Donnerstag, 10. Juli 2025

Was mein Leben reicher macht (und ein Sommersegen)

                                                                                                    Blogpost enthält unbeauftragte Werbung

Heute bin ich beim Lesen der aktuellen Joyce-Ausgabe auf die gute Frage gestoßen: "Was macht dein Leben gerade schön?" Das hat mich daran erinnert, dass ich hier eine zeitlang die Rubrik hatte "was mein Leben reicher macht." Ich dachte mir, dass ich darüber mal wieder schreiben könnte. Hier also die Dinge, die mein Leben gerade bereichern:

Kühlere Tage nach der Hitzewelle 
So sehr ich die langen warmen Sommerabende mag -  wenn es  tagsüber zu heiß wird (sprich an die 30 Grad) schaltet mein Körper alle überflüssigen Features ab (inklusive die Hirnleistung) und beschränkt sich auf lebenserhaltenden Funktionen. Atmen. Trinken. Essen. Atmen. Nachts schleppe ich meine Matraze in unseren kühlsten Raum und warte bis zum frühen Morgen, dass etwas kühlere Luft von draußen kommt. Es ist das schönste Geräusch wenn nach Tagen endlich der Regen fällt! Mit den Regentonnen im Garten füllt sich auch meine Energie wieder auf. Bis zur nächste Hitzewelle... Die Südländer machen es uns seit Jahren vor: zur heißesten Tageszeit sollte man - wenn irgend möglich! - alle Effektivität sein lassen und sich mit einem kühlen Getränk in den Schatten setzen oder ausgiebig Siesta halten!



Wiedergefundene Bücher am Abend
Wenn ich schlecht schlafe, dann brauche ich Lesestoff.  Leider finde ich in unserer Stadtbücherei, seit dort im Frühjahr alles renoviert und alle Regale umgestellt wurden, keine Bücher mehr. Deshalb stehe ich Abends vor meinem Bücherregal und suche nach meinen Lieblingsbüchern. Schon oft gelesen. Und immer wieder berühren sie mich neu. Zum Beispiel die Geschichte über Hannah Coulter, von Wendell Berry, die ich nun schon zum dritten Mal lese (leider nur auf Englisch erhältlich).  Jedes Mal muß ich dabei weinen, weil sie etwas tief in mir berührt, was ich gar nicht richtig fassen kann. Dann wecke ich Heio mitten in der Nacht und bitte ihn, nicht vor mir zu sterben. Eine Zusage die er mir in seiner nüchternen Art natürlich verweigert. Ich vermisse die Orte und die Menschen, die ich verloren habe und bin gleichzeitig so dankbar, für alles was mir geschenkt wurde. Mit Hannah Coultiers Worten:

Die Liebe, die wir in dieser Welt erleben, wächst nicht aus der dünnen Luft...wie wir selbst wächst sie aus der Erde. Sie hat einen Körper und einen Ort.  


 

 

Eine Festvorbereitung und ein wiedergefundenes Lied 
Ich sortiere Fotos für unsere 30-Jahre-Gemeindefeier im September. Unfassbar, dass es uns schon so lange gibt! Und wie viel in diesen Jahren geschehen ist. Gutes und auch Schweres. Und was sich alles verändert hat. Wie WIR uns verändert haben! Und dann - die Dinge die bleiben. Was Wert hat, auch noch nach 30 Jahren. Kindersegnungen. Taufen. Gottesmomente. Die Liebe, die wir geteilt und die zusammen erlebt haben. Hier, bei diesen Menschen, durfte ich wachsen und aufblühen. Hier - in aller Unperfektheit! - ist für mich die Liebe, die einen Körper und einen Ort bekommen hat. Hier ist auch die Hoffnung, dass unsere gemeinsame Geschichte noch nicht zu Ende ist. Wie ich in dem Buch über unsere Gemeinschaft geschrieben habe: 

Ich möchte am Ende meines Lebens mit vertrauten Menschen zurückschauen auf unsere Tage, als würden wir durch ein altes Haus gehen, das vielleicht die nächste Generation abreißen wird, um etwas Neues zu bauen. Aber wir haben unser Leben darin verbracht.  

