Dienstag, 22. Oktober 2024

Just show up

Heute bin ich ziemlich müde aufgewacht und ich ahne bereits, dass das mit dem konzentrierten Schreiben eher nicht so klappen wird. Trotzdem setze ich mich vor den Computer und öffne ein leeres Dokument. Falls die Muse mich küssen möchte - ich wäre da. Das blieb mir als Tipp im Ohr von Autorinnen, die ich bewundere. "Just show up!" sagen sie. Sei einfach da. Jeden Morgen. Schreib einen ersten Satz. Und dann folgt vielleicht noch ein zweiter und wer weiß: vielleicht hast du am Ende eine Geschichte. Wenn nicht, dann leg nach einer Weile den Stift zur Seite oder schalte den Computer aus und sag dir: Ich hab's wenigstens versucht. Und morgen versuche ich es wieder.

Ich habe neulich darüber gelesen, dass Johann Sebastian Bach am Anfang seiner Kompositionen immer diese zwei Initialen geschrieben hat: J.J. Das steht für die lateinischen Wörter: Jesus.Juva. Jesus.Hilf.  Mein innerer Kritiker, der heute leider nicht müde sondern hellwach über meine Schulter schaut, verdreht die Augen: Willst du dich jetzt etwa mit dem Genie Bach vergleichen?  Ich versuche nicht auf ihn zu hören. Manchmal geht das am besten, wenn ich aufschreibe was er sagt, damit er sieht wie dumm das ist. Natürlich will ich mich NICHT mit Bach vergleichen, aber wenn dieses Genie vor seine ersten Töne ein "Jesus.Hilf." gesetzt hat, dann brauche ich das doch erst recht. Für mein Schreiben. Aber auch für mein ganzes Leben. Für jeden meiner Tage. Vielleicht sollte ich diese zwei Initialen auf unsere (frisch gestrichene) Schlafzimmerwand schreiben: J.J. Und mein Kind, das Lateingenie, rätseln lassen, was es bedeutet (was mich an seine kommende Klassenarbeit erinnert wozu ich aus tiefstem Herzen nur Jesus Juva! sagen kann).

Was eine bekanntere Sache ist (zumindest für Menschen, die als Kinder in seeehr langen Gottesdiensten mit klassischer Musik die Liedblätter studiert haben):  Bach hat unter seine einzelne Werke immer S.D.G. geschrieben hat. Soli deo gloria. Gott allein die Ehre. Und auch hier ruft mein hellwacher Kritiker gleich: Ja, wenn man so wie Bach komponieren konnte, dann kann man das als Abschluß schreiben. Aber unter deine Artikel und Blogeinträge?  Besonders unter diejenigen, bei denen du schon beim Abschicken weiß: Das ist jetzt vielleicht ein bisschen armselig, aber besser ging's heute nicht. Was bitte könnte dabei eine Ehre für Gott sein? 

Neulich habe ich einer Autoren-Kollegin aus meiner Gemeinde von einer ziemlich misslungenen Lesung erzählt. Ich wäre an dem Abend so gern ein wenig anders gewesen und hätte auch gern die Umstände ein wenig anders gehabt, aber es ging einfach sehr, sehr vieles schief. Und ich bin total entmutigt heimgefahren. Immer noch entmutigt bin ich dann zum Gottesdienst gegangen. Ganz nach dem Motto: Just show up.  Und als ich dort der Weggefährtin die ganzen Missgeschicke aufgezählt habe konnte ich beobachten, wie sich eine große Erleichterung auf ihrem Gesicht ausgebreitet hat. "Ach, dass dir sowas passiert!", sagte sie glücklich. "Das macht mir jetzt so richtig Mut!" Später hat sie sich sogar über WhatsApp nochmal dafür bedankt. Soli deo gloria, kann ich dazu nur sagen! :-) Und deshalb will ich das ganz trotzig glauben:

Unter verhauene Lesungen und unter zähe Predigten, bei denen mir der Schweiß ausbricht, weil ich merke, das kommt nicht an: Soli deo gloria.

Unter Texte, die eigentlich hätten besser sein können, die ich aber heute nicht besser hinbekommen habe: Soli deo gloria.

Unter müde Tage, an denen ich wieder mal viel zu ungeduldig war mit den lateinlernenden Kind und nach halbherzigen Versöhnungen am Abend: Soli deo gloria. 

Am Ende des Tages kann ich einfach nur sagen: Nimm es Jesus. Das was heute möglich war. Mach was draus. Dir zur Ehre.

