Seit Wochen hat sich bei uns ein merkwürdiges Abendritual entwickelt: Ich sage Samu gute Nacht, sorge dafür dass das Licht im Gang an ist und kaum lasse ich mich im Wohnzimmer auf`s Sofa fallen ruft es: "Mama, ich träum schlecht!" Ich rufe ihm zu, dass man so schnell noch nicht träumen kann, aber er lässt sich nicht beruhigen. Er träumt von Schlangen und die sind jetzt in seinem Zimmer. Widerwillig verlasse ich den bequemen Sofa, suche sein Zimmer nach Schlangen ab, wedle ein bisschen durch die Luft und versichere ihm, dass keine da ist. Licht aus. Sofa. Ich zähle bis drei und da jammert es wieder verzweifelt von nebenan: "Mama, ich träum schlecht." Dieses Mal sind es die Räuber. Also werden die Räuber vertrieben. Das wiederholt sich so lange bis ich sauer werde und er weinend fragt warum ich sauer bin und dann sind wir wieder Freunde und ich umarme ihn und er schläft ein. Kein gutes Abendritual. Ich weiß.
Jetzt habe ich eine andere Lösung gefunden: einen Schutzplatz. "Schutzplatz" - das ruft Samu ganz oft wenn er mit anderen Kindern fangen spielt oder wenn er vor mir davonläuft und ich kurz davor bin ihn zu fassen. Sobald er dieses Wort ausgesprochen hat ist er an einem sicheren Ort und er wird in Ruhe gelassen. Nun habe ich ihm erklärt, dass bei Jesus auch so ein Schutzplatz ist, wenn die Angst vor der Schlange oder den bösen Räubern kommt. Er hat mir aufmerksam zugehört. Und ich glaube er hat es verstanden. In den letzten Tagen höre ich ihn manchmal noch flüsternd beten und dann ist Ruhe.
Ich finde es nicht immer einfach ihm den Glauben zu vermitteln - kindgerecht und doch nicht zu platt, dass er es in einigen Jahren als lächerlich abtut. Die Sache mit dem Schutzplatz hilft ihm vielleicht heute gegen seine unsichtbaren Schlangen und Räuber - aber wird es auch morgen helfen, wenn ihn ganz andere Dinge angreifen und bedrohen in dieser wunderbaren, zerbrochenen Welt? Gebe ich ihm nur eine kindliche "Abrakadabra-Formel", oder ist es real und tragfähig für sein Leben?
Ist es denn real und tragfähig in meinem Leben?
Ich denke ich hatte und habe in vieler Hinsicht - und im Vergleich zu den meisten Menschen - ein sehr gutes und ziemlich behütetes Leben. Und doch habe ich in meinen 46 Jahren Situationen erlebt in denen ich dringend einen Schutzplatz nötig hatte. Momente in denen es unglaublich dunkel wurde. Ängste. Schmerzen. Einsamkeit. Tod von geliebten Menschen. Enttäuscht und ausgebrannt. Blutend im Krankenwagen. Sorgen wie unüberwindbaren Wellenberge. Bedrückende Schuld. Alles Momente in denen ich zu Jesus gerannt bin. Und ich habe es genau so erlebt wie David, der zu Gott sagt:
Zu Dir kann ich jederzeit fliehen. Du bist meine Festung, die kein Feind bezwingen kann...Bei dir finde ich Zuflucht. (Ps.61).
Zu Dir kann ich jederzeit fliehen. Du bist meine Festung, die kein Feind bezwingen kann...Bei dir finde ich Zuflucht. (Ps.61).
Ja, Jesus war und ist der Schutzplatz meines Lebens. In den dunkelsten Momenten. In kleinen Alltagsstürmen. Bei ihm ist der Ort an dem ich Frieden finde. Immer wieder. Mein Zuhause.
verlorener Sohn / Rembrandt |
Diese Woche beginnt die Kar-Woche. Mein schlaues Herkunftswörterbuch sagt mir dass das althochdeutsche Wort Kara für schreien und jammern steht. Es ist die Woche in der wir Christen daran denken, dass Gott unser schreien und jammern gehört hat. Unsere Angst alleine im Dunkel. Ohne ihn. Und er hat sich nicht auf den himmlischen Sofa bequem gemacht und und ein kleines Licht in den Gang gestellt. Er hat Jesus in das Dunkel geschickt. In den Kampf gegen die alte Schlange die uns vernichten will. Nicht symbolisch. Ganz real. Schmerzen. Folter. Blut. Schreie. Er hat dem Dieb aus den Händen gerissen, was er uns geklaut hat und mit seinem Leben dafür bezahlt.
Das ist weit mehr als eine kleine Formel die Samu jeden Abend beruhigen soll. Das ist eine tiefe Realität über unserem Leben.
Der sicherste Ort bei einem Waldbrand ist die Stelle ist, an der das Feuer schon gewütet hat.
Verbrannte Erde unterm Kreuz.
Unser Schutzplatz.
In Feuer und Sturm.
Zu jeder Zeit.
An jedem Ort.
Das ist weit mehr als eine kleine Formel die Samu jeden Abend beruhigen soll. Das ist eine tiefe Realität über unserem Leben.
Der sicherste Ort bei einem Waldbrand ist die Stelle ist, an der das Feuer schon gewütet hat.
Verbrannte Erde unterm Kreuz.
Unser Schutzplatz.
In Feuer und Sturm.
Zu jeder Zeit.
An jedem Ort.
Der Vers hier
AntwortenLöschenhttp://die-beste-juppi.blogspot.de/2014/09/zum-schreien.html
hängt seit langem an meiner Wohnungstür, Innenseite, auf Augenhöhe, wenn man raus geht. Oder rein kommt und die Tür hinter sich schließt.
Manchmal reicht es, das zu lesen.
Er wirds zu einem guten Ende führen.
"Ende" muss ja nicht erst mit 80 sein …
;-)
Liebe Christina,
AntwortenLöschenich fand deinen Text gestern schon gut:) doch heute angesichts der Ereignisse liest sich das nochmal anders.
Ich bin sehr dankbar, dass ich diesen Schutzplatz auch mit meinen Kindern "aufsuchen" kann, gerade an Tagen wie heute.
Danke fürs erinnern,
Liebe Grüße,
Kathrin
Wie recht du hast, liebe Kathrin! Angesichts von dem Dunkel das sich mal wieder in diesen Tagen zeigt ist dieser Schutzplatz umso bedeutender für unsere Welt und für unsere Kinder.... liebe Grüße und gesegnete Ostern für dich und deine Familie!
LöschenLiebe Christina,
AntwortenLöschenmanchmal "vergesse" ich den Schutzplatz. So wie jetzt. Ein Danke, mit Tränen in den Augen, für disesen Text.
Ganz liebe Grüße und ein schönes Osterfest!
Anna
Danke liebe Anna! Ich hoffe du hattest auch schöne Ostern...
Löschenwünsche dir für den Alltag wieder viel Kraft und Segen!!!