Wie dankbar bin ich für Gottes Treue zu uns. Immer wieder geht mir seit Wochen eine Liedzeile durch den Kopf. Jetzt endlich habe ich das Lied dazu gefunden. Bestimmt ist es auch schon fast 30 Jahre alt. Aber es drückt so gut aus, was ich im Rückblick empfinde... 

 

This will be my story, this will be my song: 

You`ll always be my saviour and you`ll always have my heart. 

(Matt Redman, "befriended") 
 


 
Der immergrüne Nachbargarten
Bei meiner Spazierrunde staune ich jedes Mal über diesen Garten! Zu jeder Jahreszeit (außer im Winter) blüht er! Und das Erstaunliche: Ich habe noch nie jemand dort arbeiten sehen. Überhaupt sehe ich nie jemand aus diesem Haus kommen. Vielleicht, so stelle ich mir vor, wohnt darin eine alte Frau, die zeitlebends ihren Garten so angelegt hat, dass er jetzt - so ganz ohne ihr zutun - blüht. Sie kann nun einfach am Fenster sitzen und sich an dem Anblick freuen. Ich freue mich jedenfalls immer sehr darüber. Und hoffe, dass mein Leben ähnliches hervorbringt: Dass ich mich im Alter zurücklehnen kann, Siesta halten, und mich an allem freuen kann was gewachsen ist und vielleicht sogar immer wieder aufblüht. Das erinnert mich an Bibelstelle, in der von einem Baum geschrieben wird, der am Wasser gepflanzt ist. Tief unter der Erde, im Verborgenen, über viele Jahre - und vielleicht gerade durch Dürrezeiten -  hat sich ein Wurzelwerk gebildet, dass sich zum Wasser ausstreckt. Die Folge: seine Blätter verwelken nicht. Nicht mal in der größten Sommerhitze. Ein immergrüner Garten. Mit direkter Verbindung zur Quelle. 

 


Vorfreude auf die Urlaubszeit 
In diesem Jahr werden wir keine große Reise machen (wie im letzten Jahr), aber wir fahren ans Wasser - ans schwäbische Meer! Wir dürfen das Haus von Freunden am Bodensee "hüten" (was für ein Geschenk!) und ich freue mich schon auf die Zeit. Ich hoffe sehr auf Erfrischung.(auch mit einem, sagen wir mal, etwas weniger vorfreudigen Teenager im Gepäck ;-))  Da wir in Baden-Württemberg ja immer die Letzten sind, die Sommerferien haben, sind einige von euch bestimmt schon mitten im Urlaub. Deshalb an dieser Stelle:

 

Ein Sommersegen.

Sei gesegnet in diesem Sommer.

Sei gesegnet deine Hände ruhen zu lassen

und schattige Orte aufzusuchen, 

die dir Erfrischung schenken.

Sei gesegnet mit guten Worten und Geschichten, 

die wie Regen auf deinen Herzensboden fallen.

Sei gesegnet an deinen Tagen und in deinen Nächten, 

in der Vorfreude und im Vermissen. 

Vertraue ein wenig mehr darauf, 

dass Leben aus deinen Tiefen hervorbricht 

und alles zu Seiner Zeit wachsen wird.

Der treue Hirte führe dich zu frischen Wasser. 

Amen.



Freitag, 27. Juni 2025

In der Töpferwerkstatt

Wäre diese kleine Blogecke ein Wohnzimmer müsste ich jetzt - nach fast zwei Monaten Pause -  erstmal in den Regalen Staubwischen und kräftig durchlüften. Aber heute strahlt mir beim 'Fenster öffnen' die weiße Seite mit dem blinkenden Cursor frisch und einladend entgegen. Und überhaupt fühle ich mich nach den vielen Jahren hier ein bisschen wie bei alten Freunden: Wir machen einfach da weiter wo wir aufgehört haben. Und so öffne ich heute diesen kleinen Tante-Emma-Laden wieder mit frohem Herzen und sage: "Schön, dass ihr wieder da seid!" (Die Öffnungszeiten sind gerade sehr unregelmässig. Wenn ihr einen neuen Beitrag deshalb direkt ins Email-Fach bekommen wollt, damit ihr hier nicht umsonst vorbeischaut, dann schickt einfach eine kurze mail an: chris.f@freenet.de) 