Und am nächsten Morgen starte ich neu. Mit einem Jesus.Juva. auf den Lippen. 

Wer weiß, vielleicht wird es am Ende eine richtig gute Geschichte.


Apropos gute Geschichte: Schon seit einigen Wochen will ich euch gerne das neue Buch von Anne Gorges vorstellen. Eben genau der, mit der ich nach der misslungenen Lesung zusammensaß. Sie hat so eine wunderbare und ehrliche Art zu schreiben, dass es mir jedes Mal richtig Mut macht wenn ich etwas von ihr lese!  Und bei diesem Buch ging es mir nicht anders:


Anne nimmt und mit hinein in Geschichten vom Wachsen und Staunen, und öffnet die Tür zu ihrem Herzen und ihrem Schrebergarten - dem Stückchen das keiner wollte. Sie schreibt über Anfängerfehler, über die Erbsenernte und andere Dingen, die sich eigentlich nicht lohnen, über die Dinge einem über den Kopf wachsen (nicht nur im Garten), über Hängemattentage, über Brokkoli-Fehlschläge und vieles mehr. Ich beobachte, wie sie im Garten werkelt und manchmal auch verzweifelt an der Hecke reißt und dann mit einem Feierabendbier schwitzend auf die Gartenbank sitzt und einen Segen schreibt. Für die Jahreszeit, in der wir uns gerade befinden. Unter die letzte Seite kann man nur ein dickes Soli deo gloria! schreiben. Weil sie einfach Tag für Tag Wort an Wort gereiht hat, oft auch ziemlich müde, und richtig gute Geschichten daraus geworden sind (und ihr könnt das Buch auch hier, direkt bei der Autorin, bestellen). 

 

dazwischen gibt es sogar kleine,hilfreiche Gartentipps!

Und noch eine Empfehlung für eine Veranstaltung mit einer tollen Künstlerin, falls ihr in der Nähe von Heimerdingen wohnt und für Samstag noch nichts geplant habt: Die Sängerin Sarah Brendel hat ein sehr berührendes Buch geschrieben mit dem schönen Titel: "Das Kleinste ist nicht zu klein." Und wenn Sarah ihre Lieder und Geschichten teilt, dann wird das bestimmt ein ganz besonderer Abend.


S.D.G.

Mittwoch, 9. Oktober 2024

Nichts Besonderes

Gerade komme ich von unserer Arztpraxis zurück. In den letzten 24 Stunden habe ich ein kleines Kästchen um den Hals getragen, das meine Herzschläge aufgezeichnet hat. Nachdem ich meinen Mann in den letzten Wochen zu oft vom Schlafen abgehalten habe, weil mein Herz sich abends einfach nicht beruhigen wollte, hat er mich dringend gebeten, das beim nächsten Arztbesuch zu erwähnen. Und schwupps, hatte ich so ein Teil am Hals. Dazu wurde mit ein leeres Blatt in die Hand gedrückt mit der Bitte alles aufzuschreiben, was ich in den nächsten 24 Stunden so tue. Was ich TUE??? Der Wetterdienst hatte einen langen Regentag angekündigt. Ich hatte nichts weiter geplant als heimzufahren, zu kochen, ein bisschen aufzuräumen, einen genervten 13 Jährigen zum gemeinsamen Puzzlen zu überreden, zum Haus der Freunde zu laufen und wieder zurück und dann früh ins Bett zu gehen. Hoffentlich verletzt sich die Arzthelferin nicht ernstlich, wenn sie beim Lesen meines Protokolls vor Langeweile vom Stuhl fällt.  Ich wollte wirklich etwas Spannendes einbauen. Wenigstens eine Sache bei der die medizinische Fachkraft staunend zu ihrer Kollegin gesagt hätte: "Schau mal was die Frau Schöffler gemacht hat! Wie krass ist das denn!" Aber da hätte man das Gerät schon jemand anderem umhängen müssen. Auch heute vormittag konnte ich, nach 1. Aufstehen und 2. Frühstücken nur eine Sache aufs Protokoll schreiben: Schreibtisch. Und dann: Fahrt zum Arzt. (auf dem E-Bike). Eine Stunde früher als geplant, aber ich wollte die Sache einfach hinter mich bringen. 
In der Praxis wurde ich sofort in eins der freien Untersuchungszimmer gebeten. "Gerade eben habe ich mit meiner Kollegin über sie geredet!", strahlt mich die nette Arzthelferin, während ich mit freiem Oberkörper vor ihr sitze und sie mich von Kabeln und Kästchen befreit. "Ehrlich?", frage ich. In mir keimt Hoffnung auf. Vielleicht habe ich bei meinem letzten Besuch durch irgendeine Sache richtig Eindruck hinterlassen. Keine Ahnung was, aber manchmal fällt einem das ja selber nicht auf, wenn man etwas Beeindruckendes tut. Oder sie haben entdeckt, dass ich Bücher schreibe? Dass sie sozusagen kurz davor stehen, eine berühmte Schrifstellerin in ihrer Datenbank zu führen... Sie unterbricht meine inneren Höhenflüge: "Ja, wir haben gehofft dass sie ein bisschen früher kommen, weil wir das Gerät dringend für den Nächsten brauchen." Alles klar. Ernüchtert lege ich meinen Protokoll auf den Tisch (geschriebenen Seite nach unten) und sehe, dass dort bereits der Aufschrieb, einer anderen Patientin liegt. Sie hat nur drei DInge eingetragen. Mit zitternder Schrift: Treppenlaufen. Toilettengang. Bett. Ich muss schlucken. Plötzlich kommt mir mein Protokoll gar nicht mehr so langweilig vor, sondern ganz herrlich gewöhnlich.  Die Arzthelferin verabschiedet mich mit den Worten:  "Wenn was Besonderes ist, geben wir Bescheid!" Mir wird plötzlich bewusst, dass an diesem Ort die Worte "nichts Besonderes" und "ganz Normal" die besten Worte sind, die man nur hören kann. Und während ich in der klaren Herbstluft nach Hause radle fällt mir der Satz ein, den ich von einem alten Menschen gehört habe: "Alltag und Schmerzfreiheit - das ist großes Glück."

