Mittwoch, 17. Juli 2019

Durchbrüche und Shabby Chic

So gerne würde ich euch hier ein paar instagramwürdige Fotos unserer neuen Wohnung zeigen. Aber alles was ich euch im Moment zeigen kann sind solche Bilder:



Als ich die Fotos einer Freundin über WhatsApp geschickt habe kam promt ihre Antwort: "Wieso macht ihr denn eure neue Wohnung kaputt?" Haha. Mir kommt es tatsächlich auch so vor, dass es in den letzten drei Wochen hier MEHR Chaos wurde als weniger. Und als Martin, unser Zimmermann, anfing ein Loch in die Wand zu hauen, wurde es irgendwie viel größer als geplant. Eigentlich wollten wir nur eine Schiebtür. Aber die Balken die sich plötzlich zeigten, waren auch schön. Also weiter den Schlaghammer schwingen. Heio half mit Begeisterung mit. Männer die Wände einreißen! Ich stand auf dem bebenden Boden und hoffte inbrünstig, dass die Beiden auch wissen was sie tun. Das Loch wurde immer größer und der Dreck immer mehr. Aber so ist es wohl, wenn man sich einen Durchbruch wünscht.
 Der kleine Charismatiker in mir hüpft freudig bei diesem Wort: Durchbruch! Yess. Dafür beten wir. Das wünsche ich mir in meinem Leben. Einen Durchbruch was Menschenfurcht angeht, was meine Veranlagung angeht Siuationen und Menschen kontrollieren zu wollen  - allen voran mein Kind, das gerade oft nicht so ist, wie ich es gerne hätte. Ja, es ist die Tatsache, die Heio gestern abend dieser verzweifelten Mutter zugeflüstert hat: "Unser Kind ist eben auch ein Sünder!" die ich oft so schwer annehmen kann. Wie gerne würde ich das Bild von dem unschuldig, wunderbaren Kind pflegen aber, wie Chrissi das immer so schön sagt: "Christina, kein Kind ist unschuldig!" Und eine Grundschullehrerin muss das ja wissen :-). Also braucht das Kind Gnade und viel Raum zum Wachsen und lernen. So wie ich auch. Und dieser Weg führt oft über ein paar Trümmerberge und einiges an Chaos... 
Wer hätte gedacht, dass Durchbrüche so einen Dreck machen! Baustaub from the pit of hell!  Ich wische und putze - dieses Zeug will einfach nicht weichen! Eine Staubdecke liegt über uns. Wir sehen in diesen Tagen alle ein bisschen "shabby" aus. Aber shabby ist ja schick, oder ist dieser Trend schon vorbei? Wir wollen nämlich unsere Balken in Shabby Chic anstreichen. Bei Wikipedia steht über diesen Stil, dass hier 
 marode“, „heruntergekommen" Möbel (= shabby) aus alten Erbstücken, Flohmärkten und Selbstgemachtem, sowie Möbel und Gegenstände mit sichtbaren Gebrauchsspuren zum Konzept gehören. 
 Das klingt sehr tröstlich für mich, wenn ich mich in diesen Tagen im Spiegel betrachte. Sichtbare Gebrauchtspuren gehören zum Gesamtkonzept! Jawoll. JA zu krummen Balken, zerkratzen Oberflächen und faltige Landschaften. Wie wunderbar wenn Verästelungen und merkwürfige Faserläufe nicht überstrichen, sondern sogar noch betont werden! Ich habe den Eindruck, dass unser Schöpfer Spezialist ist, wenn es um das Renovieren und vorsichtige Restaurieren seiner Geschöpfe geht. Langsam und geduldig schleift er und bringt unter Trümmersteinen verborgene Schönheit hervor. Manchmal braucht es auch ein bisschen Schlaghammer, immer an der gleichen Stelle, weil Mauern wegmüssen und Durchbrüche nötig sind, damit mehr Raum zum Leben entsteht. Und da kann man schon mal dabeistehen und denken: Das sieht jetzt aber mehr nach kaputtgehen als nach schön werden aus. Aber es ist ja immer nur Momentaufnahmen. In ein paar Wochen werde ich euch hier (hoffentlich!) die Bilder eines großen, schönen Wohnzimmers zeigen. Wir werden Platz für Lesungen und Wohnzimmerkonzerte haben, für Parties und Esseneinladungen...(und wir werden nicht mehr so müde sein, dass wir um 9 Uhr abends schon Richtung Bett wanken!) Ich sehe es schon vor mir was für Leben dieser Raum füllen wird. 
Aber bis es soweit ist, werde ich noch sehr oft über diesen Boden wischen und Trümmerteile in den Anhänger tragen und mich  gefühlt  hundertmal an den gleichen Stellen verfahren (witzigerweise weigert sich mein Navi anzugeben, dass ich mein Ziel erreicht habe. Da steht immer nur: Sie sind am Zwischenziel angekommen! Kluges Navi.) Ich werde bestimmt auch noch einige kleinere und größere Verzweiflungsanfälle bekommen weil noch kein einziges Buch ausgepackt ist und kein Bild an der Wand hängt - was ich normalerweise immer als erstes im neuen Zuhause mache, damit ich mich wohlfühlen kann. Bücher und Bilder. Sie werden auch bald dazu kommen. Alles hat seine Zeit. Abreißen und neu aufbauen. Abschleifen und polieren. Verfahren und ankommen. (an Zwischenzielen) Pause machen und Neu starten. 
Ich werde hier jetzt erst mal eine Sommerpause einlegen und mich dann nach den Ferien (Anfang September) wieder melden. Vielleicht schicke ich euch zwischendurch auch mal ein Bild davon wie wir hier vorankommen. Es wird. Langsam aber sicher. Unsere Wohnung. Unsere Leben... Gott wird es gut machen.

Ihr Lieben, habt wunderbare Sommertage!!!  



2 Kommentare:

  1. Liebe Christina,
    bei unserem Umbau hat mal jemand zu uns gesagt, "Erst muss es schlimmer werden, bevor es besser werden kann." Das ist ein schwacher Trost, während man auf einer Baustelle lebt, aber vielleicht hilft es, wenn man sich immer mal wieder diesem kleinen Hoffnungsstreifen aussetzt.

    Wenn ich nur lese, was ihr mit dem Raum alles vorhabt, ist doch schon klar, dass eure Hoffnung sogar eine ganz große ist. DAS WIRD GUT WERDEN!

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    1. DANKE liebe Evi! "Es muss erst schlimmer werden, bevor es besser werden kann" - so wahr (und das hat mir meine Seelsorgerin auch immer mal wieder gesag). Ich schick Dir liebste Grüße und wünsche Dir und Deiner Familie auch wunderschöne Sommertage! (Ende August sind wir auch für eine Woche in Bayern- arauf freue ich mich schon! Im Albsee baden und Bauschutt abwaschen:-))

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