Und hier steht tatsächlich etwas Neues im Regal!  Das Schöne beim Loslassen ist nämlich, dass man etwas Neues in die Hand nehmen kann. Und ich habe die Plastiktastatur gegen weichen Ton eingetauscht.  Der Wunsch danach kam ziemlich überraschend und unglaublich drängend über mich. Und schon war ich, gemeinsam mit einer Freundin, auf dem Weg zu einem Töpferseminar. Ich habe seit meiner Grundschulzeit nicht mehr getöpfert! Damals entstand ein leicht missratenener lila Elefant, den meine Eltern tapfer im Wohnzimmer aufgestellt haben. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich mich - wenn überhaupt - erst im hohen Alter wieder mit dem Töpfern beschäftigen würde, weil das doch eher was für alte Menschen ist. Als ich dann die Überschrift von dem Artikel sah, der vor Ort in der Töpferwerkstatt hing, musste ich erstmal lachen: 

Ich war zur Abwechslung also mal so richtig im Trend! In England gibt es sogar eine richtig angesagte Show the great Poterry Throwdown in der Amateur-Töpfernde gegeneinander antreten (Schaut mal hier). Unsere kleine Gruppe trat - Gott sei Dank! - nicht gegeneinander an, sondern wir waren einfach zusammen da. Als wir am ersten Abend die Werkstatt der wunderbaren Künstlerin Hanna betraten (ihr Kommentar: "mein Hobby ist etwas eskaliert!") war für jeden ein Platz am Tisch vorbereitet.


Dann bekamen wir einen Klumpen Ton und ich musste erstmal lernen den Blick nicht nach rechts oder links zu richten, was die anderen damit machen, sondern einfach die Finger in das erdig, klebrige Material vor mir drücken und schauen, was dabei entstehen kann. Als wir uns am zweiten Tag einer Skulptur versuchten war Hannas hilfreicher Tipp: "Am besten nur was wegnehmen. Schaut was sich in dem Stück Ton versteckt hat!" Ich habe meinem Tonklumpen zugeflüstert:  "Wollen doch mal schauen was sich in dir verbirgt!" und war sehr froh, dass es kein lila Elefant war.


 

Und ich habe das Allerbeste an der Arbeit mit Ton entdeckt: Wenn etwas nicht so gut gelingt, kann man problemlos das Ganze nochmal umformen oder sogar ganz von vorne anfangen - mit demselben Material! Das hat auch schon Jeremia beobachtet, als ihn Gott dazu aufgefordert hat sich neben eine Töpferschiebe zu stellen: 

Wann immer das Gefäß misslang, begann der Töpfer von neuem und machte aus demselben Ton ein anderes Gefäß. (Jeremia 18,4 the message) 

Und das war plötzlich ein ganz anfassbarer Gedanke, als ich mit tonverschmierten Händen in der Werkstatt stand: Gott greift nicht frustriert nach einem neuen Stück Ton wenn etwas misslingt. Er formt nochmal neu. Er nimmt Überflüssiges weg. Er berührt uns, immer wieder neu. Er macht den Ton wieder weich, wenn er zu lange nicht in seiner Hand lag. Er bringt ganz langsam, das zum Vorschein, was sich tief in uns verbirgt und schafft in großer Schöpferfreude ein einzigartiges Kunstwerk, mit so vielen Fingerabdrücke seiner Liebe auf unserer Seele...
 
 "Ihr werdet merken, da ensteht etwas, zwischen dem Ton und euch!", sagte uns Hanna am Anfang. Und genau so war es. Nach jeder Pause waren wir wieder mit frohen Schritten  Richtung Werkstatt unterwegs, in freudiger Erwartung "unseren Ton" wieder in die Hand zu nehmen. 