Vor ein paar Tagen hat mir eine Freundin den Bericht einer freigekommenen israelischen Geisel geschickt. Andere sind noch in Gefangenschaft. Nun seit über einem Jahr. Sie erzählt, dass ihr Bruder dort, an dem verschleppten Ort in Gaza gesagt hat, dass das was er am allermeisten vermisst, der Moment am Schabbatabend ist, in dem der Wein in die Gläser gefüllt wird und der Segen über allen Anwesenden gesprochen wird. Sie konnten dort wohl eine Tetrapackung Saft in ihr Versteck schmuggeln und jede Woche, am Freitagabend trinken sie einen kleinen Schluck daraus. Immer in der Hoffnung, dass sie am nächsten Schabbatabend   wieder Zuhause sein werden...Normalität. Kleine, unaufgeregte Rituale. Oft kaum wahrgenommen. Geliebte Menschen am Tisch. Warmes Essen. Ein Segensgebet. Schalom.

Gesegneter Alltag. Das ist ein Regennachmittag und kleine Streitereien. Fahrrad und Frieden und ein warmes Zuhause.  Ein Tagesprotokoll aus vielen kleinen und ganz gewöhnlichen Dingen. 

Während ich hier darüber schreibe, denke ich an all diejenigen, denen dieser Alltag genommen wurde. In Israel. In Gaza. Im Libanon. In der Ukraine und an so vielen Orten auf der Welt. Ich denke auch an die alten Menschen, deren Alltag auf Treppensteigen und Toilettengang reduziert ist und die so wenig segnende Hände erleben.  Ich denke an die Blogleserin, für die der gewohnte Alltag mitten in diesem Sommer, mir der schweren Diagnose ihres Mannes, aufgehört hat.   Ich denke an die 101 Geiseln, darunter ein junger Israeli, der wahrscheinlich auch diese Woche einen kleinen Schluck aus der Tetrapackung nehmen wird, in der Hoffnung am nächsten Schabbat wieder Zuhause zu sein.

Bring them home, bete ich. 

Bring them all home.

Und ich flüstere Danke. Danke - nicht nur für die "nicht besonderen" Tage, für Alltag und Schmerzfreiheit, sondern danke vor allem dafür, dass ich ein Zuhause habe. Dass wir alle ein Zuhause haben. An dem uns offene Arme und segnende Hände erwarten. An jedem Tag unseres Lebens.


