?
Und was verbindet einen noch mit Leuten die man ewig nicht gesehen hat?
Aber umso älter ich werde, umso spannender finde ich den Gedanken alte Weggefährten wiederzutreffen. Und es kommen ja auch immer mehr mails dazu in`s Haus.
 
Die letzte Einladung kam aus Kopenhagen. 21 Jahre ist es jetzt her (Hilfe, bin ich wirklich so alt!?), da war ich Teil eines Teams von Kreativ Misson in Schweden. Für ein halbes Jahr haben wir in der Einsamkeit Schwedens zusammen gelebt und anschließend eine kleine Tour durch Europa gemacht.(und damals war Pantomime und Dauerwelle noch cool-zumindest hab ich das gedacht!). Unser 19-köpfiges Team bestand aus Skandinaviern, einer Holländerin, Engländerin, Amerikanerin und mir. Über die Jahre haben wir den Kontakt zueinander völlig verloren.
Jetzt aber haben einige uns einander gesucht und alle wiedergefunden, dank dem sozialen Netzwerk. In diesem Fall will ich das mal positiv erwähnen, als alte Facebook -Verweigerin.
Es wurde ein gemeinsames Treffen an einem Wochenende in Kopenhagen geplant.
Lange habe ich hin und her überlegt ob ich fahren soll. Könnte ja ein peinliches und sehr langes Wochenende werden mit Leuten die sich nichts mehr zu sagen haben. Und außerdem: müsste ich vorher nicht noch abnehmen und wo finde ich auf die schnelle eine wirksame Faltencreme? Dann aber habe ich in einem mutigen Augenblick ganz spontan mein Ticket gebucht, bekam noch tolle, ungeahnte finanzielle Unterstützung von Freunden und bin jetzt am Wochenende tatsächlich hingeflogen.
 
Und was war das für ein Wochenende!!!
 
Angefüllt mit lachen, reden, essen, trinken, reden und essen und lachen, noch mehr trinken und reden...
Es war so ein vertrautes Wiedersehen, als hätten wir uns erst vor kurzem voneinander verabschiedet. Und so viele Geschichten: 20 Jahre die nicht annähernd in die Worte, Sätze und die Stille dazwischen passen. Geschichten von gefundenen Partnern und gescheiterten Ehen, von Kinderglück, Einsamkeit und einem Coming-out. Geschichten von kleinen Erfolgen und großen Enttäuschungen, vom Weiterglauben, Andersglauben und Nicht-mehr-glauben- können.
Es kamen Dinge zur Sprache die man nur unter Tränen erzählen kann und solche, die man nur Menschen anvertaut die kein schnelles Urteil über einen fällen.
Die Gespräche waren sehr ehrlich, fast so als hätten wir vorher gemeinsam beschlossen, dass wir uns nichts vormachen wollen und das Wochenende zu kurz ist für höfliches Geplänkel. Erschreckend war, wieviel ich vergessen habe aus unserer gemeinsamen Zeit damals, vor 21 Jahren. Erlebnisse die einfach weg sind.Wahrscheinlich ist das so wenn man älter wird. Man kann viele Dinge nicht mehr in der Erinnerung halten, es bleibt nur der Abdruck auf der Seele.
 
Was von dem Wochenende bleibt ist ein großes Staunen und Dankbarkeit. Staunen darüber, wie leicht es sein kann sich wieder nahe zu kommen wenn man einfach sein Herz öffnet, sich nichts vormacht und bereit ist einander wirklich zuzuhören.Und Dankbarkeit über den großen Reichtum von so vielen wunderbaren Menschen denen ich im Laufe meines Lebens schon begegnet bin.
 


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