 

"Ich bin gern bei Dir!" Diesen hellen Satz aus Gottes Herz goß Hanna am Ende über unsere kleine Grupe aus, wie die Glasur über ihre Gefäße. Ich hoffe dieser Satz hält und wird fest, im Brennofen des Alltags. In dieser Sommerzeit, die mein Material ziemlich angreift. Und inmitten der hitzigen Wutausbrüche eines 14-Jährigen, die nach unzähligen Neuanfängen verlangen. 

That's why he came. To make something out of the mess. To take the shattered fragments of our lives and shape them and turn them into something whole and beautiful.  (Eugene Peterson)
Dazu ist er gekommen: Um aus dem unfertigen und zerbrochenen Material unseres Lebens etwas Heiles und Schönes zu formen. (sinngemäß übersetzt)

 



(von Herzen Danke an die OJC für die Gastfreundschaft und vor allem: DANKE Hanna  - Du hast jedem von uns einen Platz geschenkt und uns so ermutigt! In deiner Nähe fällt es mir leichter zu glauben, dass Gott gern bei mir ist.💛)

Mittwoch, 30. April 2025

Locker lassen (Ich mach mal Pause)

Jetzt ist schon wieder "nach Ostern" und ich hoffe ihr hattet gute Feiertage. Bei uns waren die Ferien sehr turbulent. Wir haben neben der Auferstehung von Jesus auch noch Geburtstage und unsere Gemeindefreizeit gefeiert und sind etwas außer Puste wieder im Alltag gelandet. So vieles ist liegengeblieben, dass ich das Gefühl habe gar nicht nachzukommen, mit allem was ich ganz dringend erledigen sollte (draußen sind 24 Grad und ich habe es noch nicht mal geschafft unsere Sommerklamotten aus dem Keller zu holen - ich fürchte mein Kind ist heute mit der Winterjacke in die Schule!). Heute morgen, als ich müde meine Bibel aufschlug, habe ich diesen wunderbaren Satz in der Message gelesen,den Paulus an die Kolosser schreibt:

I want you woven into a tapestry of love, in touch with everything there is to know of God. Then you will have minds confident and at rest, focused on Christ, Gods great mystery. (Col.2,2)

Ich möchte, dass euer Leben eingewebt ist in einen Wandteppich der Liebe, verbunden mit allem, was wir über Gott wissen können. Dann wird euer Innerstes zuversichtlich und ruhend sein, ausgerichtet auf Christus, Gottes großes Geheimnis. 

Foto: Canva


Auch wenn ich in Handarbeit nicht wirklich gut bin - mir gefällt dieses Bild: ein Leben, das eingewebt ist in Gottes Liebe. Alltage, die nicht gehetzt und getrieben sind, sondern die sich unter Gottes Händen in einem ruhigen Rhythmus, auf und ab bewegen, in ständiger Verbindung mit den gespannten Fäden, die uns Halt geben und nach oben ausrichten.

Ich fürchte, dass ich in Zeiten der Überforderung, stark dazu neige, mich selbst zu wichtig zu nehmen. Dann hilft es nicht, das Tempo noch mehr anzuziehen und am Leben zu zerren, sondern dann muß ich langsamer werden. Auch wenn alles in mir schreit: das geht doch nicht! Doch genau das geht. Mein Inneres zuversichtlich und ruhend werden lassen, ausgerichtet auf Gottes Liebe.  Ganz praktisch sieht das für mich gerade so aus:

Nicht die Aufgaben der nächsten Wochen heute schon mit mir durch den Tag tragen. Einen  Tag nach dem anderen nehmen (und manchmal auch: eine Stunde nach der anderen!). Mich daran erinnern, dass Jesus uns mit Schafen verglichen hat, die definitiv keine Lasttiere sind, sondern einfach dem Hirten hinterherlaufen und sich Tag für Tag führen lassen.

Sorgen auf Jesus werfen. Manchmal muß ich dafür nachts im Dunkeln pantomimisch einen Schneeball bauen und ihn energisch Richtung Decke werfen (gut dass mein Mann so tief schläft und davon nichts mitbekommt!).

Alltagsbegegnungen priorisieren. Die innere Bereitschaft zu haben mich unterbrechen zu lassen und mein Tun nicht so wichtig zu nehmen.