 

Mittwoch, 25. September 2024

Herr der Lage

Jetzt sind wir wieder im vollen Leben gelandet und ich bin, schneller als gedacht, ziemlich aus der Puste gekommen. Ich starte meine Tage mit dem blöden Gefühl, dass ich der Zeit hinterherlaufe. Was, heute ist schon Mittwoch? Ich dachte, es ist erst Dienstag! Und eigentlich hätte ich vor einer halben Stunde anfangen sollen, damit ich mit dem fertig werde, was ich heute erledigen wollte.... (dummerweise hat das Kind wieder erst zur dritten Stunde Unterricht - ich komme zu nichts!).  Wenn ich so gehetzt unterwegs bin, dass selbst die Sonntage keine wirkliche Verschnaufpause bieten, dann weiß ich: Es ist Zeit alles stehen und liegen zu lassen und Pause zu machen. Das hört sich erstmal ziemlich unlogisch an. Aber es ist so, wie es der Theologe T.C. Wright ausgedrückt hat: 

Manchmal müssen wir langsamer werden, damit wir wieder mit Gott Schritt halten können. 

Das habe ich gestern dann einfach getan. Ich habe alles drängende zur Seite geschoben und einen ausgiebigen Spaziergang gemacht. Davor bin ich lange auf unserem Sofa gesessen und habe ein paar Steine bei Gott abgelegt. So ganz sichtbar (machmal brauche ich das). Ich habe die Dinge, die mir gerade auf die Seele drücken, vor Gott ausgebreitet, wie schwere Gepäckstücke, die man aus dem Rucksack holt. Und dann habe ich gesagt: "Jesus, bitte kümmere dich darum. Mir ist das zu schwer. Wenn ich das alles auch noch mitschleppen muss, dann schaffe ich das nicht." Und dann bin ich mit leichterem Herzen nach draußen gegangen. Hab die letzten Sonnenstrahlen genossen, die Feldblumen und den Flug der Graureiher bewundert. Abends habe ich mit dem Kind Tischtennis im Garten gespielt und bin früh ins Bett gegangen. Mit dem Buch von einem Freund, das ich schon vor längerer Zeit einmal gelesen habe. Vermutlich viel zu schnell. Jetzt entdecke ich plötzlich allerhand neue Schätze darin. Ein Satz der mich besonders angesprochen hat ist der:

Gott erwartet nicht, dass wir ihm aufgrund geisticher Brillanz oder religiöser Sentimentalität glauben, sondern dass wir ihm trauen, der Herr der Lage zu sein. Das klingt wenig. Ist aber erstaunlich viel. Denn wenn Gott Herr der Lage ist, muss ich es jedenfalls nicht sein. Was unglaublich entlastet. (Norbert Roth in: Haltepunkte)
Ich denke an die Steine, die ich am Morgen abgelegt habe. Und merke, dass es genau darum geht: Anzuerkennen, dass Gott Herr der Lage ist. Dass er das alles halten kann. Wirklich ALLES. Mich. Meine Familie. Meine Freunde. Die Weltsituation. Er hat sogar noch Platz im Gepäck, falls heute noch was dazukommt.  Er sagt mir: Es ist in Ordnung. Ich weiß um alles. Ich bin da.  Und dann nimmt er mir den schweren Rucksack von den Schultern. Wenn ich nach einer Weile sage: "Jetzt könnte ich ihn wieder nehmen", lacht er nur und schüttelt den Kopf. Und wenn ich, nach der nächsten kleinen Pause, sage:  "Ich könnte jetzt auch wieder schneller, wir sind ein bisschen hinterher" dann tut er so als würde er mich nicht hören und bleibt bei seinem Tempo. Ziemlich langsam, wie ich finde. So geht nur jemand, der Herr der Lage ist.

 



Mittwoch, 11. September 2024

End of Season

Vergangenen Samstag lag ich noch mit einer Freundin und ihren zwei Jungs am Badesee. Wir haben den (wahrscheinlich) letzten heißen Spätsommertag angemessen verabschiedet: mit Pommes und Eis im Bauch und Sand zwischen den Fußzehen. Pünktlich zum Beginn des neuen Schuljahrs hat bei uns das Herbstwetter eingesetzt. Das örtliche Schwimmbad schließt die Tore - End of Season! - und ich ziehe glücklich meine Regenjacke an und gehe nach draußen, versuche die stachligen Kastanienschalen zu öffnen (noch ein bisschen zu früh!) und besuche den kleinen Teeladen im Nachbarort. Die Verkäuferin freut sich auch über das abgekühlte Wetter- schließlich kaufen die Leute jetzt mehr Tee bei ihr. Wir reden darüber, wie schön das ist, dass wir vier Jahrezeiten haben und sie sagt: "Immer wenn ich denke, dass es jetzt aber auch reicht mit Sommer, oder Herbst oder Winter... kommt die nächste Jahreszeit. Und ich freu mich daran. " Ich kann ihr nur zustimmen (auch wenn ich hinzufügen muß, dass der Herbst eine besondere Freude bei mir auslöst!).

