Heute bin ich nicht ganz bei der Sache. Ich liege nämlich auf der Lauer. Seit Tagen schon. Egal was ich tue - ich höre immer auch Richtung Esszimmerwand. Seit einiger Zeit versucht nämlich ein Specht sein Nest zu bauen. In unserer Hauswand! Als die vorherigen Bewohner uns genau davor warnten, fand ich das eine romantische Vorstellung von unserem zukünftigen Landleben. Wie nett! Ein echter kleiner Specht, der ab und zu ein Haus mit einem Baum verwechselt?! Haha. Ich konnte das ehrlich gesagt nicht so richtig glauben. Und deshalb habe mir weiter keine Gedanken gemacht. Auch nicht als ein kleines rundes Loch neben unserem Fenster im dritten Stock entstanden ist. Ich habe es überhaupt nicht bemerkt! Und Heio dachte das sei irgendein Rohr, das uns vorher halt nicht aufgefallen ist. Wir sind erst aufgewacht, als wir im Rasen über das Dämmmaterial unserer Hauswand gestolpert sind!
Und jetzt haben wir dem Specht den Kampf angesagt!!!! Unter Lebensgefahr hing Heio am Wochenende aus dem Fenster und versuchte mit Hilfe eines langen Steckens Spachtelmasse in das "Rohr" zu stopfen (nein, wir hatten keine so lange Leiter und außerdem sind wir beide nicht schwindelfrei!). Gott sei Dank hat es irgendwie funktioniert und der Mann lebt noch. Dummerweise hält der leidlich zugemauerte Eingang den Specht nicht davon ab, sein Zuhause aufzugeben. Er hat sich inzwischen sogar eine Elster zur Hilfe geholt! Das ist eine Kampfansage! Und so geht das nun, seit ein paar Vormittagen: Sie hämmern gegen die Wand und ich reiße wütend rufend das Fenster auf, um sie zu verscheuchen. So viel zum romantischen Landleben. Bald übernimmt die blinkende Plastik-Eule (die Heio im Internet bestellt hat und hoffentlich, hoffentlich zur Abschreckung helfen wird!). Bis dahin halte ich die Wache. Von wegen: Spatz in der Hand! Der Specht an der Hauswand! Aber ihr habt euch mit den Falschen angelegt, gefiederte Rattten!!! Ihr merkt, ich bin leicht emotinal drin im Thema. Entschuldigt, liebe Tierschützer- ich finde Spechte wirklich toll! Nur nicht wenn sie aus der renitenten Hausbesetzer-Szene kommen. So. Deshalb sitze ich hier in Lauerstellung. Und denke nach. Über die Vögel. Und das Leben. Und wie manche kleinen Dinge, wenn man nicht achtgibt, ziemlich großen Schaden anrichten können. Und natürlich kommt mir dabei der bekannte Satz, der Martin Luther zugeschrieben wird, den mir eine strenge Lehrerin in meinen Poesiealbum hinterlassen hat:
Du kannst nicht verhindern, dass die Vögel um dein Haupt fliegen,aber du kannst verhindern dass sie sich darin einnisten.
Damals, in der sorglosen Zeit als Grundschulkind, als die Spechte noch friedlich im Wald gegen Tannenbäume pochten, hab ich den Satz nicht wirklich verstanden. Heute weiß ich genau was Herr Luther damit meint. Man kann nicht wirklich verhindern, dass uns unwahre und schlechte Gedanken anfliegen und dass an manchen Tagen auch mal verstärkt die Sorgen, um unseren Kopf kreisen. Aber dass sie sich dort einnisten - das sollte man besser vermeiden! Das kann ich nun aus leidvoller Erfahrung sagen: Ganz vieles was nicht konsequent weggescheucht wird, fühlt sich eingeladen zu bleiben! Und dann braucht es einiges an gesteigerter Wachsamkeit und Mühe, diese schädlichen Dinge wieder in die Flucht zu schlagen (Gott segne alle hilfreichen Seelsorger mit ausreichend Spachtelmasse!).
Ich könnte noch einiges dazu schreiben, über ein paar ungute Gedanken die sich gerade bei mir einnisten wollen, aber mir scheint ich höre ein sanftes Klopfen an der Außenwand. Entschuldigt mich! Ich muß mein Hausrecht verteidigen!!!
Hier sitzt er so unschuldig, der Punk! (Foto: Canva design) |
Liebe Christina,
AntwortenLöschendas musste ich mal wieder hören, denn bei mir kreist einiges um den Kopf und droht, sich einzunisten. Du hast das so schön ulkig verpackt, dass es mir auch gut in Erinnerung bleibt und ich die fiesen Gedankenspechte hoffentlich rechtzeitig verscheuche. Übrigens, die Blinkeeule will ich sehen :-). Lieber Gruß Evi
Liebe Evi! ICh schick dir ein Foto sobald die Eule da ist! (Heio hat zum ersten Mal im leben eine Internetbestellung aus China geordert, das heißt bei der derzeitigen Lage ist ihre Ankunft eher nicht vor Weihnachten zu erwarten (Dafür werden durch ihre Anwesenheit alle Spechte vom Containerschiff verscheucht:-)). Schick dir liebste Grüße und ganz viel Segen für ein erfogreiches fiese-Gedanken-wegscheuchen mit Gottes HIlfe...
LöschenI feel you! „Unser“ Specht sucht nach Futter in der Styropor-Fassadendämmung. Der hat wohl ne Meise!! 🐦
AntwortenLöschenNEIN, echt jetzt!?! Bei euch auch?! Das gibt`s doch nicht! Gib Bescheid wenn ihr ein Erfogsrezept gefunden habt! (bei uns flattert heute ein Luftballon vor dem Fenster...ob das hilft?! Ich glaube eher der Specht knabbert die Schnur an und nimmt ihn als Willkommensgeschenk)
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