Mich nicht erst dann hinsetzten, wenn alles erledigt ist, sondern weil Feierabend ist. Mich auf das Sofa fallenlassen und  - wie John Marc Comer das so gut ausdrückt - mich ein wenig anschauen lassen von dem Gott, der mich in Liebe anschaut. 

Am Ende des Tages der Sehnsucht nachgeben, eine Abendrunde zu machen, am Flieder riechen, die Raben auf dem Feld beobachten und mich daran erinnern, dass die Welt ohne mich nicht unter geht - die Sonne aber schon.

Und ich mache eine kleine Blogpause. Einfach weil ich spüre, dass es gerade Zeit dafür ist, nicht zu sehr an den Fäden zu ziehen sondern ein wenig lockerer zu lassen. Nicht so viel: "Ich muß aber" und "ich sollte doch"  sondern ein wenig mehr: "was hast DU dir für mich gedacht?"  "Wohin willst DU mich führen?" Gott das Herz hinhalten. Den guten Hirten leiten lassen...

Danke für eure Mitlesen bis hierher. Ich melde mich wieder. Bis dahin - bleibt zuversichtlich und ausgerichtet auf Gottes große Liebe, in der wir leben dürfen. 

 

 

Mittwoch, 9. April 2025

Vor Ostern...

...gehe ich viel nach draußen. Manchmal um einen schlecht gelaunten Teenager vor einer schlecht gelaunten Mutter zu schützen. Viel öfters aber: Um zu Staunen! So viel Schönheit ist da draußen zu bewundern... In unserem kleinen Wäldchen staune ich über den Teppich der Buschwindröschen, der sich über den Waldboden legt, der noch voll mit trochenem Laub vom letzten Jahr ist. Zart und beharrlich wachsen die Blumen durch die vertrockneten Laubschichten. Wie gut, dass die Blüten nicht erst dann auftauchen, wenn der Waldboden gefegt ist und das neue Leben auch anständig begrüßt wird.


...ist es stiller in der Wohnung. Ich putze und koche ohne meine Lieblings-Podcasts und es fällt mir nicht leicht. Diese inspirierenden (wenn auch einseitige) Unterhaltungen und gute Gedanken fehlen mir. Meine Seele ist wie ein unzufriedenes Kind, dem die Süßigkeiten, und das schöne Sättigungsgefühl danach, verwehrt werden. Ich versuche mich daran zu erinnern, wo mein großer Hunger nach Leben gestillt wird (Memo an mich selbst: Das Handy ist es nicht!).


 

...werde ich auf dem Lieblingsflohmarkt im Nachbarort fündig. Das Kind zieht schon ungeduldig Richtung Tür und da steht er: Mein Staubsauger! Genau so einer, wie ihn mir meine Mutter mir vererbt hat und der in den letzten Wochen mehr gespuckt als gesaugt hat. Ich konnte mich aber einfach nicht von dem alten Gerät trennen, den man heute gar nicht mehr kaufen kann. Und nun steht das gleiche Model vor mir! In eindeutig besserer Verfassung. Als hätte meine Mama ihn mir hingestellt. Wenn ich meinen Haushalt erledige denke ich oft an sie. Ich bin erstaunt wie sehr die Art und Weise wie ich die alltäglichen Dinge tue, der Art ähnelt, wie sie die Dinge getan hat. Sie hat mir mit ihrem geerdeten und ruhigen Leben Orientierung geschenkt. Das wird mir erst jetzt klar. Und dafür bin ich ihr sehr dankbar.


 

...haben wir viel Zeit zusammen. Das Kind hat den Arm gebrochen und ist deshalb mehr Zuhause als ihm (und mir) lieb ist. Dafür reden wir mehr miteinander. Und spielen. Das alte Spiel, das ich auch auf dem Flohmarkt gefunden habe. Und unser liebstes Würfelspiel. Wir streiten und vertragen uns wieder und diskutieren (sehr lebhaft!) über eine angemessene Mediennutzung. Und währenddessen heilen die Knochen wieder zusammen.