Auf dem Rückweg frage ich mich, ob das nicht vielleicht auch auf unsere Lebenszeit zutreffen könnte: Dass immer dann, wenn man denkt " jetzt reicht es aber!" (mit dem Nächte durchtanzen und der jugendlichen Freiheit, mit dem Kindererziehen oder dem Ausprobieren von verschiedenen Lebensentwürfen, mit der beruflichen Karriere und dem Wunsch ganz vorne mit dabei zu sein..) die nächste Jahreszeit um die Ecke kommt.

Ihr merkt: mit dem kommenden Herbst mache ich mir wieder Gedanken über das Älterwerden und die Veränderungen des Lebens. Manches davon macht mir auch Angst. Es stimmt ja, was die Holllywood Diva Mae West gesagt hat: Altwerden ist nichts für Feiglinge. Aber vielleicht können wir die nächste Lebenszeit in der frohen Gelassenheit begrüßen, dass es jetzt auch Zeit dafür wird? Während dem Schreiben muß ich an meine Oma denken, die in  ihren letzten Lebensjahren so zufrieden auf ihrem Sofa saß und wenn sie nicht gerade Besuch von ihren Freundinnen hatte, war sie meist in eins ihrer Bücher vertieft. Sie hatte kein einfaches Leben aber auf ihrer letzten Wegstrecke auf dieser Welt war sie so erfüllt von einem dankbaren Staunen...

Und mit dem Staunen bin ich auch wieder in Gedanken bei der Sommerzeit. Langsam sortiere ich die Erlebnisse und einige davor sind viel zu groß, dass sie in irgendeine Schublade passen würden. Ich lasse sie einfach draußen liegen und bewundere sie noch ein wenig. Und ich denke daran, wie wir morgens in unser Auto gestiegen sind, froh die Klimaanlage einzuschalten und der Hitze zu entkommen,  und mir auf den ersten Kilometern Meilen immer dieses Lied zugeflogen ist: 

Open the eyes of my heart Lord, I want to see you!

Singend sind wir losgezogen, gespannt was um die nächste Ecke liegt....



Das ist ein Gebet das ich gerne mitnehmen will, in die nächste Jahres- und Lebenszeit: Ich wünsche mir offene Augen! Ich bitte mit dem Blinden, den Jesus fragt was er ihm tun soll, dass ich sehend werde! ...und alle Schönheit ist Abglanz von Ihm, schreibt Ann Voscamp.

Auch wenn um die Ecke nicht der gewaltige Grand Canyon liegt oder die beeindruckenden Mammutbäume. Jetzt sind es samtige Kastanien und bunte Herbstblätter und ruhige Begegnungen am Abend - vor unserem Ofen oder auf den kommenden Musiklesungen (schaut gerne mal hier vorbei, ihr seid herzlich dazu eingeladen!). 

End of season heißt eben auch immer: Anfang der nächsten Season...ach, ich freue mich auf den Herbst!


Open die eyes of my heart lord, I want to see you.

 

 




Dienstag, 27. August 2024

Wieder da!

Für alle, die sich schon Gedanken gemacht haben, ob wir vielleicht noch mit Autopanne in Nevada festhängen und dass wir doch besser auf den dicken Typ auf der Bettkante gehört hätten, ein kurzes Lebenszeichen: 

WIR SIND WIEDER DA! 

Wir haben es tatsächlich geschafft! Und ja - der Roadtripp war herausfordernd! Als wir beispielsweise mit blinkender Leuchte vom fast leeren Benzintank durch eine weite Wüstenlandschaft fuhren, nachdem ich den unbesorgten Fahrer zuvor mehrmals auf eine Tankstelle hingewiesen hatte, hatte ich kurz die Befürchtung ob unsere Ehe (oder der Mann hinterm Steuer) die Reise überleben würde. Und ab und zu, wenn wir  kilometerlang ein jammernden Ton im Ohr hatten, war der Gedanke verlockend unser Kind "ausversehen" am nächsten Rastplatz zu vergessen (wir hätten ihn bestimmt nach ein paar Stunden reumütig wieder eingesammelt!). Und manchmal war ich selbst so unausstehlich, dass ich es als große Gnade meiner Mitreisenden ansehe, dass sie mich nicht im  Klapperschlangegebiet am Seitenstreifen zurückgelassen haben.  Aber dazwischen waren ganz viele herrlichen Momente, in denen ich nur staunend flüstern konnte: "Danke Gott, dass wir das gemeinsam mit dir erleben dürfen!"  

