Dienstag, 24. März 2015

Die Jugend von heute


Wir waren zu Besuch bei meiner Schwester.
Mein kleiner Neffe, den ich erst vor kurzem noch auf dem Sofa durchgekitzelt habe (so kommt es mir zumindest vor!), hatte ein wichtiges Handballspiel und wir wollten ihn anfeuern. Er hat toll gekämpft , trotz seiner Verletzung an der Hand, die noch nicht richig abgeheilt war.  
Am Ende hat seine Mannschaft tatsächlich gewonnen und sie spielen ab jetzt in der württembergischen Liga (hab nicht so wirklich Ahnung was das bedeutet, aber ich glaube es ist eine tolle Sache).  Die Spieler feierten und die Eltern im Publikum strahlten. Und als Tante war ich auch ein bisschen Stolz auf meinen coolen Neffen.

durchsetzten konnte er sich schon immer- hier gegen 4 Abwehrspieler!
Vor dem Spiel waren wir in der Kirche meiner Schwester. 
Am Anfang des Gottesdienstes kamen drei hübsche, junge Mädels nach vorne.
Sie erzählten von einer Reise auf die Philippinen, von den tausenden jungen Mädchen die dort auf der Straßen leben, von Armut und Zwangsprostitution. 
Und sie berichten von der "Beloved-Party" die sie für diese jungen Mädchen organisiert haben - ein Fest an dem sie gefeiert und gesegnet werden, sich stylen können (welches Mädchen macht sich nicht gerne hübsch!), ein Geschenk bekommen und das Bild einer Frau aus Deutschland, die ab jetzt ganz persönlich für sie betet. Sie wollen diesen Mädchen zeigen : ihr seid wertvoll, ihr seid geliebt und wir denken an euch. 

Im Sommer werden sie wieder mit einem kleinen Team dort sein, mit Organisationen vor Ort zusammenarbeiten und "Party machen". Im Moment gestalten sie ihre Homepage, gründen sie einen Verein und sammeln Unterstützer (besonders auch für Gebetspatenschaften mit einem Mädchen vor Ort).

Ich hörte ihnen gebannt zu und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen. Hier stehen drei Mädels, von denen ich denken würde, dass ihr Hauptinteresse den Models bei Heidi Klum oder irgendwelchen anderen Superstars gilt. Mädchen der "Heads-Down-Generation", mit einem Blick immer auf ihrem Handy-Display, in ihren sozialen Netzwerken.
Und sie erzählen uns aufgeregt und mit zitternden Stimmen von einer ganz besondere Casting-Show, bei dem jedes Mächen eine Krone aufbekommt und von einem soziales Netzwerk, das den Blick in die Welt richtet, hingeht, liebt, betet, nicht vergisst.



Auf ihrem Flyer haben sie den Satz von Ann Voskamp abgedruckt, der das wunderbar ausdrückt, was sie motiviert:

It`s only by amazing grace you were born where you were,
to be amazing grace for someone born somewhere else. 

(frei übersetzt: es ist nur erstaunliche Gnade, dass du an diesem Ort geboren wurdest, um erstaunliche Gnade für jemand zu sein der an einem anderen Ort geboren wurde). 

Nach dem Gottesdienst treffe ich eine Freundin von früher. Ich erfahre, dass eins der Mädchen ihre Tochter ist. Auf meine Begeisterung darüber, was die Mädels machen antwortet sie: "Ja, es ist toll. Aber muß es gerade meine Tochter sein?" Sie lacht dabei, ich spüre die Sorge einer Mutter, aber ich sehe auch, wie stolz sie ist.

Später sind wir bei meiner Schwester und ihrer Familie zum Kaffee trinken. Ein Freund kommt dazu, ein junger Kerl, Anfang 20. Auch er wird im Sommer auf den Philippinen mit dabei sein. 
Wir reden über Handball, über sein Studium, aber vor allem über Jesus. Er strahlt dabei. Hier ist ganz klar seine Leidenschaft. Bevor wir gehen fragt er Heio und mich, ob er noch für uns beten kann. Er spürt, dass wir total müde und abgekämpft sind. Wir nehmen es dankbar an.

"Die Jugend von heute", denke ich auf der Rückfahrt und ich merke, wie stolz ich auf diese jungen Leuten bin. Sie sind sicher nicht perfekt - man kann sich an ihren radikalen Aussagen stören und innerlich denken: "kommt erst mal in unser Alter".
Oder wir können unser Herz öffnen und erleben wie  sie uns Mut machen mir ihrer Leidenschaft, ihrem Kampfgeist und ihrer Hingabe. 

Ich merke wie müde ich in manchem geworden bin. Auf die Philippinen schaffe ich es im Moment ganz sicher nicht. Aber ich kann mich hinter diese jungen Leute stellen und sie unterstützen (z.B. mit einer Herzenspatenschaft).

Ich kann vielleicht ein wenig der Mensch für sie sein, den ich mir in meiner Jugend gewünscht hätte: 

Ich kann am Spielfeldrand stehen (Verbandszeug in der Tasche) und sie anfeuern, mitten in ihren Kämpfen und ihre Siege bejublen - stolz wie eine Mutter.

Ich kann ihren Plänen zuhören, mich mitfreuen an ihrer Begeisterung und an der "erstaunlichen Gnade" Gottes.

Und ab und zu will ich einfach meinen Kopf senken und mich von ihnen segnen lassen.

3 Kommentare:

  1. so sollte es doch sein, oder?
    Die Jungen haben die Ideen, die Alten das Geld, um die Ideen zu unterstützen, für deren Umsetzung sie zu alt (beschäftigt, unflexibel, verpflichtet, was weiß ich) sind.

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  2. Genau. Nur dass die Alten leider nicht so viel Geld haben, haha. Liebe Grüße zu Dir!

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  3. es ist immer genug Geld, um ein bisschen abzugeben.

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