 

...bin ich mit dem neuen Buch unterwegs. In Wohnzimmern, Gemeindehäusern, Buchläden und Cafes. Ich genieße die Begegnungen und die wunderbaren Momente, wenn ich die Geschichten vorlese und erleichert merke: Da kommt was an. Da wird an den richtigen Stellen gelacht oder seufzend genickt und am Ende reden wir gemeinsam über die Dinge, die uns wirklich bewegen. Was für ein Geschenk ist das! (am Samstag können wir uns hier treffen)


 

...lese ich die Passionsgeschichte. Wie in jedem Jahr lese ich wie Jesus sich auf den Weg nach Jerusalem macht. Wie er mit den Jüngern das Passahmahl feiert. Wie er seine letzten Worte an sie richtet, bevor er den schweren Weg zum Kreuz geht. Ich umkreise dieses Geheimnis seit so vielen Jahren und verstehe doch immer noch so wenig. Einmal im Jahr braucht diese Geschichte viel Platz. Damit Sauerstoff an die Seele kommt. Von ganz tief unten. Und das neue Leben durch die vertrockneten Schichten nach oben wachsen kann. Mitten hinein in meinen ganz gewöhnlichen Alltag. 




Vor Ostern...

...freue ich mich auf Ostern. 

 



Dienstag, 25. März 2025

Gott hat (k)einen Plan für mein Leben.

Der Frühling ist hier mal wieder überwältigend! In unserem Garten grünt und blüht es. Gestern stand die sympathische Weissrussin, die seit kurzem mit uns im Haus wohnt, am Fenster und hat unser Blumenbeet bewundert. "Christina, du bist eine grrrroooßartige Gärtnerin!", rief sie mir, mit ihrem wunderbaren russichen Akzent, bewundernd zu. Das Kompliment musste ich leider lachend abwehren. Es war die Vorbesitzerin unseres Gartens, die den grünen Daumen hatte.  Jedes Jahr blühen die Blumenzwiebeln, die sie vor Jahren gesteckt hat, wieder neu auf. Meine größte - und leider völlig berechtigte! - Sorge ist, dass ich ihr System kaputt mache. Immer mal wieder bepflanze ich nach Lust und Laune unsere Blumenbeete mit irgendeiner Blume, die mir gerade gut gefällt. Dabei grabe ich dann leider andere Keimlinge aus und stecke sie, leicht erschrocken, wieder zurück in den Boden. Mein Mann, der Gärtner, schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. "Mach doch einen Gartenplan!", bittet er mich schon seit längerem. Aber ich weigere mich so etwas steriles und mathematisches wie einen "Gartenplan" dem wilden, wunderbaren Leben aufzudrücken. Jetzt, nach fünf Jahren wildem Einpflanzen (mit wenig langlebigem Erfolg!) frage ich zum ersten Mal zaghaft nach was genau den so ein Gartenplan ist. So wie ich das jetzt verstanden habe geht es vor allem darum, zu wissen was man wo eingepflanzen will und sich das Ganze dann auch auf einem Plan zu merken, damit man es nicht wieder ausversehen auspflanzt. Soweit so logisch. Ich höre auf den Gärtner meines Herzens und werde zum ersten Mal in meinem Leben einen Gartenplan entwerfen. 


