Vergangenen Samstag lag ich noch mit einer Freundin und ihren zwei Jungs am Badesee. Wir haben den (wahrscheinlich) letzten heißen Spätsommertag angemessen verabschiedet: mit Pommes und Eis im Bauch und Sand zwischen den Fußzehen. Pünktlich zum Beginn des neuen Schuljahrs hat bei uns das Herbstwetter eingesetzt. Das örtliche Schwimmbad schließt die Tore - End of Season! - und ich ziehe glücklich meine Regenjacke an und gehe nach draußen, versuche die stachligen Kastanienschalen zu öffnen (noch ein bisschen zu früh!) und besuche den kleinen Teeladen im Nachbarort. Die Verkäuferin freut sich auch über das abgekühlte Wetter- schließlich kaufen die Leute jetzt mehr Tee bei ihr. Wir reden darüber, wie schön das ist, dass wir vier Jahrezeiten haben und sie sagt: "Immer wenn ich denke, dass es jetzt aber auch reicht mit Sommer, oder Herbst oder Winter... kommt die nächste Jahreszeit. Und ich freu mich daran. " Ich kann ihr nur zustimmen (auch wenn ich hinzufügen muß, dass der Herbst eine besondere Freude bei mir auslöst!).
Auf dem Rückweg frage ich mich, ob das nicht vielleicht auch auf unsere Lebenszeit zutreffen könnte: Dass immer dann, wenn man denkt " jetzt reicht es aber!" (mit dem Nächte durchtanzen und der jugendlichen Freiheit, mit dem Kindererziehen oder dem Ausprobieren von verschiedenen Lebensentwürfen, mit der beruflichen Karriere und dem Wunsch ganz vorne mit dabei zu sein..) die nächste Jahreszeit um die Ecke kommt.
Ihr merkt: mit dem kommenden Herbst mache ich mir wieder Gedanken über das Älterwerden und die Veränderungen des Lebens. Manches davon macht mir auch Angst. Es stimmt ja, was die Holllywood Diva Mae West gesagt hat: Altwerden ist nichts für Feiglinge. Aber vielleicht können wir die nächste Lebenszeit in der frohen Gelassenheit begrüßen, dass es jetzt auch Zeit dafür wird? Während dem Schreiben muß ich an meine Oma denken, die in ihren letzten Lebensjahren so zufrieden auf ihrem Sofa saß und wenn sie nicht gerade Besuch von ihren Freundinnen hatte, war sie meist in eins ihrer Bücher vertieft. Sie hatte kein einfaches Leben aber auf ihrer letzten Wegstrecke auf dieser Welt war sie so erfüllt von einem dankbaren Staunen...
Und mit dem Staunen bin ich auch wieder in Gedanken bei der Sommerzeit. Langsam sortiere ich die Erlebnisse und einige davor sind viel zu groß, dass sie in irgendeine Schublade passen würden. Ich lasse sie einfach draußen liegen und bewundere sie noch ein wenig. Und ich denke daran, wie wir morgens in unser Auto gestiegen sind, froh die Klimaanlage einzuschalten und der Hitze zu entkommen, und mir auf den ersten Kilometern Meilen immer dieses Lied zugeflogen ist:
Open the eyes of my heart Lord, I want to see you!
Singend sind wir losgezogen, gespannt was um die nächste Ecke liegt....
Das ist ein Gebet das ich gerne mitnehmen will, in die nächste Jahres- und Lebenszeit: Ich wünsche mir offene Augen! Ich bitte mit dem Blinden, den Jesus fragt was er ihm tun soll, dass ich sehend werde! ...und alle Schönheit ist Abglanz von Ihm, schreibt Ann Voscamp.
Auch wenn um die Ecke nicht der gewaltige Grand Canyon liegt oder die beeindruckenden Mammutbäume. Jetzt sind es samtige Kastanien und bunte Herbstblätter und ruhige Begegnungen am Abend - vor unserem Ofen oder auf den kommenden Musiklesungen (schaut gerne mal hier vorbei, ihr seid herzlich dazu eingeladen!).
End of season heißt eben auch immer: Anfang der nächsten Season...ach, ich freue mich auf den Herbst!
Open die eyes of my heart lord, I want to see you.
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