Mittwoch, 20. Februar 2019

kleines Glück

Die Sonne scheint warm in unser Wohnzimmer. Am liebsten würde ich eine Runde rausgehen und dieses ungewohnte Februargeschenk genießen. Aber neben mir auf der Matraze liegt hustend der kleine Sohn und schaut sich ein Bilderbuch ein. Ich nutze die kleine Pause (nach gemeinsamen Malen und Auto spielen) um ein paar Worte zu schreiben. Ich habe mir auch schon einen kleinen Text zurecht gelegt. Von wegen wie schön es doch ist, wenn man alles stehen und liegen lassen kann um Zeit mit dem kranken Kind zu verbringen. Lieblingsessen kochen, Orangen auspressen, (hat meine Mama immer bei uns gemacht), Bilderbücher anschauen und sich gegenseitig Geschichten erzählen. Tage die bestens dafür geeignet sind, sich auf den Weg zum Kinderherz zu machen. Schwache Zeiten, die im Gepäck das Geschenk der Nähe haben. Ja, es könnte so schön sein. Wäre da nicht auch die andere Seite in mir, die innerlich seufzend an alles denke, was jetzt "wichtiges" liegenbleibt. Und diese Unruhe, die mich drängt viel zu oft aufs Handy zu schauen und die mich gestern dreimal zum Briefkasten geschickt hat (am Ende wurde ich mit einem kümmerlichen Kontoauszug abgespeist). Es ist die irrige Annahme, dass vielleicht eine lebensverändernde und wunderbar glücklichmachende Nachricht von außen zu mir kommt. Keine Ahnung was für eine Nachricht das sein könnte!? Vielleicht ein Anruf, dass ich den Nobelpreis gewonnen habe? Nur wegen was genau? Oder eine Einladung zu einem wilden Abenteuer? Lustigerweise poppt eben, während ich das schreibe, eine Nachricht auf dem BIldschirm auf mit dem Titel: "Unglaubliche Abenteuer warten auf dich - nur einen Klick entfernt!" Haha. Genau so.
Und dann schaue ich mich wieder hier um, richte mein Blick auf den inzwischen eingeschlafenen Sohn (wie schön!!!), die verstreuten Stofftiere, die volle Teetasse und das stehengelassene Obst. Und ich ahne es: Hier ist das Geschenk! Jetzt und hier. Kein Klick weit weg. Keine Nachricht auf die ich noch warten muß. Mir fällt dieser Spruch ein, den mir eine Lehrerin in mein Poesiealbum geschrieben hat:
Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das große vergeblich warten.                                         Pearl S. Buck
Ich fand das irgendwie blöd. So nüchtern. Und es hat sich gar nicht gereimt. Aber umso älter ich werde, umso mehr merke ich: Es ist so wahr! Wenn wir nicht aufpassen, dann  hetzt uns die Unruhe durchs Leben und wir verpassen so viele kleine Glücksmomente (und Klicks hat so ganz wenig mit Glück zu tun :-)).  
Also werde ich jetzt die Ungeduld ins Nebenzimmer schicken, bis sie sich wieder benehmen kann und als stille Neugierde zurückkommt. Bis dahin versuche ich das Glück zu fassen, wo auch immer es sich heute versteckt hat. ✰Im Geruch der warmen Erde, der von draußen kommt. ✰Im Geschmack des aufgewärmten Gemüseauflaufs ✩Im Sonnnenstrahl der die kleinen Luftpartikel wie Sternenstaub tanzen lässt ✰Im Worte auffädeln ✰Im  Lächeln der Nachbarin✰ Im Autoqartett spielen (irgendwo da drin, muß doch auch Glück versteckt sein! Nur wo???)✰ Im Kaffee mit aufgeschäumter Milch ✰Im gemächlichen Ticken der Uhr.(was für ein Luxus: Zeit haben. Sich Zeit gönnen um gesund zu werden!) ✰Im Klang des Geigenspiels aus dem Nachbarhaus ✰Im Zeit verstreichen lassen bei "nutzlosen" Dingen, aus denen warme Erinnerungen werden.

Willkommen kleines, großes Glück! ✰ Fast hätte ich dich übersehen. Wie schön, dass Du da bist.





Und DANKE (!!!!)  an alle die mit einem Klick Blumen nach Burundi geschickt haben! ✨ (Hier hängt klick und Glück doch zusammen :-)).
Der letzte Stand am Montag war: 325 Rucksäcke und Schuhe


10 Kommentare:

  1. Autoquartett! Mit nichts kann man mich schrecklicher quälen....Hubraum....Umdrehungszahl.....PS.
    PS: Danke für die wohltuenden, gutgewählten Worte.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Oh ja, und das schlimmste ist, dass es sooo lange geht. Egal wie sehr ich mich anstrenge möglichst schnell zu verlieren :-). Schick Dir liebste Grüße!!!

      Löschen
  2. Ja, die kleinen Momente des Glücks zu entdecken, das ist Leben! Ich stelle mir 'trotz allem' jeden Tag neu die Frage: Worüber freue ich mich heute?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Elsie! Das ist eine sehr gute Frage! (mir hilft gerade mein "Danke-Heft" dabei in dem ich versuche die kleinen Segnungen am Tag aufzuschreiben (nachdem ich das Buch von Ann Voskamp über Dankbarkeit gelesen habe:-)). Liebste Grüße und Segen zu Dir!!!

      Löschen
  3. Danke, liebe Christina! Ich habe mich so sehr wiedergefunden in dem unruhigen Warten auf das "Worauf eigentlich". Danke für die Erinnerung an die Spatzen in der Hand, das kleine Glück. Und die schönen Fotos! Herzlichste Grüsse zu dir!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke liebe Sonja!!! Ich schick dir liebste Grüße zurück (und deine neue Blogpost war ein Lichtblick in unserem Krankenzimmer! DANKE!!!)

      Löschen
  4. Hallo Christina!
    Ich erinnere mich wehmütig an die Autoquartett Zeiten mit meinen Jungs....heute sind sie 39 und 37 Jahre alt...schluchz, wo ist die Zeit geblieben?!! Genieß es, es geht so schnell vorbei:-)!!
    Grüße von Petra H.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ach Petra, ich danke Dir für diese klugen Worte! Daraufhin habe ich zu Samuel gesagt: "in 10 Jahren schauen wir zurück und sagen: weißt du noch? Wo du so krank warst und wir stundenlang Autoquartett gespielt haben und ich versucht habe zu verlieren ?" Ich will versuchen es zu genießen. Zumindest sein Strahlen beim Spielen.Segensgrüße zu Dir zurück, liebe Petra!

      Löschen
  5. Danke liebe Christina für diesen Text. Ich lese schon eine Weile bei dir mit und bin immer wieder erstaunt, wie genau das was du schreibst zu meiner Situatin passt. Gott ist groß.
    Liebe Grüße und gute Besserung dem kranken Kind.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich danke Dir für Deine lieben Worte! Das tut so gut zu hören (in einer Woche wo ich mich so nutzlos fühle ;-)). Sei ganz herzlich gegrüßt und SEGEN auch für Deinen Alltag!!!

      Löschen