Während ich so die Linien ziehe (und mich zu erinnern versuche was ich im letzten Jahr alles eingepflanzt habe), überlege ich, ob ich einen meiner Glaubenssätze vielleicht auch neu überdenken muss: Gott hat keinen Plan für mein LebenJa, ich weiß - eigentlich hören wir das oft anders. Wir bekommen gesagt, dass Gott sehr wohl einen Plan hat. Und wir denken dabei an unsere Berufs- oder Partnerwahl, an welchem Ort wir leben, welcher Gemeinde wir uns anschließen sollten... Alles äußere Dinge, die Gott angeblich schon in voraus für uns geplant hat, wie ein ehrgeiziger Architekt, der alles auf dem Reißbrett fein säuberlich festgelegt hat, damit wir das auch perfekt umsetzten können. Und wehe wir machen etwas falsch - dann greift höchstens noch Plan B und Gott sagt schulterzuckend: "Ich hatte das eigentlich anders geplant. Jetzt schau wie du mit dem Chaos deines Lebens fertig wirst." Und nein - so glaube ich das schon lange nicht mehr! Deshalb würde ich mit frohem Herzen sagen: Gott hat keinen Plan für mein Leben! Ich stelle mir das vielmehr so vor, wie er händereibend und mit Gärtnerschürze neben uns steht und wir überlegen zusammen, was aus meinem dunklen Lebensboden alles Schönes wachsen könnte. Und jetzt kommt der Gartenplan ins Spiel. Weil der weltbeste Gärtner tatsächlich ein paar gute Ideen auf Lager hat, wie man das Beet bepflanzen könnte. Dabei geht es nicht um gerade Linien oder um einen 5-Jahresplan für die beeindruckendsten Gewächse oder wie Gartenabfälle verhindert werden können. Sondern es geht darum zu verstehen, dass manche Pflanzen zum Wachsen ein bisschen mehr Platz brauchen, als andere. Und manche brauchen einen bestimmten Ort, weil sie beispielsweise nur im Schatten wachsen. Andere müssen zur bestimmten Zeit eingepflanzt werden, nur dann können sie richtig Wurzeln schlagen.  Wieder andere wachsen sehr, sehr langsam und das sollte ich wissen und sie nicht schon entmutigt im nächsten Jahr ausreißen, wenn sich nichts getan hat. Es gibt also so einiges zu beachten. Und deshalb sagt der Gärtner strahlend: "Lass uns einen Plan machen. Lass uns schauen, wie wir dieses wilde wunderbare Leben in dir zum Blühen bringen." Und während wir zusammen unsere Hände in den Dreck stecken gibt er ein paar Tipps, die richtig gut sind:

Mein Wort braucht viel Platz in deinem Herz. (Kol.3,16)

Dankbarkeit ist der beste Dünger, zu jeder Jahreszeit! (1.Thess.5,18) 

Hoffnung bewässert das Beet ganz wunderbar. Aber Vorsicht: nicht mit reinem Optimismus überschwemmen! (Röm.12,12)

Barmherzigkeit gedeiht am besten im Schatten (2.Korinth.1,4)

Gegen das Unkraut nimm täglich Vergebung in Anspruch und streu sie auch reichlich aus (Kol.3,13)

Vergiß nicht am Abend den  Zorn wegzuräumen  (Eph.4,26)

Achte besonders auf die bitteren Wurzeln! Umso länger du sie wachsen lässt umso größeres Werkezug brauchen wir dafür! (Hebr.12,15) 

Während ich diese "Tipps" hier aufschreibe, denke ich schon fast wieder entmutigt: Was es da alles zu beachten gibt! Ich bin einfach keine gute Gärtnerin! Aber mein Freund mit dem grünen Daumen kniet neben mir und flüstert mir zu: "Ich helfe dir! Zusammen bringen wir das Beet zum Blühen."Und dann kritzelt er etwas auf den Gartenplan und setzt fröhlich pfeiffend ein paar Samen ganz tief in den dunklen Boden und gibt den feinen Kompost aus toten Abfällen darüber. "Stinkt, aber belüftet den Boden", sagt er lachend. Und am Feierabend sitzen wir verschwitzt auf der Gartenbank und tragen ein, was wir ausgesät haben und bevor mir müde die Augen zufallen höre ich ihn flüstern: "Am Ende wird das richtig schön, vertrau mir!" 

 

Gott wird nicht aufhören, seine Saat in den Boden deines Lebens zu säen. Kannst du sehen, wie hoffnungslos verliebt er in uns ist? 
In seiner Beharrlichkeit wird Gott nicht damit aufhören, bis er unseren guten Boden findet, der eine Ernte hervorbringt, die deine kühnsten Träume übersteigt.... Die Ernte, die unsere kühnsten Träume übertrifft, ist ganz einfach dies: die Fingerabdrücke eines liebenden Gottes auf unserer Seele. 
(aus: In der Ruhe liegt die Kraft. Jennifer Dukes Lee).  