Letzte Woche sind wir sonnenverbrannt und todmüde, mit viel Dreckwäsche und ein paar zerschmolzenen Reisepräsente in den schweren Koffern, in Frankfurt gelandet Die vielen Erlebnisse und Eindrücke, die wir ebenfalls mitgebracht haben, liegen noch weit verstreut zwischen Herzkammern und Gedankengängen und warten darauf anständig einsortiert zu werden.  Das wird wohl noch ein wenig dauern. Von daher kann ich heute nur auf ein paar Fotos zeigen und ganz amerikanisch dazu stammeln, dass es "great"und "awesome" war (denn das sind schließlich die Momente, die man auf den Fotos festhält): 


Flugangst besiegt...
 
und in Mexico-City gelandet

 
 Über mexikanisches Hochland...

ins bunte San Miguel de Allende.

 

schützende Bäume vor Sonne und Regen


ganz viel Regen!

Immer wieder: große und kleine Kunstwerke bewundern,

der hier: all the way from Canada! (angekommen nach drei Generationen!)    


auch mein Lieblingsneffe: angekommen in Mexico!

Grund unserer Reise: Wir standen auf der Gästeliste ...


und durften mitfeiern! 

Und kaum hatten wir uns so richtig eingelebt...  



ging's auch schon weiter.  




warum wollten wir nochmal hierher???


alles fake - außer den überforderten Touristen ;-)





Deshalb!


 Grand Canyon. 

Jetzt weiß ich was es bedeutet, wenn einem ein Anblick buchstäblich den Atem verschlägt. Noch nie hat mich die Schönheit von einem Ort so überwältigt. Es kam mir so als hätte der Schöpfer hier sein Meisterstück in der Wüste geformt und händereibend vor Freude darauf gewartet, dass seine Menschenkinder es entdecken.


Das Staunen begleitete uns am Pazific...

und beim Anblick der Mammutbäume.



wir staunten im Yosemite Park...




und sprangen an den herrlichsten Orten ins Wasser!


immer ein klein wenig angespannt, dass so einer auftaucht.

Aber keiner gesichtet! Auch nicht am schönen Lake Tahoe.    


Andere scheue Tiere.. 


manchmal ganz nah.


Und ganz viel: "on the road again"..

 und schöne Zwischenstopps auf dem Weg



und nach dem Frühstück ging's weiter.


Wilde Schönheit...


 
Lieblingsorte





traditionelle Fischsuppe probieren- danach war's mir schlecht.

Alcatraz von weitem bestaunen (Tickets hätten wir schon im Januar buchen müssen)


Pelikane bewundern...

und viele Sonnenuntergänge, einer schöner als der andere.




bis wir mit den Vögeln...
wieder heimwärts geflogen sind.

Jetzt sind wir wieder hier. Wir vertreiben die Fruchtfliegen aus der Küche, die während unserer Abwesenheit Party gemacht haben, mähen den Rasen, sammeln Äpfel unter den Bäume auf und erklären dem Kind unermüdlich warum wir ALLE GEMEINSAM im Haushalt helfen. Nachts liegen wir mit weit geöffneten Augen im Bett (weil in Amerika schließlich Tag ist!) und versuchen zu fassen was wir alles erleben durften!  Und wie groß und weit diese Welt doch ist! So klein kann man sich bei dem Gedanken vorkommen. Und gleichzeitig so leicht und sorglos werden, wie die Vögel am Himmel....

Gestern habe ich in unserer Küche, während dem Essen kochen und gleichzeitigem Predigthören, diesen wunderbaren Satz auf einen Zettel gekritzelt: 

Gott ist der Künstler, der am Ende der Ausstellung steht, in der Hoffnung, dass Du auf ihn zukommst.     (Johannes Hartl)

Die Ausstellung dieses Sommers war grandios! Great. Awesome. Und ich kann nicht anders als zu denken: 

 

Wie unfassbar schön muss der sein, der das alles erschaffen hat!