 

Ach und vergangene Woche habe ich nicht nur das sehr empfehlenswerte Buch von Jennifer Dukes Lee von meinem Verlag geschenkt bekommen (aus dem das obige Zitat ist), sondern ich war dort auch im Flügelverleih-Podcast zu Gast. Die zwei wunderbaren Moderatoren haben mich in ein schönes Gespräch über mein neues Buch verwickelt. Falls ihr Lust habt reinzuhören - vielleicht sind ein paar gute "Gartentipps" dabei? :-)  

https://gerth.lnk.to/christina-schoeffler-2


Donnerstag, 13. März 2025

Gestillt.

"Was willst du in diesem Jahr fasten?" hat mich mein Mann letzte Woche gefragt. Meine erste Reaktion war: "Gar nichts!", weil ich auf so appellhafte Fragen immer sehr bockig reagiere. Aber dann habe ich ein bisschen gebetet und darüber nachgedacht, was ich vielleicht mal 40 Tage sein lassen könnte. Wo gerade mein "zu viel" ist. Und ich habe gemerkt, dass sich mein Leben gerade ziemlich laut und aufgeregt anfühlt. Manches ist nicht zu ändern, aber es gibt Stimmen die ich ganz bewusst einschalte: Während ich putze oder koche oder längere Strecken im Auto unterwegs bin höre ich gern interessante Podcasts oder Predigten. Und das sind keine schlechten Stimmen. Da ist so viel Inspirierendes und Gutes dabei. Über manches würde ich auch gern noch länger nachdenken, aber dann lockt mich schon wieder die nächste Folge oder der spannende Link, den mir eine Freundin geschickt hat. Und mittendrin spüre ich die Sehnsucht, die sanfte Stimme von Jesus klarer zu hören. Ich glaube es war der Prediger Bill Johnson der sagte: Das Problem ist nicht, dass wir Gottes Stimme nicht hören können, sondern wir hören auf zu viele Stimmen. Deshalb will ich, zumindest äußerlich, ein paar Stimmen in dieser Fastenzeit abschalten. Ich möchte die ruhige Stimme besser wahrnehmen, die mich in meinem tiefsten Sein bestätigt und mein Herz beruhigt. David drückt das so wunderbar in einem Psalm aus: 

Mein Herz überhebt sich nicht, meine Augen blicken nicht hochmütig,
ich gehe nicht mit Dingen um, die zu groß und zu wunderbar für mich sind.
Vielmehr habe ich meine Seele besänftig und zur Ruhe gebracht. 
Wie ein gestilltes Kind bei seiner Mutter, 
wie ein gestilltes Kind,
ist meine Seele in mir.
Israel, hoffe auf den Herrn, von nun an bis in Ewigkeit.  (Psalm 131)
Mir gefällt dieser Ausdruck: Die Seele besänftigen. I have cultivated a quiet heart, übersetzt das Eugene Peterson in der Message. In einer unruhigen und lauten Zeit will ich so lange besänftigend auf meine Seele einwirken, bis sie wie ein gestilltes Kind in den Armen der Mutter ist.
 
Foto:Canva

 
Als vor ein paar Tagen mein neues Buch hier ankam, da war - anstatt Freude - so viel Unsicherheit und Unruhe in mir. Ob es "gut genug" ist. Ob die Geschichten nicht viel zu klein und gewöhnlich sind. Und überhaupt: Was denke ich eigenlich wer ich bin?  Meine Seele war wie ein aufgeregt schreiendes Baby! Diese Stimmen sind leider nicht so leicht abzuschalten. Der innere Kritiker, mitsamt den ängstlichen und sorgenvollen Stimmen, die mich oft so unruhig machen und mir den Schlaf rauben. Meine Seele besänftigen heißt dann, sie wie ein kleines Kind an der Hand zu nehmen und in die liebevolle Nähe von Jesus zu bringen. Wenn es sein muß mehrmals am Tag ;-).  Wenn ich auf seinen Herzschlag höre, dann legt sich langsam die Unruhe. Mein unersättliches Bedürfnis, wahrgenommen und gesehen zu werden wird gestillt. Ich höre auf mich mit Dingen zu beschäftigen, die zu groß und wunderbar für mich sind. Und ich weiß wieder wer ich bin: Sein geliebtes Kind. Um alles andere wird er sich kümmern...
 
 
 

 
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